Chicken feet, babe! Der Halbes-Hähnchen-Steig im Pfälzerwald


Publiziert von Nik Brückner , 9. Dezember 2019 um 17:06. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:30 November 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 380 m
Abstieg: 380 m
Strecke:13,5km
Unterkunftmöglichkeiten:In Dahn, in Erfweiler

Okay, also, offiziell heißt diese Runde "Hahnfelstour". Weil's dabei über den Hahnfels geht. Aber die Waldelfe und ich können uns das nicht merken, und deshalb heißt sie bei uns immer wieder anders: Hühnerpfad, Gockelweg, oder eben Halbes-Hähnchen-Steig. Das tut der Schönheit dieser Runde aber keinen Abbruch: Die Tour macht viel Spaß, es gibt viel zu sehen unterwegs, und deshalb sei sie hier beschrieben.

Die Hahnfelstour bei Erfweiler ist Teil des Premiumwanderwegenetzes im südlichen Pfälzerwald rund um Dahn. Premiumwanderwege sind besonders gut beschildert, außerdem - und vor allem - Premium, und das funktioniert: Das Premiumnetz zieht Leute in die Pfalz, die mehr wollen als Weinberge und Riesling. Das heißt andererseits nicht, dass es hier überlaufen ist. Während sich die Massen püber den Dahner Felsenpfad schieben, hat man auf den (fast) genauso schönen anderen Premiumwanderwegen meist seine Ruhe.


Die Tour hat die Waldelfe entdeckt, und nun stand sie im Herbst wieder mal auf dem Programm. Und so dübelten wir eines nebligen Tages nach Erfweiler, im AUtp das unglaubliche "Vaisseau Monde" von Le Grand Sbam, parkierten unser Kloines Auto auf dem Belmontplatz (an der Schulstraße), und stiegen in der Winterbergstraße in den Gockelsteig ein.

Die Markierung der Gückelwanderung ist ein weißer Geflügelkopf auf blauem Grund. Der Weg ist sehr gut markiert, und so erübrigt sich eine detailgenaue Beschreibung.

Es geht an der Kirche vorbei nach Nordosten. Ein wenig weiter vorn verließen wir den Grillhendlsteig kurz, linksten wir in die Brunnengasse ein, und wanderten hinauf zum Wald. Dort wieder links, und der Hinkelpfad ist wieder erreicht.

Man verlässt Erfweiler und wandert am Waldrand, bzw. im Wald weiter nach Westen. An einer Weggabelung auf einer Lichtung nimmt man den linksesten Weg, und es geht bergab zum Waldrand hinunter. Dort traten wir aus dem Wald hinaus - und in den Nebel hinein. Nichts zu sehen von Dahn, den vielen Sandsteinfelsen, oder der berühmten Dahner Burgengruppe, die unweit von hier auf fünf senkrechten Felsklippen steht. Alles war verhüllt von grauem Nebel...

Die Gockelroute führt hier nach links, und kurz an der Straße (K39) entlang, die Dahn und Erfweiler verbindet. Man wandert kurz nach Südosten, überquert die Straße, und betritt drüben den Wald. Es geht nicht direkt hinüber zu den Dahner Felsburgen, stattdessen schlängelt sich der Wanderweg durch die Felsen und an einer kleinen Höhle vorbei. Wer den allerersten Ferls sehen möchte, der muss allerdings einen kleinen Abstecher in Kauf nehmen: der doppelköpfige Hebelfels (287m) steht ein wenig abseits der Geflügelroute.

Es geht bergab, auf einen Sportplatz zu, und davor nach rechts. Oberhalb stehen Felsen, zu denen man bald aufsteigt. Unterhalb der Zimmerfelsen befindet sich eine kleine Höhle (ca. 262 m), die man ohne weiteres betreten kann.

Wilde Felsstufen führen auf den Bergrücken hinauf, wo es nun weiter zum Löchelfelsen (Zimmerplatzfels) (292 m) geht, den wir erstiegen (vorsicht, hier ist es oft rutschig).

Die Aussicht, die man hier numaliweis hat, machte gerade Herbstferien, jedenfalls war sie weit und breit nicht zu sehen. Stattdessen starrten wir in den Nebel, nicht ohne zu ahnen, dass wenige Meter über uns der blaue Himmel zu sehen sein müsste. Deshalb machten wir uns nun auf zu den drei Dahner Burgen, deren Türme uns womöglich aus dem Nebelmeer herauszuheben vermochten...

Auf und in den nächsten fünf Felsklötzen stehen die Burgruinen Altdahn, Grafendahn und Tannstein. Wer noch nie hier war, sollte sich umbidingt die Zeit nehmen, diese Burgen zu besichtigen, es gibt wenig Vergleichbares. Die drei Burgen wurden direkt nebeneinander, aber nicht gleichzeitig, unter Ausnutzung von fünf frei nebeneinanderstehenden Felsen errichtet. Mehrere Generationen des Dahner Rittergeschlechtes waren mit der Errichtung der Burgen befasst: Tanstein stammt vom Anfang des 12. Jahrhunderts, Altdahn vom Anfang und Grafendahn vom Ende des 13. Jahrhunderts.

