Alle Klettersteige Thüringens an einem Tag


Publiziert von Nik Brückner , 5. September 2023 um 17:53. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Thüringer Wald
Tour Datum:21 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K4- (S-)
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 180 m
Abstieg: 180 m
Strecke:2,5 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Sonneberg auf der L1150 in den kleinen Ort Blechhammer. Gegenüber vom Gasthof im Ortskern zweigt ein Weg rechts ab (Bahnübergang). Dort ist der Klettergarten am Bocksberg schon ausgeschildert. Man fährt bis zu einem Waldparkplatz. Von dort aus muss man etwa eine Viertelstunde laufen, entweder auf einem schmalen, zugewachsenen Fußweg (rechts des Bachs) oder auf der Fortsetzung des Fahrwegs (links), dann ist der aufgelassene Steinbruch am Bocksberg erreicht, in dem sich der Ernst Hartwig Klettersteig befindet.
Unterkunftmöglichkeiten:In der Umgebung

Seit 2014 gehe ich immer wieder mal alle Klettersteige einer Gegend an einem einzigen Tag. 2014 hatte ich mit den Odenwälder Klettersteigen begonnen, 2016 ging es mit den Schwarzwälder Klettersteigen weiter. 2017 folgten alle Klettersteige am Mittelrhein und im Hunsrück, im Herbst dann sämtliche Klettersteige am Main. Im April 2018 konnte ich die Reihe mit allen acht Klettersteigen an der Mosel fortsetzen - alle jeweils an einem einzigen Tag. Die vermeintlich letzte Tour ging ich im Juni 2018: Olle Gledderschdaiche in Franggng. Im Juli dann die Überraschung: Auch in Paris gibt's einen Klettersteig. Also alle Klettersteige in Paris... Tja, und dann: Alle drei Klettersteige im Urdonautal an einem Tag.

Danach half der Zufall: In Kobern-Gondorf an der Mosel hat man zwei Klettersteige ausgewiesen. Keine richtigen, aber Komplettisten muss das egal sein. Der Mosel-Klettersteigmarathon ist jetzt also noch länger. Dann ging ich alle Klettersteige an der Saar an einem Tag. Das ist gar nicht schwer, es gibt nämlich nur einen, und der ist kurz. Dafür ist er aber auch ein richtiger Klettersteig. Danach kam die Schwäbische Alb an die Reihe: Drei Klettersteige, keiner davon ein Klettersteig.


Ganz anders ist das in Thüringen. Dort gibt es zwar nur einen einzigen Klettersteig, der ist aber ein ordentlicher Klettersteig, Kategorie C/D sogar, das ist nichts für Anfänger: Der von der DAV Sektion Sonneberg eingerichtete Ernst-Hartwig Klettersteig in einem stillgelegten Steinbruch am Bocksberg ist der erste Klettersteig Thüringens.

 
Anfahrt:

"Impermanence" von Dominic Sanderson im Player, fuhren wir von Sonneberg auf der L1150 in den kleinen Ort Blechhammer. Gegenüber vom Gasthof im Ortskern zweigt ein Weg rechts ab (Bahnübergang). Dort ist der Klettergarten am Bocksberg schon ausgeschildert.

Man fährt bis zu einem Waldparkplatz (Parkplatz Ernst-Hartwig-Klettersteig, 463 m). Von dort aus muss man etwa eine Viertelstunde laufen, entweder auf einem schmalen, zugewachsenen Fußweg (rechts des Bachs) oder auf der Fortsetzung des Fahrwegs (links), dann ist der aufgelassene Steinbruch am Bocksberg erreicht, in dem sich der Ernst Hartwig Klettersteig befindet. 

 
 
Also los! Hinein in den Ernst-Hartwig-Klettersteig (540 m)

Zunächst einmal fällt auf: Dieser Klettersteig richtig lang! Vergleichbar etwa vergleichbaren Klettersteigen in Odenwälder Steinbrüchen. Es gibt eine Hauptroute, die von rechts nach links durch die gesamte Steinbruchwand führt, sowie fünf weitere Zustiege, die sich zu unterschiedlichen Varianten kombinieren lassen. Wer mag, und alle Varianten ausprobieren möchte, kann sich hier also richtig austoben.
 

