Glärnisch-Trilogie via Guppengrat


Publiziert von danski , 29. Juni 2011 um 11:41.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:26 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 1 Tage 10:45
Aufstieg: 2800 m
Abstieg: 2300 m
Strecke:Schwändi - Oberstafel - Guppengrat - Vrenelisgärtli - Ruchen - P.2915 - Bächenstock - Glärnischhütte - Chäseren - Plätz

Ich reagierte etwas skeptisch als Chris mir vorschlug, das Vrenelisgärtli via Guppengrat zu besteigen. Eigentlich entsprach dies nicht meiner Vorstellung einer 2-tägigen etwas anspruchsvolleren Hochtour, zu der ich dieses Wochenende eigentlich gerne aufgebrochen wäre... Doch durch etwas research und den fotografisch sehr verlockend dokumentierten Berichten von einschlägig bekannten Hikrs liess ich mich doch noch vom T6-Virus und der Idee einer Glärnisch-Trilogie anstecken.

Der schöne Samstag Abend am Vortag unserer geplanten Trilogie lud alles andere als dazu ein, früh in die Federn zu Hüpfen, obwohl Körper und Geist angesichts der bevorstehenden 2800m Höhenmeter und der Weckzeit von 02:00 eigentlich nach Schlaf verlangten. Nach einer sehr kurzen Nacht, aber mit einem Gefühl der Vorfreude auf die kommenden Stunden leichter, anregender Kletterei starteten wir um 02:30 in Zürich. Fast auf die Minute genau eine Stunde später, liessen wir das Auto in Schwändi Niederrüti im Dunkeln hinter uns. Entgegen der Routenbeschreibung von Schlumpf http://www.hikr.org/tour/post7214.html machten wir uns auf der Fahrstrasse Richtung Leuggelenberg auf. Auf ca. 920m zweigt gut sichtbar der Wanderweg Richtung Oberstafel ab. Dieser führte uns zügig in unzähligen Spitzkehren via Achslen auf die Alp Oberstafel. Unserer Meinung nach verkürzt man so die Aufstiegszeit um rund 0.5 Stunden.

Nach dem grossen Felsblock bei Heuberg waren zu unserem Erstaunen immer wieder Pfadspuren und Zeichen (weisser Punkt mit Richtungspfeil) zu erkennen. Einige Meter bevor wir die Gratschneide beim Mittelstock erkletterten, schaffte es die Sonne den Südgrat des Guppenfirsts zu erklimmen. Was für ein Gefühl, endlich von der Sonne geweckt zu werden! Aufgewärmt genossen wir die folgenden, steilen Meter teils kletternd, teils "wandernd". Natürlich sollte man besser fokussiert bleiben, aber ab und zu muss man sich einfach die Zeit nehmen, die prächtigen Tief- und Weitblicke zu geniessen. Nach einer kurzen Verschnaufpause auf dem Ober Firnband stiegen wir links des Turms und einer schuttigen Runse über schrofendurchsetztes Steilgras höher. Es sind jedoch auch hier Pfadspuren vorhanden, die im nassen Gras guten Halt boten. Die Crux der ganzen Route in Form einer vielzitierten, exponierten und griffarmen Platte (III) mit zwei vertikalen Rissen bildet gleichzeitig den Übergang zur Terrasse unterhalb der Chanzle. Mit etwas Piazzen, einem Spreizschritt und herzhaftem Hochwuchten überwanden wir diese Stelle. Man könnte hier jedoch auch mit cams (0.75, 1) sichern, was angesichts der Exposition bestimmt nicht übertrieben ist. Nach der Überwindung der Crux kann man sich wieder voll und ganz den landschatlichen und geologischen Schönheiten widmen. Ein kurzer Firnaufschwung führt auf die Chanzle, die ihrem Namen alle Ehre macht. Der Bergschrund unterhalb der Chanzle ist momentan noch unproblematisch und könnte bei fortschreitender Ausaperung links über Felsen umgangen werden. Nach der Chanzle beginnt das eigentliche Herzstück der Tour: Der Guppengrat. In einfacher Kletterei (II) in recht kompaktem Fels und aussichtsreicher Exposition stiegen wir dem Vrenelisgärtli entgegen, das wir um 08:15 erreichten. Noch sind wir die Einzigen und mutmasslich auch die Ersten an diesem Tag.

