Sonntagshorn (1961 m) - von Weißbach via Aibleck


Publiziert von 83_Stefan , 2. Juni 2020 um 09:17. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Chiemgauer Alpen
Tour Datum:17 Mai 2020
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via B 305 nach Weißbach a.d. Alpenstraße; kostenfreier Parkplatz an der Kreuzung Auenstraße/Öderweg sowie einige Parkmöglichkeiten am südwestlichen Ende der Straße Am Litzlbach.
Kartennummer:AV-Karte BY19 - Chiemgauer Alpen Ost, Sonntagshorn.

Wer den weiten und beschwerlichen Aufstieg von Weißbach über das Aibleck zum Sonntagshorn auf sich nimmt, bekommt allerhand geboten. Am schmalen Steig durch die wildromantischen Täler von Litzlbach und Vorderem Steinbach mit ihren steilen, erodierten Flanken fühlt man sich in eine andere Zeit zurückversetzt. Hier ist kaum jemand unterwegs und nur ein paar Versicherungen an besonders ausgesetzten Wegetappen zeugen von der Anwesenheit des Menschen in dieser Wildnis. Unvermittelt tritt man schließlich über dem tief eingeschnittenen Bach aus dem Wald hinaus in die fast ebene Wiese der verfallenen Unzentaler Alm, in deren Felsenrund sich das Aibleck über dem Talschluss zeigt - was für ein einmaliger, magischer Ort! Wären Aibleck und Sonntagshorn keine so verlockenden Ziele, könnte man hier glatt für immer verweilen.

An der Ecke Auenweg/Öderstraße in Weißbach befindet sich ein kostenfreier Parkplatz. Man wandert am Öderweg in südöstlicher Richtung durch den Ort, zweigt nach rechts ab und folgt der Straße Am Litzlbach aus dem Ort hinaus (optionale Parkmöglichkeit). An einer Verzweigung hält man sich links und überquert den Bach; auf der anderen Seite beginnt der Steig zum Sonntagshorn (beschildert).

Der Steig leitet im Wald hoch über dem Litzlbach taleinwärts und trifft schließlich wieder auf den Fahrweg, dem man weiter folgt. Bald geht er in einen schmalen Steig über und führt durch die steile Flanke nach Süden. Ein tief eingeschnittener Graben wird gequert, dann schwenkt der Steig hinüber in den Teyergraben. Grob in südwestlicher Richtung geht es hinauf zum bewaldeten Sattel zwischen Teyerkogel und Rauhem Kopf, dabei sind mehrmals erodierte Gräben zu überwinden.

Im Sattel weist ein hölzernes Schild "Sonntagshorn" nach rechts. Der Steig führt nach Westen und erreicht bald einen steilen Graben mit Wasserfall, der mittels Drahtseil versichert auf einem Brett gequert wird. Es folgt ein weiterer versicherter Abschnitt beim Verlassen des Grabens, dann geht es in steiler, bewaldeter Flanke weiter. Der Steig führt an einer Höhle vorbei, passiert einen Aussichtspunkt am Rande des tief eingeschnittenen Vorderen Steinbachs und erreicht unvermittelt die fast ebene Wiese der verfallenen Unzentaler Alm - was für ein wunderbarer Kontrast zu den steilen Flanken, die den Wanderer seit Beginn der Tour begleiten! Am immer noch weit entfernten Talschluss grüßt das Aibleck, aber an diesem wunderbaren Ort legt man gerne eine wohlverdiente Pause ein.

Durch steilen Wald leitet der Steig in die Krummholzzone hinein. Es wird zunehmend schrofig, ab und zu muss man kurz die Hände zu Hilfe nehmen. Schließlich wird der Talschluss erreicht und es geht steil hinauf zu einer unbedeutenden Einsattelung südöstlich des Aiblecks, von wo aus man erstmals auf die andere Seite schauen kann. Wer sich das Sonntagshorn als Ziel gesetzt hat, der erkennt sofort, dass das Restprogramm noch sehr ansehnlich ist.

Der Steig leitet nach rechts - deutlich ansteigend - durch Latschen hinüber zum Südwestkamm des Aiblecks. Wenn man zu diesem abgeschiedenen Gipfel möchte, hält man sich rechts und steigt auf deutlich erkennbaren Spuren hinauf zu einem Vorgipfel. Von dort ist es zum Holzkreuz (mit Gipfelbuch aus 2013) nur noch ein Katzensprung. Die Aussicht auf weite Teile der Chiemgauer Alpen kann sich sehen lassen und das angeberische Sonntagshorn gibt sich unnahbar. Das Aibleck ist ein recht exklusiver Gipfel und ein perfekter Ort für eine Pause.

