Sämtliche Klettersteige am Main an einem Tag


Publiziert von Nik Brückner , 2. November 2017 um 09:42.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Sonstige Höhenzüge und Talgebiete
Tour Datum:29 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3 (ZS)
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 1:15
Aufstieg: 210 m
Abstieg: 210 m
Strecke:4,2km
Unterkunftmöglichkeiten:Gibt's bestimmt welche.

De irs! Ich habe ja diese lose etwas spinnerte Reihe, in der ich sämtliche Klettersteige einer Region an einem Tag begehe. 2014 hatte ich mit den Odenwälder Klettersteigen begonnen, 2016 ging es mit den Schwarzwälder Klettersteigen weiter. 2017 folgten alle Klettersteige am Mittelrhein und fast alle an der Mosel. Nun ging es an den Main.

Sämtliche Klettersteige am Main - an einem Tag! Wow, das klingt echt geil. Oder? Richtig geil!

Okay, es sind nur zwei...

Aber sie sind wenigstens bullenschwer, oder? Kategorie G? Kategorie H?

Nopsen, auch nicht. Alle Klettersteige am Mittelrhein und fast alle an der Mosel, das waren gleich zwölf Klettersteige auf einmal. Zwei dagegen sind nun wirklich keine Großtat - auch wenn ich natürlich alles daran setzen werde, es trotzdem so klingen zu lassen!

"Kore Wa!" von den Suburban Savages im Player, waren wir, die Waldelfe und ich, auf dem Rückweg von der goldenen Hochzeit meiner Eltern (an deren Ende lustige 72 Hugos auf einer Rechnung standen - für vier Leute?!? Nopsen!). Und da bot sich diese kleine Aktion an. Das Wetter sah morgens noch recht wenigversprechend aus, Nebel mit ordentlich Regnung, und mein Vater, selbst ein versierter Klettersteigveteran, riet mir davon ab, es durchzuziehen. Aber ich hatte den richtigen Riecher: Ab dem späteren Vormittag würde es - und tatsächlich riss es auf, und es wurde ein warmer sonniger Herbsttag. Beste Voraussetzungen also!


 
1. Lenzsteig bei Karlstadt (B)

Los ging's mit dem Lenzsteig bei Karlstadt (wie die Überschrift bereits - wenn auch vage - erahnen lässt). Ausgangspunkt ist die Falteshütte der DAV-Sektion Würzburg. Diese befindet sich etwa drei, dreieinhalb Kilometer nördlich des Stadtzentrums von Karlstadt an der B 26. Langsam fahren, Schilder sind klein und stehen erst kurz vor der Ausfahrt.

Der kleine Parkplatz (166m) der Falteshütte befindet sich direkt an der B 26, unterhalb der Hütte. Von hier aus auf dem Fahrweg, oder auf luxuriös beleuchtbaren Stufen hinauf.

An der Falteshütte (177m) kann man in Ruhe sein Klettersteigset anlegen und sich anhand einer Tafel einen Überblick über das Gelände verschaffen. Es geht aber auch so. Denn das Ziel, ein riesiges Edelweiß hoch oben auf dem Kamm des Kalbensteins, ist schon von weitem zu sehen. Es markiert den Ausstieg des Lenzsteigs. Und so folgt man von der Hütte aus einfach der Beschilderung "Lenzsteig/Edelweiß" hinauf in die seltsam karge, sandig-felsige Landschaft. Wenn die Wegweiser zu beiden Punkten dann in verschiedene Richtungen weisen, wird es ernst. Zum Lenzsteig geht es links hinauf, dann steht man am Einstieg des Klettersteigs (ca. 210m).
 
Der Klettersteig ist kurz, und daher schnell beschrieben: Zu Beginn geht es über einige Klammern in eine bröselige Rinne hinein und in dieser bergauf. Es folgt eine kurze Querung nach rechts, dann geht es über eine Felsstufe in eine zweite Rinne und in dieser zu einer Felswand hinauf, die auf Klammern überwunden wird. Kurz nach links zu einer Leiter, und oben auf ein Band. Ein paar Schritte nach rechts, dann steigt man über eine letzte Schotterrinne hinauf und hinaus zum Edelweiß (295m). Das war's auch schon.

