Ein vom Winde verwehtes Saisonfinale an der Kanisfluh


Publiziert von Grimbart , 10. Juni 2019 um 20:46.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Bregenzerwald-Gebirge
Tour Datum:10 November 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1275 m
Abstieg: 1380 m
Strecke:ca. 15,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Dornbirn, Bahnhof, mit der Landbuslinie 40 nach Au, Jaghausen.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit der Landbuslinie 40 von Mellau, Hotel Sonne, nach Dornbirn, Bahnhof.
Unterkunftmöglichkeiten:Alpengasthof Edelweiß (privat) oder Hotels / Gasthöfe in Au und Mellau
Kartennummer:f&b WK5364 (Hinterer Bregenzerwald / Kleinwalsertal / Damüls); ÖK25V Nr. 1224 - Ost (Bezau)

Wie die zahlreichen Geschichten und Sagen zur Kanisfluh belegen, hat dieses mystische Bollwerk die Menschen schon seit Anbeginn in ihren Bann gezogen. Da wäre einmal die tragische Geschichte vom Riesen Wirm, der die Kanisfluh mit eigener Hand erbaut haben soll und mit seinem Werk derart unzufrieden war, dass er sich von der Spitze der Kanisfluh gleich in den Tod stürzte. Von anderen Riesen begraben, setzten ihm diese mit der Wirmsul einen Grabstein, der noch heute existiert. Es gibt aber auch noch die Vorarlberger Variante der Sisyphos Sage über einen neidischen Bauer, der ob seiner Missgunst an der Kanisfluh nicht zur Ruhe kommt. Statt eines Steins, darf er allerdings des Bauers wertvollstes Gut (Anmerkung: eine Kuh) jede Nacht vom Tal zum Gipfel rauf und runter schleppen.

Welche Mühen dieser rastlose Geist jede Nacht auf sich zu nehmen hat, davon kann man sich selbst überzeugen, wenn man von Au aus die Kanisfluh in Angriff nimmt. Mit einem wohl gepackten Ränzlein am Rücken, ist es für unsereins aber ein Leichtes. Wer leiden möchte, darf sich aber gerne noch zusätzliches Gewicht aufbürden ;-)

 

Der Ausgangspunkt für die Besteigung des Wälder Wahrzeichens ist der Auer Ortsteil Argenstein. Von der Bushaltestelle bei der Auer Kirche in wenigen Minuten erreicht, spaziert man auf einem Anliegersträßchen bis zu den letzten Häusern. Dort weist die Beschilderung zwischen den Häusern hindurch auf einen Wiesenpfad. Auf diesem nun hoch an den Waldrand und in einer Schleife durch den herbstlichen Wald bergan bis man wieder freie Wiesenflächen erreicht hat. Dort trifft man schließlich auf einen Fahrweg, der in zahlreichen Kehren über das Berggut Ahornen zu den wettergebräunten Häusern des Ahornenvorsäß' hinaufführt.

Ab der Kapelle tauscht man das geteerte Sträßchen wieder gegen einen Wanderweg ein. Zu Beginn noch über einen Grasrücken aufsteigend, verschwindet man alsbald in einem Waldflecken aus Tannen, Grünerlen und sonstigem Strauchwerk. Sich an den bewaldeten Rücken haltend, wird die Feuersteinalpe schließlich in zwei Kehren erreicht. Überragt von den Südflanken der Kanisfluh geht’s nun auf einem Fahrweg der Öberle Alpe bzw. dem Alpengasthof Edelweiss entgegen.

Ab der Öberle Alpe ist's dann vorbei mit der Einsamkeit. Dafür beginnt der schönste Teil des Anstiegs. Beim Alpengasthof Edelweiss auf einen Trampelpfad wechselnd steigt man über einen mit Tannen bestandenen Geländerücken in das Alpgebiet der Oberen Alpe auf. In dem nunmehr offenen Gelände kannte der zunehmend auffrischende Föhn kein Halten mehr. Er war nun ständiger Begleiter im weiteren Aufstieg zur Kanisfluh. Mit den Klippen der Klippera zur Linken, führt der Pfad zu Beginn noch recht gemütlich über die Weiden der Oberen Alpe. Spätestens ab der Einmündung in den vom Wurzachsattel heraufziehenden Weg, läuft der Kreislauf aber wieder auf Hochtouren.