Am Kamm geht es wieder zurück zum Steig. Um auf das Sonntagshorn zu gelangen folgt man ihm weiter nach Südosten und umgeht am tiefsten Punkt einen Grataufschwung deutlich unterhalb auf der Südseite. Nachdem der Steig nach Süden ausgeholt hat, leitet er über eine steile, schrofige Stelle (Schlüsselstelle T4+, mit Drahtseil versichert) wieder hinauf zum Kamm und durch Latschen zu einer Zwischenerhebung, kurzzeitig darf man etwas kraxeln (I). Das Sonntagshorn liegt nun auf dem Präsentierteller. Man wendet sich wieder nach Westen und erreicht eine Scharte, an der von Norden der etwas stärker frequentierte, nicht offiziell bezeichnete Anstieg über das Hintere Kraxenbachtal einmündet. 

Zunächst geht es am Kamm weiter und durch eine Latschengasse rustikal nach oben, dann weicht der Steig in die Südflanke aus. Bei der Querung einer Rinne muss man etwas kraxeln (I, nicht ausgesetzt), dann leitet der Steig durch schrofiges Gelände wieder zum Kamm hinauf. Die letzten Meter geht es mit besten Ausblicken direkt am Nordostkamm hinauf. Kurzzeitig darf nochmals Hand an den Fels gelegt werden (Stelle I+, nicht ausgesetzt) und dann ist man endlich auf dem höchsten Berg der Chiemgauer Alpen angekommen (Gipfelkreuz und -buch), der seinem Ruf als grandioser Aussichtsberg alle Ehre macht: Berchtesgadener Alpen, die Steinberge, das Kaisergebirge, die Chiemgauer Alpen und an der Grenze zum Alpenvorland der glänzende Spiegel des Chiemsees - Bergsteigerherz, was willst du mehr?!? Aufgrund des kurzen Anstieg von Süden aus dem Heutal ist am Sonntagshorn in der Regel allerhand los, aber nach diesem einsamen Anstieg stört das kaum. 

Wenn man sich am Panorama sattgesehen hat, geht es am Aufstiegsweg wieder bergab zum Sattel zwischen Teyerkogel und Rauhem Kopf. Wer schon genug hat, der folgt dem bereits bekannten Weg zurück nach Weißbach. Hat man noch ein paar Pfeile im Köcher, kann man sich im Sattel rechts halten und dem hier beginnenden Fahrweg nach Südosten folgen, bis er die Schotterstraße zur Sellarnalm erreicht. Hier hält man sich links und folgt ihr nochmals etwas über 100 Höhenmeter durch Wald bergauf zur herrlich gelegenen Alm. Über der flachen Wiese schicken die Steinberge einen letzten Abschiedsgruß. An der Alm endet der Fahrweg und man folgt einem Steig hinauf zu einer Verzweigung, wo man sich links hält (beschildert). Durch Wald geht es entspannt hinunter ins Tal des Scharnbachs und der Steig quert zweimal einen Fahrweg, ehe er sich endgültig mit ihm vereinigt. Der Schotterpiste folgt man knieschonend, seinen Drahtesel allerdings kläglich vermissend abwärts. Am Litzlbach trifft man wieder auf den Anstiegsweg, zurück zum Ausgangspunkt ist es dann nicht mehr weit.

Schwierigkeiten:
Von Weißbach zum Aibleck: T4, I (schmaler, teils abgerutschter und mitunter versicherter Steig, der meist steile Flanken quert; an vereinzelten Stellen ist der Einsatz der Hände erforderlich).
Anstieg zum Sonntagshorn: T4+, I+ (Schlüsselstelle mit versicherter Querung einer bröselig-schottrigen Passage; hin und wieder muss etwas gekraxelt werden).
Abstieg vom Sattel zwischen Teyerkogel und Rauhem Kopf über Sellarnalm: T2 (weite Strecken Fahrweg, sonst unschwieriger Steig).

Fazit:
Eine herrlich ruhige 4*-Wanderung in wilder, ursprünglicher Landschaft - durch den abwechslungsreichen Anstieg wird einem keine Sekunde langweilig. Mit dem Sonntagshorn als Gruppenhöchstem hat die Tour einen Aussichtsberg erster Güte im Programm, das abgelegene Aibleck führt bis heute ein Schattendasein. Vorsicht: Die Tour ist sehr lang und erfordert auf weiten Strecken ein hohes Maß an Konzentration. Unbedingt sicheres Wetter abwarten!

Mit auf Tour: maxl.

Anmerkungen:
Wir haben entgegen der Beschreibung das Aibleck erst am Rückweg besucht; als Zwischenziel beim Aufstieg zum Sonntagshorn bietet es sich hingegen besonders an.
Der Runde über die Kraxenbachtäler ist hier beschrieben: *Sonntagshorn(1961m) via Kraxenbachtäler.
Aufstieg von Süden aus dem Heutal: *Sonntagshorn (1961 m) - von Süden auf den König der Chiemgauer Alpen.

Kategorien: Chiemgauer Alpen, Gruppenhöchste, 4*-Tour, 1900er, T4.

Tourengänger: maxl, 83_Stefan


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