Von Reichenbach zum Burgenmassiv Alt-Dahn und zum Römerfelsen
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Eine Feriensiedlung der besonderen Art befindet sich seit kurzem im Dahner Stadtteil Reichenbach im südlichen Pfälzer Bergland. Hier wurde durch Matthäus Burkhart in den letzten Jahren der so genannte Ferienbahnhof ins Leben gerufen. Ausser im eigentlichen Bahnhofsgebäude von Busenberg-Schindhart kann man dort seine Ferien in Eisenbahnwaggons verbringen. Zwei dieser Fahrzeuge stammen aus der Schweiz: Ein Leichtstahlwagen mit Mitteleinstieg, wie sie in 210 Exemplaren zwischen 1953 und 1957 gebaut wurden, und ein Einheitswagen der zweiten Generation (EW II), von denen zwischen 1965 und 1976 fast 800 Stück gefertigt wurden und fortan den Schnellzugs- und Regionalverkehr bis in die 2000er Jahre prägten. Beide besagten Fahrzeuge dienten zuletzt bei der Sauschwänzlebahn (Wutachtalbahn) und gelangten schliesslich 2015 mittels eines Spezialtransports ins Dahner Felsenland. Dort wurden sie auf einem eigens dafür angelegten Schienenstrang abgestellt, an Ver- und Entsorgungsleitungen angeschlossen und in der Folge liebevoll umgebaut. Beide Waggons enthalten je 2 Ferienwohnungen, ausserdem gibt es noch ein drittes Fahrzeug, einen Werkstattwagen deutscher Herkunft, in welchem sich eine weitere Wohnung befindet. Eingeweiht wurde der Ferienbahnhof am 14. Juni dieses Jahres.
Wir ziehen am Nachmittag des 26. September in die «Wohnung 2» ein, welche sich im Waggon EW II (B 607) befindet. Für mich ist das ein besonderes Erlebnis, schliesslich bin ich mit diesen Schienenfahrzeugen, die ungefähr gleich alt sind wie ich, sozusagen gross geworden.
Schauen wir uns die Geschichte dieses Fahrzeuges etwas genauer an: Seine Bezeichnung B 607 trug er bei der Sauschwänzlebahn (Wutachtalbahn), wo er zuletzt im Einsatz stand. Diese hat ihn von den SBB übernommen, wo er gemäss http://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?31,4388086 unter der Nummer B 50 85 20-34 607-5 figurierte und 2005 ausrangiert wurde (http://www.rollmaterial.ch/pdf_up/sbb_mut_2005.pdf). Wann der Wagen in Betrieb ging, konnte man mir auf Anfrage auch bei SBB Historic nicht mehr genau sagen. Aus ihren Unterlagen ist aber ersichtlich, dass er als 108. von 277 Fahrzeugen der Serie der Zweitklasswagen zwischen 1965 und 1974 gebaut wurde. Um sich ein Bild zu machen, wie dieses Fahrzeug während seiner SBB-Zeit aussah, eignet sich diese Aufnahme des vermutlich etwa gleich alten Waggons mit der Nummer 616, entstanden 2005 in Chiasso.
Der Ort Reichenbach besteht nur aus wenigen Wohnhäusern, weist aber eine grosse Gewerbezone auf, wo sich auch ein Aldi und ein Lidl befinden. Somit können wir uns mühelos mit den Dingen des täglichen Bedarfs eindecken und uns während unseres Aufenthalts selber versorgen. Entsprechend besteht unser erstes Frühstück aus den Sachen, die wir am Montagnachmittag eingekauft haben: Brot, Butter, Konfitüre, Honig und Kaffee. Das dürfte für den ganzen Tag sättigen. Die Rucksäcke beladen wir daher nur mit Wasser und einigen Kleinigkeiten zum Knabbern, wie Cherrytomaten.
