Säntis (2502 m) - von Wildhaus mit Abstecher zum Altmann


Publiziert von 83_Stefan , 21. Dezember 2019 um 16:30.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 4 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG   CH-AR 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:In Wildhaus von der Hauptstraße abbiegen und durch den Ort zum kostenpflichtigen Wanderparkplatz (zahlbar in Franken und Euro) fahren.
Unterkunftmöglichkeiten:Berggasthaus Tierwis (2085 m, privat), Berggasthaus Rotsteinpass (2124 m, privat), Zwinglipasshütte (1999 m, SAC Toggenburg).
Kartennummer:map.geo.admin

Der Säntis ist als höchster Berg des Alpsteins und der gesamten Appenzeller Alpen in weitem Umkreis als markanter Fixpunkt auszumachen und ein entsprechend begehrtes Ziel für Bergwanderer. Hinzu kommt die Seilbahn, die von der Schwägalp Horden an Touristen aller Couleur nach oben schaufelt, wo sie im Gipfelhaus rundumbespaßt werden - nicht unbedingt ein Fall für Bergindividualisten! Aber startet man in Wildhaus, hat man zumindest beim landschaftlich ausgesprochen reizvollen Aufstieg weitgehend seine Ruhe und muss sich nicht hinter die anderen Lemminge einreihen. Der Ausgangspunkt hat den weiteren Vorteil, dass man die Unternehmung zur Rundtour ausweiten und dem Altmann als stellvertretendem Gruppenhöchsten auch noch einen Besuch abstatten kann. Eine runde Sache mit zwei Gipfeln also, bei der man den Trubel am "Top of Alpstein" getrost mit dem Spruch "Leben und leben lassen" abtun kann.

Am kostenpflichtigen Wanderparkplatz in Wildhaus folgt man der Beschilderung zum Säntis auf einer schmalen Asphaltstraße bergwärts, bis man diese an einer Verzweigung nach links verlässt. Der Wanderweg führt durch ein kurzes Waldstück in freies Gelände und leitet der Gamplüt-Seilbahn folgend nach oben zum gleichnamigen Bergrestaurant, das auf einem schwach ausgeprägten Sattel errichtet ist.

Durch weite Wiesen wandert man am Fahrweg nach Nordosten wieder schwach bergab, bis bald nach den Dreihütten der Weg zum Säntis rechts abzweigt. Dieser erreicht den Wald, quert nach Norden und bald nachdem man den Abzweig nach Thurwis passiert hat, trifft man auf einen weiteren Fahrweg. Ihm folgt man im Tal bergauf, der Gipfel des Säntis zeigt sich bereits.

An einer Verzweigung trennt sich die Spreu vom Weizen. Während sich die meisten Wanderer rechts in Richtung Rotsteinpass halten, zweigt man links ab und quert auf der Südseite des Hundstei nach Westen. Besonders der Blick hinüber zu den Churfirsten fesselt auf dieser Etappe das Auge. Schließlich verlässt man die Fahrspur auf einem Steig nach rechts und wandert aussichtsreich durch eine felsdurchsetzte Grasflanke vorbei an der winzigen Alp Grueben hinauf aufs Charrefeld, einem großen, geneigten Karstfeld aus hellem Kalkfels. Der Blick zum Berggasthaus Tierwis wird schließlich frei, man quert das Karstfeld und steigt schließlich auf deutlichem Steig durch die begrünte Flanke hinauf zur Hütte mit ihren rot-weiß gestrichenen Fensterläden, wo man mit den vielen Wanderern von der Schwägalp zusammentrifft. Von hier hat man einen hübschen Blick hinunter auf die Nordseite, wo an sonnigen Wochenenden jeder freie Parkplatz heiß begehrt ist.

Der breite Steig leitet in Kammnähe teils über Stufen steil aufwärts und umgeht den Grauchopf südseitig, der Rückblick über das Berggasthaus setzt den formschönen Grenzchopf in Szene. Durch Karstgelände erreicht man schließlich das Kar unter dem Gipfel, auf dessen linker Seite schließlich die Grathöhe zwischen Girenspitz und Säntis gewonnen wird.

