Kampenwand (1664 m) - von kleinen und großen Sprücheklopfern


Publiziert von 83_Stefan , 19. Juli 2016 um 23:06.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Chiemgauer Alpen
Tour Datum: 1 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 1050 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über die St2093 nach Hohenaschau; der Beschilderung zum großen, für Seilbahngäste kostenfreien Parkplatz folgen.
Kartennummer:Bayerisches Landesamt für Vermessung und Geoinformation - UK50-54 Chiemsee Chiemgauer Alpen.

Der durchschnittliche 08/15-Sprücheklopfer weidet sich an der Kampenwand - den altwährten Spruch über den übertrieben guten Ernährungszustand des potentiellen Gipfelstürmers in Verbindung mit der Bekundung dessen Besteigungswillens kennt hierzulande bekanntlich jedes Kind und trotzdem wird er jedes Mal aufs Neue zelebriert. Der Autor distanziert sich nachdrücklich von solch ausgelutschten, alten Kamellen und regt zur Fantasie an. Wie wäre es, wenn sich jeder zum Ziel setzen würde, die lieben Mitmenschen durch eigene Sprüche zu beglücken? Die Welt dadurch jeden Tag ein Stückchen besser zu machen? Den kleinen Bergsteigerkindern ein neckisches Lächeln auf die Lippen zu zaubern? Ach, wie schön wäre die Welt! Sprühend vor Einfallsreichtum könnte das zum Beispiel heißen "Kampenwand, oh Kampenwand, von oben schau ich weit ins Land". Oder "der Berg ist hoch, der Weg ist weit, ich beeile mich, denn ich hab' keine Zeit". Naja, zugegeben - schlechte Idee! Vielleicht sollte der Autor lieber wieder den Pferden das Denken überlassen, der größeren Köpfe wegen - und die zaubern zumindest den Mädels ein breites Grinsen ins Gesicht...

Die markante Gipfelkrone der Kampenwand ragt südlich des Chiemsee in den bayerischen Himmel und hat es zu einem der bekanntesten Berge Bayerns geschafft. Durch die Seilbahn kommt normalerweise auch die etwas fülligere Anwartschaft hinauf und so kommt es, dass es dort oben zugeht wie beim Starkbieranstich, nur eben ohne Bier und ohne Stich. Stark ist es aber trotzdem! Zum unvergesslichen Erlebnis wird die Kampenwand aber erst, wenn man ihr im Sonnenuntergang einen Besuch abstattet und alleine zusieht, wie die untergehende Sonne die Felsen in ein letztes Rot hüllt und der Chiemsee nachglüht - ein Erlebnis der Sonderklasse! "I gang so gern auf'd Kampenwand, denn weit reicht der Blick übers flache Land"!

An der Talstation der Kampenwandbahn in Hohenaschau beginnt die Tour. In nördlicher Richtung geht's an der Talstation vorbei zur Straße "Am Hofbichl", der man nach Osten aus dem Ort heraus folgt. Im Wald biegt das Sträßchen bald nach Süden ab; an einer Verzweigung links weiter und auf einer Schotterstraße bergan. Entweder man biegt bald nach rechts ab und steigt über eine Schneise aufwärts (beschildert), oder man bleibt auf der Straße, bis der beschilderte Reitweg abzweigt (Achtung - an der unbeschilderten Kreuzung davor rechts halten!), der nach oben zur Versorgungsstraße der weiter oben gelegenen Almen leitet.

Zunächst führt das Sträßchen durch Wald, später durch freies Gelände aufwärts. Das gewaltige Gipfelkreuz immer vor Augen, geht es an der Gorialm und der Schlechtenbergalm vorbei und schließlich wird die Steinlingalm unterhalb der Gipfelkrone erreicht, wo die Straße endet.