Altdahn ist die östlichste der drei Burgen. Sie nimmt die beiden größten Felsen ein, die insgesamt eine Länge von etwa hundert Meter haben. Die Anlage wurde vermutlich Anfang des 13. Jahrhunderts im Auftrag des Bischofs von Speyer, damals Konrad IV. von Dahn, erbaut.

Im Verlauf einer Fehde der Dahner mit den Fleckensteinern wurde Altdahn 1363 zum ersten Mal zerstört. Nach einer notdürftigen Wiederherrichtung wurde sie 1372 erneut niedergelegt. 1406, im Verlauf des Vierherrenkrieges, erfolgte eine weitere Zerstörung. 1426 und 1438 brannte die Burg ab, diesmal ohne dass eine kriegerische Einwirkung nötig gewesen wäre. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt die Anlage dann wieder Kriegsschäden. Zu Beginn des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurde die Burg 1689 durch die französischen Truppen unter der Führung von General Mélac dann endgültig zerstört. Am 11. Mai 1820 ereignete sich ein Felssturz, der große Teile der verbliebenen Ruine einstürzen ließ. Und die Natur lässt der Burg keine Ruhe: 2007 wurden an einem 1100 Tonnen schweren Sandsteinblock auf der Burg Risse festgestellt. Sollte dieser zerbrechen, könnte ein Drittel der Burg zerstört werden. Geologen beobachten seither den Stein.

Vom Bergfried aus hat man namalaweis eine tolle Rundumsicht, auf die Gegend rund um Dahn, im Westen wie im Osten, auf Erfweiler mit seinen Felsen, und auf die felsige Gegend rund um Schindhard. Wir blickten an diesem Tag nur auf ein Nebelmeer...


Grafendahn ist die kleinste der drei Burgen, und befindet sich auf dem mittleren der fünf Burgfelsen. Sie wurde 1287 durch Konrad von Mursel erbaut, der Lehnsmann der Bischöfe von Speyer und ein Enkel des Friedrich von Dahn war. Die Burg war von Beginn an als Ganerbenburg konzipiert, bei der sich mehrere Personen bzw. Familiensippen den Grundbesitz teilten: Bereits 1288 gab es neben Konrad Mursel fünf weitere Ganerben, darunter auch die Grafen von Sponheim. 1339 erwarb Graf Johann II. von Sponheim sämtliche Anteile an der Anlage und wurde so zum alleinigen Eigentümer.

Nach einem Ausbau 1425 ging die Burg 1437 durch Erbvertrag in den Besitz der Markgrafen von Baden über. Doch die Befestigungen waren nicht stark genug, um einer Belagerung durch Kurfürst Friedrich den Siegreichen zu widerstehen: 1462 nahm er die Burg ein und zerstörte sie. Ein Neuaufbau erfolgte offenbar nicht.


Tanstein ist die älteste der drei Burgen: Die auf den beiden westlichen Felsen errichtete Anlage wird bereits 1127 in einer Urkunde genannt. 1512 erwarb dann Friedrich von Dahn die Burg. Weil er ein Verbündeter des Ritters Franz von Sickingen war, wurde er in dessen Kämpfe mit südwestdeutschen Reichsfürsten verwickelt. Nach Franz von Sickingens Niederlage und Tod 1523 fiel auch Tanstein in die Hand der Sieger. Eine Besetzung durch Truppen des Erzbischofs von Trier dauerte bis 1544 und führte wohl zu irreparablen Schäden an der Bausubstanz: 1585 wurde die Burg endgültig verlassen. 1689, im Pfälzischen Erbfolgekrieg, zerstörten die Franzosen die Ruine vollends.

Wir verließen die Burgen mit ihrer he(r)r(bst)lichen Aussicht, und wanderten hinunter zum Parkplatz Dahner Burgen (290 m). Dort wendet sich der Hinkelpfad nach links, und es geht hinunter ins Tal des Langenbachs. Dort überquert man erneut die K39, und wandert weiter nach Schindhard (220 m).

Gleich am Ortsrand wendet sich der Hennensteig nach links, und hinauf zum Aussichtspunkt am Kahlen Wändchen (299 m).

Hier genossen wir die Aussicht übers Tal. Der Blick reicht bis zur Burg Drachenfels und nach Reichenbach. Das Nebelmeer hatte sich gehoben, und nur einige Fetzen übriggelassen, die in Bäumen hingen, und über Bächen schwebten. Ein herrlicher Herbsttag!

Hier muss man ein wenig aufpassen, um den richtigen Weg zu finden. Der Gockelmarsch führt nun über den gesamten Rücken des Kahlenbergs, auf dessen höchstem Punkt (399 m) man noch einmal eine schöne Aussicht hat: nach Westen, hinüber zu den Dahner Burgen.

Aus dem nächsten Sattel steigt nach nordseitig ab, wo ein breiter Weg zu den Felsen oberhalb des Schafsteins hinunterführt. hier verlässt das Kükentöürl den breiten Weg, und unterhalb mehrerer Sandsteinbrocken wandert man hinunter zum Schafstein.