Man folgt den Versicherungen nach rechts in Richtung des Gipfelaufbaus, überwindet eine Kalkplatte mittels eines Risses (durchgehend versichert) und gelangt schließlich zum unvermeidlichen Gipfelhaus. Der restliche Anstieg ist durchaus ungewöhnlich, denn durch die Katakomben geht es unterirdisch weiter, man zweigt rechts ab und steigt über Treppenstufen hinauf in die schöne neue Welt, in der die Touristen in wohl klimatisierter Umgebung echte Schweizer Souvenirs kaufen oder die Mädels in Tracht bestaunen können, die die modernen Großaufzüge bedienen. Man hält sich an die Beschilderung zum Gipfel und steigt zunächst im Treppenhaus, dann wieder an der frischen Luft hinauf zum höchsten natürlichen Punkt, der aber von der Antenne haushoch überragt wird. Die ausgedehnte Aussichtsplattform ermöglicht Blicke auf alle Seiten, um alles zu sehen muss man aber mehrfach den Standort wechseln und sich einen Platz am Geländer erkämpfen. Das sanfte Appenzellerland auf der Nordseite ist ein interessanter Kontrast zu den unzähligen Gipfel, die sich auf dem Säntis zeigen und in der Ferne schimmert der Bodensee, der den Übergang zur Schwäbischen Alb vermittelt.

Man steigt wieder hinunter in die Katakomben und hält sich rechts in Richtung Rotsteinpass. Das Gebäude wird verlassen und man folgt dem Weg am Grat entlang nach Südosten. Versicherungen helfen bald darauf über einen unbedeutenden Aufschwung hinweg, dann folgt ein gutmütiger Abschnitt am begrünten Kamm - den Altmann als nächstes Ziel hat man dabei stets vor Augen, auf der anderen Seite stemmt sich der Säntis mit seinem Sendemast in den Schweizer Himmel. Schließlich zieht sich der Lisengrat schmal zusammen und Versicherungen helfen dem Wanderer an ausgesetzten Stellen, bis sich das Gelände wieder zurücklegt und bald darauf der Rotsteinpass mit dem gleichnamigen Berggasthaus erreicht ist. 

Wer bereits genug hat, der kann vom Rotsteinpass durch das Tal nach Südwesten absteigen. Hat man noch Kraft, bietet sich stattdessen der Altmann für einen Besuch an. Hierzu folgt man dem versicherten Steig zunächst am Kamm steil aufwärts, dann geht es durch die Flanke hinauf zur Verzweigung auf einem Seitengrat, wo man optional zum Wildhuser Schofberg gehen könnte. Wer zum Altmann will, quert hinüber zum bereits nahen Altmasattel, wo der Abstecher zum Gipfel ansetzt.

Es folgt der anspruchsvollste Part der Tour: Am felsigen Kamm geht es ein Stück hinauf, dann wird ein Aufschwung rechts umgangen und durch eine felsige Rinne erreicht man wieder die Kammhöhe. Auf der anderen Seite steigt man knapp unterhalb über poliertes Gestein ohne Orientierungsprobleme hinauf zum Grat, der nahe des Gipfels erreicht wird. Man hält sich links und steigt über eine kurze ausgesetzte Stelle am Grat hinüber zum Gipfelkreuz, an dem sich der Blick hinunter ins Rheintal öffnet. Wegen der schlanken Gipfelform ist der Rundumblick vom Altmann wesentlich besser als der vom Säntis - man kann zugleich weit in alle Himmelsrichtungen schauen und muss dafür nicht den Standort wechseln. Außerdem ist am Altmann wesentlich weniger los. Besonders interessant ist der Blick zum unverkennbaren Säntis, zu den Churfirsten und ins Rheintal.

Am Aufstiegsweg geht es wieder hinunter zum Altmasattel und zurück zur Verzweigung. Man hält sich links und steigt zunächst steil durch das Kar und dann durch gewellte Matten hinunter zur Zwinglipasshütte. Im Rückblick beeindruckt der Altmann mit senkrechten Kalkplatten.

