Bella Tola (3.025 m) - Aussichtsberg par excellence


Publiziert von dulac , 20. September 2012 um 01:10.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:16 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:St. Luc - Chalet Blanc - Le Marais de Roua - P2927 - Bella Tola - P2927 - Rothorn - Arête des Ombrintses - Lac Noir - Illpass - Tsapé - Pas de l´Illsee - Illhorn - Pas de l´Illsee - Chandolin
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus von Sierre nach St.Luc
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus von Chandolin nach Sierre
Kartennummer:LK 1:25.000 Blätter "Vissoie" und "Sierre"

und als Zugabe heute noch Rothorn (2.998), Arête des Ombrintses (2.770) und das Illhorn (2.717).

Wie es das „Bella“ im Namen bereits suggeriert, ist die Bella Tola  tatsächlich ein prächtiger Aussichtsberg. Dazu nicht überlaufen. Und über den Normalaufstieg natürlich kein T4/T5. Dies nur vorweg, um T2/T3-Gänger nicht unnötig  abzuschrecken.
 
Mein erster und seither auch einziger Besuch reicht lange in eine Zeit zurück, als ich damals in den Semesterferien ein Auslandspraktikum bei den ACMV in Vevey absolvierte. Zugleich war es auch mein erster Dreitausender. Das wunderbare Panorama von dort droben war mir immer in Erinnerung geblieben, nur die sonstigen Einzelheiten waren mittlerweile weitgehend verblasst.
 
Aktuell haben der Schneefall und die kühleren Temperaturen auf der Alpennordseite Mitte der letzten Woche mich auf die Idee gebracht, wieder einmal ins Wallis zu fahren. Doch möglichst nicht an einen Ort, wo man sich bei dem angesagten Prachtwetter gegenseitig auf die Füsse treten würde.
 
Und so kam die Bella Tola ins Spiel, mit öV im Rahmen einer Tagestour von meinem Wohnort gerade noch machbar.
 
Bei Vorbereitung und intensiverem Kartenstudium bemerkte ich dann, daß der Bergzug von der Bella Tola im Norden beim Illgraben endet, mit dem Illhorn, als höchstem Punkt darüber. Den Illgraben [www.pfyn-finges.ch/de/park/der-illgraben-die-groesste-rutsch...] einen riesigen Erosionstrichter kannte ich bisher nur vom Vorbeifahren im Zug und auch von hikr. Gerne wollte ich ihn mir bei dieser Gelegenheit von oben ansehen.
 
Inwieweit die auf der Strecke liegenden weiteren Gipfel, Rothorn und Schwarzhorn, dabei mit eingebunden werden könnten, nach Möglichkeit über die Grate war eine offene Frage. Die Karte zumindest ließ keinen Steig zwischen Rot- und Schwarzhorn erkennen. Und Berichte hierzu konnte ich keine finden. Einzig numinis und shuber hatten *hier bzw *da über einen Ab- resp. Aufstieg entlang des Grates "Arête des Ombrintses" und die dort installierten Leitern berichtet.
 
Mein Zeitbudget war eng, der letzte Bus zurück um ca. Viertel vor Sieben. Was sich also von der Planung verwirklichen lassen sollte, mußten die Verhältnisse vor Ort zeigen:
 
Trotz Anfahrt mit dem frühestmöglichen Zug konnte ich erst gegen 10h30 in St. Luc starten. Bei der Auswahl des Aufstiegs aus den vielen auf der Karte erkennbaren Wegen hatte ich eine glückliche Hand: Ein Weg so richtig nach meinem Geschmack: durch lockeren Hochwald, immer wieder schöne Ausblicke und angenehm zu begehen, fast wie auf Waldboden, jedenfalls weder Kies noch Schotter. Allerdings recht steil, doch dies kann man auch als Vorteil werten, so läßt sich jedenfalls rasch Höhe gewinnen. Die ersten rund 500 Höhenmeter bis etwa auf die Höhe der Tignousa-Bergstation fast niemand sonst unterwegs, haben wohl alle die Bergbahn vorgezogen ;-).
 
