Mit dem Kopf durch die Brombeeren, oder: Kirschbaumberg Nordostgrat
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"Sollmer widder ma' Töürla z'samm' geh'?" ... fragt neulich der Brückners Nik. "Freilich!" antworte ich und hole die To-Do-List hervor. Liste und Topo-Karte sagen, dass oberhalb des Kirschbaumwasens im Murgtal eventuell kraxelbar Felsiges versteckt sein könnte. Also mal hingfahrn, hochgschtieflt, nachgschaut.
Tatsächlich liegt dort vielerlei Granit im Wald herum – und an der Nordostflanke des Kirschbaumbergs sogar in Linie! Deswegen setzen wir hiermit hochoffiziell den Kirschbaumberg-Nordostgrat auf die Hikr-Karte. Und auch weiter unten gibt es Kraxelmöglicheiten.
Die Felsen sind allerdings oft nur erreichbar mit Stolperei durch Brombeer-Ranken, unter denen wiederum fußgelenkfreundliches Geröll liegt. Aber wurscht: Alles in Allem wurde es zu einer der erlebnisreichsten Neuentdeckungen der letzten Zeit. Als Soundtrack zum Bericht empfiehlt der Nik Journeys Don't Stop Believin' (aus offensichtlichen Gründen) und ich R.E.M.s End Of The World (aus ebenso offensichtlichen Gründen).
Milde Temperaturen und relative Trockenheit herrschen in den ersten Januartagen. Wir starten an einem Parkplatz nur wenige Meter nordwestlich der Murgtalsperre. Sie ist übrigens Teil eines fuchsig umgesetzten Wasserkraft-Systems im und ums Murgtal, in
diesem Tourenbericht hab ich etwas mehr darüber geschrieben. Wir müssen in nördliche Richtung und hüpfen dafür erstmal über den Hornbach.
Besser für den letztendlich gegangenen, hier hinterlegten Tourenverlauf wäre ein Start direkt am Kirschbaumwasen. Aber unsere ursprüngliche Routen-Planung sah noch einen Tobel-Abstecher im Süden vor.
Auf der anderen Seite des Hornbachs steigen wir den Hang unterholzig hoch bis zu einer Wegtrasse, halten uns an der nächsten Gabelung (oberhalb der Häuser am Kirschbaumwasen) links/nördlich und gehen weiter zum Tobel des Rohrgrundbachs. Wir queren auch hier irgendwann direkt runter über den Bachlauf, da der Weg morastig und eh fast verschwunden ist. Auf der anderen Seite ist er wieder sichtbarer und führt uns weiter in nördliche Richtung mit schönen Blicken ins Murgtal. Im Hang oberhalb sehen wir nun kleinere, bald auch größere Granit-Nasen. Also mal hineingestiegen! Arg zugewuchert mit Brombeeren sind die Sockel an und leider auch einige gute Rinnen in den Felsen, so dass wir immer schaun müssen, was am meisten Kraxelgenuss bringen könnte. Ein Direttissima-Durchstieg im One-Way-Sinne geht hier erstmal nicht, aber für schöne Aussichten hebeln wir uns auch hier und da gerne zweimal durch dieselbe Partie (solche dann T4/I). Und tatsächlich wirkt das Murgtal von kleinen Felsbalkonen aus betrachtet am schönsten :-) Oben erreichen wir an einer Sitzbank eine breite Forstautobahn, auf der auch der Wanderweg "Murgleiter" verläuft. Wir gehen sie rechts/nördlich, nach einigen hundert Metern einen Jägerstand passierend.
Hier könnte man – was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten – einem Ost-Ausläufer des Nordostgrats hinauf folgen, und träfe oberhalb direkter auf die nächsten Felsen. So würden wir's jedenfalls bei der nächsten Begehung machen.