Auf breit ausgetretenem Steig wandert man hinunter zur Chreialp südwestlich unter dem Ruchbüel, bevor eine letzte Steilstufe im Abstieg zur Teselalp wieder eine vermehrte Schweißproduktion in Gang setzt. An der Alp wird ein Fahrweg erreicht, der talaus leitet. An der Verzweigung, an der der Steig durch den Flüretobel nach Wildhaus abzweigt, hält man sich links ("Wildhaus"). Steil geht es im Tobel durch Wald hinab, bis der Steig nach rechts aus dem Tobel hinaus leitet und hinüber zum Aufstiegsweg quert. Ihm folgend, ist es nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt.

Schwierigkeiten:
Von Wildhaus via Gamplüt zum Berggasthaus Tierwis: T2 (unproblematische, ruhige Steige).
Anstieg zum Säntis: T3, I (versicherte Kraxelei im Bereich der Kalkplatte).
Via Lisengrat zum Rotsteinpass: T3 (kurzzeitig versichert und etwas ausgesetzt).
Vom Berggasthaus Rotsteinpas zum Altmasattel: T3 (abschnittsweise versichert).
Gipfelanstieg zum Altmann: T4, I (abgespeckter Fels, Orientierung problemlos).
Abstieg vom Altmasattel über Zwinglipasshütte: T2 (gutmütiger Abstieg).

Fazit:
Eine großzügige 5*-Rundtour zu den beiden Gruppenhöchsten, die mit zahlreichen landschaftlichen Höhepunkten und einigen Einkehrmöglichkeiten aufwartet. Der Rundumblick vom deutlich exklusiveren Altmann ist wirklich klasse und umfassender als von der Aussichtsplattform auf dem Säntis. Als Minuspunkte sind lediglich der Menschenandrang sowie die übertriebene Infrastruktur im Umkreis des Säntis-Gipfels zu nennen.

Mit auf Tour: Bäda.

Kategorien: Appenzeller Alpen, Gruppenhöchste, 5*-Tour, 2500er, T4.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (6)


Kommentar hinzufügen

alpstein hat gesagt:
Gesendet am 21. Dezember 2019 um 16:49
Hallo Stefan,

danke für den schönen Bericht und den tollen Fotos aus einer für mich völlig unbekannten Gegend ;-)

Ein Samstag in der Ferienzeit ist nicht der optimale Zeitpunkt auf den Säntis zu gehen, aber scheinbar hat Dir die Tour dennoch gefallen.

Schöne Weihnachten und Grüße
Hanspeter


83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Dezember 2019 um 16:58
Hallo Hanspeter, vielen Dank für deinen Kommentar! Ja, mir hat es im Alpstein sehr gut gefallen, vor allem der Altmann war top. Du warst ja wenige Tage nach mir vor Ort, aber wie üblich mit deinem Bericht erheblich schneller ;-) . Aber jetzt kann sich vielleicht der eine oder andere an diesen kurzen, dunklen Tagen an den sommerlichen Bildern erfreuen. Schöne Grüße!

Nic hat gesagt:
Gesendet am 21. Dezember 2019 um 19:56
Schöne Tour! Schon so oft hab ich mir vorgenommen mal ins Alpsteingebirge zu fahren, doch noch nie hat es sich ergeben.Im Sommer bin ich zumindest mal vorbeigefahren. 2020 dann!

VG Nico

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Dezember 2019 um 09:52
Hallo Nic, die Fahrt lohnt sich und dauert aus Richtung München gar nicht mal so lange, wie man vielleicht meinen würde. Sicherlich gibt es dort auch ruhige Ziele, aber die hier vorgestellte Runde hat mir schon sehr gut gefallen. Beste Grüße!

Kobe15 hat gesagt:
Gesendet am 27. Dezember 2019 um 09:00
schöne und gute Beschreibung der Tour! Ich bin mit 'alpstein' gleicher Ansicht - Säntis nicht an einem Wochenende.
Liebe Grüsse Kobe15

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Dezember 2019 um 11:08
Hallo Kobe15, danke für deinen netten Kommentar! Zumindest braucht man am Säntis an einem sonnigen Wochenende keine Einsamkeit erwarten, aber das weiß man ja. Der Anstieg von Wildhaus sowie der Abstecher zum Altmann waren dann aber trotz der landschaftlichen Schönheit recht ruhig - schon erstaunlich! Ich wünsche dir einen guten Start ins neue Jahr!


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