Säntis (2502 m) via Chammhaldenroute mit nun noch "luftigerer" Querung


Publiziert von alpstein , 19. Juli 2014 um 18:34.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:19 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-AR   CH-SG 
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 50 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über Herisau - Urnäsch - Schwägalp
Unterkunftmöglichkeiten:Berggasthaus Säntis
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Eher kurz und knackig und ein knieschonender Abstieg war das Anforderungsprofil, das Esther58 an die heutige Tour stellte. Da kommt einem doch schnell die einsame Chammhaldenroute am Säntis in den Sinn, die wir schon zweimal erfolgreich absolvierten. Wird sie doch auch in einer Ausschreibung einer SAC-Sektion als die direkteste und kompromissloseste Route auf den höchsten Alpsteingipfel, steil und ausgesetzt charakterisiert. So machten wir uns also auf in das schöne Appenzellerland.

Diese Idee hatten heute noch andere und so viele PKW’s habe ich mit Ausnahme beim Schwägalp-Schwingen um 7.00 Uhr morgens dort noch nie gesehen. Dass wir uns in einer Kolonne zum Gipfel bewegen müssen, hatten wir aber nicht zu befürchten, ist die mit orangenen Markierungen versehene Route doch recht anspruchsvoll und dementsprechend wenig begangen. Besonders gespannt waren wir heute auf die „luftige Querung“ im oberen Teil unter dem Hüenerbergsattel, hatte uns doch letztes Jahr ein Local davon berichtet, dass Felsmasse ausgebrochen sei und nun ein Spreizschritt in der horizontalen Querpassage erforderlich sei.

Hat man den Einstieg in die Route am südlichen Ende der Chammhalde bei P. 1577 erreicht, geht es nur noch hoch. Bis zum Hüenerbergsattel kommt man selten ohne Handeinsatz aus. Ist es bis zum „Großen Band“ (2080 m) mehr oder weniger Genusskraxelei, wird es dann aber „Ernst“. Ein Helm kann im oberen Teil nicht schaden. Im nun exponierteren Gelände warten weitere Kraxelpassagen und schließlich standen wir vor der mit Spannung erwarteten „luftigen Querung“

Erst beim zweiten Blick um die Ecke sahen wir das „Malheur“. Ganz offensichtlich ist seit unserem letzten Besuch ein Stück Fels ausgebrochen, sh. Foto. In der vorher schon nicht locker zu bewältigenden Passage ist ein Spreizschritt erforderlich, um wieder (hoffentlich) festen Boden unter die Füße zu bekommen. Seitlich geht es dabei ordentlich runter, sh. Foto und wirklich ordentliche Griffe sind an dieser Stelle auch nicht vorhanden. Alles in allem eine „Schlüsselstelle“ (daher T5+) in dieser Schlüsselpassage, die uns etwas Kopfzerbrechen machte. Umkehren wollten wir aber auch nicht und schließlich versuchten wir es, nachdem sich 2 Berggänger vor uns hinüber wagten. Edit 26.06.2015: An dieser Stelle befindet sich nach neuesten Informationen ein kurzes Fixseil.

Ich hatte das Problem, das ich den vorderen Fuß beim Spreizschritt so setzte, dass der nachgezogene keinen Platz mehr hatte. Zurück ging es aber auch nicht mehr, irgendwie habe ich die Passage aber doch geschafft und Esther hinterher.  Anzumerken ist dabei, dass sie bei unserer ersten Tour in der Querung völlig blockiert war und eine „Ewigkeit“ bis in den Trichter brauchte. Übung macht auch hier den Meister ;-)

Protagonisten werden möglicherweise über diese Zeilen schmunzeln, aber die Anforderungen in dieser Passage haben sich aus unserer Sicht doch verschärft. Zwei neuere Haken haben wir in der Querung entdeckt, die aber nicht die erwähnte Stelle abdecken oder wir haben weitere angesichts der Anspannung übersehen.

Edit 20.07.2014. Auf einem Youtube-Film oder auch hier ist zu sehen, dass schon vor der ausgebrochenen Stelle ein Haken vorhanden sein muss (Seil war eingehängt).

Hat man den Trichter und die herausführende Rinne noch bewältigt, kann man durchatmen. Der Rest über Blau Schnee, Girensattel bis zum Säntis ist dann fast ein "Kinderspiel".

Fazit: Auch wenn es zwischendurch mal spannender wurde als uns lieb war, hat die Chammhaldenroute heute wieder Spaß gemacht. Mit insgesamt 10 anderen Berggängern, die wir gesehen haben, war sie heute fast "überlaufen";-) Eine Reepschnur hatte ich übrigens im Rucksack. Das nächste Mal werde ich sie in der Querung wohl auch benutzen, wenn vor der erwähnten Stelle ein Haken zu finden ist.

