Steinböcke am Hohen Stoß
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Die Überschreitung der Kanisfluh! Ein echter Klassiker! Es geht zunächst einen 700 Meter hohen, steilen Grashang hinauf, dann folgt eine Gratüberschreitung mit einigen IIer-Stellen. Dabei geht es rechts stets 1300 Meter senkrecht hinunter. Die perfekte Tour für den Löwensteiner und mich, im schönen Herbst 2019.
Ja, schön wär's gewesen. Stattdessen wurden wir vertrieben! Jäger und Grundbesitzer liegen an der Kanisfluh offenbar geradezu auf der Lauer, um Kanis-Aspiranten zu vertreiben. Ein sehr hartnäckiger Zeitgenosse hat uns sogar mit einem geländetauglichen Fahrzeug und später noch mit einem Fernglas verfolgt, bis er sich sicher war, dass wir auf dem Normalweg zur Holenke gehen würden. Weiter oben im Wald wieder zurück zur Aufstiegsroute zu queren, war uns dann zu doof. Das Ganze mag ein wenig albern auf uns gewirkt haben, aber man muss ja nicht mitmachen.
Wir fuhren also aus dem schönen Balderschwang hinüber nach Ö, im Auto Opeth's "In Gouda Veritas". Start war dieses Mal in Au (788 m), von wo aus wir auf dem Wanderweg zum Ahornenvorsäss (1126m) hinaufwanderten. Oben bot sich dann jenes für alle Beteiligten unwürdige Schauspiel, von dem ich eingangs berichtete. Uns wurde es, wie gesagt, bald zu bunt, und wir nahmen mit ziemlich gemischten Gefühlen den Normalweg zur Holenke unter die Vibrams. Am Feursteinvorsäss (1360 m) und dem Gasthof Edelweisshütte (1492 m) vorbei ging es hinauf in den Hählesattel (1880 m).
Hier ließen wir es uns nicht nehmen, auf die Hähle genannte Kanzel in der Nordwand (1860 m) vorzugehen (T3), von der aus man einen genialen Blick auf den Hohen Stoß und hinunter zur Wirmsäule hat.
Danach stiegen wir hinauf auf die Holenke (2044 m).
Au - Holenke: Markierter Wanderweg, T2, 2,5h
Ein bissl blöd haben wir uns schon gefühlt. Nicht, dass der Weg etwa unter unserer Würde wäre, oder so, das ist Quatsch, er ist sogar sehr schön. Aber weil er so schön ist, steigen hier eben hunderte von Wanderern hinauf, und das war nun wirklich nicht das was wir uns von diesem Tag versprochen hatten. Wir hatten uns auf eine einsame Gratüberschreitung gefreut - und stattdessen mit einer Massenveranstaltung Vorlieb nehmen müssen.
Immerhin hat man einen wunderbaren Rundblick von der Holenke: im Norden die Nagelfluhkette, dann der Diedamskopf, die Üntschenspitze, dahinter der Heiterberg, Auf der anderen Talseite Hochkünzelspitze, Annalper Stecken, und Zitterklapfen, im Süden Gungern und Klipperen, rechts davon die Mittagsspitze. Und irgendwo dazischen das schöne Zafernhorn, mit seinem tollen Westgrat!
Schließlich stiegen wir auf unseren Anstiegsweg wieder in den Hählesattel (1880m) ab. Und wir fassten einen Plan: Der Übergang von der Sonnenspitze zur Holenke mochte uns verwehrt worden sein, die Überschreitung des Hohen Stoßes würden wir uns aber nicht nehmen lassen. Und so wanderten wir vom Hählesattel aus auf Trittspuren den hügeligen Grat weiter hinauf, und querten dann direkt unterhalb der Felswand auf einem Grasband ausgesetzt in die Südflanke. Das Grasband geht in Fels über, und wird für einige Meter äußerst schmal - hier befindet sich derzeit (Herbst 2019) ein Fixseil. Sobald die Wand sich dahinter etwas zurückneigt, kann man sie in leichter Kletterei (II) ersteigen. Auch hier hilft derzeit ein Fixseil - ansonsten erkennt man die Stelle an einem Bohrhaken.
Prima, danke! Für uns ergab sich, vor dem Hintergrund des morgentlichen Erlebnisses, durch das Seil zwar eine ziemlich widersprüchliche Gesamtbotschaft - offenbar ist man hier wieder herzlich willkommen - aber was soll's. Bei meinem letzten Besuch musste ich hier ohne Seil hoch, da schaut man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul.