Die begrünte Steilflanke der Holenke traversierend, gilt es bei einer Baumgruppe über ein paar Mini-Felsen empor zu steigen. Danach quert der Steig hinaus zu einer weiteren Wegverzweigung. Ab hier leitet nun ein steiler, teils steiniger Pfad durch die Flanke in wenigen Kehren hoch zum Hählesattel. Dort angelangt beeindruckt nicht nur der Tiefblick in das Talbecken von Schnepfau, sondern auch der zum Greifen nahe Turm des Hohen Stoss'.

Zum Hauptgipfel der Kanisfluh trennen einen noch 170 Höhenmeter, die entlang des breiten W-Rückens erklommen werden. Der starke Südföhn kam hier oben nun so richtig in Entfaltung und so manch eine Böe pfiff einem nicht nur um die Ohren, sondern machte den Aufstieg auch noch zu einem Kampf gegen höhere Gewalt. Auch die Suche nach einer halbwegs windgeschützten Kuhle für den Verzehr der Mittagsjause, gestaltete sich an diesem Tag als schwieriges Unterfangen.

Aussichtsreich, aber nicht windbefreit, ging es dann von der Holenke auch wieder via Hählesattel hinunter bis zur ersten Wegverzweigung. Hier nun nicht nach Osten, sondern dem Steig nach Westen Richtung Kanisalpe folgend, steigt man in Kehren hinunter in eine windgeschützte Wald- und Wiesenmulde. Durch diese hinaus zur Wegverzweigung beim Goßloch, hält man sich weiterhin geradeaus und trifft wenig später auf einen Fahrweg. Auf diesem hinab in das malerische, von den eindrücklichen Felswänden der Gunggera eingefasste Amphitheater der Kanisalpe. Ein Juwel, das ihresgleichen im Bregenzerwaldgebirge sucht.

Durch die Alpwanne vor zum Kaniseregg, hat man nun zwei Varianten für den Abstieg nach Mellau: Jene über die Hofstättenalpe oder jene über die Roßstelle. Was die Steilheit anbelangt, schenken sich beide Abstiege nichts. Während der Saison hat die Roßstelle aber ein knieschonendes Ass im Ärmel: Die 10er Gondel.

Mitte November ist's aber nichts mit 10er Gondel, da sind die eigenen Knie gefordert. Da ich den Abstieg über die Roßstelle aber noch nicht kannte, übte diese Variante einen gewissen Reiz auf mich aus. Vom Kaniseregg zur Roßstelle geht’s noch auf einem knieschonenden Weg. Danach sind im Abstieg aufgrund der Nähe der Steilabbrüche des Dürrenbachtobels Konzentration und Trittsicherheit gefordert. Im Zick-Zack führt ein Steig nahezu parallel zur Seilbahntrasse über einen steilen Waldrücken bergab. Auf etwa 925m Höhe kreuzt man schließlich die Seilbahn und kann – da diese ja nicht in Betrieb ist – die Gelegenheit nützen, eine Forstwegschleife abzukürzen, indem man nach links auf einen undeutlichem Pfad wechselt und direkt über die ausgeholzte Schneise bergab steigt. Wieder zurück auf dem Forstweg geht’s schließlich entlang des Dürrenbachs hinunter zur Talstation. Ins Dorfzentrum von Mellau sind es dann noch gute 10 Minuten.

 

Gehzeiten:

Au, Kirche – Argenstein – Ahornenvorsäß (ca. 50'') – Feuersteinvorsäß (ca. 30'') – Alpengasthof Edelweiß (ca. 30'') – Hählesattel (ca. 50'') – Kanisfluh, Holenke (ca. 20'') – Hählesattel – Goßloch, Abzw. Höfstättenalpe (ca. 50'') – Kanisalpe (ca. 20'') – Roßstelle (ca. 20'') – Mellau, Bergbahnen (ca. 1' 00') – Mellau, Hst. Hotel Sonne (ca. 10'')


Tourengänger: Grimbart


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