Nach einem kurzen Handshake zum 1. Gipfel der Trilogie gingen wir gleich weiter, denn am Felsaufschwung des Schwander Grat herrscht schon Hochbetrieb und damit Staugefahr. Zu unserem Erstaunen ist der Verkehr geregelt. Es gibt sowohl eine "ferrata" für den Auf- als auch für den Abstieg (unmissversändlich markiert), wenn sich die Bergsteiger nur daran halten würde... Zürcher Polizisten hätten hier leichte Beute... ;) Froh, den Rummel hinter uns zu lassen, zogen wir gleich weiter zum Ruchen, der von der Südseite nur sehr unscheinbar in Erscheinung tritt. Der Tiefblick auf das 2100m tiefer liegende blaue Auge des Klöntalersees ist sehr beeindruckend und gibt entfernt ein Gefühl davon, wie sich die Durchsteigung der Ruchen Nordwand wohl anfühlt... (btw: Hat jemand Infos dazu?)

Wir gönnten uns zurück beim Rucksack-Depot nur eine kurze Rast. Anschliessend überquerten wir den schneebedeckten Glärnischfirn, bevor wir bei P. 2755 wieder den Schwander Grat erreichten. Wir querten aufwärtshaltend auf die NE- Gratschneide. Neben viel losem Gestein finden sich auch immer mal wieder kompaktere Stellen. Insgesamt eine sehr exponierte und etwas brüchige Angelegenheit, die uns aber als schön und interessant in Erinnerung bleibt. Über ein Schneefeld erreichten wir den P. 2915, den höchsten des Glärnischmassivs. Namenlos aber dafür mit neuester Technik bestückt... Zum Bächistock ist es noch ein aussichtsreicher Kilometer, den wir schnell im Schnee zurücklegten. Der kurze Felsgrat zum Gipfel ist noch einmal plaisir pur. Unsere Uhren zeigen 11:05 als wir den letzten Gipfel unserer Trilogie erreichen. Daraufhin gönnten wir uns eine etwas längere Pause, bevor wir die 2100m Abstieg ins Hinter Klöntal unter die Vibram-Sohlen nahmen.

Als "Rutschbahn" benutzten wir die breite Schneerinne unterhalb P.2915, die auf den Glärnischfirn führt. Orografisch linkshaltend "schlitterten" wir über den Glärnischfirn zum P. 2373, von wo sich ein (noch) schneegefülltes Bachtobel als gelenkschonende Abstiegsvariante bis ca. 2200m benutzen liess. Anschliessend querten wir zur Glärnischhütte und siehe da, es gibt sogar eine wahrhaftige Bar, um die man kaum herumkommt! Gerne wären wir hier noch länger verweilt, doch der Fahrplan des Postautos in Plätz  war unverhandelbar. Der Hüttenweg ist angenehm angelegt und man könnte meinen, ein Gärtner wäre eigens zur Pflege der angrenzenden Blumenwiesen engagiert worden. 14:20 stoppte ich meine Trackaufzeichnung. 10 Stunden und 50 Minuten nach dem ich ihn gestartet hatte, und 10 Minuten vor Abfahrt des Postautos... 

Ich bin alles andere als unglücklich über die "verpasste" Hochtour, denn diese Trilogie bietet den perfekten Querschnitt zwischen Alpin-Wandern und leichter Hochtour in einer atemberaubenden Landschaft. Trotzdem, die Vorfreude auf die "hohen" Touren ist mehr denn je geweckt und Kondition und Trittsicherheit sind nun vorhanden... ;) Merci Chris für den Super-Tag!

Tourengänger: chrismo77, danski


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Kommentare (2)


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nprace hat gesagt: Glaernisch All-Inklusive!
Gesendet am 11. Juli 2011 um 18:38
Yes! Das ist wirklich ein sehr schoenes Intergral! Gratulation. Aber was ist mit deieser Entschaerfung der Schluesselstellen???
N

danski hat gesagt: RE:Glaernisch All-Inklusive!
Gesendet am 15. Juli 2011 um 17:35
Hey Nic,
meinst du die Platte? Man könnte hier mobil absichern, wie beschrieben.
Gruess Dani


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