Zur Route mit weiteren Hinweisen verweise ich auf meine früheren Berichte hier und da und dem Gesamtüberblick auf diesem Foto

Literatur: SAC-Führer Ostschweiz 2012, S. 58

Tourengänger: alpstein, Esther58
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Kommentare (11)


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Fraroe hat gesagt: Und da
Gesendet am 20. Juli 2014 um 07:32
wollte uns jemand weiss machen, er sei nicht "zwäg";-))))))
GLG und en schönä Sunntig
Franz & Rösly

alpstein hat gesagt: RE:Und da
Gesendet am 20. Juli 2014 um 09:40
Mit ca. 3 Std. 40 reine Gehzeit bis zum Säntis waren wir ganz gut unterwegs:-)

Heute ist Faulenzen angesagt.

Euch auch einen schönen Sonntag!

Herzliche Grüße
Hanspeter * Esther.


Jackthepot hat gesagt: Rassig
Gesendet am 20. Juli 2014 um 11:25
Hi Hanspeter,

echt ne rassig Tour - wenn du (ihr) so weiter macht, sind die T6er Routen nur noch ein i-Tüpfelchen drauf ...

Schönes Wochenende ans Westend
Harald

alpstein hat gesagt: RE:Rassig
Gesendet am 20. Juli 2014 um 13:11
Hallo Harald,

vielen Dank für Deine Mitteilung. T6 durften wir ja letztes Jahr schon mal am Seil schnuppern, aber sonst ist das nichts mehr für uns in unserem Alter...:-)

Beste Grüße über'n See
Hanspeter

Krokus hat gesagt:
Gesendet am 20. Juli 2014 um 12:13
Sehr guter Bericht und gute Bilder mit vielen nützlichen Informationen. Bin gespannt, ob die Hängeten euer nächstes Ziel sein weden. L.G.Ella

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Juli 2014 um 13:37
Hallo Ella,

vielen Dank für Dein nettes Feedback. Dass es auch Leute gibt, die sich ohne jegliche Informationen über die Route auf den Weg machen, mussten wir gestern erleben und unseren Beobachtungen nach war es unverantwortlich.

Mit Hikr-Berichten ist man doch meist sehr gut im Bilde, was einem erwartet und da sind die Hängeten einfach 2 oder mehr Nummern zu groß für uns.

Beste Grüße und weiterhin gute Besserung
Hanspeter

pboehi hat gesagt: Querung
Gesendet am 25. Juli 2014 um 18:59
Lieber Alpstein - ich habe Deinen Bericht zum Anlass genommen, die Querung mal anzusehen. Auch wenn etwas Fels weggebrochen ist (ich hätte es nicht mal bemerkt), bleibt die Querung einfach. Wie so oft bei ausgesetzten Stellen, liegt die Schwierigkeit nicht in den technischen Anforderungen, sondern im Kopf.

alpstein hat gesagt: RE:Querung
Gesendet am 25. Juli 2014 um 20:08
Hallo pboehi,

vielen Dank für Deinen Kommentar, wenn er auf mich auch etwas überheblich wirkt. Aus der Sicht eines richtigen Bergsteigers, der Du nach Deinem Tourenbuch sicherlich bist, ist diese Stelle sicher keine Herausforderung. Bei meinen letzten beiden Begehungen bin ich auch einfach nur "rüber gelaufen" und ich sah kein besonderes Problem in der Passage. Sicher wäre es mir aber auch ohne den letztjährigen Hinweis aufgefallen, dass nicht mehr alles ganz so ist, wie es war. Im Gegensatz zu früher meine ich schon, dass man von einer echten ausgesetzten Stelle sprechen kann, die besondere Vorsicht erfordert. Die Haken in der Querung hat sicher jemand auch nicht nur so zum Spaß angebracht.

Bei der Diskussion mit den Bergrettern in der Bollenwees anlässlich des letzten Hikr-Treffens waren wir uns einig, dass wir unsere Berichte gerade in der Hinsicht präzisieren „besondere Stellen“ hervorzuheben. Leute Deines Kalibers mögen solche Hinweise nicht nötig haben, andere Aspiranten, die sich mal an die T5 heranwagen wollen, hingegen schon.

Auf weitere Begehungsinfos bin ich gespannt.

Beste Grüße
Alpstein

PS: Falls Du heute auf dem Säntis warst, sind wir uns evtl. begegnet. Ich war heute in Begleitung meiner Mutter als Touri oben ;-)

Felix hat gesagt:
Gesendet am 29. Juli 2014 um 21:24
ich bin dir dankbar um diesen deinen informativen Bericht ;-)

vielleicht wagen wir uns da auch mal dran ...

lg Felix

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Juli 2014 um 06:31
Vielen Dank, Felix

Dann könnte man ja ein Gemeinschaftsunternehmen daraus machen :-)

HG, Hanspeter

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Juli 2014 um 08:02
dann hätten wir ja exzellente Kenner als Führer ;-) - das behalten wir im Auge ...

lg Felix


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