Scheibler (2978 m) - a bisserl was geht allerweil


Publiziert von 83_Stefan , 18. Juli 2011 um 14:50.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:16 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von St. Anton in Richtung Arlbergpass kurz nach der Linkskehre gegenüber des Hotels Mooserkreuz links abbiegen. Im Sommer gebührenfreier Parkplatz. Hat man kein Rad, kann man die schmale Straße weiter bis zur Salzhütte kurz nach dem Verwall-Stausee fahren. Aber Vorsicht: Zufahrt von 9 bis 18 Uhr für KFZ gesperrt!
Unterkunftmöglichkeiten:Konstanzer Hütte, DAV-Sektion Konstanz, 1688 m.
Kartennummer:AV-Karten 3/2 Lechtaler Alpen Arlberggebiet und 28/2 Verwallgruppe Mitte.

Das schöne Verwall - bei einer Anreise aus Richtung München nicht gerade der allernächste Anlaufpunkt. Das Gebiet ist für den Allroundbergsteiger aber sehr lohnend, gibt es doch einige äußerst interessante Gipfel zu besteigen. Aufgrund der schwierigen Erreichbarkeit des Verwalls von Oberbayern aus empfiehlt sich hier aber zumindest eine Zweitagestour. Die schöne, moderne Konstanzer Hütte im Tal der Rosanna bietet eine günstige Ausgangslage zur Besteigung von Kuchenspitze und Patteriol und kann sogar per Radl erreicht werden - wenn man genug Schmalz in den Waden hat!
Aber leider hat dieser Sommer offenbar kein stabiles Wetter in petto und wenn der Hüttenwirt schon eindringlich vor der Besteigung des Patteriol warnt, sollte man dem auch Folge leisten. Herumsitzen kann man auch zuhause, also auf zum Scheibler! Dieser Fast-Dreitausender geht, direkt nördlich der mächtigen Kuchenspitze gelegen, ziemlich unter, denn letztgenannte überragt ihn um fast 200 Meter. Der Gipfel ist markiert und nahe am Übergang Darmstädter Hütte - Konstanzer Hütte gelegen, sodass er recht oft Besuch erhält. Allerdings sind es von der Konstanzer Hütte nochmal fast 1300 Höhenmeter bis zum Gipfel. Aber ein Fast-Dreitausender darf schon etwas Kondition fordern...
Start an der Linkskehre der Straße von St. Anton zum Arlbergpass. Hier ist alles nur auf Wintertourismus ausgelegt und die Schilder "Kurzparkzone" gelten im Sommer nicht. Auch das gegenüberliegende Hotel hat im Sommer geschlossen - na wenn man es sich leisten kann... Mit dem Radl geht es auf schmaler Teerstraße das Tal der Rosanna hinauf zum kleinen, türkisblauen Verwallstausee. Kurz danach wird die Teerstraße von einer Schotterstraße abgelöst (Salzhütte, letzte PKW-Parkmöglichkeit; unter Tags aber Fahrverbot). Weiter geht's, mal auf, mal ab und teils recht steil, aber unschwierig zur Konstanzer Hütte an der Einmündung des Fasúltals. Der Fasúlbach führt kristallklares Wasser. Das ist von daher bemerkenswert, als dass er den Fasúlferner entwässert und dadurch eigentlich das typisch milchige Gletscherwasser führen sollte. Grund hierfür ist ein Ableitungsbauwerk im Oberlauf, an dem das gesamte Wasser in den Speicher Kops umgeleitet wird - direkt unter dem stolzen Patteriol hindurch.
Von der Hütte den Wegweisern zum Scheibler ins Fasúltal folgend, kommt man bald an der Verwallalp vorbei (Schweinehaltung, erbärmlicher Gestank). Dort beginnt der Bergsteig, der einen auf der (im Aufstiegssinn) linken Seite des Bachs nach Südosten leitet. Nach einigen Minuten wird der Verbindungssteig zum Talweg erreicht; man behält die Richtung bei und durchquert  dichte Alpenrosenbestände. Der Weg knickt nach Osten ab und führt, stets mit schönen Ausblicken, in Kehren aufwärts, bevor er kurz nach einer Mulde wieder die ursprüngliche Richtung annimmt. Durch zunehmend felsiges Gelände geht es direkt auf den Vorgipfel der Kuchenspitze zu, um die Südwestausläufer des Scheiblers herum und in das Blockkar zwischen Scheibler und Kuchenspitze hinein, das hinauf zum Kuchajoch (Kuchenjöchli) leitet.
Dort zweigt nach links der markierte Anstieg zum Scheibler ab. Durch teilweise recht steiles Gelände führt der Steig nach oben, mehrfach felsig. Um eine Nase herum und anschließend durch eine Rinne wird der Gratrücken gewonnen, auf dem der Gipfel unschwierig erreicht wird.
Abstieg wie Aufstieg.

