Vrenelisgärtli (2904 m) via Guppengrat


Publiziert von alpinos , 18. Juni 2012 um 21:57.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:17 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2050 m
Strecke:Schwändi P. 683 - Leuggelenwald - Oberstafel - Mittelstock - Chanzle - Guppengrat - Vrenelisgärtli - Schwander Grat - Glärnischhütte - Chäseren - Klöntal-Plätz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW bis Parkplatz des Freibads Schwändi
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto von Klöntal-Plätz nach Glarus

Zwei Alpinos im Kampf mit der Guppe

Die Besteigung des Vrenelisgärtli mit seinem markanten Firnfeld stand seit drei Jahren auf unserer Projektliste, heute nun konnten wir unsere Pläne endlich umsetzen. Vor zwei Wochen hatten wir die Chanzle und den Guppengrat vom Vorderglärnisch begutachtet und die Bedingungen für die Tour schienen uns gut zu sein. Am Abend gab es allerdings noch ein heftiges Gewitter mit ergiebigem Niederschlag und der Neuschnee der vergangenen Woche - ja, kaum zu glauben, dass es im Juni noch 20-40 cm Neuschnee geben kann - war noch nicht vollständig gesetzt. So wurden einige Passagen der Tour zum Kampf mit den Bedingungen...



Um 3:45 Uhr starten wir vom Parkplatz der Badi Schwändi (P. 693) in die sternenklare und schwül-warme Nacht. Begleitet von Discoklängen des Glarner Bünder Kantonalturnfestes 2012 wanderten wir auf der Fahrstrasse hinüber nach Leuggelenberg und durch den Leuggelenwald hinauf zur Oberstafel (1658 m; ca. 2h Gehzeit).

Nach kurzer Rast ging's über den vom Gleitschnee stark in Mitleidenschaft gezogenen Hang und durch den kleinen Sattel hinauf zur Geländestufe unterhalb des Mittelstocks (P. 1995). Über ausgedehnte Schneefelder (weisse Markierungen auf den Felsen jedoch schon zu sehen) stiegen wir rechts am Mittelstock vorbei und, da die Wegspuren wegen des Schnees noch nicht zu sehen waren, etwas ungeschickt zu spät über Schrofen auf den Grat.

Wir folgten dem Gratverlauf, teils nach links ausweichend, bis wir unterhalb des markanten Turms wieder auf Schnee trafen. Wir stiegen das Schneefeld hinauf und querten dann hinüber zum Schrofenhang links des tief eingeschnittenen Couloirs westlich des Turms. Das Couloir wäre noch gut mit Schnee gefüllt und könnte bis zum Firnfeld durchstiegen werden; oben wird's allerdings ziemlich steil und der Schnee bald knapp. Wir quälten uns stattdessen durch die vom Regen der letzten Nacht durchweichten Schrofen und erreicht etwas entnervt schliesslich die Platte mit dem Riss.

Das Firnfeld begann bereits wenige Meter nach der Platte und war zunächst gut zu begehen. Unterhalb und im Steilhang zum Chanzle (2604 m) hatte sich der Schnee der vergangenen Woche jedoch noch nicht richtig gesetzt und so war ordentlich schwitzen angesagt. Das Überschreiten der beiden grossen Spalten am unteren Ende des Chanzle-Hangs war wegen des weichen Schnees ziemlich heikel, anschliessend wühlten wir uns den Hang zum Grat hinauf. Der Schnee zog sich noch ca. 50 m den Guppengrat hinauf und wir erreichten daher recht angenehm die Felsblöcke.

Das Kraxeln im festen und griffigen Fels war ein Genuss und liess und die aufgeweichten Schrofen schnell vergessen. Das Schotterfeld unterhalb des Gipfels war schneebedeckt, teils mit darunterliegenden Eisplatten; mit Steigeisen war's kein Problem und so hielt sich der Steinschlag in Grenzen. Nach den letzten Felsen stiegen wir über noch ca. 25 m über einen hübschen Firngrat direkt zum Gipfel des Vrenelisgärtli (2904 m; ca. 10 Uhr, ca. 5h40min reine Gehzeit).

Endlich oben! Wir genossen die warme Sonne und die fantastische Aussicht - ein langer Traum ging in Erfüllung.

Natürlich waren wir nicht alleine, einige Bergsteiger kamen noch über den Normalweg hoch, während der Grossteil schon wieder im Abstieg auf dem Gletscher war. Eigentlich wollten wir noch den Ruchen anhängen, hatten aber dann doch keine Lust mehr, uns ein zweites Mal bei mittäglicher Hitze durch den auch hier noch tiefen und weichen Schnee zu wühlen. So stiegen wir direkt zur Glärnischhütte (1990 m) und weiter nach Klöntal-Plätz (853 m) ab. Da wir das Postauto um 14:33 Uhr verpasst hatten, dösten wir noch im Schatten am Ufer der Chlü.



Was für ein Tag, was für ein fantastisches Bergerlebnis! Trotz der schwierigen Bedingungen haben wir (fast) jede Minute genossen und fandes das Steigen und Kraxeln in der beeindruckenden Kulisse mit grandiosem Panorama einfach herrlich. Besonders der weite Kessel zwischen Vrenelisgärtli und Höchtor liess uns staunend innehalten.

Tourengänger: alpinos


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Geodaten
 11369.gpx Guppengrat

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12 Jun 22
Vrenelisgärtli Guppengrat · maenzgi
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Kommentare (1)


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Linard03 hat gesagt: Danke ...
Gesendet am 18. Juni 2012 um 22:24
... für den informativen Bericht und die tollen Fotos!

Eine Woche zuvor hätte ich dasselbe absolvieren wollen - allein das Wetter wollte einmal mehr nicht so, wie ich wollte. Ich erwähne besser gar nicht, seit wievielen Jahren dieser Gipfel auf meiner Liste steht ...

LG, Linard


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