Alle Klettersteige an der Saar an einem Tag + Felsspalten, ein scharfer Grat und ein leeres Grab


Publiziert von Nik Brückner , 31. Mai 2023 um 15:11. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Saar-Nahe-Bergland
Tour Datum:27 Mai 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 850 m
Strecke:20,5 Kilometer

Seit 2014 gehe ich immer wieder mal alle Klettersteige einer Gegend an einem einzigen Tag.

Warum?

Nun, zum einen möchte ich sehen, ob das geht. Es geht. Zum zweiten finde ich es lustig: Dinge, die eines großen Aufwands bedürfen, aber einen minimalen Ertrag (oder gar: Sinn) erbringen, haben mich schon als Kind fasziniert. Und: Viele der Klettersteige sind gar keine, heißen aber so. Womit wir beim dritten Grund wären: Dem Klettersteigboom. Dem man vernünftigerweise nicht anders als kritisch gegenüberstehen kann. Erst recht wenn dieser Boom dazu führt, dass irgendwer irgendwo Metallstäbe in den Waldboden steckt, damit man einen Klettersteig zum vermarkten hat. Oder irgendjemand im Internet "Klettersteig!" ruft, weil er im Wald Eisen gesehen hat.

Das Ganze hat also (auch) eine ironische Dimension. Der Aufwand ist nämlich bei einigen Touren ziemlich groß - allein, was das Auffinden mancher Klettersteige angeht, im Netz wie im Gelände. Oft wissen die Wissenden vor Ort nicht einmal, dass es in der Gegend einen Klettersteig gibt (oder was das ist). Wenn dann die Erlebnisausbeute gering ist, ist meine Gier nach minimalem Ertrag bei maximalem Aufwand gestillt - meine Freude an der Ironie ebenso, und ggf. ist dann ein weiterer "Klettersteig" gebustet. Aber man erlebt auch Überraschungen, sehr schöne sogar. Es sind nämlich ein paar ganz fantastische Wege dabei - ob Klettersteig oder nicht. Dieses Mal zum Beispiel.

Einstweilen bringt der absurde Kampf, den sich Gemeinden, Hütten, Sektionen, Vereine und Firmen in diesem Bereich liefern, anderswo Blüten hervor, die in mehr als nur einer Hinsicht absurd sind. Die lustigsten, und zugleich harmlosesten, sind die "Klettersteige", die sich als Metalltreppen auf Aussichtsfelsen entpuppen, oder die, bei denen man - stäblich - Metallstäbe in einen Wanderweg gesteckt hat. In anderer Hinsicht seltsam wird es, wenn man unbedingt den schwierigsten Klettersteig der Region, des Landes, der Welt beheimaten muss - und der dann ausgerechnet in einen vollkommen uninteressanten Steinbruch hineingezwungen wird.

Meine persönliche Grenze? Klettersteige, die in Staumauern, Fabrikwände und sonstige Architektur gebohrt wurden. In dieser Hinsicht war Paris ein echter Augenöffner. Bis dahin hatte ich nämlich gedacht, dass nur die Breissn sowas hinkriegen. Wer da die Grenze des Sinnhaften, des Schönen nicht bemerkt...



Die Touren:

2014 hatte ich mit den Odenwälder Klettersteigen begonnen, 2016 ging es mit den Schwarzwälder Klettersteigen weiter. 2017 folgten alle Klettersteige am Mittelrhein und im Hunsrück, im Herbst dann sämtliche Klettersteige am Main. Im April 2018 konnte ich die Reihe mit allen acht Klettersteigen an der Mosel fortsetzen - alle jeweils an einem einzigen Tag. Die vermeintlich letzte Tour ging ich im Juni 2018: Olle Gledderschdaiche in Franggng. Im Juli dann die Überraschung: Auch in Paris gibt's einen Klettersteig. Also alle Klettersteige in Paris... Tja, und dann hatte ich doch noch eine Idee: Alle drei Klettersteige im Urdonautal an einem Tag zu gehen.