Hier beginnt der deutliche Steig zum Gipfel. Durch Latschengassen und Geröll hinauf, bis die Gipfelkrone erreicht ist. Der Steig biegt scharf nach links ab und leitet zwischen den himmelhohen Felsen hindurch - was für eine eindrucksvolle Kulisse in den sonst so lieblichen Chiemgauer Alpen! Ein paar Mal muss man kraxeln, bevor eine versicherte Querung um den Ostgipfel herum leitet und man von hinten hinauf steigen kann. Am riesigen Gipfelkreuz bietet sich eine fantastische Aussicht, der Hingucker schlechthin ist natürlich der Chiemsee im Norden. Wer hier unter der Woche zum Sonnenuntergang hinauf gestiegen ist, hat zumindest die Chance auf Einsamkeit, während dies am Tage meist illusorisch ist. Die untergehende Sonne färbt die Felswände leuchtend rot und der Chiemsee tief unten glüht dumpf nach. Der Sonnenuntergang auf der Kampenwand ist ein eindrucksvolles Erlebnis!

Der Abstieg verläuft auf der Anstiegsroute und lässt sich ab der Steinlingalm auch gut im Dunkeln machen.

Schwierigkeiten:
Zur Steinlingalm: T1 (keinerlei Schwierigkeiten).
Weiter zum Kampenwand-Ostgipfel: T4-, I (nur stellenweise).

Fazit:
Eine lohnende 4*-Sonnenuntergangstour hoch über dem Chiemsee. Der Anstieg bis zur Steinlingalm ist ein langweiliger Fahrweg-Hatsch, aber trotzdem recht aussichtsreich, der äußerst beeindruckende Gipfelbereich sorgt hingegen für eine spannende Szenerie. Unterhalb der Steinlingalm ist der Abstieg auch gut im Dunkeln zu machen.

Kategorien: Chiemgauer Alpen, Sonnenuntergangstour, 4*-Tour, 1600er, T4.


Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (11)


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Ovidam hat gesagt:
Gesendet am 20. Juli 2016 um 09:11
Stefan erzählt von tollen Sachen,
so schön, daß ich das auch möcht machen,
die Wampen wieder hochzutragen,
das Gipfelglück erneut zu wagen,
Kampe, Kampe, schöner Berg,
oben drauf bin ich ein Zwerg :-)

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Juli 2016 um 15:17
...und die Moral von der Geschicht' - reimen kann man, oder nicht ;-) ! Du kannst es jedenfalls besser als ich ;-) !

Danke für deinen Kommentar!

AIi hat gesagt:
Gesendet am 20. Juli 2016 um 14:30
Stefan der Einleitungskünstler dichtet,
von Pferden, Politik und Sprüchen - alles andere als unterbelichtet.
Bringt damit den werten Leser zum schmunzeln,
einige sicherlich auch zum Stirne runzeln.
Eine gelungene Abwechslung ists’ allemal,
wird immer das gleiche doch manchmal zur Qual.

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Juli 2016 um 15:18
Hallo Ali, vielen Dank! Ein bisserl Abwechslung darf schon mal sein, finde ich ;-) .
Reimen kannst du jedenfalls auch sehr gut ;-) .

klemi74 hat gesagt:
Gesendet am 20. Juli 2016 um 17:44
Bist in der Wand,
Dann isses steil -
Schaust raus ins Land,
Dann isses geil!

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Juli 2016 um 15:19
Da schließe ich mich voll und ganz an und reimen tut sich's auch noch - perfekt ;-) ! Vielen Dank!

Makubu hat gesagt:
Gesendet am 21. Juli 2016 um 07:30
Geologie der Kampenwand (Kurzfassung)

Weil Kontinente sich verschieben
werden Berge in die Höhe getrieben.
So entstand im Alpenland
die wohlbekannte Kampenwand.
Später gab die Erosion
ihr eine wunderschöne Form.
(Bevor sie gänzlich wegerodiert
ist Stefan noch hinaufmarschiert.)

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Juli 2016 um 15:21
Hey Makubu, also da muss ich neidlos sagen - 100 Punkte!!! Was ist dann die lange Fassung?!?

Makubu hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Juli 2016 um 17:56
Oje, die lange Fassung! Die werd ich Dir wohl schuldig bleiben. Geologisch gesprochen: Da bin ich tief in der "Kreide"!

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. Juli 2016 um 18:49
Hmmm, jetzt habe sogar ich endlich das Wortspiel verstanden ;-) !

Makubu hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. Juli 2016 um 19:32
:-)


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