Zur Erläuterung: Im Ort von der Haltestelle „Hotel Bella Tola“ zunächst in östlicher Richtung weiter, dann etwa auf Höhe der Kirche, doch bergseitig und ein kurzes Stück weiter zweigt der Weg dann links ab (Wegweiser).
 
Auf ungefähr 2.200 m wird der von der Bergstation zum Hotel Weisshorn führende Panoramaweg gequert. Nach dem Chalet Blanc, einer großen Alphütte, mutiert der bisher breite Weg zum schmalen Steig. Ein Wegweiser fehlt an dieser Stelle, doch egal ob links oder rechts um das Chalet herum, etwas oberhalb am Hang ist der Steig und ein Pfeil als Markierung erkennbar.
 
Ab hier jetzt offenes Gelände. Nach und nach kommt der langgestreckte Ombrintses-Grat  und der zweigipfelige Bergzug mit links dem Rothorn und rechts, einige Meter höher, der Bella Tola in Sicht.
 
Bei Le Marais de la Roua auf gut 2.400 m verläuft der Weg kurzzeitig auf einem Fahrsträßchen. Am Abzweig zum Lac de la Bella Tola, nur wenig später dann links hoch und auf schottrigem Bergweg weiter.
 
Wenige Meter unterhalb der Verzweigung bei P2927 wird eine kleine Hütte passiert. Bei P2927 dann  nach rechts und die Bella Tola ist nicht mehr weit. Einige Wanderer sind bereits dort, doch teilweise schon im Aufbruch befindlich. Insgesamt jedenfalls nie mehr als eine Handvoll gleichzeitig am Gipfel.
 
Bereits im Aufstieg war der Blick nach Süden beeindruckend, die volle Rundumsicht jetzt ist beinahe schon atemberaubend. Gerne möchte man in einer solchen Situation wissen, was man da so alles sieht.
 
Diesmal habe ich nicht vergessen, mir am Vorabend hier das Panorama der Bella Tola zu besorgen und auszudrucken. So war die Bestimmung der Berge ringsum ein Kinderspiel. Auch wäre mir sonst das Matterhorn mit seiner aus dieser Perspektive völlig ungewohnten Form gewiss entgangen.
 
Die Zeit am Gipfel ist wie im Flug vergangen. Im Nu war eine Stunde vorbei. Bei diesem Panorama, im Sonnenschein und bei den angenehmen Temperaturen kein Wunder. Nun aber Aufbruch entlang des Grats zum nahegelegenen Rothorn.
 
Zeitweise locken Wegspuren direkt am Grat, oberhalb von P2927 wird es jedoch zumindest für mich zu luftig und ich kehre zum Normalweg zurück.
 
Dann taucht auch schon der Pavillion auf dem Gipfel des Rothorns auf. Darin dann entlang der Brüstung ein Panorama. Gut gemacht, doch ich habe heute bereits selbst vorgesorgt. Hier keine anderen Besucher.
 
Da es ohnehin nicht danach aussah, als gäbe es einen direkten Weiterweg zum Schwarzhorn, zumindest keinen, den ich mir zutrauen würde, wollte ich keine Zeit vertun und habe gleich den Abstieg über den Ombrintses-Grat gewählt. Der Einstieg direkt am Gipfel war nicht zu verfehlen. In Schneeresten fanden sich überdies Fußspuren, die von einem kürzlichen Aufstieg herrühren mußten.
 
Steil geht es hinab, ausgesetzt ist es auch, Vorsicht ist also angebracht. Dieser Abschnitt einschließlich der Leitern ist im Bericht von shuber sehr gut und ausführlich beschrieben. Ich erspare mir drum hier weitere Einzelheiten und verweise statt dessen auf seinen *Bericht und auf meine Fotos. Was die Kraxelstellen betrifft, so ist mir allerdings nur eine in Erinnerung. Daß dieser Abschnitt im übrigen der anspruchsvollste Teil der Tour war (nach meiner Einschätzung T4 I) bedarf wohl eigentlich keiner besonderen Erwähnung.
 