Danach half der Zufall: In Kobern-Gondorf an der Mosel hat man zwei Klettersteige ausgewiesen. Keine richtigen, aber Komplettisten muss das egal sein. Der Mosel-Klettersteigmarathon ist jetzt also noch länger.


Und jetzt waren wir über Pfingsten an der Saar. Da muss es doch Klettersteige geben.... Gibt es! Einen. Hr hr. Und deshalb ist es auch überhaupt kein Problem, alle Klettersteige an der Saar an einem Tag zu gehen. Allerdings warteten da noch ein paar zusätzliche Überraschungen auf uns...


Tritops Debütalbum "Rise Of Kassandra" lief, als die Waldelfe und ich nach Kastel-Staadt (330m) dübelten. Der Ort liegt auf einem natürlichen Felsplateau, an drei Seiten von senkrechten Felswänden umgeben. Eine Stichstraße führt ostwärts aus dem Ort hinaus, und an deren Ende gibt's einen großen Parkplatz (344 m).

Hier oben auf dem Plateau befand sich einst ein 30 Hektar großes Oppidum der Treverer, nach drei Seiten durch besagte Buntsandsteinwände und nach der vierten mit einer (mehrfach erneuerten) Pfostenschlitzmauer und einem zusätzlichen Erdwall vor Angriffen geschützt. Der Ort war war eher nicht landwirtschaftlioch geprägt, sondern vielmehr eine zentrale Siedlung in der Gegend.

Die Römer wiederum errichteten später
auf dem Hochplateau ein Kastell, das mindestens bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. bestand. Funde aus keltischer und römischer Zeit sind in der näheren Umgebung daher zahlreich dokumentiert.

Unser erstes Ziel: Die uralte Kirche St. Johannes der Täufer (342 m).

Auf dem heutigen Friedhof steht die Kirche St. Johannes der Täufer, bis 1442 Pfarrkirche mit weit reichendem Einzugsbereich. Ihr Turm mit seinen apotropäischen Fratzen stammt aus dem 12., das Kirchenschiff aus dem 13. Jahrhundert.

Das Bauwerk steht wahrscheinlich auf römischen Fundamenten. Fränkische Gräber (7. Jh. n. Chr.) deuten darauf hin, dass der Platz mindestens seit der Zeit der Völkerwanderung als Friedhof genutzt wurde.

Die Kirche diente bis ins 15. Jahrhundert als Pfarrkirche eines Gebietes, das bis nach Trassem und Freudenburg ausgedehnt war. Ab 1442 war sie dann nurmehr Filialkirche von Freudenburg.

Einst markierte sie den Mittelpunkt einer Siedlung, die allerdings im Mittelalter aufgegeben wurde. Die Pest dezimierte die Bevölkerung. Die überlebenden Bewohner siedelten sich später einige hundert Meter westlich der Wüstung an, im heutigen Kastel-Staadt, so dass St. Johannes d. T. heute nicht mehr innerorts steht, sondern etwa 800 Meter vom Ortskern entfernt ist.


1629 wurde der bis dahin einschiffige Bau durch den Baumeister Niklas (oder Nikolaus) aus Perl erweitert und zu einer zweischiffigen Kirche mit spätgotischem Gewölbe umgebaut. Die Westempore, die gekuppelten Rundbogenfenster im Langhaus und die Verstärkung der Südmauer gehören ebenfalls zu dieser Bauphase. Sakristei und Eingangshalle stammen aus dem 18. Jahrhundert.

Das Bauwerk wird heute als Friedhofskapelle genutzt, die Umfassungsmauer stammt von dem berühmten Architekten Karl Friedrich Schinkel.


Südlich der Kirche befindet sich der Aussichtspunkt Elisensitz (336 m).

Schinkel ist auch für diesen schmucken Ort verantwortlich, angeblich ein Lieblingsplatz der Kronprinzessin Elisabeth von Bayern, Gemahlin von Friedrich Wilhelm, Kronprinz von Preußen. Er muss um 1833 angelegt worden sein.

