Alpstein-Abenteuer auf 9 "neuen" Gipfeln


Publiziert von Delta Pro , 23. Oktober 2012 um 07:21.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:21 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein   CH-AR   CH-SG 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1860 m
Abstieg: 3420 m

Lange und schnelle Tour über drei Alpstein-Ketten mit unzähligen „Brosamen“-Gipfeln – ein spannender Herbsttag wie er mir gefällt!
 
Der Alpstein weist wohl die höchste Tourendichte auf Hikr auf. Praktisch jeder der unzähligen Gipfel hat schon einen Bericht erhalten – manche werden häufig bestiegen, andere so gut wie nie. Vor ein paar Jahren schon sah ich das Ziel vor mir, einmal jeden Gipfel im Alpstein zu besteigen. Das ist gar kein triviales Projekt, wenn man jeden benannten Zacken als Gipfel anerkennen möchte, und schliesst verschiedene Anstiege mit ein, die jahrelang / jahrzehntelang nie unternommen wurden. Somit bin ich mir nicht einmal sicher, ob es überhaupt schon jemandem gelungen ist, dieses Ziel zu verwirklichen. Nachdem letzten Herbst gleich einige Knacknüsse gefallen sind, ist es jetzt nicht mehr weit bis auf alle Alpstein-Gipfel (auch wenn immer noch weitere gefunden werden könnten – zum Glück). Das erklärte Ziel des heutigen Tages war es „aufzuräumen“ und allen Kleinkrams mitzunehmen, damit anschliessend nur noch 1-2 anspruchsvollere, grössere Touren bleiben. Die Routenplanung war nicht ganz einfach, wollte ich doch quasi an einem Vormittag verbliebene Gipfel auf drei verschiedenen Ketten besteigen. Die hier beschriebene Tour ist aber dennoch durchaus zur Nachahmung empfohlen und kombiniert interessant jede Menge (für mich) „neuer“ und oft auch etwas zwischen Stuhl und Bank gefallener Gipfel. Insgesamt stand ich auf nicht weniger als 9 mir noch unbekannten Gipfeln im Alpstein und ereichte diese über spannende und abwechslungsreiche Routen. Und auch der sportliche Aspekt kam nicht zu kurz.
 
Wagenlückenspitz (T6, II)
Mit der allerersten Bahn entschwebe ich auf den Säntis und trabe schon um 7.30 in der Dämmerung hinunter in Richtung Wagenlücke. Kommt mir doch bekannt vor: Erst zwei Tage zuvor standen sglider und ich hier und versuchten den unglaublich markanten, auf Hikr noch nicht dokumentierten Felskopf zu erreichen. Damals mussten wir nach Bezwingen der Schlüsselstelle leider doch noch die Segel streichen.
Von der Lücke auf Wegspuren unter der Felswand nordseitig entlang bis der senkrechte Felsriegel nach einer undeutlichen Rinne eine Schwachstelle zeigt. In steiler Kletterei (II-III je nach Routenwahl) ca. 10m gerade hinauf. Der Fels ist nicht schlecht, aber auch nicht über alle Zweifel erhaben. Dann in beliebiger Routenwahl in ziemlich exponiertem Gras-Fels Gelände weiter zum Grat (T6), wo ich exakt mit der aufgehenden Sonne eintreffen – genial! Nun wird’s aber erst richtig spannend: Der Grat zum höchsten Punkt ist sehr scharf und ich wende eine Abwandlung der Reitertechnik an, da viele Felsen locker sind. Erster Eintrag ins schöne Gipfelbuch im Jahr 2012. Ein super Start in den Tag!
Im Morgenlicht in wenigen Minuten auf den wenig ausgeprägten Gipfel der Rossmad. Beim Überschreiten des grossen Felsenfensters des Gamslochs wird es kurz etwas ausgesetzt. Ich versuche zuerst weiterhin dem mit Felstürmen durchsetzten Grat der Rossmad zu folgen, komme aber schon bald nicht mehr weiter bei einem Abschwung. Im Aufstieg wär’s wohl zu vertreten. Ich habe aber einen engen Zeitplan und steige auf den Wiesenhängen gegen die Ageteplatte und runter zur Meglisalp.
 
Freiheit und Hundstein (T6-, II)
Zügiger Aufstieg zum Bötzelsattel und einfacher Abstecher auf den Bötzelchopf, von dem man eine schöne Aussicht geniesst. Dann den verblassten Markierungen entlang durch die Rinne zum Hundstein-Weg, welchen ich bei der Einmündung in die Schlucht erreiche. Mit viel Speed geht’s die Schlucht hoch und weil ich gleich so in Fahrt bin weiter über die Kletterstelle (II) auf die Freiheit (13 min vom Beginn der Schlucht). Über eine kurze, aber exponierte Passage erreicht man aus dem Sattel die Gipfelwiesen des Hundsteins (T6-) und ich gönne mir auf dem Gipfel eine erste Rast – wunderschön diese Ruhe!
 
Widderalpstöck (T5, II)
Die Besteigung der Widderalpstöck ist auf Hikr schon verschiedentlich beschrieben (z.B. hier). Ich mache es meinen Vorgängern gleich und steige zuerst gegen den Mittelgipfel. Die Scharte, die es anzuvisieren gilt, ist nicht zu verfehlen. Durch eine Rinne (II) erreicht man einen Grasfleck und steigt hinter der Scharte 3m ab (II). Nach einer kurzen Traverse auf der Nordseite einfach zum Hauptgipfel. Abstieg auf derselben Routen, etwas den Wanderweg hinunter und sobald es geht wieder hineinqueren zum deutlichen Einstieg zum Mittelgipfel.
Den Aufstieg auf den Mittelgipfel fand ich sehr schön und abwechslungsreich. Zuerst durch eine Grasrinne (Wegspuren) auf den steilen Rücken und diesem in beliebiger Routenwahl entlang zum Gipfel. Im Aufstieg nahm ich die Direttissima, in welcher ab und zu geklettert werden muss (max. II). Im Abstieg die Rinne etwas weiter östlich, in der sich Trittspuren befinden. Dann zügig den Hundstein-Weg hinab zur Bollenwees, wo die „Wander-Chilbi“ über mich hereinbricht. Auf dem „Grüezi-Weg“ geht es weiter zur Saxer Lücke und auf den Höhenweg zum Hohen Kasten.
 