Wir wandern weiter in nordöstlicher Richtung und später ein Stück um die Nase des Kirschbaumbergs herum, dann zickzack hoch zu ihr auf wiederum überwuchertem Forstweg. In dem Moment, wo sich dieser Weg vollends in einem Fichten-Kindergarten auflöst, sehen wir aber schon hinter den Bäumen die ersten Granitblöcke herumlungern und uns freundlich zuwinken. Diese Einladung lassen wir uns nicht zweimal geben und steigen (nach der obligatorischen Brombeer-Querung) neugierig hinein und hinauf. Es ist der im Titel genannte Nordostgrat. Nik im Vorstieg findet für den ersten Zwischengipfel auch gleich eine Rinne, durch die wir uns zackig hochspreizen. Großer Spaß in T4/II.
Aber das war erst der Anfang: Stufe folgt auf Block folgt auf Trumm, wir wuchten uns Etage um Etage höher und schon diese Felsgruppe ist ein herrliches Labyrinth aus moosleuchtendem Granit, der in seiner Durcheinandergewürfeltheit nun deutlich mehr Orientierungssinn und Entscheidungsfreude von uns fordert als die kleineren Granitnasen weiter unten. Das Problem Brombeer-Ranken ist zum Glück bald obsolet, vorerst, vermutlich sind die Wuchsbedingungen direkt zwischen den Felsen schlechter. Das obere Ende dieser ersten Felsgruppe bildet schliesslich ein steil aufragender Doppelgipfel. Dessen höchsten Punkt erreichen wir über eine offensichtliche Route (T5/II): eine Rampe rechts hinauf, dann durch eine Rinne und oben wahlweise auf einen Reitgrat oder ein schmales, recht ausgesetztes Band darunter. Danach geht's in ein Schartl zwischen den beiden Gipfelchen hinein. Obacht vor Spalten und Löchern zwischen den Felsen! Hier könnte man auf den zweiten Gipfel steigen, doch danach geht's nicht weiter. Ein offensichtlicher Abstieg aus der Einsattelung durch eine Rinne wird durch zuviel Brombeer-Ranken und Moos verwehrt. Wir suchen besser Gangbares und steigen letztlich zunächst durch die Aufstiegsrinne zurück. Dann bietet sich die Möglichkeit, den Doppelgipfel rechts zu umgehen und wieder runter auf Waldboden-Niveau zu kommen.
Nun nochmal herzhaft durch Brombeeren und über Blockwerk, kurzzeitig flacht das Terrain ab und wir denken, das war's nun also ... aber weit gefehlt: hinter der Bäumen folgt die Fortsetzung des Grats mit den nächsten Felsgruppen, eine erste kleinere wird vom Nik fix erstiegen. Danach kommen ein paar Riesen: weniger in Form stark-verwittert-verfallenener Bauklötze, sondern in Form recht kompakter Türme. Da kommen wir zwar nicht hoch, aber urig ist's auch so, diese stimmungsvolle Felslandschaft zu erkunden.
In den Bäumen unterhalb sehen wir einen Wanderer, dem wir ein Hallo zurufen. Wir kommen ins Gespräch, es ist ein Einheimischer, der in der Nähe aufwuchs. Wir fragen nach dem kartenverzeichneten "Schloßfelsen" und er erklärt uns, dass dies der höchste der Türme sei und vor lang vergangener Zeit wohl mal eine Holzleiter zu einem kleinen Hüttle auf ihm heraufführte. Tatsächlich kann man noch die Befestigungseisen sehen. Ein Schloß stand hier nie, aber früher hat man den Felsen halt gern mal romantisierende Namen gegeben.