Beim Abstieg schaue ich immer nach rechts, ob sich eine Stelle für eine Querung zum Schwarzhorn bieten könnte. Dabei entdecke ich tatsächlich in der Flanke des Schwarzhorns, durch Schneereste etwas hervorgehoben, etwas, das wie ein Pfad aussieht. Doch das Gelände, um dorthin zu gelangen, erscheint mir zu steil und bröckelig um einen Versuch zu wagen.
 
Danach gab es keine weitere Chance mehr. Ich mußte also dem Grat bis kurz vor der Bergstation des Skilifts weiter folgen. Dort dann eine Möglichkeit nach rechts hinab auf den Weg resp. die Skipiste. Er/sie führt danach zurück in die Mulde unterhalb von Rot-/Schwarzhorn um sich dann in Schutt und Geröll zu verlieren.
 
Angesichts der schon fortgeschrittenen Zeit – der Abstieg vom Rothorn hatte doch etwas Zeit gekostet – habe ich das Schwarzhorn links oder besser gesagt rechts liegen gelassen und habe direkt die Senke mit dem Lac Noir angesteuert. Weglos zwar und über loses Geröll und Blockgelände, doch die Orientierung ist problemlos.
 
Kurz nach dem Lac Noir wird der Illpass erreicht (nicht zu verwechseln mit dem nahegelegenen und ähnlich klingenden Pas de l´ Illsee).
 
Ich will unbedingt noch auf das Illhorn. Die verbleibende Zeit dafür wird jedoch knapp. Ich verzichte drum darauf, dem Grat zu folgen und nehme den Weg über Tsapé (Bergstation des Lifts von Chandolin), der mit keinen Höhenverlusten verbunden ist.
 
Danach am Pas de l´ Illsee der Abzweig hinauf zum Illhorn. Dort schöner Tiefblick ins Rhonetal. Allein der Ausblick in den Illgraben ist eher enttäuschend: Die Position ist etwas zu weit seitlich und damit nicht gerade ideal, um ihn vollständig überblicken zu können. Auch wäre ein besserer Zeitpunkt am Vormittag, wenn er voll von der Morgensonne angestrahlt wird und die Konturen voll zur Geltung kommen.

Doch Ziel erreicht und zumindest einen Eindruck gewonnen. Jetzt aber rasch hinab nach Chandolin. Mein Zeitplan hat keine großen Reserven mehr. Wo immer möglich suche mir jetzt direktere Wege durch die Flanken hinab. Nicht nur um schneller Höhe zu verlieren, sondern auch weil die Bergwege in diesem Teil unangenehm geröllig sind.
 
Ich komme gut voran und erreiche den oberen Rand der Bewaldung und auch ein Fahrsträßchen. Doch wo ist Chandolin und die Endhaltestelle der Buslinie? Von hier ist nichts von der Ortschaft zu erkennen. Nach meinem Gefühl führt das Fahrsträßchen eher von meinem Ziel weg, überdies fällt es kaum ab. Ich folge ihm dennoch ein kurzes Stück. Dann entdecke ich einen Abzweig nach links, der aber auch nicht so aussieht, als würde er nach unten führen. Immerhin hat es einen Wegweiser mit dem Wanderweg-Symbol.
 
Also ein Versuch mit ihm gewagt. Und tatsächlich nicht weit davon entdecke ich unter mir einige Häuser, nur vielleicht 50 Höhenmeter tiefer.
 
Wie es der Zufall will komme ich sogar direkt beim Bushalt an (auf der LK das massige Gebäude unterhalb vom Forêt du Darbellec und links von P1979). Es bleibt mir sogar noch eine Viertelstunde bis zur Abfahrt des Busses.
 