Der Abstieg ist einfach, führt aber nochmal durch wunderschönes, fast wüstenartiges Gelände. Zunächst auf ebenem Pfad nach rechts (Südosten), dann zweigt rechts ein beschilderter Pfad zur Falteshütte hinunter. Erst noch ein gutes Stück nach Südosten, dann rechtst man steil zur Falteshütte ab. Von dort dann in wenigen Sekunden zurück zum Parkplatz.
 
Klettersteig Lenzsteig bei Karlstadt: Runde, 1,2km, 130Hm, T4, WS, 30 Minuten


Fahrtstrecke zwischen den beiden Klettersteigen:

Karlstadt - Urspringen - Roden - Hafenlohr - B8 - A3 bis Ausfahrt Rohrbrunn - Dammbach - Eschau - Elsenfeld - Erlenbach. Sind ca. 68 Kilometer/1:15h

Hey! Das gegenüber ist ja Wörth! Hier kam ich 2014 bei meinem Viertager entlang dem Odenwaldlimes heraus.  Und der Starkenburger Klettersteig ist auch nicht weit weg! Ach, das ist ja ein netter Zufall!

 
2. Churfrankensteig (C)

Der zweite Klettersteig schreibt sich komisch, man muss aber nicht "Tschurfrankensteig" sagen. "Kurfrankensteig" reicht. Es sieht mit Ch halt butzenscheibiger aus. Fachwerkiger. Bocksbeuteliger.
 
Startpunkt in Erlenbach ist der Parkplatz des Bergschwimmbads (150m). Den erreicht man, indem man im Ort von der Miltenberger Straße in die Mechenharder Straße abbiegt, der Parkplatz befindet sich auf der rechten Seite.

Der Zustieg zu diesem Klettersteig dauert etwas länger, ist aber auch ganz einfach zu finden: Vor dem Eingang zum Bergschwimmbad am Zaun entlang kurz nach links aufwärts und nach 20 Metern dem Abschneider über den Wiesenhang, immer noch am Zaun des Schwimmbadgeländes entlang, bergauf folgen. Man gelangt auf einen befestigten Weg und folgt diesem nun nach rechts. Unterhalb des Pavillons geht es hinein in die Weinhänge des Höhbergs. Nach etwa einem Kilometer befindet sich an einem Kräutergarten der deutlich beschilderte Einstieg des Churfrankensteigs (159m).
 
Auch der Verlauf dieses Klettersteigs ist schnell beschrieben: Unterm Kräutergarten über eine kurze Leiter hinunter, und auf schmalem Pfad nach links über eine Metallbrücke in den malerisch-romantischen Wald. Ein kleines Pfaderl führt nun zu den sämtlich optionalen Klettersteigpassagen und neben ihnen entlang.

Die beiden ersten Kletterpassagen sind zwei Sandsteinwände links oberhalb des Pfads. Die Füße stehen in einem waagrechten Riss, mit den Händen hält man sich besser im Fels, denn das Seil hängt schön locker durch und wehrt sich damit gegen die Benutzung.

Richtig so: In einem Klettersteig sollte das Seil nur zur Sicherung benutzt werden, nicht als Kletterhilfe. Und irgendwo muss die C/ZS-Bewertung auch herkommen.

Ein idyllisches Pfaderl führt im Wald weiter zu einer Stelle, wo man mit aufmerksamem Blick unterhalb des Wegs eine seilversicherte Stelle entdeckt. Hier kann man absteigen, das Seil endet aber im Nichts. Man kann nun am Seil wieder hinauf, oder ein paar Schritte weiter zu einer kleinen Kluft, aus der man mit einem weiten Spreizschritt und wenigen Kletterzügen (II) wieder zurück zum Weg gelangt, ein paar Meter vor der Stelle, an der man zuvor abgestiegen war. Diese kleine Runde macht zwar nicht viel Sinn, aber durchs seilfreie Klettern (mir) am meisten Spaß.

Wandert man dann auf dem Weg weiter, gelangt man nun an den einzigen senkrechten Anstieg des Churfrankensteigs.