In Sichtweite südlich dahinter geht es jetzt freudig hinein in die nächsten Trümmer: Einstieg zwischen den Haupt-Erhebungen, tendenziell eher links des Grats, und immer so hoch droben wie möglich. Bei nächster Gelegenheit dann rechts zwischen Moos und Bäumchen auf die Grathöhe. An die allerhöchste Stelle kommen wir hier nicht, freuen uns aber trotzdem über das Erreichte sowie schöne Tiefblicke. Weiter linksseitig entlang herab und dort sogar einmal lustig durch ein kleines Felsfenster gerobbt. Dahinter betreten wir zwar keine neue Raum-Zeit-Dimension, jedoch immerhin das nächste Felslabyrinth. Wunderbar moosbewachsen ist der Granit auch hier, die tiefstehende Sonne scheint tief in den winterlich-entlaubten Wald hinein und lässt die moosigen Felsen hellgrün schimmern. Wir halten wieder Ausschau nach guten Durchstiegen und finden einen schönen Zwischengipfel (T4/II).
Herab und erneut links der Grathöhe entlang der Hauptfelsen dieses sich länger hinziehenden Fels-Wirrwarrs bis wir wieder eine Aufstiegsmöglichkeit zu einem kleinen Sattel entdecken. Von hier aus (Nik wartet da) steige ich auf der anderen Gratseite halb-runter zu einer Senke und kraxle von dort moosig-rustikal in T4/II nochmal ganz hinauf auf die Grathöhe, sprich auf die Gipfel-Plateaus einiger (von der Frostsprengung noch nicht ganz getrennter) Wollsack-Granite. Ich schlüpfe vorsichtig zwischen ein paar Jungfichten hindurch und habe oben von diesen Türmen nun die tiefsten Tiefblicke des Tages – supergut. Jetzt auf gleichem Weg zurück zum kleinen Sattel und dahinter durch nun etwas lichter bestandenen (und umso brombeerigeren) Wald zu den folgenden Felsen. Hier finden wir zur Abwechslung mal einen Aufstieg von rechts und schaffen eine Überschreitung zur anderen Seite. Dort durch hoch aufragende Trümmer und erneut auf Zwischengipfel hinauf, die sich hier und da anbieten, alles in T4/I.
Wieder laufen die Felsen im Gelände aus, wieder steigen sie etwas dahinter in die Höhe, auf zur nächsten Granit-Gruppe. Wir umgehen die nächsten Brombeerfelder, peilen die Felsen von rechts/Westen an und finden mittendrin noch einmal einen guten Aufstieg, oben gibt es erneut schöne Tiefblicke in die umliegende Wald-Fels-Landschaft. Herab geht es wieder auf der Ostseite, mittendrin bietet sich ein Fichtenstamm gut zum Weiterschwingen im Sinne von Weiterkommen an, T4/I. Auch diese Gruppe wird nach Süden hin flacher. Die letzten beiden Felsgruppen sind nun etwas niedriger und schnell erkraxelt. Nik klettert hoch, auch um nach einem Weiterweg zum südlich nahen Sattel Ausschau zu halten. Tatsächlich finden wir bald eine Wegtrasse, sie beginnt an einem Jägerstand, der lustig auf den nun wirklich aller-allerletzten Fels des Grats gezimmert wurde.
Jetzt auf breitem Forstweg über den Buckel der Hilsebene, südöstlich von ihr der Abwechslung halber zu einer Lichtung herunter und dort den kleinen Rohrgrundbach gequert, danach weiter südlich ins Gewann Hornbach. Hier verhauen wir uns Dank unserer Laaaberei, so müssen wir nun den Rest der Tour etwas anpassen. Dafür steigen wir auf einem zwar kartenverzeichneten, aber vor Ort nimmer existierenden Pfad einen Bergrücken unterholzig herab, und zwar entlang des Sporns im hiesigen Gewann: seine Falllinie läuft auf den Zusammenfluss von Rauhornbach und Hornbach zu. Die hier erhoffte Felsigkeit treffen wir oben aber zunächst nur in kleinen Mengen an. Weiter unten wird dieser Rücken dann von einem asphaltierten Forstweg (hier ebenfalls vom erwähnten Wanderweg "Murgleiter" genutzt) gequert. Unterhalb von ihm sehen wir dann aber tatsächlich erneut Granit aufragen, eingebettet natürlich wieder in allerlei Gemüse. Juchheee. Also ein letztes Mal herzhaft hereingestiegen und herabgehangelt. Diese Formation ist eine Art zweigeteilte breite Rippe mit Absatz dazwischen, auch einen Mini-Grat am unteren Teil kann man hier fix begehen. Wir sind mehr in der Botanik als am Fels, aber steil runter geht es so oder so. Das letzte Stück oberhalb des erneuten Erreichens des Wegs schliesslich ist eine Brombeer-Rinne mit feuchtem Geröll unter den Ranken. Wir surfen sie mit einem müden Lächeln ab. Leichtes Spiel – nach diesem Tagestraining ;-) T3+/I für die letzte Felspartie der Tour. Nun sind wir schon nah oberhalb unserer wartenden Autos, die wir über den Forstweg und kurze Weglosigkeit bald erreicht haben.