Wir wanderten nun hinter der Kirche weiter. Dort befindet sich ein Ehrenfriedhof für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges. Dann betraten wir das Areal der berühmten Klause Kastel-Staadt (295 m).

Die Klause ist ein Refugium auf einem schmalen Felsplateau über dem Saartal. Ihre Ursprünge gehen auf die Zeit der Kreuzzüge (13. Jahrhundert) zurück. Damals wurden zunächst zwei Kammern in den Sandsteinfelsen gehauen, die an Golgota erinnern sollten.

Um 1600 ließ der Franziskaner Roméry davor eine zweigeschossige Kapelle errichten, deren Obergeschoss mit der oberen Felskammer verbunden war. In dieser Zeit entstanden auch eine Grabnische und verschiedene Quellbecken. Die Anlage verfiel jedoch nach der französischen Besetzung von 1794.

1833 erhielt der spätere Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. die Ruine als Geschenk. In seinem Auftrag wurde dort 1834/35 von Karl Friedrich Schinkel eine Grabkapelle für Johann von Böhmen erbaut. Friedrich Wilhelm IV. hatte die Gebeine, die in Mettlach gelagert hatten, von Jean-François Boch erhalten (der Boch in Villeroy & Boch), dem sie zuvor wiederum die Mönche der Abtei Neumünster in Luxemburg anvertraut hatten, um sie vor den Wirren der Französischen Revolution in Sicherheit zu bringen. 1838 wurden dessen Gebeine in einem Sarkophag in der Kapelle bestattet; sie verblieben dort bis 1945. Damals wurden die Gebeine auf Veranlassung des Staates Luxemburg in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus der Grabkapelle nach Luxemburg in die Krypta unter der Kathedrale unserer lieben Frau verbracht, wo sie bis heute ruhen.

Die Klause Kastel ist aber ohnehin eher wegen ihrer Lage hoch über der Saar und ihrer Architektur interessant. Die Grabkapelle gehört zu den wichtigen Spätwerken Schinkels und gilt als bedeutendes Zeugnis der klassizistischen Neoromanik. Schinkel nutzte den noch vorhandenen Rest des alten Bauwerks, ließ lediglich bunte Glasfenster einsetzen und errichtete darüber eine Kapelle mit Triforienfenstern und einem italienisierendem Glockengiebel. Der klassizistische Sarkophag, in den damals die Gebeine des Königs gebettet waren, ist heute noch vorhanden. Zum 500. Todestag Johanns von Böhmen wurde 1846 noch ein Stabkreuz auf der Plattform aufgestellt.

Die Anlage ist nicht nur ein Zeugnis der romantischen Veranlagung Friedrich Wilhelms IV., sondern auch eine Machtdemonstration Preußens, das 1815 die Herrschaft im Rheinland übernommen und die Luxemburger Dynastie abgelöst hatte.

Wir erkundeten noch das Gelände rund um die Klause, das durch senkrechte, teils überhängende Felswände und eine winzige, in das Gelände eingepasste Parkanlage geprägt ist, dann verließen wir das Areal und folgten der Beschilderung der Traumschleife Kasteler Felsenpfad nach Norden, zum Römischen Theater (325 m).

Am Rande des Plateaus von Kastel-Staadt wurde bei Ausgrabungen 2006–2008 ein römisches Theater mit 34 Sitzreihen im Halbrund und Platz für über 3.000 Zuschauer entdeckt. Seit 2013 ist die Anlage mit Sicht ins Saartal frei zugänglich.

Am Römischen Theater wendet sich der Kasteler Felsenpfad nach rechts bergab. Wir verließen ihn hier und umrundeten stattdessen den Ort auf dessen Nordseite. Immer am Waldrand (und an der - leider nicht sichtbaren - Felskante) entlang führt hier ein breiter Feldweg. Dort, wo dieser im Wald scharf nach rechts schwenkt, stiegen wir eine Treppe links hinauf, unter Häusern hindurch, und kamen mitten im Ortszentrum heraus.

