Uaaaaaah! Der Girenspitz
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Der Girenspitz.
Ein Berg ohne Worte. Wer ihn sieht, und sei es nur auf einem Bild, versteht Bergsteigen sofort - oder niemals.
Trotzdem bekommt er nicht viele Besuche (abgesehen von jfk, der laut Gipfelbuch ständig dort vorbeischaut) - komisch eigentlich! Vielleicht liegt es daran, dass der Anstieg über eine steile Rampe und durchgehend steiles, ausgesetztestes T6-Gelände der absolute Horror ist?
Nun, es gibt hier auf Hikr 20 Tourenberichte für den Wegpunkt "Girenspitz (2253m)", und einige mögen tatsächlich übertreiben. Andere dagegen untertreiben. Merke: Wenn sich ein Tourenbericht nach T3 liest, die Tour aber mit T6 bewertet ist, stimmt etwas nicht. Umgekehrt gilt das Entsprechende. Anders gesagt: Der Berg ist genau so schwer, wie er aussieht, durchgehend von unten bis oben, und das sind immerhin knapp 400 Höhenmeter. Das Wort "leicht" kann man mit dem Berg nicht in Verbindung bringen (außer vielleicht in Wendungen wie "leicht auspsychen"). Wer nicht bereits ordentlich T6-Erfahrung gesammelt hat, wer mit Ü-50°-Gelände nicht zurechtkommt, wer mit brüchiger IIer-Kletterei in extremer Ausgesetztheit mit bodenlosen Tiefblicken nicht zurechtkommt, wer nicht restfrei ausblenden kann, dass es unterhalb eine senkrechte Stufe gibt, der bewundert den Berg besser noch ein bisschen von unten. Er wird noch eine Weile stehenbleiben, und mit je mehr Erfahrung man wiederkommt, umso besser.
Ich fuhr an einem heißen Donnerstag zur Talstation der Gamplütbahn (1084m) in Wildhaus, "Kadath" von Vaults of Zin im Player, und baumelte hoch aufs Gamplüt (1354m). Von dort ging es dann das wunderbare Teseltal hinter, zur Alp Tesel (1433m). Hier zweigt der Weg zur Chreialp (1817m) hinauf. Erst kurz vor den Alphütten hat man dann den berühmten Blick auf den unglaublichen Berg - den schönsten im gesamten Alpstein.
Gamplüt - Chreialp: T2, 1,5h
Es geht vom Weg ab, hinüber Richtung P. 1874m. Ich querte unterhalb der steilen Sockelrampe des Girenspitz nach links zu einer auffälligen Grasrippe links der Mitte. Auf dieser stieg ich hinauf zu den Felsen, wo die Rampe erstmals richtig steil wird. Schon hier geht es hinein in T4-, T5-Gelände. Ich stieg hinauf auf eine weniger stark geneigte Grasfläche, auf der ich weit nach rechts wechselte. Kurz vor der Abbruchkante querte ich links hinauf und erstieg die nächste Felsstufe. Wieder in weniger steilem Gras ging es unter einer markanten, waagrechten, schon von unten sichtbaren Felskante wieder nach rechts hinaus. Dann erstieg ich die dritte steilere Felsstufe und gelangte in überraschend flaches Gelände. Auf dem geht es nun weit nach links, flach hinauf in Richtung des linken unteren Ecks der Gipfelpyramide. Von dort aus kann man in weiterhin leichtem Gelände ein letztes Mal nach rechts hinüberqueren.
Dies dürfte die leichteste Anstiegsvariante über die Sockelrampe des Girenspitz sein. Ich habe die Route auch im Abstieg sofort und problemlos wiedergefunden. Es gibt selbstverständlich ebensoviele Routen wie Besteiger, und je nach Geschmack kann man die Schwierigkeiten bis T6/II erhöhen. Bei mir ging es über T5/I nie hinaus. Allerdings muss gesagt werden, dass schon die Sockelrampe des Girenspitz ziemlich steiles Gelände ist, man muss mit ausgesetztem Gelände gut zurechtkommen, um hier hinaufzusteigen. Ein letzter Tipp: Handschuhe! Hier wachsen böswillige Disteln.
Von hier an wird die Route noch einmal deutlich schwerer. Sie ist klar in zwei Abschnitte geteilt: Im unteren Teil geht es eine steile Grasrampe hinauf, die obere Hälfte wird durch einen teils brüchigen, extrem ausgesetzten Felsgrat (II und leichter) gebildet (hier ist ein aufschlussreiches Foto). Es gibt keine besonderen Schwierigkeiten im Sinne einer Schlüsselstelle, allerdings auch keine leichten Erholungspassagen. Beide Abschnitte sind gleich steil (im oberen 50°-Bereich), der Grad der Ausgesetztheit nimmt allerdings stetig zu. Man sollte sich in T6-Gelände längere zeit wohl fühlen können, um hier hinaufzusteigen. Und wieder hinunter.