Niks Fazit: Aaaaaalso – eigentlich hatte ich ja Lust auf ne schöne Wanderung auf Wegen, zur Abwechslung mal. Aber irgendwie klappt das nicht mit uns beiden. Umso schöner war dann die überraschende Entdeckung und Begehung des Grats! Und so hat's dann weglos wieder richtig Spaß gemacht, mehr als auf den - sagen wir - nicht immer besonders spannenden Wegen dieser Gegend. Herzlichen Dank, Frank, für die Idee! Super war's!
Mein Fazit: großer Spaß in rustikalem Ambiente. Wir waren vor Ort erfreut über die tatsächliche Ausdehnung der Felsgruppen, mit etwas Umschauen findet man Zu- und Aufstiege zu den meisten von ihnen. Dass Brombeeren die Weltherrschaft anstreben, wissen wir schon länger ... immerhin stellen wir nach dieser Tour fest, dass sie nicht überall hin- und hoch kommen (wir aber ja auch nicht ;-) Eine Rückkehr zur Sommerzeit könnte Sinn ergeben, weil die Brombeer-Schlingen dann wenigstens auch futterbare Früchte tragen. Die Touren-Abschnitte zwischen den Kraxel-Terrains allerdings sind wie so oft in dieser Gegend unspektakuläre Schwarzwälder Mono-Fichte und diesmal leider auch öde Rodungsflächen.
Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen
Tatsächlich liegt dort vielerlei Granit im Wald herum – und an der Nordostflanke des Kirschbaumbergs sogar in Linie! Deswegen setzen wir hiermit hochoffiziell den Kirschbaumberg-Nordostgrat auf die Hikr-Karte. Und auch weiter unten gibt es Kraxelmöglicheiten.
Die Felsen sind allerdings oft nur erreichbar mit Stolperei durch Brombeer-Ranken, unter denen wiederum fußgelenkfreundliches Geröll liegt. Aber wurscht: Alles in Allem wurde es zu einer der erlebnisreichsten Neuentdeckungen der letzten Zeit. Als Soundtrack zum Bericht empfiehlt der Nik Journeys Don't Stop Believin' (aus offensichtlichen Gründen) und ich R.E.M.s End Of The World (aus ebenso offensichtlichen Gründen).
Milde Temperaturen und relative Trockenheit herrschen in den ersten Januartagen. Wir starten an einem Parkplatz nur wenige Meter nordwestlich der Murgtalsperre. Sie ist übrigens Teil eines fuchsig umgesetzten Wasserkraft-Systems im und ums Murgtal, in

Besser für den letztendlich gegangenen, hier hinterlegten Tourenverlauf wäre ein Start direkt am Kirschbaumwasen. Aber unsere ursprüngliche Routen-Planung sah noch einen Tobel-Abstecher im Süden vor.