Nach *Pizol, *Brienzer Rothorn, *Gemsfairenstock, *Munt Pers und zuletzt *Reeti war die Bella Tola ein weiterer überaus lohnender Aussichtsberg, den ich in diesem Sommer bei Prachtwetter besuchen durfte
 

Schwierigkeiten:
Überwiegend T2, lediglich die letzten ca. 200 Höhenmeter im Aufstieg zur Bella Tola und den Verbindungsweg zum Rothorn könnte man auch als T3 sehen, weil tw. etwas ausgesetzt und drum in jedem Fall Schwindelfreiheit erforderlich.
Der Abstieg vom Rothorn über die   Arête   des Ombrintses und die Leitern bis zum Trassee der Skipiste ist der schwierigste Abschnitt und m.E. T4 I, Schwindelfreiheit bei Begehung der Leitern unabdingbar.
Der Weiterweg bis zum Lac Noir ist tw. Skipistentrassee und tw. weglos und dort über Schutt und Blockgelände mehr unangenehm als schwierig, bei klaren Sichtverhältnissen bereitet aber auch hier die Orientierung keine Probleme, demnach nach meiner Einschätzung ein T3. Alles weitere dann durchweg wieder T2.

 
 
Meine Gehzeiten (netto):
St. Luc – Bella Tola:                2h50
Bella Tola – Rothorn:              0h20
Rothorn – Lac Noir:                1h20
Lac Noir – Illhorn:                   1h00
Illhorn – Chandolin :              1h00

    

Tourengänger: dulac
Communities: ÖV Touren


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Geodaten
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Kommentare (5)


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Willem hat gesagt: Kompliment für diese lange Tour...
Gesendet am 20. September 2012 um 15:12
...und für den schönen Bericht! Auf der Seite www.mountainpanoramas.com kann man auch viele Panoramen finden (Bella Tola siehe hier).

Und wenn Du mal Lust hättest eine tolle Tour am Illgraben zu machen, kann ich Dir diese Rundwanderung empfehlen.

Grüsse aus der Niederlande,
Willem

dulac hat gesagt: Besten Dank ....
Gesendet am 22. September 2012 um 17:59
... für Dein Kompliment!

Ein solches hast aber auch Du verdient für den informativen Bericht zum Illgraben. Die Fotos, speziell auch die mit den Bäumen in Herbstfarben sind wunderbar.
Wie ich gesehen habe, datiert Eure Tour von Mitte Oktober, eine wunderbare Zeit im Wallis, sofern nur das Wetter einigermassen mitspielt. Da habe ich vielleicht auch noch eine Chance. Und wenn nicht dieses Jahr, dann im nächsten.

Danke auch dafür, daß Du mir das Portal mit den Panoramen wieder in Erinnerung gebracht hast. Ich hatte es sogar in meiner (umfangreichen) Sammlung von Bookmarks. So wundervoll diese Panoramen am PC anzuschauen sind, leider kann man sie jedoch nicht, oder zumindest nicht erlaubterweise ausdrucken. Und wenn man auf dem Gipfel nicht per Smartphone online ist .......;-)

Liebe Grüße vom Bodensee in die Niederlande

Wolfgang

Runner hat gesagt: schöner Bericht, tolle Fotos...
Gesendet am 21. September 2012 um 14:04
...ist gebucht! Sobald ich die dämliche Beinmuskelentzündung wieder los bin!!

dulac hat gesagt: auch Dir besten Dank ...
Gesendet am 22. September 2012 um 18:05
... für das Feedback!

Ich drück dann mal fest die Daumen, dass die Entzündung sich bald wieder verflüchtigt und Du dann unbeschwert "buchen" kannst!

LG Wolfgang

Runner hat gesagt: RE:auch Dir besten Dank ...
Gesendet am 22. September 2012 um 18:13
Merci und noch eine gute Saison :-)


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