Sulzfluh (2817 m) und Tschaggunser Mittagsspitze (2168 m) - von St. Antönien (CH) nach Latschau (A)
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Der aktuelle Bericht von
countryboy mit seinem leichten Anklang von TuT auf der Tilisuna-Hütte hatte mich motiviert, die Sulzfluh einmal von Süden her anzugehen. Allerdings als Überschreitung von CH nach A abgewandelt. Und die Tschaggunser Mittagsspitze, die nach diesem inspirierenden
Bericht von
Grimbart ebenfalls schon länger auf meiner to-do-Liste stand, hatte ich dabei ebenfalls im Visier.
Föhn war angesagt. Damit zunächst erst mal kein Niederschlag. Mit Wind war aber zu rechnen. Soviel zur Ausgangslage.
Startpunkt nach der morgendlichen Anreise per Bahn und Bus war St. Antönien-Rüti. Aufstieg entsprechend den Markierungen auf direktem Weg und über den Gemschtobel. Diese Route ist – neben dem Klettersteig - hier praktisch Standard und ausgiebig beschreiben.
Mit Wind war, wie gesagt, zu rechnen. Aber mit einem solch unangenehmen Sturm? Eigentlich hätte ich gedacht, dass der Gemschtobel etwas abgeschirmt wäre. Stattdessen hatte er Scherwinde produziert. Genauso unangenehm!
An eine Rast auf dem Gipfel, die diesen Namen auch verdient gehabt hätte, war unter diesen Umständen nicht im Traum zu denken. sherpa, der seinem
Bericht zufolge rund eine Stunde vor mir über den Klettersteig zum Gipfel aufgestiegen war, hat es wohl als ebenso unangenehm empfunden.
Drum auf kürzestem Weg weiter zur Tilisuna-Hütte. Dieser Abstieg über rund 600 Höhenmeter lässt sich grob in drei Phasen aufgliedern: zunächst Schutt, überwiegend grob. Dann Karst- und Blockgelände, so ganz nach meinem Geschmack. Zuletzt ein relativ kurzer Abstieg durch Grasflanken. Hier fällt es mir häufig – wie auch hier - schwer auf dem Weg zu bleiben. Insgesamt bei flottem Tempo und unterstützt durch Rückenwind ;-) war die Hütte nach einer Stunde erreicht.
Kurz nach dem Gipfel war der Akku meiner Kamera leer. Inmitten des Föhnsturms wollte ich mit dem Wechsel lieber bis zur Hütte warten. Daher hat es im folgenden auch keine Fotos von diesem Abstieg.
Mittagsrast auf der Terrasse war leider unmöglich: Erstens waren hier heute die Handwerker zugange, die Sonne machte sich rar und Wind hatte es auch noch genug, wenn auch deutlich schwächer als auf dem Gipfel.
Nach einem Lumpensalat und einem Achtele Zweigelt war ich fit für die zweite Etappe: den Abstieg nach Latschau. In nördlicher Richtung bei nur geringem Höhenverlust zunächst oberhalb des Tilisunasees, dann in der Ostflanke des Schwarzhorn bis …..., ja eigentlich bis zum Schwarzhornsattel. So wäre es zumindest im Rückblick wohl noch lohnender gewesen. Doch kurz vor dem Sattel entdeckte ich in der weiterführenden Grasflanke eine Steigspur, die mir einige Höhenmeter bis zum Sattel ersparen würde.
Erwartet hatte ich, dass sie mich ebenfalls auf den – im weiteren Verlauf niedrigeren – Grat führen würde. Tat sie allerdings nicht, sondern erst direkt am Fuss der Mittagsspitze.
Die Spur im übrigen gerade einmal fussbreit und wohl nicht allzu häufig begangen, an einigen Stellen auch etwas ausgesetzt. Nach meiner Einschätzung ein T3 und bei Nässe abzuraten.
Um vom Sattel dann auf den Gipfel der Mittagsspitze zu gelangen darf nun noch ein wenig gekraxelt werden. Die (nicht markierte) Route liegt, zumindest wenn man sich aus Süden annähert, praktisch auf der Hand: Zunächst über die von weitem erkennbaren Serpentinen und danach entlang der daran anschliessenden Rinne, von der man je nach persönlichem Geschmack ein wenig nach links oder rechts ausweichen kann. Auf Höhe des Vorgipfels dann noch ein kurzes Stück Grat bis zum Kreuz.
Hier war erfreulicherweise kaum etwas vom Föhn zu spüren. Meine halbstündige Rast war unter diesen Bedingungen drum auch das mindeste was dieser bemerkenswerte Aussichtspunkt verdient hatte. Das gerade einmal ein Jahr alte – voluminöse – Gipfelbuch war bereits zu fast drei Vierteln gefüllt. Erstaunlich drum wie rar sich dieser attraktive Gipfel bisher bei hikr macht.
Abstieg danach zunächst zur Alpila-Alpe. Ein gut angelegter und ausgebauter Weg – erstaunlicherweise wbw markiert. Danach auf mir bereits von früheren Besteigungen der Sulzfluh bekannten Bergpfaden auf ziemlich direktem Weg hinab zum durch das Gauertal führenden Fahrweg.
Auf diesem dann noch die restliche gut überschaubare Wegstrecke bis zum Staubecken von Latschau, wo sich auch der Endpunkt der Buslinie nach Tschagguns/Schruns befindet.
Trotz Föhnsturm eine eindrückliche Tour, deren Wiederholung bei besseren Gipfelbedingungen sich geradezu anbietet. Dann aber auch vom Schwarzhorn-Sattel über den Grat zur Mittagsspitze.
Und nicht zu vergessen noch einmal ein Dankeschön resp. Merci vielmal an Erwin und Yves für ihre Anregungen.
P.S. Als Ergänzung noch ein paar Angaben zur Logistik dieser Tour, die mich in der Planung mit einigen Herausforderungen konfrontiert hatte:
Auf Schweizer Seite sind die Busverbindungen von Küblis nach St. Antönien eher sporadisch. Von Latschau hat es mehr Verbindungen hinab nach Tschagguns, speziell auch am späteren Nachmittag. Im schlimmsten Fall wäre auch ein anschliessender Abstieg nach Tschagguns noch denkbar (vermutlich rund 1 h zusätzlich) und von dort kommt man praktisch immer weiter.
Auch liegt St. Antönien 400 m höher als Latschau (weniger Höhenmeter im Aufstieg, dafür entsprechend mehr im Abstieg).
Meine Lösung: mit dem Auto nach St. Margrethen und dort unter dem Bahnhof in der TG abgestellt (5 Franken/Tag), weiter mit Zug und Bus nach St. Antönien. Am Abend dann mit dem Zug nach Bregenz und weiter nach St. Margrethen. Anschluss dorthin besteht bis in den späten Abend. Ein wenig Zeit muss man freilich mitbringen.

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