Oben angekommen geht es über steiles Gras hinauf zum Gipfel. Eine weitere Kletterstelle gibt es nicht. Am Hohen Stoß (1948m) angekommen, war die geklaute Kanisfluh-Überschreitung dann fast vergessen, so atemberaubend ist der Tiefblick hinunter zur Hähle, zur Wirmsäule, und auf den 1300 Meter weiter unten sich erstreckenden Talgrund.
Holenke - Hoher Stoß: Wanderweg (T2) und T6/II, 30 Minuten
Vom Gipfel aus hatten wir einen sehr aufschlussreichen Blick auf die Grate um Klipperen und Gungern, die ich am Vortag mit Yuki begangen hatte. Eine sehr lohnende Tour, wild, die viel Spaß macht!
Die Überschreitung hat aber noch einen zweiten Teil: Den Abstieg nach Westen. Dazu ist zunächst ein ziemlich schmales Mäuerchen zu überwinden - nicht schwierig, aber 1300 Meter über dem Talgrund und 300 Meter über der Wurzachalpe nicht ohne. Zudem beanspruchten Einheimische den Fels: Diesmal allerdings nicht die mit Jeep und Fernglas, sondern die mit den Hufen und den Hörnern. Und die waren deutlich gelassener als der im grünen Rock. Kein Wunder, wir trugen schließlich keinen grünen Rock....
Der Löwensteiner und ich balancierten über das Mäuerchen, und freuten uns darüber, dass der Grat danach wieder ein wenig breiter wird. Tatsächlich wartet der Weiterweg nun nicht mehr mit weiteren Schwierigkeiten auf. Allerdings geht es rechts auch weiterhin 1300 Meter senkrecht hinunter...
Im steilen Gras ging es weiter in Richtung eines deutlich sich abzeichnenden Horns, wo der Grat kurz nach links knickt. Hier weicht man in die linke Flanke aus, um einer Scharte auszuweichen. Danach suchten wir uns eine breite Schneise im Wald, durch die wir zu einem Hochsitz abstiegen. Ein nicht immer ganz deutlich zu erkennender Pfad führte uns von dort dann nach Osten (links), und zu dem Wanderweg, der von der Rosstelle herüber bzw. von Mellau heraufkommt. Auf dem Wanderweg ging's dann zurück zur Edelweisshütte (1492 m).
Hoher Stoß - Edelweisshütte: kurz T6/II, dann T4, unten Wanderweg (T2), 45 Minuten
Hier an der Hütte kann man ein letztes Pauserl einlegen, bevor es dann endgültig hinuntergeht. Zum Ahornenvorsäss führen Fahr- und Wanderwege. Tja, und vom Ahornenvorsäss ging es dann auf dem Aufstiegsweg zurück zum Auto - nicht ohne noch einen Blick zum Westgrat des Zitterklapfens zu werfen, der von hier aus besonders zu einzusehen ist. Auch eine fantastische Tour!
Edelweisshütte - Ahornenvorsäss - Parkplatz: Wander- und Fahrwege, T2 und T1, 45 Minuten
Fazit:
Tja. Was soll man sagen. Also, die Überschreitung der Kanisfluh ist eigentlich eine grandiose Tour über einen grandiosen Berg. Wer die in Angriff nehmen möchte, der/die sollte den Ahornenvorsäss inzwischen wohl besser recht weiträumig umgehen. Angesichts der Größe der Lichtung ist das halt nicht ganz einfach. Noch sinnvoller wäre natürlich eine klare und klar kommunzierte Regelung. Es ist nicht offiziell verboten, die Kanisfluh-Überschreitung zu machen - aber welchen Status ein Mensch hat, der am Ahornenvorsäss plötzlich vor einem steht, was er darf und was nicht, kann man an Oert und Stelle aus dem Stegreif nicht beurteilen. Und man sollte es auch nicht.
Was die Überschreitung des Hohen Stoßes angeht, die war allerdings klasse. Umso schöner durch die Begegnung mit den Steinböcken. Wäre halt als Sahnehäubchen auf einer Kanisfluh-Überschreitung noch schöner gewesen. Aber manchmal schmeckt die Sahne auch allein. Beggars can't be choosers.
