Durch die grünen Tunnels der Bergstraße: Quentins zweite Wanderung


Publiziert von Nik Brückner , 16. September 2024 um 11:28.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum:15 September 2024
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 350 m
Strecke:8 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:An der Bergstraße

Gerade bin ich vom Monviso zurück, da geht's schon wieder weiter. Ich hatte die Waldelfe und den kleinen Quentin so vermisst! Und da wollten wir gleich zu dritt nochmal losziehen. Und nachdem Quentins erste Wanderung neulich gerade mal fünf Kilometer und 80 Höhenmeter hatte, wollten wir diesmal das Niveau etwas höher setzen: acht Kilometer und 350 Höhenmeter. Mal sehen, ob das klappt...


Isobars "IV" aufgedreht und los! Start war in der Bahnhofstraße in Leutershausen (120 m) an der Bergstraße. Hier wanderten wir durch den Ort nach Osten, und bogen kurz links ab, um das Schloss Wiser (129 m) in Augenschein zu nehmen,.

Also, die Geschichte beginnt im Jahre 1704. Damals erwarb Graf Ferdinand Andreas von Wiser zu Leutershausen den Bettendorffschen Besitz (der 1688 zerstört worden war). Auf dessen Grund und Boden wurde dann 1710 von dem Vorarlberger Baumeister Johann Jakob Rischer das Schloss Wiser errichtet. Die nach Süden ausgerichtete Fassade zeigt einen südländisch-oberitalienischen Stil, im Übergang der Renaissance zum Barock. Das Schloss ist umgeben von einem Schlossgarten, der mit Skulpturen geschmückt ist.
 
Bis heute befindet sich das Schloss im Privatbesitz der Grafen von Wiser, die es auch bewohnen. Zu besichtigen gibt es daher leider nichts. 
 

Na gut. Wir bogen dann in die Obergasse ab und verließen diese bald nach links, die Steig hinauf Richtung Wald. Ein uriger, wild überwachsener Weg, fast geht man durch einen Tunnel aus Bäumen und Büschen hinauf zu einem ersten Spielplatz.

Noch nichts für Quentin. Aber das ist ja nur eine Frage der Zeit.

Der hier wieder breitere Weg dreht bald nach links um einen Weinberg herum.  Im Talgrund an einer Gabelung den mittleren Weg halbrechts nach Norden, und am nächsten Abzweig scharf rechts auf den Leichtweg, der hübsch zwischen Waldrand und Weinberg hinaufzieht. Den Buchenweg liegen wir links liegen und folgten weiter dem Leichtweg, hinauf zum Pavillon am Pavillonweg (310 m).

Und wir blieben auch in der Folge auf dem Leichtweg. Einen (hübschen) Pfad hinunter zum Birkenbächle ignorierten wir, kurz danach erreichten wir den Rechtsabzweig des Oberen Staudenbergwegs. Diesen nahmen wir nun und blieben auf ihm, bis wie die Schanzenkopfhütte (0 m) erreicht hatten. Der Staudenbergweg passiert diese und endet an einer markanten Wegspinne vor einem Hügel. Hier steht die Ruine Schanzenköpfle (398 m).
 
Die Ruine auf dem Schanzenköpfle liegt in knapp Metern Höhe auf einem Sporn der Hohen Waid. Man vermutet, dass die Burg um 1100 gebaut wurde und damit eine der ältesten Höhenburgen der Region war.
 
Die Burgen auf dem Schanzenköpfle und weiter unten auf dem Hirschberg gehören zusammen. Beide wurden wahrscheinlich von dem edelfreien Geschlecht der Hirschberger errichtet. Aufgrund der Datierung einiger Scherben, die man hier gefunden hat, geht man davon aus, dass das Schanzenköpfle die ältere Anlage war und vielleicht zu Beginn des 12. Jahrhunderts errichtet wurde. 
 
"Schanzenköpfle" ist nie der Name dieser Burg gewesen. In der frühesten urkundlichen Erwähnung (um 1400) ist vielmehr vom "obern Burgberg über Hirtzberg" die Rede. Daraus lässt sich schließen, dass die Burg zum damaligen Zeitpunkt bereits verlassen war. Wann genau und warum sie aufgegeben wurde, ist nicht bekannt, vermutlich schon um 1200, ganz sicher aber vor 1483, wenn von einer ehemaligen Burg die Rede ist. Vielleicht wollte man einfach in den tiefer gelegenen neuen Ansitz umziehen.
 
