Kuchenspitze (3148 m) - rustikaler Berg für den Abenteurer
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Die mächtige, dunkle Felsmauer der Kuchenspitze wirkt von allen Seiten her sehr abweisend. Im Herzen des Verwalls überragt sie alle ihre Nachbarn und wird in der Höhe nur vom 20 Kilometer entfernten und 20 Meter höheren Hohen Riffler auf den zweiten Platz der Verwallberge verwiesen. Steile, teilweise eisgepanzerte Wände kennzeichnen ihr Bild und flößen dem Betrachter Respekt ein. Zu recht, denn der Berg stellt recht hohe Anforderungen an seine Bezwinger. So ist es kein Wunder, dass im laufenden Jahr erst sechs Eintragungen im Gipfelbuch zu finden sind: Je zwei aus dem August, dem September und vom 5. Oktober (wir inklusive). Vermutlich wird es auch bei dieser Zahl bleiben, denn die Saison an der Kuchenspitze dürfte nun beendet sein. Für Einsamkeitsfanatiker ist die Kuchenspitze also ein Traumziel: Fast garantierte Einsamkeit und ein Gipfelpanorama, das seinesgleichen sucht. Wäre da nur nicht der Anstieg, der in seiner gefährlichen Brüchigkeit nur noch vom Abstieg übertroffen wird. Aber was tut man nicht alles für ein Traumziel wie die Kuchenspitze...?!?
Die lange Tagestour, die sich durch eine Nacht auf der Konstanzer Hütte auch auf zwei Tage aufteilen ließe, beginnt am Parkplatz Mooserkreuz bei Sankt Anton am Arlberg. Mit dem Radl geht's hinein ins Tal der Rosanna, vorbei am Parkplatz Salzhütte und weiter bis zur Konstanzer Hütte. Dort verzweigt sich das Tal und man folgt dem linken Fahrweg hinein ins lange Fasúltal. Mit dem Radl weiter, bis der Fahrweg etwa 1.5 Kilometer nach dem Überleitungsbauwerk über den Fasúlbach führt. Dort Radldepot.
Aus der ostseitigen Flanke stürzt ein kleiner Bach zu Tale. Etwas links von ihm nützt man eine Grasrampe und steigt den relativ steilen Wiesenhang hinauf, bis man auf deutliche Pfadspuren trifft. Durch die Grasflanke, ein Mal eine Felswand unschwierig querend, erreicht man flacheres Schuttgelände (deutlicher Pfad, ab und zu Steinmänner), wo der Pfad endet. Auf einem begrünten Rücken geht's weiter aufwärts, dicht an einen kleinen See heran.Über begrünte Hänge, später durch Blockwerk steigt man das linke Hochkar hinauf und erreicht schließlich den Kleinen Kucháferner. Je nach Verhältnissen steigt man über seine linke Begrenzung (lockeres Blockwerk, unangenehm zu gehen) oder den Gletscher weiter bergan. Achtung, der Gletscher ist nicht völlig spaltenfrei, auch wenn anderslautende Berichte im Internet dies nahelegen! Im oberen Bereich existieren durchaus einige Spalten und Löcher, die für einen Spaltensturz ausreichen.
Kurz vor dem oberen Ende des Gletschers ziehen links drei deutliche Steilrinnen dicht beisammen durch die Südwestwand herunter - dort beginnt der abenteuerliche Teil der Tour.
Über loses Blockwerk (fußballgroße Felsbrocken geraten bei kleiner Berührung ins Rutschen) werden vom Gletscher glattpolierte Felsen erreicht, durch die - etwas rechts ausweichend - die rechte (östliche) Rinne ausgesetzt erreicht wird (II). Bald darauf schnürt sich die Rinne zusammen und führt, mit Algen überwachsen und sehr rutschig, nahezu senkrecht nach oben. Die Brüchigkeit ist enorm, aber die beiden Begrenzungen nutzend kann man sich nach oben stemmen (II). Kurzzeitig legt sich die Rinne etwas (!) zurück, bevor ein ungangbarer Absatz erreicht wird. Dort verlässt man sie nach links auf einem schmalen Felsabsatz und quert in die nächste Rinne (in der Querung Steinmann, allerdings erst nach dem Ausstieg aus der ersten Rinne sichtbar).
Diese Steilrinne, unterbrochen von gefährlich brüchigen Felsstufen (II), verfolgt man laut AV-Führer Verwallgruppe "ohne besondere Schwierigkeiten" nach oben bis zur Scharte zwischen Hauptgipfel und zweitem Gipfel. AV-Führer haben ja bekanntlich ihre eigenen Regeln - ich würde den Aufstieg folgendermaßen beschreiben: Durch die Steilrinne kämpft man sich durch loses Geröll und heikel brüchige Felsen nach oben, wobei sich kaum vermeiden lässt, dass Blöcke in der Größe eines Autoreifens abbrechen und die Rinne hinunter schießen, wobei sie alles Nachfolgende abräumen, was sich in der Rinne befindet.
