Tschaggunser Mittagspitze und Walser Alpjoch


Publiziert von Grimbart , 23. Juli 2014 um 19:02.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum:17 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Montafon 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:ca. 13,4 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Bludenz und mit der MBS weiter nach Schruns. Von Schruns, Bahnhof, mit der Ortsbuslinie 1 nach Latschau, Kraftwerk.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit der Ortsbuslinie 1 von Latschau, Kraftwerk, bis nach Tschagguns, Hst. Illwerkeplatz (= Bahnhof) und mit der MBS nach Bludenz.
Kartennummer:Kompass WK-Nr. 32 oder 032 (Bludenz/Schruns/Klostertal bzw. Montafon)

Die Tschaggunser Mittagspitze bietet eine Talschau vom Feinsten, die jedoch nicht so leicht zu haben ist. Als kurz, aber knackig erweist sich der Aufstieg in den etwas bedrohlich wirkenden Gipfelfelsen. Die im Anschluss folgende Kammwanderung über das Walser Alpjoch zum malerischen Tobelsee stellt nach der anregenden Kraxelei ein weiterer Glanzpunkt dieser aussichtsreichen Rundtour dar. Da Grabs nicht mehr so einfach zu erreichen ist (Fahrverbot für Nichtberechtigte und Demontage des alten Sesselliftes), ist nun Latschau der geeignetste Ausgangspunkt – mit der Konsequenz, dass 400 Höhenmeter mehr zu bewältigen und die konditionellen Anforderungen nicht zu unterschätzen sind.

 

Obwohl mein Bergkamerad nicht unbedingt ein Freund der Anreise per Öffis ist, war er diesmal bereit per Bahn und Bus an unseren Ausgangspunkt beim Kraftwerk in Latschau zu gelangen. Gegen Viertel vor Acht brachen wir dann von Latschau in Richtung Grabs auf.

Zunächst folgt man dem Anliegersträßchen talein in Richtung Gauertal, biegt jedoch kurz nach dem Gasthaus Muntabella nach links ab. Den Wegweiser bei der Brücke über den Rafaseibach ignoriert man und bleibt weiterhin auf dem Fahrweg. Nach etwa 200m biegt man nach rechts auf einen Pfad ab, der zunächst über eine Wiese und danach durch Wald hinauf zum Maisäß Gavadura führt. Vorbei an der Hütte zieht der Steig – einen Forstweg querend – weiter durch den Wald hoch, bis man kurz vor Grabs wieder auf einen Fahrweg trifft. Auf diesem nun hinauf bis Grabs.

Von Grabs geht’s auf dem mit „Hochegga“ beschilderten Pfad über eine Alpweide und danach durch den Wald hoch nach Hochegga, wo man auf den Fahrweg zur Alpila Alpe trifft. Hier hat man zwei Möglichkeiten um zum Mittagspitzsattel zu gelangen: Zunächst gemütlich auf dem Fahrweg zur Alpila Alpe und dann steil bergauf zum Sattel oder kürzer, dafür aber knackiger auf dem „Mittagspitzsteig“. Wir entschieden uns für die direkte und landschaftlich reizvollere Anstiegsvariante.

Den Fahrweg gequert führt der Steig im kühlenden Wald über eine Geländerippe steil hoch zu einer Weidelichtung mit imposantem Blick zu unserem Tagesziel. Nach der Alpweide steigt man zwischen Zwergsträuchern, Erlengebüsch und bereits verblühten Alpenrosen weiterhin steil hoch zu einer Schulter. Der Anblick des wohl schönsten Talschlusses Vorarlbergs entschädigte dabei den schweißtreibenden Aufstieg. Nach Erreichen der Schulter folgt ein kurzer aber harmloser Gratabschnitt sowie die Querung der teils geröllbedeckten NW-Flanke der Mittagspitze. Nach der Querung trifft man bald einmal auf den Steig, der von der Alpila Alpe heraufkommt. Den felsigen Gipfelaufbau zur Linken, zieht der Steig noch einmal steil hoch zum Mittagspitzsattel. Nun zeigt sich auch die wilde Ostseite der Tschaggunser Mittagspitze mit ihren Türmen und jähen Wandabstürzen ins Gampadelstal. Der Aufstieg zur Mittagspitze erfolgt allerdings von Westen her durch eine Rinne.

Vom Mittagspitzsattel führt ein unmarkierter Steig an den felsigen Schlussabschnitt heran. Der Steig endet abrupt bei einem Kamin. Hier kann man wählen, ob man durch den zum Teil doch recht beengenden Kamin oder etwas rechts davon durch blockiges, aber gut gestuftes Gelände zum Gipfelgrat hoch klettert. Im Oberen Teil der Rinne hält man sich eher rechts, so man den Ausstieg auf den kurzen Gipfelgrat nicht verfehlen will. Mein Bergkamerad ließ sich hier von dem etwas einfacheren Gelände zur Linken in die Irre führen und musste feststellen, dass seine Variante im Nirgendwo endete. Am Gipfelgrat angelangt galt es noch bei zwei Grathöckern Hand anzulegen und der überraschend geräumige Gipfel der Tschaggunser Mittagspitze war kurz vor Mittag erreicht. Die herrliche Aussicht ins Lechquellengebirge, den Verwall, die Silvretta und den Rätikon lud zu einer längeren Mittags-Siesta ein. Als wir dann Besuch von einem deutschen Pärchen bekamen überließen wir diesen den Gipfel und machten uns an den Abstieg.