...immerhin gab's am nächsten Tag dafür einen Steilgrasklassiker im Kleinwalsertal: die Überschreitung von Zwölfer, Elfer und Liechelkopf. Die entschädigte.
Ja, schön wär's gewesen. Stattdessen wurden wir vertrieben! Jäger und Grundbesitzer liegen an der Kanisfluh offenbar geradezu auf der Lauer, um Kanis-Aspiranten zu vertreiben. Ein sehr hartnäckiger Zeitgenosse hat uns sogar mit einem geländetauglichen Fahrzeug und später noch mit einem Fernglas verfolgt, bis er sich sicher war, dass wir auf dem Normalweg zur Holenke gehen würden. Weiter oben im Wald wieder zurück zur Aufstiegsroute zu queren, war uns dann zu doof. Das Ganze mag ein wenig albern auf uns gewirkt haben, aber man muss ja nicht mitmachen.
Wir fuhren also aus dem schönen Balderschwang hinüber nach Ö, im Auto Opeth's "In Gouda Veritas". Start war dieses Mal in Au (788 m), von wo aus wir auf dem Wanderweg zum Ahornenvorsäss (1126m) hinaufwanderten. Oben bot sich dann jenes für alle Beteiligten unwürdige Schauspiel, von dem ich eingangs berichtete. Uns wurde es, wie gesagt, bald zu bunt, und wir nahmen mit ziemlich gemischten Gefühlen den Normalweg zur Holenke unter die Vibrams. Am Feursteinvorsäss (1360 m) und dem Gasthof Edelweisshütte (1492 m) vorbei ging es hinauf in den Hählesattel (1880 m).
Hier ließen wir es uns nicht nehmen, auf die Hähle genannte Kanzel in der Nordwand (1860 m) vorzugehen (T3), von der aus man einen genialen Blick auf den Hohen Stoß und hinunter zur Wirmsäule hat.
Danach stiegen wir hinauf auf die Holenke (2044 m).
Au - Holenke: Markierter Wanderweg, T2, 2,5h
Ein bissl blöd haben wir uns schon gefühlt. Nicht, dass der Weg etwa unter unserer Würde wäre, oder so, das ist Quatsch, er ist sogar sehr schön. Aber weil er so schön ist, steigen hier eben hunderte von Wanderern hinauf, und das war nun wirklich nicht das was wir uns von diesem Tag versprochen hatten. Wir hatten uns auf eine einsame Gratüberschreitung gefreut - und stattdessen mit einer Massenveranstaltung Vorlieb nehmen müssen.
Immerhin hat man einen wunderbaren Rundblick von der Holenke: im Norden die Nagelfluhkette, dann der Diedamskopf, die Üntschenspitze, dahinter der Heiterberg, Auf der anderen Talseite Hochkünzelspitze, Annalper Stecken, und Zitterklapfen, im Süden Gungern und Klipperen, rechts davon die Mittagsspitze. Und irgendwo dazischen das schöne Zafernhorn, mit seinem tollen Westgrat!
Schließlich stiegen wir auf unseren Anstiegsweg wieder in den Hählesattel (1880m) ab. Und wir fassten einen Plan: Der Übergang von der Sonnenspitze zur Holenke mochte uns verwehrt worden sein, die Überschreitung des Hohen Stoßes würden wir uns aber nicht nehmen lassen. Und so wanderten wir vom Hählesattel aus auf Trittspuren den hügeligen Grat weiter hinauf, und querten dann direkt unterhalb der Felswand auf einem Grasband ausgesetzt in die Südflanke. Das Grasband geht in Fels über, und wird für einige Meter äußerst schmal - hier befindet sich derzeit (Herbst 2019) ein Fixseil. Sobald die Wand sich dahinter etwas zurückneigt, kann man sie in leichter Kletterei (II) ersteigen. Auch hier hilft derzeit ein Fixseil - ansonsten erkennt man die Stelle an einem Bohrhaken.
Prima, danke! Für uns ergab sich, vor dem Hintergrund des morgentlichen Erlebnisses, durch das Seil zwar eine ziemlich widersprüchliche Gesamtbotschaft - offenbar ist man hier wieder herzlich willkommen - aber was soll's. Bei meinem letzten Besuch musste ich hier ohne Seil hoch, da schaut man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul.
