Rossmad - Säntis Ostgrat Gesamtüberschreitung (Erstbeschreibung)
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Eines der beliebtesten Fotomotive im Alpstein zeigt den Seealpsee mit der markanten Rossmad. Sie bildet den untere Teil einer 3.5 km langen Gebirgskette, die sich von der Seealp bis hinauf auf den Gipfel des Säntis zieht. Ein tiefer Einschnitt, die Wagenlücke, teilt diese Kette in 2 Teile:
Die Rossmad
Diese für den Alpstein typische Kette besitzt auf der Nordseite einen markanten, zum Teil überhängenden Felsabbruch. Die Südseite ist weniger steil und mit Grashängen durchzogen. Früher durften hier Pferde nach der Sömmerungszeit unentgeldlich weiden; deshalb der Name Rossmad.
Die Kette weist einige markante Geländepunkte auf:
3 kotierte Gipfel (Rossmad Ost 1939, Rossmad Mitte 2027, Rossmad West 2103)
1 "traditioneller" Gipfel (Wagenlückenspitz 2110)
3 Einschnitte (Übergang zur Ageteplatte, Gamsloch, Wagenlücke)
1 kotierter Aussichtspunkt über der Meglisalp (P.1795)
Der Säntis Ostgrat
Von der Wagenlücke zieht sich der Ostgrat in leichtem Bogen direkt hinauf auf den Säntis.
1 kotierter Gratpunkt und die "Bösegg" sind auf der Landeskarte eingezeichnet. Der Name Bösegg bezeichnet eine Felsstufe, die mit Drahtseilen und Eisenstiften gesichert ist.
Die "Böseggroute" dürfte bereits kurz nach dem Errichten des ersten Säntisgasthauses 1846 als Ausweichroute benutzt worden sein, wenn die Schneefelder beim "Gross Schnee" vereist waren.
Der Grat wurde aber erst dort bestiegen, wo sich das Gedenkkreuz befindet. Im Führer von 1904 wird erwähnt, "dass ein früheres Aufsteigen zum Grat vermieden werden muss, da das Gratstück zwischen Wagenlücke und Kreuz sehr schwierig zu passieren ist."
Während die Route über den Säntis Ostgrat hier auf HIKR bereits mehrmals treffend beschrieben ist, gibt es über die Gipfel der Rossmad nur punktuelle Berichte.
Grund genug, eine Gesamtüberschreitung anzupacken!
Zeitgleich mit dem Schwägalp-Schwingen starteten Ivo und ich am Sonntagmorgen von der Meglisalp zu unserem Abenteuer. Ziel war die Überschreitung in direkter Linie auf der Grartkante. Mit Ausnahme der Wagenlücke ist uns dies auch gelungen (auf das Abseilen vom brüchigen Wagenlückenspitz in die Wagenlücke verzichteten wir, weil wir niemanden durch Steinschlag gefährden wollten).
Unser Fazit:
- eine abwechslungsreiche und spannende Berg- und Klettertour
- meistens beste Felsverhältnisse
- nur mit geeigneter Ausrüstung und Fachkenntnis
Tourbeschreibung
1. Aussichtspunkt 1795
Start auf der Meglisalp. Dem Wanderweg in Richtung Ageteplatte folgen und auf der Höhe von 1800 m nach rechts auf den Kamm queren oder direkt über die Wiese zu P. 1640 m und zum markanten Aussichtspunkt 1795 m aufsteigen. Er befindet sich ganz in der Nähe einer Schutzhütte für das Alpvieh.
2. Rossmad Ost 1939
Dem Grat nach über grasiges Gelände bis auf den Kamm aufsteigen. Der Grat wird im oberen Teil immer flacher und felsiger. Es folgt die Überschreitung eines sensationell griffigen, spitzigen Felsgrates. Gleich zu Beginn wird eine schmale, tiefe Felsspalte mittels Spreizschritt überwunden. Dann folgt man dem Grat bis zu einem markanten Abbruch, der den Gipfel in zwei Teile trennt. Hier finden sich mehrere stabile Felszapfen für das Abseilen. Ein Abklettern könnte evtl. durch eine Felsspalte (siehe Bild im rechten Teil erfolgen). Weiter über den Grat auf den Ostgipfel 1939.
Abstieg über den Grat bis zur senkrechten Felswand über dem "Pass" zur Ageteplatte. Hier finden sich einige Bohrhacken und eine sichere Abseilstelle.
Unser Fazit: Schöner Kletterberg mit sensationellem Fels - wir kommen wieder!
3. Rossmad Mitte 2027
Nach dem Übergang zur Ageteplatte 1896 wird der Grat schon bald wieder felsig. Es folgt eine abwechslungsreiche Überschreitung mit mehrheitlich griffigem und festem Fels bis zum markanten Grat, der direkt auf den mittleren Gipfel 2017 führt. Im Gegensatz zu den vorherigen Felspartien ist der Grat leicht brüchig, kann aber gut erklommen werden. Diesen Grat kann man auch direkt über die südlichen Grashänge erreichen.
(siehe auch Berichte "Auf dem Grat der Rossmad" und "Rossmad (2103 m) - Mitten im Alpstein und doch abseits" von alpstein)
4. Rossmad West 2103
Der Grat verläuft nun über mehrere markante Felsköpfe und der Schwierigkeitsgrad im Bereich des Gamslochs nimmt zu (UIAA III).
Bereits von weitem kann man nun den "sanften", grasbewachsenen Westgipfel 2103 sehen, den man über einige grasige Aufschwünge erreicht.
5. Wagenlückenspitz 2110
Den westlichsten Punkt der Rossmad kann man nur über einen ausgesetzten, äusserst brüchigen Grat erreichen (Achtung unten führen Wanderwege vorbei).
Eigentlich wollten wir vom Wagenlückenspitz bis hinunter zur Wagenlücke abseilen. Der ganze Felskopf ist aber äusserst brüchig und mit Geröll bedeckt. Die Sicherheit der Wanderer und unsere eigene ging vor. Deshalb kletterten wir nach unserem Eintrag ins Gipfelbuch (letzter Eintrag Sommer 2013) über den Verbindungsrat zurück. Über Grashänge und durch eine steile Rinne ging's hinunter auf den Wanderweg zur Wagenlücke.
(siehe Bericht "Alpstein-Abenteuer auf 9 "neuen" Gipfeln" von Delta)
6. Säntis Ostgrat via P. 2217 und Bösegg
Über das Grasband und über die abgesicherten Kletterstellen direkt auf den Grat zum Säntis. Nach unserer Einschätzung gibt es drei kurze Abschnitte, die wir mit dem Schwierigkeitsgrad II taxieren.
(siehe Berichte "Säntis 2502 m - Von der Wagenlücke über den ganzen Ostgrat" von Ivo66 und "Säntis via Böseggroute" von carpintero)
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