Abmarsch zur ersten Erkundungstour ist um 09:30 Uhr. Bei dichtem Nebel folgen wir vom Ferienbahnhof (201 m) ein Stück der Hauptstrasse (L427) und biegen dann auf einen unscheinbaren Weg ab, der ins Dickicht eintaucht. In diesem kleinen Tal zwischen den Höhenrücken Kreuzlerhöbel und Frohnbühl wuchern allerhand unerwünschte Neophyten, vor allem das drüsige Springkraut und die kanadische Goldrute. Weiter oben wird das Gelände trockener und die Vegetation ändert sich. Auffallend viele Edelkastanien gedeihen hier, oft behangen mit «Igelchen», die teilweise schon (grün) am Boden liegen. Um Marroni einzusammeln ist es aber noch etwas früh.
Nun ist es nicht mehr weit zum Burgenmassiv auf dem Schloßberg (323 m). Drei Burgruinen liegen dort unmittelbar nebeneinander, nämlich Alt-Dahn , Grafendahn und Tanstein. Die Geschichte dieser Burgen ist im sehr detaillierten Bericht von Nik Brückner beschrieben. Als wir ankommen, ist noch alles menschenleer und wir nehmen uns viel Zeit, die historischen Bauten zu untersuchen. Jede Ruine ist auf teils abenteuerlichen Pfaden zugänglich. Gemeinsam bilden sie die grösste Burgenanlage der Pfalz.
Allmählich setzt sich die Sonne immer besser in Szene und weitere Wanderer kommen hinauf. Das Highlight steht aber noch bevor: Über zwei lange Eisenleitern klettere ich auf den Bergfried hinauf, wo sich die gesamte Anlage und die Umgebung überblicken lässt.
Es ist schon 11:00 Uhr vorbei als wir die Wanderung fortsetzen. Es geht hinunter zum Zimmerbühl, wo wir unweit des Strassenpasses Dahn – Erfweiler auf einer Bank unser Mini-Picknick verspeisen. Es ist nun richtig warm geworden!
Bald geht es aber wieder hinein in lichte Laubwälder und auf schönen Pfaden aufwärts, dem Hochberg entgegen. Unvermittelt ragt dort der Römerfelsen aus dem bewaldeten Grat heraus; eine Felsformation, rund 20 – 30 Meter hoch. Es sind solche Felsgebilde, die dieser Gegend ihren Namen gegeben haben: Dahner Felsenland. Der harte Buntsandstein in der für uns ungewohnten roten Farbe tritt an zahlreichen Stellen zum Vorschein und weist durch die Verwitterung die unterschiedlichsten Formen auf. Oft sind diese Sandsteingebilde für den Besucher erschlossen worden, so auch hier: Als wir dem Fuss des Massivs folgen, bemerken wir zu unserem Erstaunen, dass von der anderen Seite eine Metalltreppe nach oben führt. Das muss natürlich erkundet werden! Dabei ist es allerdings erforderlich, fast zu kriechen, damit man mit dem Rucksack den harten Buntsandstein nicht «küsst», aber die Mühe lohnt sich: Die Aussicht vom 376 m hohen Gipfel ist grossartig. Zu Füssen liegt der nördliche Stadtteil von Dahn, und ansonsten nur Wald, wohin man blickt. Das ist fast wie in Kanada!
Viel Platz hat es da oben nicht, daher machen wir am Fuss des Felsens noch eine Rast. Dabei beobachten wir eine Eidechse, die Sonne tankt; nicht die erste heute. Nebst Eidechsen sollen in dieser Gegend so genannte Elwetritsche leben, vogelartige Wesen, deren Spuren wir auf dem Elwetritschenweg folgen. Leider bekommen wir keine zu Gesicht, dazu sind aber angeblich Neumondnächte besser geeignet. Der Weg, der sich den Abhängen des Gerstberger Kopfes entlang schlängelt, ist aber auch so sehr abwechslungsreich.