Oben angekommen geht es über steiles Gras hinauf zum Gipfel. Eine weitere Kletterstelle gibt es nicht. Am Hohen Stoß (1948m) angekommen, war die geklaute Kanisfluh-Überschreitung dann fast vergessen, so atemberaubend ist der Tiefblick hinunter zur Hähle, zur Wirmsäule, und auf den 1300 Meter weiter unten sich erstreckenden Talgrund.
Holenke - Hoher Stoß: Wanderweg (T2) und T6/II, 30 Minuten
Vom Gipfel aus hatten wir einen sehr aufschlussreichen Blick auf die Grate um Klipperen und Gungern, die ich am Vortag mit Yuki begangen hatte. Eine sehr lohnende Tour, wild, die viel Spaß macht!
Die Überschreitung hat aber noch einen zweiten Teil: Den Abstieg nach Westen. Dazu ist zunächst ein ziemlich schmales Mäuerchen zu überwinden - nicht schwierig, aber 1300 Meter über dem Talgrund und 300 Meter über der Wurzachalpe nicht ohne. Zudem beanspruchten Einheimische den Fels: Diesmal allerdings nicht die mit Jeep und Fernglas, sondern die mit den Hufen und den Hörnern. Und die waren deutlich gelassener als der im grünen Rock. Kein Wunder, wir trugen schließlich keinen grünen Rock....
Der Löwensteiner und ich balancierten über das Mäuerchen, und freuten uns darüber, dass der Grat danach wieder ein wenig breiter wird. Tatsächlich wartet der Weiterweg nun nicht mehr mit weiteren Schwierigkeiten auf. Allerdings geht es rechts auch weiterhin 1300 Meter senkrecht hinunter...
Im steilen Gras ging es weiter in Richtung eines deutlich sich abzeichnenden Horns, wo der Grat kurz nach links knickt. Hier weicht man in die linke Flanke aus, um einer Scharte auszuweichen. Danach suchten wir uns eine breite Schneise im Wald, durch die wir zu einem Hochsitz abstiegen. Ein nicht immer ganz deutlich zu erkennender Pfad führte uns von dort dann nach Osten (links), und zu dem Wanderweg, der von der Rosstelle herüber bzw. von Mellau heraufkommt. Auf dem Wanderweg ging's dann zurück zur Edelweisshütte (1492 m).
Hoher Stoß - Edelweisshütte: kurz T6/II, dann T4, unten Wanderweg (T2), 45 Minuten
Hier an der Hütte kann man ein letztes Pauserl einlegen, bevor es dann endgültig hinuntergeht. Zum Ahornenvorsäss führen Fahr- und Wanderwege. Tja, und vom Ahornenvorsäss ging es dann auf dem Aufstiegsweg zurück zum Auto - nicht ohne noch einen Blick zum Westgrat des Zitterklapfens zu werfen, der von hier aus besonders zu einzusehen ist. Auch eine fantastische Tour!
Edelweisshütte - Ahornenvorsäss - Parkplatz: Wander- und Fahrwege, T2 und T1, 45 Minuten
Fazit:
Tja. Was soll man sagen. Also, die Überschreitung der Kanisfluh ist eigentlich eine grandiose Tour über einen grandiosen Berg. Wer die in Angriff nehmen möchte, der/die sollte den Ahornenvorsäss inzwischen wohl besser recht weiträumig umgehen. Angesichts der Größe der Lichtung ist das halt nicht ganz einfach. Noch sinnvoller wäre natürlich eine klare und klar kommunzierte Regelung. Es ist nicht offiziell verboten, die Kanisfluh-Überschreitung zu machen - aber welchen Status ein Mensch hat, der am Ahornenvorsäss plötzlich vor einem steht, was er darf und was nicht, kann man an Oert und Stelle aus dem Stegreif nicht beurteilen. Und man sollte es auch nicht.
Was die Überschreitung des Hohen Stoßes angeht, die war allerdings klasse. Umso schöner durch die Begegnung mit den Steinböcken. Wäre halt als Sahnehäubchen auf einer Kanisfluh-Überschreitung noch schöner gewesen. Aber manchmal schmeckt die Sahne auch allein. Beggars can't be choosers.
...immerhin gab's am nächsten Tag dafür einen Steilgrasklassiker im Kleinwalsertal: die Überschreitung von Zwölfer, Elfer und Liechelkopf. Die entschädigte.
Tourengänger:
Nik Brückner,
Löwensteiner


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