Zurück am Mittagspitzsattel wartete nun die „Genusswanderung“ über das Walser Alpjoch hinüber zum Schwarzhornsattel. Neben der bezaubernden Alpenflora lässt auf diesem Wegabschnitt vor allem die Aussicht zur Weißplatte, dem Tilisuna Schwarzhorn und den Drei Türmen mit der Drusenfluh das Bergwanderherz höher schlagen. Vom Walser Alpjoch führt der Steig zum Schluss über felsige Stufen steil hinunter in den Schwarzhornsattel. Dort angelangt nach rechts und durch Alpenrosenhänge hinunter zum Tobelsee. Hier hat man einen der schönsten Blicke hinüber zu den Drei Türmen, die sich im Tobelsee spiegeln. Ein Fotomotiv, das in keiner Montafon-Werbebroschüre fehlen darf.

Zwischen den leider zum Großteil bereits verblühten Alpenrosen ging’s vom Tobelsee hinunter zur (von ein paar weidenden Rindviechern belagernden) Abzweigung bei der Tobelalpe. Nachdem die Rindviecher zunächst keine Anstalten machten den Wanderweg freizugeben, hieß es ein wenig zu zuwarten bevor es weiter bergab zu einer Geländeschulter oberhalb des Alpkessels der Alpila Alpe gehen konnte. Bei der Schulter angelangt trifft man auf einen Alpweg und folgt diesem hinab zur nahen Alpe. Nach gut fünf Stunden reiner Gehzeit war uns die Einkehr bei der Alpila Alpe schließlich sehr willkommen, waren unsere Wasservorräte doch schon zu Neige gegangen.

Nach einem erfrischenden Radler stand uns noch der steile Abstieg ins Gauertal bevor. Zunächst noch in eher mässigem Gefälle leitet der Steig über Alpweiden und danach merklich steiler im Zick-Zack durch den Wald hinunter zu den Wiesen oberhalb von Volspora. Über die Wiesen wandert man nun mehr oder weniger direkt, einen Fahrweg und eine Ferienhauszufahrt querend, hinunter zur Forststraße im Gauertal. Auf dieser geht’s nun talaus bis zur Bushaltestelle beim Kraftwerk in Latschau. Kurz vor Latschau lud noch die Terrasse des Gasthauses Muntabella – zwecks Überbrückung der Wartezeit bis zum nächsten Bus – zur Einkehr ein.

 

Fazit:

Bei Auslassen der Tschaggunser Mittagspitze kann die Rundtour über das Walser Alpjoch zum Tobelsee auch von wenig erfahrenen Bergwanderern ohne Schwierigkeiten begangen werden. Aufgrund der langen Steilaufstiege erfordert sie aber dennoch Kondition. Sie bietet sich aber auch als alternativer Zu- oder Abstieg zur oder von der Tilisunahütte an.

 

Gehzeiten:

Latschau, Kraftwerk – Grabs (ca. 1' 00'') – Hochegga (ca. 25'') – Mittagspitzsattel (ca. 1' 25'') – Tschaggunser Mittagspitze (ca. 20'') – Mittagspitzsattel – Walser Alpjoch (ca. 50'') – Tobelsee (ca. 25'') – Alpila Alpe (ca. 40'') – Gauertal – Latschau, Kraftwerk (ca. 1' 00'')


Tourengänger: Grimbart


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Kommentare (4)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 24. Juli 2014 um 06:41
Danke für diesen Tipp. Sieht nach einer tollen Tour aus.

Grüße
Hanspeter

Grimbart hat gesagt: RE: Tschaggunser Mittagspitze
Gesendet am 24. Juli 2014 um 12:46
Danke, ich hab die Tour als sehr abwechlsungsreich und lohnenswert empfunden. Sie ist auch nicht überlaufen, was mich ein wenig überrascht hat.

Grüße
Erwin

Amsel hat gesagt:
Gesendet am 16. Juni 2015 um 14:28
Hallo, vielen Dank für die gute und ausführliche Tourenbschreibung. Nur kannst du beschreiben woher die Schwierigkeitsbewertung T5- kommt? Beste Grüße, Amsel

Grimbart hat gesagt: RE:Schwierigkeitsgrad
Gesendet am 16. Juni 2015 um 21:17
Ein Blick in die SAC-Wanderskala hilft weiter:
"Oft weglos. Einzelne einfache Kletterstellen, exponiert, anspruchsvolles Gelände, steile Schrofen. Apere Gletscher und Firnfelder mit Ausrutschgefahr. Falls markiert: weiss-blau-weiss"

Beim Schlussaufstieg handelt es sich definitiv nicht mehr um ein Gehgelände! Der AV-Führer bewertet die Tschaggunser Mittagsspitze bereits mit dem Schwierigkeitsgrad I nach UIAA. Und die SAC-Wanderskala hört nicht dort auf, wo die UIAA-Skala beginnt, sondern sie überschneiden sich. Der Schwierigkeitsgrad I nach UIAA entspricht T5 nach SAC.

BG
Grimbart


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