Ist man lebend an der Scharte angekommen, hat man das Gröbste des Aufstiegs hinter sich gebracht. Nach rechts wird über plattigen Fels der Grat gewonnen, dem man über eine weitere Scharte - in ihr mündet die rechte Rinne - ausgesetzt zum Gipfel folgt (II). Der Grat besteht aus solidem Fels (!) und wäre sogar schön zu klettern, wenn er nicht stark von Flechten bewachsen und dadurch rutschig wäre.
Oben angekommen erwartet einen natürlich eine Rundschau der Sonderklasse, denn kein höherer Berg behindert den Blick. Das Panorama kann kaum ausreichend gerühmt werden. Im Gipfelsteinmann ist eine Kasette mit Gipfelbuch vergraben, in das man sich gerne einträgt. Es wird noch lange halten, denn die Besuche hier oben sind sehr rar.
Der Harakiri-Abstieg erfolgt über den Anstiegsweg in der Hoffnung, dass sich unterhalb keine Bergsteiger in den Rinnen befinden.
Schwierigkeiten:
Radltour zur Konstanzer Hütte durch's Tal der Rosanna: L (alternativ zu Fuß T1).
Besteigung der Kuchenspitze über die Südwestwand: T6, ZS- (Hochtour), II. Gefährlich, abzuraten.
Fazit:
Ein fantastischer Berg, ein wahres Traumziel! Ganz im Gegensatz dazu der Anstieg über die Südwestwand: Aufgrund der extremen Steinschlaggefahr und dem haarsträubend brüchigen Fels gefährlich! Wenn man sich an einer Engstelle in einer der beiden Rinnen befindet und oberhalb ein großer Block abgeht, hat man keine Chance, auszuweichen. Zum Glück wird die Route kaum begangen. Ich empfehle, eine andere Route zu wählen. Allerdings ist auch der Anstieg über den Kleinen Kucháferner zum Verbindungsgrat Kuchenspitze-Küchlspitze höchstens im Frühsommer eine Alternative, da der Gletscherrückgang glattgeschliffene, steile Platten zurücklässt, die sich zwischen dem Gletscher und dem Grat in den Weg stellen (laut AV-Führer IV+).
Landschaftlich natürlich eine an Abwechslung kaum zu überbietende 5*-Tour, die eine Mountainbike- eine Gletscher- und eine Gratklettertour in herrlichem Ambiente miteinander verbindet.
Mit auf Tour: Bäda.
Anmerkung: An der Konstanzer Hütte trafen wir auf Christian aus dem Salzburger Land, der durch meinen Bericht über den Patteriol ins Verwall gekommen war und diesen am Vortag bestiegen hatte. Er schloss sich uns an und hat mit uns gemeinsam die Kuchenspitze besucht.
Kategorien: Verwall, Hochtour, bike and hike, 5*-Tour, 3100er, T6.
Die lange Tagestour, die sich durch eine Nacht auf der Konstanzer Hütte auch auf zwei Tage aufteilen ließe, beginnt am Parkplatz Mooserkreuz bei Sankt Anton am Arlberg. Mit dem Radl geht's hinein ins Tal der Rosanna, vorbei am Parkplatz Salzhütte und weiter bis zur Konstanzer Hütte. Dort verzweigt sich das Tal und man folgt dem linken Fahrweg hinein ins lange Fasúltal. Mit dem Radl weiter, bis der Fahrweg etwa 1.5 Kilometer nach dem Überleitungsbauwerk über den Fasúlbach führt. Dort Radldepot.
Aus der ostseitigen Flanke stürzt ein kleiner Bach zu Tale. Etwas links von ihm nützt man eine Grasrampe und steigt den relativ steilen Wiesenhang hinauf, bis man auf deutliche Pfadspuren trifft. Durch die Grasflanke, ein Mal eine Felswand unschwierig querend, erreicht man flacheres Schuttgelände (deutlicher Pfad, ab und zu Steinmänner), wo der Pfad endet. Auf einem begrünten Rücken geht's weiter aufwärts, dicht an einen kleinen See heran.Über begrünte Hänge, später durch Blockwerk steigt man das linke Hochkar hinauf und erreicht schließlich den Kleinen Kucháferner. Je nach Verhältnissen steigt man über seine linke Begrenzung (lockeres Blockwerk, unangenehm zu gehen) oder den Gletscher weiter bergan. Achtung, der Gletscher ist nicht völlig spaltenfrei, auch wenn anderslautende Berichte im Internet dies nahelegen! Im oberen Bereich existieren durchaus einige Spalten und Löcher, die für einen Spaltensturz ausreichen.