Die Burg wurde auf einem künstlich geformten Hügel errichtet, auf einem etwa 30 mal 35 Meter großen Plateau. Sie war von einem Graben sowie einer Ringmauer umschlossen, die heute noch an zwei Stellen sichtbar ist. Im Süden befinden sich die Fundamente eines Zangentors. Am deutlichsten sichtbar ist heute noch der Ringgraben, der den Burghügel umgibt und der seinerseits von einem Wall umfangen war.


Vom Schanzenköpfle führt ein herrlicher Hohlweg zur 500 Meter nordwestlich gelegenen Ruine Hirschburg (Markierung Burgenweg, blaue Burg auf weißem Grund). Zunächst wandert man hinunter zum Kornbuckelweg, dann geht's auf diesem ein Stück nach links (Westen) bis zu einer Linkskurve. In dieser wandert man dann geradeaus weiter hinunter zur Ruine Hirschburg (300 m)

Die Hirschburg (auch Burg Hirschberg), ist ähnlich der Ruine auf dem Schanzenköpfle eine hochmittelalterliche Höhenburg. Sie liegt etwa 100 Meter tiefer als jene ältere Anlage. Sie wurde vermutlich Ende des 12. Jahrhunderts als Ersatz für die um 1200 aufgegebene Burg auf dem Schanzenköpfle erbaut, wahrscheinlich ebenfalls von den Hirschbergern. Diese zweite Burg gehörte 1264 zur Hälfte den Herren von Strahlenberg. 1329 verkauften die Strahlenberger ihren Anteil dem Mainzer Erzbischof. Seitdem wurde sie von den Hirschbergern allein bewohnt.
 
Die Hirschburg wurde bereits im Jahr 1300 bei Kriegszügen der Habsburger gegen den Pfalzgrafen bei Rhein zerstört und danach nicht wieder aufgebaut. Auch erbauten die Ritter von Hirschberg damals im Ort Leutershausen einen großen Hof. Wie lange die Burg verfiel, ob oder wann sie geschleift oder abgerissen wurde, ist allerdings nicht bekannt.
 
Die ovale Burganlage liegt auf einem künstlich veränderten Bergsporn, der an drei Seiten steil abfällt und nur im Osten mit dem Berghang verbunden ist. Um diese Flanke zu schützen, wurde dort ein Halsgraben angelegt. Das ca. 50 Meter langen Plateau war einst von einer Ringmauer umschlossen, innerhalb derer mehrere Gebäude standen. Heute liegen hier nur noch die gekippten Reste eines runden Bergfrieds, der wohl im 13. Jahrhundert errichtet wurde.

Auf der Südseite des Burghügels befand sich eine Vorburg, deren Reste inzwischen dem neuzeitlichen Gesteinsabbau zum Opfer gefallen sind.

 
 
Wir stiegen von der Burg nach Westen hinunter, und zweigten dann, weiterhin dem Burgenweg folgend, gleich nach Norden ab, auf einem schmalen Pfad hinunter ins Tal des Staudenbächles. Hier stießen wir auf den Wolfsackerweg, dem wir kurz talwärts folgten, dann bogen wir bei der nächsten Möglichkeit rechts ab, zum Staudenbächle. Hier befindet sich ein Waldspielplatz (200 m), der zweite Spielplatz der Tour.

Und hier ist Quentin zum ersten Mal in seinem Leben geschaukelt. Auf seiner Mami natürlich.

Oberhalb des Spielplatzes ging es dann nach Westen aus dem Tal heraus und, an einer Gabelung den linken Weg wählend, noch einmal durch die Weinberge zurück an den Ortsrand Leutershausens (120 m). Wo wir dann zum Auto in der Bahnhofstraße zurückkehrten.


Fazit:

Eine hübsche kleine Runde, die die Waldelfe da herausgesucht hat, in einer Gegend, in der ich mich auch schon mal umgesehen hatte, auf der Suche nach weißem Pulver... Quentin hat's gefallen, glauben wir, auch wenn der Start (und der Abschluss) etwas ruppig waren. Die Trage ist halt kein Dauerzustand.

Tourengänger: Nik Brückner


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T2
25 Jun 22
Weißes Pulver, von früh bis spat! · Nik Brückner

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