Schliesslich erreichen wir Dahn; zunächst den nördlichen Stadtteil, und über den kleinen Pass beim Vogelberg dann die Stadtmitte. Dort decken wir uns bei der Tourist Information mit Karten- und Infomaterial ein. Nun folgt noch der Rückweg nach Reichenbach, den wir auf dem Radweg zurücklegen, wo ziemlicher Betrieb herrscht. So treffen wir nach rund 6 Stunden wieder beim Ferienwaggon ein, und geniessen nach dem Duschen und Waschen der Kleider den milden Herbstnachmittag auf den Liegestühlen des Gartensitzplatzes.
Im Bahnhofsgebäude befindet sich auch ein Restaurant, welches passend «Altes Bahnhöf'l» heisst. Dort geniessen wir heute unser Nachtessen. Es ist sehr lecker, und die Portionen sind riesig!
Link zum nächsten Tag
Wir ziehen am Nachmittag des 26. September in die «Wohnung 2» ein, welche sich im Waggon EW II (B 607) befindet. Für mich ist das ein besonderes Erlebnis, schliesslich bin ich mit diesen Schienenfahrzeugen, die ungefähr gleich alt sind wie ich, sozusagen gross geworden.
Schauen wir uns die Geschichte dieses Fahrzeuges etwas genauer an: Seine Bezeichnung B 607 trug er bei der Sauschwänzlebahn (Wutachtalbahn), wo er zuletzt im Einsatz stand. Diese hat ihn von den SBB übernommen, wo er gemäss http://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?31,4388086 unter der Nummer B 50 85 20-34 607-5 figurierte und 2005 ausrangiert wurde (http://www.rollmaterial.ch/pdf_up/sbb_mut_2005.pdf). Wann der Wagen in Betrieb ging, konnte man mir auf Anfrage auch bei SBB Historic nicht mehr genau sagen. Aus ihren Unterlagen ist aber ersichtlich, dass er als 108. von 277 Fahrzeugen der Serie der Zweitklasswagen zwischen 1965 und 1974 gebaut wurde. Um sich ein Bild zu machen, wie dieses Fahrzeug während seiner SBB-Zeit aussah, eignet sich diese Aufnahme des vermutlich etwa gleich alten Waggons mit der Nummer 616, entstanden 2005 in Chiasso.
Der Ort Reichenbach besteht nur aus wenigen Wohnhäusern, weist aber eine grosse Gewerbezone auf, wo sich auch ein Aldi und ein Lidl befinden. Somit können wir uns mühelos mit den Dingen des täglichen Bedarfs eindecken und uns während unseres Aufenthalts selber versorgen. Entsprechend besteht unser erstes Frühstück aus den Sachen, die wir am Montagnachmittag eingekauft haben: Brot, Butter, Konfitüre, Honig und Kaffee. Das dürfte für den ganzen Tag sättigen. Die Rucksäcke beladen wir daher nur mit Wasser und einigen Kleinigkeiten zum Knabbern, wie Cherrytomaten.
Abmarsch zur ersten Erkundungstour ist um 09:30 Uhr. Bei dichtem Nebel folgen wir vom Ferienbahnhof (201 m) ein Stück der Hauptstrasse (L427) und biegen dann auf einen unscheinbaren Weg ab, der ins Dickicht eintaucht. In diesem kleinen Tal zwischen den Höhenrücken Kreuzlerhöbel und Frohnbühl wuchern allerhand unerwünschte Neophyten, vor allem das drüsige Springkraut und die kanadische Goldrute. Weiter oben wird das Gelände trockener und die Vegetation ändert sich. Auffallend viele Edelkastanien gedeihen hier, oft behangen mit «Igelchen», die teilweise schon (grün) am Boden liegen. Um Marroni einzusammeln ist es aber noch etwas früh.