...das wir auf der Kirchstraße und der Straße Neufels auch gleich wieder verließen. Ganz im Westen, unter den letzten Häusern, verließen wir den Ort endgültig. Die Straße senkt sich hier in den Wald hinunter. Oberhalb sind schon die ersten Felswände zu sehen.

Im ersten Tobel nach dem Ortsausgang wandten wir uns nach rechts, von der Straße ab. Ein breiter Waldweg führt hier entlang einem Bach talwärts. Beim ersten Abzweig gleich wieder rechts, und man befindet sich auf dem Felsenweg (nicht die Traumschleife, sondern ein mit F bzw. gelbem IVV-Schild markierter Weg).

Ein herrlicher Weg ist das - eigentlich. Denn Windbruch sorgte für zahllose umgestürzte Bäume, die wir in der Folge überklettern mussten. Trotzdem schön: Wir passierten die nächsten eindrucksvollen Felsgestalten, darunter einige, die Namen tragen. Das Riesengesicht zum Beispiel, oder der Ferl-Fels.

Dieser Weg umrundet das gesamte Felsplateau auf etwa gleichbleibender Höhe. Windbruch gibt es nur im ersten Abschnitt. Hat man den zweiten Bergsporn umrundet, kommt, tief im zweiten Tobel, der Kasteler Felsenpfad herauf. Ab da ist der Weg freigeräumt.

Es geht eine Holztreppe hinauf, dann einige in den Fels gehauene Stufen, dann steht man an der Felsenmadonna (292 m).

Der Platz wurde nach dem Ende des zweiten Weltkriegs vom Soldaten Carlo Torno angelegt, zum Dank für seine glückliche Heimkehr aus einem französischen internierungslager. Bei einem Spaziergang war ihm dieser Felsen aufgefallen, und bei einem Gespräch mit dem damaligen Pastor stellte sich heraus, das am Ort noch eine Marienfigur vorhanden war. Diese wurde an diese Stelle verbracht und am 8. 12. 1945 vor Ort eingeweiht.

Ein paar Schritte weiter gelangt man an die Kurve eines breiteren Weges. Hier geht' nun nicht weiter auf dem Felsenpfad hinauf, dort käme man zurück in den Ort. Man hält sich vielmehr links, überquert gleich einen Bachtobel, und wandert drüben leicht bergab. Allerdings nicht ganz hinunter ins Tal. Vorher zweigt man vielmehr halbrechts ab, wieder auf den Felsenpfad, um weiterhin auf etwa gleichbleibender Höhe das Felsplateau zu umrunden. Dabei passiert man weitere namhafte Felsgestalten, darunter das Franzen-Knippchen, das besonders eindrucksvolle Felsentor und die Großmutter.

Kurz danach wendet sich der Pfad nach rechts, in eine zunächst breite Felsenschlucht. Wer sich hier genauer umsieht, kann links in der Felswand einen niedrigen höhlenartigen Durchschlupf erkennen. Dort sollte man unbedingt hineinasteigen. Er führt in einen schmalen, flachen Felsspalt, in dem Elbsandsteinfeeling aufkommt: am anderen Ende des Spalts steht man plötzlich vor dem Abgrund.

Der Felsenpfad führt nun weiter unter den Felsen entlang. Man passiert den Igel, eine weitere besondere Felsgestalt. Abzweige werden ignoriert, Rechtsabzweige würden dabei immer auf's Plateau hinauf führen, zum Römischen Theater oder zur Klause. Bald passiert man richtig hohe, senkrechte Wände, an denen wir nun endlich auch mal Kletterer beobachten konnten. Danach muss man achtgeben: Nur an wenigen Stellen öffnet sich der Blick hinauf zur Klause.

Bald ist auch der Klausenfels umrundet, man wandert unter dem Elisensitz hindurch und passiert eine kleine Höhlung rechterhand, die ebenfalls mal einen Eremiten behaust haben soll. Es folgen einige Wände und Türme, dann wendet sich der Felsenpfad nach links, hinunter ins Tal des Pinschbachs.