Es geht nun ein paar Schritte bereits deutlich ausgesetzt im Gras um die rechte untere Ecke der Gipfelpyramide herum und hinein in einen spitzdreieckigen Grashang.
Sockelrampe: T5/I, 45 Minuten
Der spitzdreieckige Grashang ist gut gestuft, was man aber im Abstieg, von oben, besser sieht, als von unten. Spätestens hier sollte der Pickel zur Hand genommen werden - manche Stellen sind steiler als andere. Außerdem geht es am unteren Ende des Grashangs senkrecht hinunter, da will man sich so tief wie nur irgend möglich in den Berg krallen.
Eine erste Felspassage am oberen Ende des Grashangs habe ich, wie offenbar die meisten, von rechts erklettert, nicht frontal. Ab hier geht es dann beständig auf der Kante Richtung Gipfel. Hier ist es nicht weniger steil, allerdings geht es links senkrecht hinunter, rechts kaum weniger steil, und es muss geklettert werden (Ier- und IIer-Stellen). Erst kurz vor dem Gipfel flacht es etwas ab.
Gipfelanstieg: T6/II, 35 Minuten
Das Gipfelbuch befindet sich, sicher angekettet, vor dem höchsten Punkt (2253m).
Hätt' mich am liebsten mit angekettet. Einträge gibt es wenige, wenn ich mich recht entsinne, war ich erst der zweite in 2016. Umgeschaut hab ich mich nur sehr vorsichtig:Im Nordosten steht ganz nah der Altmann, weiter weg sind Großer Daumen, Nebelhorn, Geißhorn, Hoher Ifen und Hochvogel zu identifizieren. Im Osten dann die Zugspitze das Hohe Licht, Freispitze, Parseierspitze, Hoher Riffler, Patteriol, Weißkugel, und davor die Berge Liechtensteins. Im Südosten konnte ich Sulzfluh und Schesaplana ausmachen, im Süden natürlich die Alviergruppe, vom Alvier bis zum Gamsberg, und schließlich im Südwesten ein paar Churfirsten, dahinter der Tödi. Dann steht der Moor im Weg.
Auch bei der Gipfelrast muss man also ständig aufmerksam bleiben: Nirgendwo ist ausreichend Platz, um Rucksack, Stecken und Pickel so zu platzieren, dass man nicht ständig ein Auge darauf haben müsste.
Dann beginnt der Abstieg - über die Anstiegsroute. Wer es macht wie ich, steigt mit Pickel auf und mit Stecken ab, ich finde diese Variante am Einfachsten. Schritt für Schritt geht es ganz langsam und vorsichtig hinunter. Nicht mal Niesen ist hier erlaubt.
Es ist sicher Geschmackssache: Ich fand den Felsgrat im Abstieg schwerer als im Aufstieg, den Grashang dagegen fand ich im Abstieg leichter als im Aufstieg.
Ist man am unteren Eck der Gipfelpyramide angelangt, kann man erst einmal aufatmen. Doch die Konze sollte noch nicht nachlassen, die Sockelrampe ist zwar leichter, aber auch nicht ganz ohne. Ich habe, wie gesagt, meine Anstiegsroute wiedergefunden und hatte es deshalb nicht sonderlich schwer. Trotzdem ist die Besteigung des Girenspitz erst vorbei, wenn man die Grasrippe unten erreicht hat, und hinüber zu den Hütten der Chreialp wandert.
Girenspitz Gipfel - Chreialp: T6/II, 1:10, Rückweg zur Seilbahn: T2, 1:10
Fazit:
Was soll ich sagen. Ein faszinierender Berg. Wer sich die Tour mit bewegten Bildern anschauen möchte, kann das hier tun. Spikune war nämlich auch schon da.
Bei mir stand am Ende Erleichterung im Vordergrund, die Freude kam erst deutlich später. Aber ich wusste vorher, dass der Berg schwer werden würde. Für mich markiert er im Moment die Obergrenze dessen, was ich gehen möchte - und guten Gewissens gehen kann. Würde ich es wieder tun? Zwischen den Chreialphütten hätte meine Antwort "niemals" gelautet - jetzt sehe ich das schon anders! ;o} Trotzdem: Am darauffolgenden Tag brauchte ich etwas Leichteres zur Erholung.
Ausrüstung:
C-Schuhe, Stecken, Pickel, Handschuhe wegen der Disteln, ich hatte einen Helm auf, weil ich von Hinterlassenschaften von Gämsen am Berg gelesen hatte. Ach so, und ne Psyche aus Stahl sollte man mitbringen. Rostfrei.