Ich startete, einer Routenbeschreibung folgend, die ich in der Hosentasche hatte, von rechts nach links. Dabei kraxelt man zunächst über einfache Stufen (B) die Steinbruchkante hinauf. Es folgt, schon weit oben, der Einstieg in die schwierigste Passage: Die Querung einer senkrechten, glatten Felswand. Hier muss man die Füße gegen die Wand stemmen, und sich Stück für Stück nach links schieben (D). Es folgt eine kurze Zwei-Seil-Brücke, die Spaß macht. Danach geht's leicht (B, A/B) hinauf zum höchsten Punkt des Klettersteiges. Man folgt auf gleichbleibender Höhe querend dem Seil (A/B, B) und klettert dann eine steile Wand ab, Richtung Kreuz. Dabei gilt es, absteigend einen abdrängenden Überhang zu meistern (kurz C/D) 

Sogar ein Gipfelkreuz gibt es hier! Und das ist nicht irgendeines. Es handelt sich um das ehemalige Gipfelkreuz vom Hohen Göll, des Hausberges der sektionseigenen Alpenvereinshütte Purtschellerhaus.

Nun geht's kurz aufwärts (A), dann erneut steil hinunter (B/C) zu einer Holzbrücke. Nach der Brücke quert man noch ein kurzes Stück (B), dann geht es gut gestuft eine Platte hinunter (kurz C). Mit Hilfe von Stiften um eine Kante (C) und durch leichtes Gelände knapp über dem Boden querend (A/B) zum finalen Abstieg (noch einmal C).


Die Varianten (v. r. n. l.):

Rechts gibt es eine Variante, die die glatte Querung und die Seilbrücke auslässt. Hier geht es zunächst ungesichert ein paar Klammern hinauf (B, nicht C/D wie im Topo). Danach folgt eine glatte Querung (C/D) nach links hinauf, dann ist die Seilbrücke erreicht.

Ein Stück weiter links ist ein weiterer Anstieg versichert (A/B, B/C), der aber in einer Sackgasse endet.

Dann wird es schwieriger: eine anspruchsvolle Variante führt gerade zum großen Kreuz hinauf. Gleich zu Beginn muss man dort kräftig zupacken und im Zickzack zwei überhängende D-Stellen bewältigen. Danach wird die Kletterei leichter (B/C, zuletzt A).

Eine weitere schwere Route führt ein Stück weiter links hinauf: Durch senkrechten, glatten Fels zu der kleinen Brücke im linken Wandteil (D, kraftraubend).

Eine letzte, ganz einfache Variante (A) befindet sich unmittelbar links davon.


...die einzig vernünftige, an einem Tag wie diesem. Ich war nach zehn Minuten völlig durchnässt. Nicht weil's geregnet hätte, sondern weil es heiß und unerträglich schwül war. Aber was nimmt man nicht alles auf sich!


Verrichteter Dinge ging's schließlich zurück zum Parkplatz Ernst-Hartwig-Klettersteig (463 m), und von dort aus weiter zum heil’gen Veit von Staffelstein.


Fazit:

Endlich mal wieder ein richtiger Klettersteig. Nach den ganzen Touri-Fakes und Internet-Hypes. Schön! Hat viel Spaß gemacht. Ein Topo gibt es hierÜbrigens: Auch fürs Felsklettern gibt es hier unzählige Routen, die man ausprobieren kann. Und unterhalb der Wand befindet sich ein schöner Picknickplatz mit Grillmöglichkeit und vielen Bänken, so dass man gut die ganze Familie mitbringen kann.
 
 
Ausrüstung:

Klettersteigset, Helm. Diesen Klettersteig sollte man ernst nehmen. Na klar! Bei dem Namen!


Das war's! Aber nur für dieses Mal. Inzwischen hab ich weitergemacht. Mit allen Klettersteigen in den Vogesen. Natürlich an einem Tag.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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T1
21 Aug 23
Zum heil’gen Veit von Staffelstein · Nik Brückner

Kommentare (2)


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klemi74 hat gesagt:
Gesendet am 7. September 2023 um 19:48
Schaut interessant aus - wenn ich mal so grob im die Ecke komme, wäre das eine Option

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. September 2023 um 12:32
Servus Klemi!

Ja! Das kannst auch im Vorbeifahren machen, so kurz ist das. Aber eben ein richtiger Klettersteig, so wie er sein sollte. Das trifft man im Mittelgebirge nicht oft an.

Gruß,

Nik


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