...und drüben wieder hinauf, mit ca. 140 Höhenmetern Gegenanstieg. Dann war der nächste Höhepunkt der Tour erreicht: der Altfels (350 m).

Da war er also: der eine Klettersteig an der Saar, der alle Klettersteige an der Saar ist. "Betreten auf eigene Gefahr". Das Tolle daran: Obwohl wir hier in Deutschland sind, gibt es keine Metalltreppe, keine Geländer, keinen Kiosk und keine ängstliche Gemeinde, die unter Angabe von Paragraphen die Verantwortung für eventuelle Unfälle zurückweist. Einfach Erwachsene, die Erwachsenen zutrauen, eigene Entscheidungen zu treffen. So muss das sein. 

Überversichert ist der Steig trotzdem, und Angaben wie "2,5 - B" oder "3 - B/C", die man ohne weiteres im Netz findet, sind übertrieben. Es hat Stufen im Sandstein und durchgängig zwei dicke Seile, klettern muss man an keiner einzigen Stelle, und damit ist das A und nicht mehr. Aber A ist es, damit ein richtiger Klettersteig und ziemlich ausgesetzt ist er zudem. Mut und Trittsicherheit braucht man also auf jeden Fall, und wer das nicht hat, kann ruhig ein Klettersteigset mitbringen. Verlacht wird man dafür sicherlich nicht.

Es geht vom Einstieg weg auf nach oben hin kleiner werdenden Sandsteinstufen rechts hinauf zum linken Rand eines senkrechten Felsspalts. Von dort auf einem immer schmaler werdenden Band waagrecht nach links, wo weitere Stufen steil hinauf auf das Felsplateau führen. Dort hilft ein letztes Seil zur Linken einen Brocken hinauf.

Das Felsplateau bietet sodann einen herrlichen Rundblick: Hinüber nach Kastel-Staadt und weit über das Saartal.

Runter geht's dann auf dem Aufstiegsweg, der Klettersteig wird also zweimal begangen.

Klettersteig Altfels: ca. 40Hm, A/B, I- und leichter, paminuttn


Wer mag, kann dann den Einstieg in die Felsspalte suchen, die man während der Kletterei berührt hat: sie ist breit genug, um einen Menschen auf die andere Seite des Altfelsens kraxeln zu lassen. Dort kann man nach links weitergehen, zwischen einigen Brocken hindurch auf ein breites Band, und an dessen Ende durch eine noch schmalere Spalte zurück auf die Nordseite (II).

Nach dieser Turnerei verließen wir den Altfelsen. Der Felsenpfad führt zu zwei Klötzen hinauf, dahinter über ein kurzes, breites Gratl, und führt am nächsten Abzweig geradeaus weiter. Hier verließen wir ihn erneut und bogen links ab. Auf einem breiten Weg umrundeten wir den Talschluss des Altfelsbachs, und wanderten dann, einen Linksabzweig unterwegs ignorierend, durch den zunehmend felsigen Nordhang des Maunerts. Der Hangweg passiert dabei einige schöne Geröllfelder. Bald waren wir am östlichsten Sporn des Maunerts angelangt, wo wir uns scharf rechts hielten, um hinauf auf den Bergrücken zu gelangen.

Diesem Bergrücken folgten wir nun für etwa eineinhalb Kilometer. Zunächst blieben wir auf dem hübschen, mit einem blauen Dreieck markierten Wanderweg, als sich dann aber die ersten Felsen auf dem Bergrücken zeigten, zogen wir es vor, direkt auf der Kante weiterzugehen. Das entpuppte sich als die beste Idee des Tages: Denn über den Rücken des Maunerts zieht sich ein etwa einen Kilometer langer Felsgrat, der, wenn man ihn ganz konsequent auf der Kante begeht, in den Bereich T5/II hineinragt. Und in den Himmel. Na, jedenfels stellen- bzw. passagenweise. An einer Stelle kann man sogar piazen.