Auch an dieser Stelle führt aber ein Seil rechts vom Weg hinunter, und wenn man sich diese Stelle genau ansieht, wird klar, dass sie einst in Kombination mit der vorigen Abstiegstelle einen ganzen Abschnitt des Klettersteigs gebildet hat. Leider ist die Verbindung zwischen beiden versicherten Passagen so zugewuchert, dass man dort unten nicht von der einen zur anderen gelangen kann. Schade! Hier sollte sich mal jemand einen Nachmittag lang mit einer Gartenschere verlustieren, damit könnte man den Klettersteig nochmal deutlich aufwürzen.

Die senkrechte Stelle ist nicht so schwer, wie sie auf den ersten Blick wirkt, steil ist sie halt, aber Tritte und Griffe sind gut, und man ist schnell droben. Wer das umgehen möchte, kann das natürlich tun: Wer dem Pfad ein paar Meter länger folgt, gelangt zu einem Wegweiser, der auf einen weitaus weniger scharfen Anstieg durch die Bäume aufmerksam macht. Schon nach wenigen Schritten kommen Pfad und senkrechte Passage wieder zusammen.

Etwas weiter oben endet der Churfrankensteig auf etwa der gleichen Höhe, auf der er begonnen hat (ca. 160m). Hier steht nochmal ein Schild, das den Startpunkt für die von Klingenberg zusteigenden Kletterer markiert. Am Schild nun nach links, dann geht es fast ebenerdig durch den Wald zurück zum Startplatz am Kräutergarten (160m). Von dort aus auf dem Hinweg wieder zurück zum Parkplatz des Bergschwimmbads (150m).
 
Klettersteig Churfrankensteig bei Karlstadt: Runde, 3km, 80Hm, T2, ZS, 45 Minuten

Anmerkung zu Beschreibungen des Churfrankensteigs

In vielen Beschreibungen des Churfrankensteigs wird eine Kletterpassage unterhalb des Wegs und das zugewucherte Gelände darunter erwähnt. Eine, nicht zwei. Vielleicht haben nicht alle Autoren genau genug hingesehen? Welche der beiden damit gemeint ist, wird nicht in jeder dieser Beschreibungen klar. Man sollte also, wenn man die klettern möchte, genau hinsehen: Die erste befindet sich zwischen der zweiten Sandsteinwand und der senkrechten Stelle, die zweite direkt unter dieser (s. Foto). Wie gesagt: Mit einer Gartenschere könnte man die beiden locker wieder verbinden...


Fazit:  

Zwei nette, kurze Klettersteige, die als Klettersteige vielleicht nicht viel hermachen, dafür aber landschaftlich besonders schön sind. Der sandige Schotter am Kalbenstein und die Weinberge am Höhberg sorgen für eine tolle landschaftliche Umrahmung der reichlich kurzen Klettervergnügen. Klar, Alpen sind besser, aber es gibt halt nun einmal keine Alpen in Tschurfranken. Und die beiden Klettersteige holen aus ihrem jeweiligen Gelände raus, was geht. Passt!


Tipp:

Wer alle Klettersteige im Odenwald an einem Tag geht, der kann den Churfrankensteig prima einbauen: Der ist vom Starkenburger Klettersteig nur 15 Autominuten entfernt.


Danke!

Ein ganz besonders herzlicher Dank gilt der Waldelfe, die mich trotz Kopfschmerzen bei dieser kleinen Tour begleitet hat. Danke Dir!


...und die Fortführung meiner Reihe? Im Frühjahr 2018 ging ich sämtliche Klettersteige an der Mosel an einem Tag, im Sommer kamen die Klettersteige auf der Fränkischen Alb dazu, und alle Klettersteige in Paris (!). Weiterführen konnte ich meine ironische Reihe mit der Begehung sämtlicher Klettersteige im Urdonautal, mit allen Klettersteigen an der Saarallen Klettersteigen auf der Schwäbischen Alb sowie mit allen Klettersteigen in Thüringen.  Und mit allen Klettersteigen in den Vogesen.

Tourengänger: Nik Brückner


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