Furggelenzahn (T6, II)
Eigentlich hatte ich mir geschworen, diesen Gipfel nicht zu besteigen, da hier die Bezeichnung „Gipfel“ wirklich grenzwertig ist: Ein 10 Meter hohes Felszäcklein, das irgendwo im Hang unter dem Wanderweg liegt. Dennoch hat ihm Hikr einen Wegpunkt verliehen und aus der Nähe betrachtet sieht das Ding sogar noch ganz hübsch aus. Also mache ich mich auf den sinnlosen Abstecher. Man hält rechts in den Grashang hinein, bis man auf Höhe der Scharte auf einen Sporn mit ein paar Legföhren queren kann (T5). In wenigen Schritten mit kaum Vegetationskontakt zur Scharte, wo sich ein neuer Stand befindet. Fragezeichen! Dort oben gibt’s keinen festen Stein zur Sicherung… Ich steige über den Grat auf (II). Besonders im oberen Teil hält gar nix und so richtig komfortabel steht man auf dem losen Geröll des Gipfels auch nicht. Abstieg durch die ebenfalls sehr brüchige Rinne.
 
Üssere Hüser (T6)
Die ausgezeichnete Beschreibung von Hampi, der die Route vor einer Woche begangen hat, ist sehr hilfreich zum Auffinden dieses interessanten, wilden und meiner Ansicht nach nicht ganz einfachen Aufstiegs aufs Kirchli, bzw. die Üsseren Hüser. Auf dem mit Steinmännern markierten Weglein gegen die Hüser und unter der Felswand wieder rechts aufsteigend zur Scharte. Kletterei auf den Turm in der Scharte - das Chirchli - auf dessen alleroberste Spitze ich mich zu stehen traue, und Abklettern auf der anderen Seite (II). Durch eine Rinne auf ein bequemes Grasband und über eine Felsplatte. Nun gerate ich trotz gutem Routenbeschrieb ins Stocken: Das Band zu Ende und über mir nur scheinbar aus der Luft hängende Legföhren. Ich habe eine tiefe Abneigung mich sozusagen beinfrei an solchem Geäst hinaufzuhangeln, besonders, wenn es unten ins Nichts geht! Da hilft Jammern nicht weiter und mache mich bestärkt durch die Verletzungen, welche die Begehung der Vor-Hikrs den Legföhren beigebracht hat, auf in die Schlacht. Etwas links raus, bis man wirklich über der Leere hängt und dann direkt aufwärts. Eigentlich gar nicht so tragisch. Dann ist das übelste vorbei. Es geht in landschaftlich eindrücklicher Umgebung in eine Grasrinne hinein, welche sich bald verengt, aber gute Griffe bietet. Schliesslich nochmals durch einige Legföhren und bald ist der kleine Gipfelsteinmann erreicht. Die Aussicht ist erstaunlich umfassend. Das würde man beim Aufstieg durch die grüne Hölle gar nicht denken. Abstieg auf derselben Route.
 
Hüser (T3)
Die beiden Hüser-Gipfel sind häufig bestiegen und die Wege sind frei geschnitten. Ein lohnender und idyllischer Abstecher sucht man etwas Ruhe neben dem Trubel des Höhenweges. Auf dem Weglein in den Hüsersattel. Ich steige zuerst auf Mittleren Hüser. Aus Abneigung vor den Föhren folge ich alles einem Grasband in der Südflanke, das schliesslich in die Nordflanke umbiegt. Nach einer kompletten Umrundung des Gipfels erreiche ich den riesigen Steinmann. Abstieg entlang des hübschen Weges durchs Dickicht. Dann weiter zum Hauptgipfel, den man ebenfalls einfach erreicht.
Gemäss Zeitplan wollte ich den 15.14 Bus in Brüllisau erreichen – eigentlich kein Problem, wenn ich mir nicht einen ungünstigen Verhauer geliefert hätte. Ich folge vertrauensvoll einem Pfad, der dem Wandfuss der Hüser weiter nach Osten folgt. Interessanterweise führen die Spuren direkt zum eindrücklichen Aufschwung der Kleinen Hüser Pt 1884. Wahrscheinlich führt eine Route dort hinauf, was auch den sauber geschnittenen Weg auf diesen Gipfel erklärt, den ich vor vier Jahren entdeckt hatte. Leider gibt es von hier keinen günstigen Abstieg zum Wanderweg mehr, auf dem ich nicht die Spaziergänger durch Steinschlag gefährdet hätte. Also alles wieder zurück. Fast eine halbe Stunde in den Sand gesetzt und als ich um 14 Uhr bei der Stauberen bin, sehe ich, dass jetzt nicht mehr viele Pausen bis Brüllisau drin liegen…
 
 
 
Durchgangszeiten:
Säntis: 7.30
Wagenlückenspitze: 8.00
Freiheit: 9.40
Bollenwees: 11.05
Kirchli: 12.35
Stauberen: 14.00
Brüllisau: 15.05

Tourengänger: Delta


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Kommentare (1)


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xaendi hat gesagt:
Gesendet am 23. Oktober 2012 um 14:41
Einmal quer durch den Alpstein von West nach Ost - toll!


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