Ein Berg ohne Worte. Wer ihn sieht, und sei es nur auf einem Bild, versteht Bergsteigen sofort - oder niemals.
Trotzdem bekommt er nicht viele Besuche (abgesehen von jfk, der laut Gipfelbuch ständig dort vorbeischaut) - komisch eigentlich! Vielleicht liegt es daran, dass der Anstieg über eine steile Rampe und durchgehend steiles, ausgesetztestes T6-Gelände der absolute Horror ist?
Nun, es gibt hier auf Hikr 20 Tourenberichte für den Wegpunkt "Girenspitz (2253m)", und einige mögen tatsächlich übertreiben. Andere dagegen untertreiben. Merke: Wenn sich ein Tourenbericht nach T3 liest, die Tour aber mit T6 bewertet ist, stimmt etwas nicht. Umgekehrt gilt das Entsprechende. Anders gesagt: Der Berg ist genau so schwer, wie er aussieht, durchgehend von unten bis oben, und das sind immerhin knapp 400 Höhenmeter. Das Wort "leicht" kann man mit dem Berg nicht in Verbindung bringen (außer vielleicht in Wendungen wie "leicht auspsychen"). Wer nicht bereits ordentlich T6-Erfahrung gesammelt hat, wer mit Ü-50°-Gelände nicht zurechtkommt, wer mit brüchiger IIer-Kletterei in extremer Ausgesetztheit mit bodenlosen Tiefblicken nicht zurechtkommt, wer nicht restfrei ausblenden kann, dass es unterhalb eine senkrechte Stufe gibt, der bewundert den Berg besser noch ein bisschen von unten. Er wird noch eine Weile stehenbleiben, und mit je mehr Erfahrung man wiederkommt, umso besser.
Ich fuhr an einem heißen Donnerstag zur Talstation der Gamplütbahn (1084m) in Wildhaus, "Kadath" von Vaults of Zin im Player, und baumelte hoch aufs Gamplüt (1354m). Von dort ging es dann das wunderbare Teseltal hinter, zur Alp Tesel (1433m). Hier zweigt der Weg zur Chreialp (1817m) hinauf. Erst kurz vor den Alphütten hat man dann den berühmten Blick auf den unglaublichen Berg - den schönsten im gesamten Alpstein.
Gamplüt - Chreialp: T2, 1,5h
Es geht vom Weg ab, hinüber Richtung P. 1874m. Ich querte unterhalb der steilen Sockelrampe des Girenspitz nach links zu einer auffälligen Grasrippe links der Mitte. Auf dieser stieg ich hinauf zu den Felsen, wo die Rampe erstmals richtig steil wird. Schon hier geht es hinein in T4-, T5-Gelände. Ich stieg hinauf auf eine weniger stark geneigte Grasfläche, auf der ich weit nach rechts wechselte. Kurz vor der Abbruchkante querte ich links hinauf und erstieg die nächste Felsstufe. Wieder in weniger steilem Gras ging es unter einer markanten, waagrechten, schon von unten sichtbaren Felskante wieder nach rechts hinaus. Dann erstieg ich die dritte steilere Felsstufe und gelangte in überraschend flaches Gelände. Auf dem geht es nun weit nach links, flach hinauf in Richtung des linken unteren Ecks der Gipfelpyramide. Von dort aus kann man in weiterhin leichtem Gelände ein letztes Mal nach rechts hinüberqueren.
Dies dürfte die leichteste Anstiegsvariante über die Sockelrampe des Girenspitz sein. Ich habe die Route auch im Abstieg sofort und problemlos wiedergefunden. Es gibt selbstverständlich ebensoviele Routen wie Besteiger, und je nach Geschmack kann man die Schwierigkeiten bis T6/II erhöhen. Bei mir ging es über T5/I nie hinaus. Allerdings muss gesagt werden, dass schon die Sockelrampe des Girenspitz ziemlich steiles Gelände ist, man muss mit ausgesetztem Gelände gut zurechtkommen, um hier hinaufzusteigen. Ein letzter Tipp: Handschuhe! Hier wachsen böswillige Disteln.
Von hier an wird die Route noch einmal deutlich schwerer. Sie ist klar in zwei Abschnitte geteilt: Im unteren Teil geht es eine steile Grasrampe hinauf, die obere Hälfte wird durch einen teils brüchigen, extrem ausgesetzten Felsgrat (II und leichter) gebildet (hier ist ein aufschlussreiches Foto). Es gibt keine besonderen Schwierigkeiten im Sinne einer Schlüsselstelle, allerdings auch keine leichten Erholungspassagen. Beide Abschnitte sind gleich steil (im oberen 50°-Bereich), der Grad der Ausgesetztheit nimmt allerdings stetig zu. Man sollte sich in T6-Gelände längere zeit wohl fühlen können, um hier hinaufzusteigen. Und wieder hinunter.