Muss man aber natürlich nicht. Wer dem blauen Dreieck folgt, ist immer in Gratnähe und hat anderen, aber sicher nicht weniger Spaß.

Irgendwann ist dann das Gipfelkreuz des Maunerts (394 m) erreicht, das allerdings nicht am höchsten Punkt steht. Der folgt erst ein paar Meter weiter. Aber wer konsequent auf der Kante bleibt, überschreitet auch den Maunert selbst (416 m) und danach noch einige Rippen, bis sich der Felsgrat dann recht schnell im Waldboden verliert. 

An einer Gabelung recht bald nach dem Ende des Grats hielten wir uns links, wo sich der (in dieser Passage nicht mehr gut beschilderte) Weg mit dem blauen Dreieck am Aussichtspunkt Buchholz (379 m) fortsetzt. Auf kaum zu erkennenden Spuren geht man rechts hinunter, der Bergkante folgend, erst danach zeichnet sich der Weg wieder deutlicher ab, und auch das Dreieck ist wieder zu sehen. Es führt zum nächsten Aussichtspunkt, dem Weißenfels (358 m).

Kurz danach wendet sich der Weg dann nach rechts und überquert bald einen breiten Waldweg. Irgendwo hier verlieren sich dann die Dreiecke. An einer nächsten Kreuzung gingen wir wieder geradeaus, bogen dann aber an der darauf folgenden Gabelung links ab, in Richtung eines Wanderparkplatzes an der Straße zwischen Freudenburg und Taben-Rodt. Noch bevor wir diesen Parkplatz erreichten, zwogen wir wieder rechts ab und wanderten nun nach Norden hinunter zum Felsenpfad, der hier vom Altfels herüberkommt.

Von hier an folgten wir nun wieder dem Felsenpfad: Er führte uns noch einmal hinunter ins Tal des Pinschbachs und drüben wieder hinauf Richtung Kastel-Staadt (330 m). Hier hat man dann die Wahl: Entweder durch den Ort zurück zum Parkplatz, oder in die Schulstraße, von dort aus auf einem Feldweg zur Friedhofskirche und weiter zum Parkplatz (344 m).


Fazit:

Die Saar - sieh mal einer an. Stellt sich heraus: Schön ist es da, wandern kann man auch, und kraxeln obendrein. Ohne die anderen Wege in der Gegend zu kennen: Der Kasteler Felsenpfad ist sicher einer der schönsten, in unserer Extended Version allemal. 

Der Klettersteig am Altfels ist, anders als viele viele lediglich behauptete Klettersteige ein veritabler Klettersteig. Ich bin ihn ohne Sicherung gegangen, verkehrt ist das Set aber sicherlich nicht, insbesondere dann, wenn dort mehr los ist. Auf eigene Verantwortung halt. Wäre schön, wenn es mehr Felsen gäbe, die man auf diese Weise ersteigen könnte.

Die Tour zum Knaller gemacht haben aber die zahllosen Überraschungen: Die vielen Felsen rund um Kastel-Staadt, die Felsspalten am Altfels sowie nicht zuletzt der Maunertgrat. Der hat richtig Spaß gemacht.
Die Saar - sieh mal einer an. 


Und was nun? Na, alle Klettersteige auf der Schwäbischen Alb natürlich! Oh, und alle Klettersteige in Thüringen! Und alle Klettersteige in den Vogesen!

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (6)


Kommentar hinzufügen

Schubi hat gesagt:
Gesendet am 31. Mai 2023 um 19:44
Servusla Nik.

Mit deinem Satz "Wer da die Grenze des Sinnhaften, des Schönen nicht bemerkt ..." bringst du's recht schön auf den Punkt. Absurditäten des Spätkapitalismus halt, wo auch das hinterletzte Dorf nicht zu knapp Geld in die Hand nimmt, um sich mit allerlei Keywords und Lockungen zu vermarkten.