Auf der anderen Seite des Hornbachs steigen wir den Hang unterholzig hoch bis zu einer Wegtrasse, halten uns an der nächsten Gabelung (oberhalb der Häuser am Kirschbaumwasen) links/nördlich und gehen weiter zum Tobel des Rohrgrundbachs. Wir queren auch hier irgendwann direkt runter über den Bachlauf, da der Weg morastig und eh fast verschwunden ist. Auf der anderen Seite ist er wieder sichtbarer und führt uns weiter in nördliche Richtung mit schönen Blicken ins Murgtal. Im Hang oberhalb sehen wir nun kleinere, bald auch größere Granit-Nasen. Also mal hineingestiegen! Arg zugewuchert mit Brombeeren sind die Sockel an und leider auch einige gute Rinnen in den Felsen, so dass wir immer schaun müssen, was am meisten Kraxelgenuss bringen könnte. Ein Direttissima-Durchstieg im One-Way-Sinne geht hier erstmal nicht, aber für schöne Aussichten hebeln wir uns auch hier und da gerne zweimal durch dieselbe Partie (solche dann T4/I). Und tatsächlich wirkt das Murgtal von kleinen Felsbalkonen aus betrachtet am schönsten :-) Oben erreichen wir an einer Sitzbank eine breite Forstautobahn, auf der auch der Wanderweg "Murgleiter" verläuft. Wir gehen sie rechts/nördlich, nach einigen hundert Metern einen Jägerstand passierend.
Hier könnte man – was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten – einem Ost-Ausläufer des Nordostgrats hinauf folgen, und träfe oberhalb direkter auf die nächsten Felsen. So würden wir's jedenfalls bei der nächsten Begehung machen.
Wir wandern weiter in nordöstlicher Richtung und später ein Stück um die Nase des Kirschbaumbergs herum, dann zickzack hoch zu ihr auf wiederum überwuchertem Forstweg. In dem Moment, wo sich dieser Weg vollends in einem Fichten-Kindergarten auflöst, sehen wir aber schon hinter den Bäumen die ersten Granitblöcke herumlungern und uns freundlich zuwinken. Diese Einladung lassen wir uns nicht zweimal geben und steigen (nach der obligatorischen Brombeer-Querung) neugierig hinein und hinauf. Es ist der im Titel genannte Nordostgrat. Nik im Vorstieg findet für den ersten Zwischengipfel auch gleich eine Rinne, durch die wir uns zackig hochspreizen. Großer Spaß in T4/II.
Aber das war erst der Anfang: Stufe folgt auf Block folgt auf Trumm, wir wuchten uns Etage um Etage höher und schon diese Felsgruppe ist ein herrliches Labyrinth aus moosleuchtendem Granit, der in seiner Durcheinandergewürfeltheit nun deutlich mehr Orientierungssinn und Entscheidungsfreude von uns fordert als die kleineren Granitnasen weiter unten. Das Problem Brombeer-Ranken ist zum Glück bald obsolet, vorerst, vermutlich sind die Wuchsbedingungen direkt zwischen den Felsen schlechter. Das obere Ende dieser ersten Felsgruppe bildet schliesslich ein steil aufragender Doppelgipfel. Dessen höchsten Punkt erreichen wir über eine offensichtliche Route (T5/II): eine Rampe rechts hinauf, dann durch eine Rinne und oben wahlweise auf einen Reitgrat oder ein schmales, recht ausgesetztes Band darunter. Danach geht's in ein Schartl zwischen den beiden Gipfelchen hinein. Obacht vor Spalten und Löchern zwischen den Felsen! Hier könnte man auf den zweiten Gipfel steigen, doch danach geht's nicht weiter. Ein offensichtlicher Abstieg aus der Einsattelung durch eine Rinne wird durch zuviel Brombeer-Ranken und Moos verwehrt. Wir suchen besser Gangbares und steigen letztlich zunächst durch die Aufstiegsrinne zurück. Dann bietet sich die Möglichkeit, den Doppelgipfel rechts zu umgehen und wieder runter auf Waldboden-Niveau zu kommen.