Es geht nun ein paar Schritte bereits deutlich ausgesetzt im Gras um die rechte untere Ecke der Gipfelpyramide herum und hinein in einen spitzdreieckigen Grashang.
Sockelrampe: T5/I, 45 Minuten
Der spitzdreieckige Grashang ist gut gestuft, was man aber im Abstieg, von oben, besser sieht, als von unten. Spätestens hier sollte der Pickel zur Hand genommen werden - manche Stellen sind steiler als andere. Außerdem geht es am unteren Ende des Grashangs senkrecht hinunter, da will man sich so tief wie nur irgend möglich in den Berg krallen.
Eine erste Felspassage am oberen Ende des Grashangs habe ich, wie offenbar die meisten, von rechts erklettert, nicht frontal. Ab hier geht es dann beständig auf der Kante Richtung Gipfel. Hier ist es nicht weniger steil, allerdings geht es links senkrecht hinunter, rechts kaum weniger steil, und es muss geklettert werden (Ier- und IIer-Stellen). Erst kurz vor dem Gipfel flacht es etwas ab.
Gipfelanstieg: T6/II, 35 Minuten
Das Gipfelbuch befindet sich, sicher angekettet, vor dem höchsten Punkt (2253m).
Hätt' mich am liebsten mit angekettet. Einträge gibt es wenige, wenn ich mich recht entsinne, war ich erst der zweite in 2016. Umgeschaut hab ich mich nur sehr vorsichtig:Im Nordosten steht ganz nah der Altmann, weiter weg sind Großer Daumen, Nebelhorn, Geißhorn, Hoher Ifen und Hochvogel zu identifizieren. Im Osten dann die Zugspitze das Hohe Licht, Freispitze, Parseierspitze, Hoher Riffler, Patteriol, Weißkugel, und davor die Berge Liechtensteins. Im Südosten konnte ich Sulzfluh und Schesaplana ausmachen, im Süden natürlich die Alviergruppe, vom Alvier bis zum Gamsberg, und schließlich im Südwesten ein paar Churfirsten, dahinter der Tödi. Dann steht der Moor im Weg.
Auch bei der Gipfelrast muss man also ständig aufmerksam bleiben: Nirgendwo ist ausreichend Platz, um Rucksack, Stecken und Pickel so zu platzieren, dass man nicht ständig ein Auge darauf haben müsste.
Dann beginnt der Abstieg - über die Anstiegsroute. Wer es macht wie ich, steigt mit Pickel auf und mit Stecken ab, ich finde diese Variante am Einfachsten. Schritt für Schritt geht es ganz langsam und vorsichtig hinunter. Nicht mal Niesen ist hier erlaubt.
Es ist sicher Geschmackssache: Ich fand den Felsgrat im Abstieg schwerer als im Aufstieg, den Grashang dagegen fand ich im Abstieg leichter als im Aufstieg.
Ist man am unteren Eck der Gipfelpyramide angelangt, kann man erst einmal aufatmen. Doch die Konze sollte noch nicht nachlassen, die Sockelrampe ist zwar leichter, aber auch nicht ganz ohne. Ich habe, wie gesagt, meine Anstiegsroute wiedergefunden und hatte es deshalb nicht sonderlich schwer. Trotzdem ist die Besteigung des Girenspitz erst vorbei, wenn man die Grasrippe unten erreicht hat, und hinüber zu den Hütten der Chreialp wandert.
Girenspitz Gipfel - Chreialp: T6/II, 1:10, Rückweg zur Seilbahn: T2, 1:10
Fazit:
Was soll ich sagen. Ein faszinierender Berg. Wer sich die Tour mit bewegten Bildern anschauen möchte, kann das hier tun. Spikune war nämlich auch schon da.
Bei mir stand am Ende Erleichterung im Vordergrund, die Freude kam erst deutlich später. Aber ich wusste vorher, dass der Berg schwer werden würde. Für mich markiert er im Moment die Obergrenze dessen, was ich gehen möchte - und guten Gewissens gehen kann. Würde ich es wieder tun? Zwischen den Chreialphütten hätte meine Antwort "niemals" gelautet - jetzt sehe ich das schon anders! ;o} Trotzdem: Am darauffolgenden Tag brauchte ich etwas Leichteres zur Erholung.
Ausrüstung:
C-Schuhe, Stecken, Pickel, Handschuhe wegen der Disteln, ich hatte einen Helm auf, weil ich von Hinterlassenschaften von Gämsen am Berg gelesen hatte. Ach so, und ne Psyche aus Stahl sollte man mitbringen. Rostfrei.
Tourengänger:
Nik Brückner

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