Nicht nur Dörfer und Regionen sind beteiligt ... mich tät mal interessieren, was die Alpenvereine zu dem Intro deines Bericht so sagen? Aber, hey, Tourismus schafft ja Arbeitsplätze! Hätt ich fast übersehn. Und die Leut, die Leut brauchn halt a Entertäinment! Und Ätkschn! Sind sie nämlich Netflix gewohnt. Nicht, dass der Urlaub noch zu langweilig wird ...

Freshen Gruß aus der Marketing Unit,
Frank

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Juni 2023 um 09:19
Tja, ich fürchte, dass es der Kapitalismus selbst ist, der entscheidet, ob er sich in seiner Spätphase befindet, und das wird er nicht tun. Was die seltsamen Pseudoklettersteige angeht (da gibt es im Hunsrück unschlagbare Beispiele), bin ich mir auch nicht sicher, worum es den Vermarktern da eigentlich genau geht. Denn der Klettersteig am Altfels, der ja mal wirklich einer ist, wird gerade nicht aggressiv beworben, eher im Gegenteil. Na, ich werde dem weiter nachspüren. Ich hab noch drei Kandidaten im Schwäbischen entdeckt...

Grußerl,

Nik

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Juni 2023 um 08:59
Jo, lassmer den Kapitalismus mal etscheiden ...
Nachdem ich grad deinen neuen Bericht zu den Schwbische-Alb-Klettersteigen gelesen habe, dacht ich mir: teils sieht das aus, wie von ein paar schraubfreudigen Einheimischen installiert (und du schreibst ja: schwer zu finden/nicht beworben). Und da musst ich auch an den vermeintlichen "Klettrsteig" im Wehratal denken, den ich *neulich vorgestellt hatte: ein paar Leitern, ein paar Drahtseile, keine Infos im Netz. Insofern muss ich meine oben formulierte Marketing-Kritik bissel zurücknehmen, bzw. bezogen auf einige der hier vorgestellten Mittelgebirgs-Steige.
Im Alpenraum jedoch braucht ein Dorf heutzutage scheints aber schon einen Instagram-tauglichen Steig mit Stau am Einstieg, um als atraktiv wahrgenommen zu werden.

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Juni 2023 um 09:17
Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite stehen Fanaten, die Herzen in den Augen haben, wenn sie Metall sehen (ergo... Metalfans?) und das dann auf Klettersteig.de und Via-ferrata.de drücken. Merke: Nicht alles, was dort gelistet ist, ist auch ein Klettersteig. Manches ist nur ein Trepperl zu einiem Aussichtspunkt.

Wurscht, Hauptsache man kann daraus solche lustigen Touren basteln. Richtige Klettersteige könnte man auf diese Weise gar nicht machen.

Gruß,

Nik

Margit hat gesagt: Rheinland-Pfalz
Gesendet am 1. Juni 2023 um 08:32
Hi Nick,
ich muss da was richtigstellen - wenn auch ungern ;-)
Kastel-Staadt liegt in Rheinland-Pfalz und nicht im Saarland!
Trotzdem gebe ich dir als Saarländerin natürlich Recht mit der Aussage, dass es im Saarland sehr schön ist und man bei uns gut wandern kann.
Es ist meist nicht so spektakulär, aber es sind die vielen kleinen Schönheiten, die man entdecken kann und die das Wandern hier so lohnenswert machen.
In diesem Sinne: bis demnägschd!

Margit


Nik Brückner hat gesagt: RE:Rheinland-Pfalz
Gesendet am 1. Juni 2023 um 09:15
Oh Mann! Margit! Ich danke Dir. Das ist ja peinlich. Na, wenigstens kann ich mich damit herausreden, dass es von der Grenze nicht weit weg ist.... Und jetzt verstehe ich auch, warum man in Mettlach nichts über Kastel-Staadt hört und liest - und umgekehrt. Die Mauer in den Köpfen! ;o}

Also, uns hat's auf jeden Fall gefallen, diesseits und jenseits der Grenze.

Danke Dir nochmal!

Nik


Kommentar hinzufügen»