Nun nochmal herzhaft durch Brombeeren und über Blockwerk, kurzzeitig flacht das Terrain ab und wir denken, das war's nun also ... aber weit gefehlt: hinter der Bäumen folgt die Fortsetzung des Grats mit den nächsten Felsgruppen, eine erste kleinere wird vom Nik fix erstiegen. Danach kommen ein paar Riesen: weniger in Form stark-verwittert-verfallenener Bauklötze, sondern in Form recht kompakter Türme. Da kommen wir zwar nicht hoch, aber urig ist's auch so, diese stimmungsvolle Felslandschaft zu erkunden.
In den Bäumen unterhalb sehen wir einen Wanderer, dem wir ein Hallo zurufen. Wir kommen ins Gespräch, es ist ein Einheimischer, der in der Nähe aufwuchs. Wir fragen nach dem kartenverzeichneten "Schloßfelsen" und er erklärt uns, dass dies der höchste der Türme sei und vor lang vergangener Zeit wohl mal eine Holzleiter zu einem kleinen Hüttle auf ihm heraufführte. Tatsächlich kann man noch die Befestigungseisen sehen. Ein Schloß stand hier nie, aber früher hat man den Felsen halt gern mal romantisierende Namen gegeben.
In Sichtweite südlich dahinter geht es jetzt freudig hinein in die nächsten Trümmer: Einstieg zwischen den Haupt-Erhebungen, tendenziell eher links des Grats, und immer so hoch droben wie möglich. Bei nächster Gelegenheit dann rechts zwischen Moos und Bäumchen auf die Grathöhe. An die allerhöchste Stelle kommen wir hier nicht, freuen uns aber trotzdem über das Erreichte sowie schöne Tiefblicke. Weiter linksseitig entlang herab und dort sogar einmal lustig durch ein kleines Felsfenster gerobbt. Dahinter betreten wir zwar keine neue Raum-Zeit-Dimension, jedoch immerhin das nächste Felslabyrinth. Wunderbar moosbewachsen ist der Granit auch hier, die tiefstehende Sonne scheint tief in den winterlich-entlaubten Wald hinein und lässt die moosigen Felsen hellgrün schimmern. Wir halten wieder Ausschau nach guten Durchstiegen und finden einen schönen Zwischengipfel (T4/II).
Herab und erneut links der Grathöhe entlang der Hauptfelsen dieses sich länger hinziehenden Fels-Wirrwarrs bis wir wieder eine Aufstiegsmöglichkeit zu einem kleinen Sattel entdecken. Von hier aus (Nik wartet da) steige ich auf der anderen Gratseite halb-runter zu einer Senke und kraxle von dort moosig-rustikal in T4/II nochmal ganz hinauf auf die Grathöhe, sprich auf die Gipfel-Plateaus einiger (von der Frostsprengung noch nicht ganz getrennter) Wollsack-Granite. Ich schlüpfe vorsichtig zwischen ein paar Jungfichten hindurch und habe oben von diesen Türmen nun die tiefsten Tiefblicke des Tages – supergut. Jetzt auf gleichem Weg zurück zum kleinen Sattel und dahinter durch nun etwas lichter bestandenen (und umso brombeerigeren) Wald zu den folgenden Felsen. Hier finden wir zur Abwechslung mal einen Aufstieg von rechts und schaffen eine Überschreitung zur anderen Seite. Dort durch hoch aufragende Trümmer und erneut auf Zwischengipfel hinauf, die sich hier und da anbieten, alles in T4/I.