Wem hier der Sinn nach einem kleinen Abenteuer steht, der sollte aufmerxam um die Felswand herumgehen. An einer Stelle tut sich ein schmaler Spalt auf, durch den man auf die andere Seite gelangt. Wer an sowas Spaß hat, setzt am besten seinen Rucksack ab, atmet kräftig aus, und zwängt sich durch den Fels...

Die Huhntour verlässt nun den Schafstein und wendet sich hinunter ins Tal des Breitenbachs. Nächstes Ziel: Der 41 Meter hohe Hegerturm (291m). Dieser Fels ist den Kletterern vorbehalten, wer neugierig ist, kann ihn aber natürlich umrunden. Danach führt ein besonders schöner Wegabschnitt hinauf auf den Hahnberg (312 m). Dort folgt man den Felsen nach Südwesten. Auf keinen Fall sollte man unterwegs den Abstecher zum Bänderfels (263 m) auslassen, der links ein wenig unterhalb der Gluckenrunde liegt. Dabei handelt es sich um eine schöne Aussichtskanzel, auf der einer der berühten Pfälzer Pilzfelsen steht. Und wer ein Auge für sowas hat, entdeckt auch die Felsspalte unterhalb, durch die man (ausamten!) in den Bänderfels hinuntersteigen kann...

Zurück auf dem Hennenweg gelangt man nun endlich an den Hahnfels (259 m), eine schmale Felsklippe oberhalb von Erfweiler, die weit über das Tal hinausragt.

Von hier aus hat man eine fantastische Sicht auf die Gegend, und noch einmal hinüber zu den Dahner Burgen. Im Dezember steht hier ein beleuchteter Weihnachtsbaum, der vom Ort aus gut zu sehen ist.

In der Folge stiegen wir, den alten Schlager "Ou män de jus, midde naderbash" trällernd, hinunter nach Erfweiler (215 m), und wieder geht es auf der Winterbergstraße nach Norden. Es schließt sich der langweilige Teil des Gickerlsteigs an: Die Wanderung durchs Bottental.

Die Wege hier sind nett, das Tal ist aber mangels Felsen, Burgen oder wenigstens Sonne recht unspektakulär. Der Pfad verläuft teilweise am Hang, wenige Meter neben dem eigentlichen Hauptweg, und das eigentlich nur, um die Anforderungen an einen Premiumwanderweg zu erfüllen. Immerhin sorgen Namen wie "Dickkopfpfad" und "Liebespfad" für Erheiterung und romantische Momente.

Im Bottental passiert man immerhin einen Wasserfall (268 m), der kaum je Wasser führt, die Quelle des Eibachs (241 m), und den Landschaftsweiher im Bottental (228 m). Auch an einem Kohlemeilerplatz und einer Kneippanlage kommt man vorbei - aber so richtige Highlights sind das nicht mehr.

Warum der Putengeschnetzeltesweg anstelle des Bottentals nicht ins Glastal schwenkt, bleibt uns ein Rätsel: Das weite Wiesental, umstanden von Kumbtfels, Lobelia, Rappenwand, Rappenfels, Rappenturm und Glasfels, ist weit spektakulärer als das Bottental, und würde den Halbes-Hähnchen-Steig deutlich aufwerten. Wer mehr dazu wissen möchte, kann sich hier inspirieren lassen.

Nach dem kurzen, noch einmal etwa einstündigen Abstecher ins Bottental, erreichten wir schließlich wieder unseren Ausgangspunkt Erfweiler (215 m).


Fazit:

Sehr schön, die Hahnfelstour! Ein wahrlich spektakulärer Weg. Nur die Sache mit dem Bottental, da könnte man noch ein wenig schrauben... Trotzdem eine dicke Empfehlung! Die Runde gehört zu den schönsten in der Gegend.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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Kommentare (2)


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Schubi hat gesagt:
Gesendet am 10. Dezember 2019 um 13:20
Servus ihr zwei Romantiker.
Da habt ihr euch aber wieder eine pittoresque Route zusammengestellt. Von der Lage her wär das ja sozusagen eine Art Fortsetzung unserer Fuenf-Bourgen-Tour von neulich nach Norden hin?
Interessant zu wissen wär aber noch, ob es am Weg Einkehrmöglichkeiten mit Hähnchen-Gerichten auf der Karte gäbe?
Hungrigen Gruß, Frank

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Dezember 2019 um 13:34
Hallo Ihr Lieben!

Dankeschön! Freumer uns. Also, für eine Anschlusstour würden wir tatsächlich was in der Gegend vorschlagen - für Euch dann aber was Individuelleres! Schließlich können wir Euch nicht mit einer vorgestanzten Tour abfertigen! ;o}

Was die Geflügelgerichte angeht.... Da gibt es sicher was! Wir haben an dem Tag aber lieber zuhause gegessen. Das ist gemüütlicher!

Hoffe, Euch beiden geht es primo,

lieben Gruß,

Nik


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