Kurz vor dem oberen Ende des Gletschers ziehen links drei deutliche Steilrinnen dicht beisammen durch die Südwestwand herunter - dort beginnt der abenteuerliche Teil der Tour.
Über loses Blockwerk (fußballgroße Felsbrocken geraten bei kleiner Berührung ins Rutschen) werden vom Gletscher glattpolierte Felsen erreicht, durch die - etwas rechts ausweichend - die rechte (östliche) Rinne ausgesetzt erreicht wird (II). Bald darauf schnürt sich die Rinne zusammen und führt, mit Algen überwachsen und sehr rutschig, nahezu senkrecht nach oben. Die Brüchigkeit ist enorm, aber die beiden Begrenzungen nutzend kann man sich nach oben stemmen (II). Kurzzeitig legt sich die Rinne etwas (!) zurück, bevor ein ungangbarer Absatz erreicht wird. Dort verlässt man sie nach links auf einem schmalen Felsabsatz und quert in die nächste Rinne (in der Querung Steinmann, allerdings erst nach dem Ausstieg aus der ersten Rinne sichtbar).
Diese Steilrinne, unterbrochen von gefährlich brüchigen Felsstufen (II), verfolgt man laut AV-Führer Verwallgruppe "ohne besondere Schwierigkeiten" nach oben bis zur Scharte zwischen Hauptgipfel und zweitem Gipfel. AV-Führer haben ja bekanntlich ihre eigenen Regeln - ich würde den Aufstieg folgendermaßen beschreiben: Durch die Steilrinne kämpft man sich durch loses Geröll und heikel brüchige Felsen nach oben, wobei sich kaum vermeiden lässt, dass Blöcke in der Größe eines Autoreifens abbrechen und die Rinne hinunter schießen, wobei sie alles Nachfolgende abräumen, was sich in der Rinne befindet.
Ist man lebend an der Scharte angekommen, hat man das Gröbste des Aufstiegs hinter sich gebracht. Nach rechts wird über plattigen Fels der Grat gewonnen, dem man über eine weitere Scharte - in ihr mündet die rechte Rinne - ausgesetzt zum Gipfel folgt (II). Der Grat besteht aus solidem Fels (!) und wäre sogar schön zu klettern, wenn er nicht stark von Flechten bewachsen und dadurch rutschig wäre.
Oben angekommen erwartet einen natürlich eine Rundschau der Sonderklasse, denn kein höherer Berg behindert den Blick. Das Panorama kann kaum ausreichend gerühmt werden. Im Gipfelsteinmann ist eine Kasette mit Gipfelbuch vergraben, in das man sich gerne einträgt. Es wird noch lange halten, denn die Besuche hier oben sind sehr rar.
Der Harakiri-Abstieg erfolgt über den Anstiegsweg in der Hoffnung, dass sich unterhalb keine Bergsteiger in den Rinnen befinden.
Schwierigkeiten:
Radltour zur Konstanzer Hütte durch's Tal der Rosanna: L (alternativ zu Fuß T1).
Besteigung der Kuchenspitze über die Südwestwand: T6, ZS- (Hochtour), II. Gefährlich, abzuraten.
Fazit:
Ein fantastischer Berg, ein wahres Traumziel! Ganz im Gegensatz dazu der Anstieg über die Südwestwand: Aufgrund der extremen Steinschlaggefahr und dem haarsträubend brüchigen Fels gefährlich! Wenn man sich an einer Engstelle in einer der beiden Rinnen befindet und oberhalb ein großer Block abgeht, hat man keine Chance, auszuweichen. Zum Glück wird die Route kaum begangen. Ich empfehle, eine andere Route zu wählen. Allerdings ist auch der Anstieg über den Kleinen Kucháferner zum Verbindungsgrat Kuchenspitze-Küchlspitze höchstens im Frühsommer eine Alternative, da der Gletscherrückgang glattgeschliffene, steile Platten zurücklässt, die sich zwischen dem Gletscher und dem Grat in den Weg stellen (laut AV-Führer IV+).
Landschaftlich natürlich eine an Abwechslung kaum zu überbietende 5*-Tour, die eine Mountainbike- eine Gletscher- und eine Gratklettertour in herrlichem Ambiente miteinander verbindet.
Mit auf Tour: Bäda.
Anmerkung: An der Konstanzer Hütte trafen wir auf Christian aus dem Salzburger Land, der durch meinen Bericht über den Patteriol ins Verwall gekommen war und diesen am Vortag bestiegen hatte. Er schloss sich uns an und hat mit uns gemeinsam die Kuchenspitze besucht.
Kategorien: Verwall, Hochtour, bike and hike, 5*-Tour, 3100er, T6.
Tourengänger:
83_Stefan

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