Ringsum gehen schon die Regengüsse nieder, doch die Hütte wird trockenen Fußes erreicht. Die Prognose für den nächsten Tag ist allerdings schlecht. Aber man kann ja nicht nur auf der Hütte rumhocken. Also findet sich für den nächsten Tag bestimmt noch eine Ausweichtour...

Schwierigkeiten:
Aufstieg zur Konstanzer Hütte: L, teils etwas steil; alternativ zu Fuß T1.
Steig zum Kuchajoch: T3, nirgendwo besonders ausgesetzt.
Gipfelanstieg zum Scheibler: T4, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unerlässlich, da steiles Gelände. Viel von Hüttenwanderern begangen, die sich hier teilweise an ihrer oberen Leistungsgrenze befinden.

Fazit:
Ein sehr schöner Aussichtsgipfel, dessen Besteigung nicht schwierig ist. Wenn anspruchsvollere Ziele nicht möglich sind, ist der Scheibler eine gute Wahl. Toll sind die Blicke zu den Charakterbergen Patteriol und Kuchenspitze. Der Gletscher im Nordosten des Scheiblers (Faselfádferner oder Scheiblerferner) ist übrigens quicklebendig. Schöner Tiefblick! Im Viertelstundentakt lösen sich hier im Blankeisbereich liegende Felsbrocken und rauschen mit mächtigem Getöse hinab. Gegenüber, unter der Nordwand der Kuchenspitze, liegt der Große Kuchaferner, der allerdings großteils von Geröll bedeckt ist.
Schöne, aussichtsreiche 4*-Tour!

Mit auf Tour: Andi, Bäda und Hermann.

Kategorien: Verwall, Mehrtagestour, bike and hike, 4*-Tour, 2900er, T4.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (3)


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quacamozza hat gesagt: Den Hüttenwirt der Konstanzer Hütte...
Gesendet am 18. Juli 2011 um 19:59
...habe ich auf dieselbe Art wie Du kennengelernt. Ein Mensch, der einem den Gipfelerfolg neidet und die Berge/Verhältnisse schwieriger macht als sie sind.

Ich war letztes Jahr auf der Küchlspitze und auf dem Patteriol.

Nach dem einstündigen Aufstieg vom Salzhüttl zur Konstanzer Hütte habe ich dort gefrühstückt, und dann hieß es: zu spät für die Küchlspitze, geht nicht mehr. Ich sagte: "Ich denke, dass das in 4 Stunden zu schaffen ist". Er von oben herab: "Da kannst Du nochmal eine draufrechnen".

Was war: nach 4 Stunden und 5 Minuten mit Pausen war ich mittags oben (nicht mal auf dem einfachsten Weg, sondern Strauss-Lorenz-Route).

Nächster Tag: Patteriol. "Total vereist", "Da war schon seit 2 Wochen keiner mehr oben"
...in lockeren 3,5 Stunden bei BESTEN Verhältnissen habe ich den Gipfel erreicht (und mich dabei unten noch verklettert)...

Also: man sollte Infos von Hüttenwirten schon ernst nehmen, aber dass sich ein Hüttenwirt auf den ersten Blick rausnimmt, das Leistungspotenzial von Bergsteigern feststellen zu können, ist für mich einfach nur arrogant. Und genau das ist dieser Hüttenwirt.

Sportliche Grüße von Ulf

83_Stefan hat gesagt: RE:Den Hüttenwirt der Konstanzer Hütte...
Gesendet am 18. Juli 2011 um 20:06
Hallo Ulf! Danke für deinen Kommentar! Wir konnten die Wetterentwicklung leider nicht selbst beurteilen, weil wir keinen Zugang zum Wetterbericht hatten. Uns wurde erzählt, dass Unwetter zu erwarten seien, die am Patteriol zu Sturzbachen führen würden. Aber im Nachhinein betrachtet, wäre der Verzicht tatsächlich nicht nötig gewesen. Schade drum, aber den Patteriol "schnappe" ich mir schon noch.
Glückwunsch, dann warst du ja schon auf zwei top Verwallgipfeln! Aber die Kuchenspitze fehlt dir noch, oder?!? Die wird ja noch deutlich weniger bestiegen als ihre Nachbarn, wenn ich nicht irre...

quacamozza hat gesagt: Kuchenspitze
Gesendet am 18. Juli 2011 um 20:30
Hallo Stefan,

ja, die fehlt mir in der Tat noch.
Von der Darmstädter Hütte über den Ostgrat wird sie öfter mal bestiegen. Ich denke, das wäre auch mein Weg...aber erstmal muss der Sommer kommen...und ich habe mir vorgenommen, ein großes Stück Kuchen hochzutragen und oben mit allen zu teilen, die mitkommen...;-)

Glückwunsch auch zu Eurer Tour. Ich dagegen konnte letzte Woche leider kein Zeitfenster guten Wetters für eine Bergtour ausnutzen...

Sportliche Grüße von Ulf



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