Wieder laufen die Felsen im Gelände aus, wieder steigen sie etwas dahinter in die Höhe, auf zur nächsten Granit-Gruppe. Wir umgehen die nächsten Brombeerfelder, peilen die Felsen von rechts/Westen an und finden mittendrin noch einmal einen guten Aufstieg, oben gibt es erneut schöne Tiefblicke in die umliegende Wald-Fels-Landschaft. Herab geht es wieder auf der Ostseite, mittendrin bietet sich ein Fichtenstamm gut zum Weiterschwingen im Sinne von Weiterkommen an, T4/I. Auch diese Gruppe wird nach Süden hin flacher. Die letzten beiden Felsgruppen sind nun etwas niedriger und schnell erkraxelt. Nik klettert hoch, auch um nach einem Weiterweg zum südlich nahen Sattel Ausschau zu halten. Tatsächlich finden wir bald eine Wegtrasse, sie beginnt an einem Jägerstand, der lustig auf den nun wirklich aller-allerletzten Fels des Grats gezimmert wurde.
Jetzt auf breitem Forstweg über den Buckel der Hilsebene, südöstlich von ihr der Abwechslung halber zu einer Lichtung herunter und dort den kleinen Rohrgrundbach gequert, danach weiter südlich ins Gewann Hornbach. Hier verhauen wir uns Dank unserer Laaaberei, so müssen wir nun den Rest der Tour etwas anpassen. Dafür steigen wir auf einem zwar kartenverzeichneten, aber vor Ort nimmer existierenden Pfad einen Bergrücken unterholzig herab, und zwar entlang des Sporns im hiesigen Gewann: seine Falllinie läuft auf den Zusammenfluss von Rauhornbach und Hornbach zu. Die hier erhoffte Felsigkeit treffen wir oben aber zunächst nur in kleinen Mengen an. Weiter unten wird dieser Rücken dann von einem asphaltierten Forstweg (hier ebenfalls vom erwähnten Wanderweg "Murgleiter" genutzt) gequert. Unterhalb von ihm sehen wir dann aber tatsächlich erneut Granit aufragen, eingebettet natürlich wieder in allerlei Gemüse. Juchheee. Also ein letztes Mal herzhaft hereingestiegen und herabgehangelt. Diese Formation ist eine Art zweigeteilte breite Rippe mit Absatz dazwischen, auch einen Mini-Grat am unteren Teil kann man hier fix begehen. Wir sind mehr in der Botanik als am Fels, aber steil runter geht es so oder so. Das letzte Stück oberhalb des erneuten Erreichens des Wegs schliesslich ist eine Brombeer-Rinne mit feuchtem Geröll unter den Ranken. Wir surfen sie mit einem müden Lächeln ab. Leichtes Spiel – nach diesem Tagestraining ;-) T3+/I für die letzte Felspartie der Tour. Nun sind wir schon nah oberhalb unserer wartenden Autos, die wir über den Forstweg und kurze Weglosigkeit bald erreicht haben.
Niks Fazit: Aaaaaalso – eigentlich hatte ich ja Lust auf ne schöne Wanderung auf Wegen, zur Abwechslung mal. Aber irgendwie klappt das nicht mit uns beiden. Umso schöner war dann die überraschende Entdeckung und Begehung des Grats! Und so hat's dann weglos wieder richtig Spaß gemacht, mehr als auf den - sagen wir - nicht immer besonders spannenden Wegen dieser Gegend. Herzlichen Dank, Frank, für die Idee! Super war's!
Mein Fazit: großer Spaß in rustikalem Ambiente. Wir waren vor Ort erfreut über die tatsächliche Ausdehnung der Felsgruppen, mit etwas Umschauen findet man Zu- und Aufstiege zu den meisten von ihnen. Dass Brombeeren die Weltherrschaft anstreben, wissen wir schon länger ... immerhin stellen wir nach dieser Tour fest, dass sie nicht überall hin- und hoch kommen (wir aber ja auch nicht ;-) Eine Rückkehr zur Sommerzeit könnte Sinn ergeben, weil die Brombeer-Schlingen dann wenigstens auch futterbare Früchte tragen. Die Touren-Abschnitte zwischen den Kraxel-Terrains allerdings sind wie so oft in dieser Gegend unspektakuläre Schwarzwälder Mono-Fichte und diesmal leider auch öde Rodungsflächen.
Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen
Tourengänger:
Nik Brückner,
Schubi


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