Nun ist es nicht mehr weit zum Burgenmassiv auf dem Schloßberg (323 m). Drei Burgruinen liegen dort unmittelbar nebeneinander, nämlich Alt-Dahn , Grafendahn und Tanstein. Die Geschichte dieser Burgen ist im sehr detaillierten Bericht von Nik Brückner beschrieben. Als wir ankommen, ist noch alles menschenleer und wir nehmen uns viel Zeit, die historischen Bauten zu untersuchen. Jede Ruine ist auf teils abenteuerlichen Pfaden zugänglich. Gemeinsam bilden sie die grösste Burgenanlage der Pfalz.
Allmählich setzt sich die Sonne immer besser in Szene und weitere Wanderer kommen hinauf. Das Highlight steht aber noch bevor: Über zwei lange Eisenleitern klettere ich auf den Bergfried hinauf, wo sich die gesamte Anlage und die Umgebung überblicken lässt.
Es ist schon 11:00 Uhr vorbei als wir die Wanderung fortsetzen. Es geht hinunter zum Zimmerbühl, wo wir unweit des Strassenpasses Dahn – Erfweiler auf einer Bank unser Mini-Picknick verspeisen. Es ist nun richtig warm geworden!
Bald geht es aber wieder hinein in lichte Laubwälder und auf schönen Pfaden aufwärts, dem Hochberg entgegen. Unvermittelt ragt dort der Römerfelsen aus dem bewaldeten Grat heraus; eine Felsformation, rund 20 – 30 Meter hoch. Es sind solche Felsgebilde, die dieser Gegend ihren Namen gegeben haben: Dahner Felsenland. Der harte Buntsandstein in der für uns ungewohnten roten Farbe tritt an zahlreichen Stellen zum Vorschein und weist durch die Verwitterung die unterschiedlichsten Formen auf. Oft sind diese Sandsteingebilde für den Besucher erschlossen worden, so auch hier: Als wir dem Fuss des Massivs folgen, bemerken wir zu unserem Erstaunen, dass von der anderen Seite eine Metalltreppe nach oben führt. Das muss natürlich erkundet werden! Dabei ist es allerdings erforderlich, fast zu kriechen, damit man mit dem Rucksack den harten Buntsandstein nicht «küsst», aber die Mühe lohnt sich: Die Aussicht vom 376 m hohen Gipfel ist grossartig. Zu Füssen liegt der nördliche Stadtteil von Dahn, und ansonsten nur Wald, wohin man blickt. Das ist fast wie in Kanada!
Viel Platz hat es da oben nicht, daher machen wir am Fuss des Felsens noch eine Rast. Dabei beobachten wir eine Eidechse, die Sonne tankt; nicht die erste heute. Nebst Eidechsen sollen in dieser Gegend so genannte Elwetritsche leben, vogelartige Wesen, deren Spuren wir auf dem Elwetritschenweg folgen. Leider bekommen wir keine zu Gesicht, dazu sind aber angeblich Neumondnächte besser geeignet. Der Weg, der sich den Abhängen des Gerstberger Kopfes entlang schlängelt, ist aber auch so sehr abwechslungsreich.
Schliesslich erreichen wir Dahn; zunächst den nördlichen Stadtteil, und über den kleinen Pass beim Vogelberg dann die Stadtmitte. Dort decken wir uns bei der Tourist Information mit Karten- und Infomaterial ein. Nun folgt noch der Rückweg nach Reichenbach, den wir auf dem Radweg zurücklegen, wo ziemlicher Betrieb herrscht. So treffen wir nach rund 6 Stunden wieder beim Ferienwaggon ein, und geniessen nach dem Duschen und Waschen der Kleider den milden Herbstnachmittag auf den Liegestühlen des Gartensitzplatzes.
Im Bahnhofsgebäude befindet sich auch ein Restaurant, welches passend «Altes Bahnhöf'l» heisst. Dort geniessen wir heute unser Nachtessen. Es ist sehr lecker, und die Portionen sind riesig!
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