Silbertaler Winterjöchle (1.903 m) - ein langer "Spaziergang" vom Silbertal nach St. Anton a.A.


Publiziert von dulac , 23. September 2012 um 00:29.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:21 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 600 m
Strecke:ca. 35 Km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus Nr. 88 vom Bhf. Schruns nach Silbertal
Zufahrt zum Ankunftspunkt:OeBB Bahnhof St.Anton a.A. IC- und Railjet-Halt auf der Strecke Wien/Salzburg - Bregenz resp. Zürich
Kartennummer:Kompass 1:50.000 Silvretta Verwallgruppe

„Spaziergang“ deshalb weil mehr als 80 Prozent der Strecke nur T1 sind. Allerdings 80% von ca. 35 Kilometern, was wiederum 80% der Marathondistanz entspricht, drum also „lang“.
 
Die Vorgeschichte ist ein wenig kurios. Kurzgefaßt ging es mir darum, mich mit milan, mit dem ich in dieser Saison einige Touren unternommen hatte, kurzfristig zu treffen, ein gemeinsames Weizen dabei inklusive.
 
Mir war bekannt, daß er an diesem Tag als Begleiter einer Gruppe auf die Konstanzer-Hütte kommen würde.
 
Am Vorabend, als meteo ein wenig überraschend für den Freitag bestes Wanderwetter prognostizierte, hatte ich dann spontan die Idee, ich könnte ihn ja auch auf der Hütte treffen.
 
Hier wäre es das einfachste gewesen, wie er den kürzesten Zustieg von St. Anton zu wählen. Indiskutabel!
Statt dessen fiel mir ein. daß ich vor Jahren am Bahnhof von St. Anton mit einem bereits etwas älterem Paar ins Gespräch gekommen war. Sie erzählten mir, daß sie aus dem Montafon, konkret von Silbertal herübergewandert waren. Alle Achtung! Daß dies nicht der nächste Weg sein würde, war mir bereits damals - ohne auf eine Karte schauen zu müssen - klar.
 
Danach hatte ich das wohl einmal nachgeholt. Doch irgendwie schien mir die Route wenig reizvoll. Jetzt stand dieser Gesichtspunkt jedoch nicht im Vordergrund.
 
Dennoch ein wenig Vorbereitung, wenn auch in letzter Minute mußte schon sein.
hikr antwortete mir auf meine Eingabe „Silbertaler Winterjöchle“ nur
 
Hikr.org hat noch keinen Tourenbericht für diesen Wegpunkt.
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Könnte mich reizen, ist aber nicht mein aktuelles Problem. Also mußte noch  google ran. Dort geriet ich dann an „Vorarlberg von Oben“. Der Videoclip hat mir gut gefallen. Gebucht!
 
Und so stand ich nun um Viertel nach 9 in Silbertal an der Endhaltestelle der Buslinie von Schruns. Vor der Bergbahn zum Kristberg bereits eine Schlange, jetzt gesellten sich noch fast sämtliche Mitreisenden aus dem Bus dazu. Ich war offensichtlich der einzige, der Richtung Winterjöchle wollte.
 
Die Richtung, die ich einschlagen mußte, unterlag keinem Zweifel. Trotzdem fiel mir auf, daß auf der anderen Seite des Bachs, der Litz, auch ein Weg verlief. Wie sich herausstellte, war dies der für Wanderer und Mountainbiker vorgesehene Weg, abseits vom Fahrsträßchen.
 
So ging/fuhr man bis etwa zum Hasahüsli getrennte Wege, dann war es mit der „Apartheid“ zu Ende.
 
Über Gieslaalpe, Untere Gaflunaalpe, Untere Dürrwaldalpe, Untere Freschalpe ging es allmählich aber stetig tiefer ins Tal hinein und höher nach Oben. Der ständige Begleiter, die Litz, war die ganze Zeit unüberhörbar, kein murmelndes oder plätscherndes Gewässer, sondern ein rauschendes, ja tosendes. Schön wieder einmal auf einen derart wilden, ungezähmten Bach zu treffen!
 
Die Obere Freschalpe auf 1890 m war nach 4h15 erreicht. Hier endete auch das Fahrsträßchen. Ab jetzt Bergweg T2.
 
Zuvor hatte der Weg noch an zwei kleinen Seen vorbeigeführt, dem Schwarzsee und dem Pfannsee. Ersterer besonders fotogen. Ähnliches gilt auch für den Bergzug um den Patteriol, der während des Aufstiegs erst scheu in der Ferne hervorschaute, mittlerweile aber den Ausblick dominierte.
 
Etwas abseits der Freschalpe legte ich meine Mittagspause ein.
 
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs zum Mountainbiken:
Wie es scheint sind die Wege bei Bikern sehr beliebt. Unübersehbar wird auf Vorarlberger Seite jedoch auf die Benutzungsbedingungen hingewiesen:
Die Strecke von Silbertal-Gieslaalpe bis zum Winterjöchle darf nur von 15. Juni bis 15. September befahren werden und das beschränkt auf die Zeit von 7 bis 20 Uhr.
 
Während meiner Wanderung hatte sich nur ein halbes Dutzend Mountainbiker nicht daran gehalten. Ein halbes Dutzend während 4 Stunden, also kein Thema. Wie angenehm bzw. unangenehm sich diese Wanderung jedoch an Wochenenden in der Zeit von Mitte Juni bis September gestalten mag, darüber müßte ich spekulieren.
 
Dies nur als Hinweis, daß meine Bedingungen, nicht mehr als je ein halbes Dutzend andere Wanderer und Mountainbiker, vermutlich nicht den Normalzustand während der Sommersaison darstellen.
 
Die Mittagspause ist nach einer halben Stunde beendet, ab jetzt führt der Bergweg durch Hochmoorgelände, an vielen Stellen entsprechend sumpfig. Der Weg mäandriert um sie herum, soweit dies möglich ist. In diesem Abschnitt ist man lieber Wanderer und möchte kein Mountainbiker sein!
 
Kurz vor dem Jöchle wird noch der Langsee passiert. Er macht seinem Namen alle Ehre. Er ist tatsächlich der größte See im Umfeld. Patteriol und Co. spiegeln sich in ihm. Wundervolle Fotomotive!
 
Dann noch einige kurze Holzstege, der höchste Punkt, die Grenze zu Tirol und der Weg mündet in den aus dem oberen Rosannatal herausführenden Fahrweg. Ab hier wieder T1.
 
Jetzt noch eine knappe Dreiviertelstunde talauswärts bis zu einer Tafel, die nach rechts zur unmittelbar hinter einer Geländerippe gelegenen Konstanzer-Hütte weist.
 
Die Terrasse liegt wunderbar in der Sonne, allerdings menschenleer. Entgegen meiner Vermutung ist milan mit seiner Gruppe wohl noch im Aufstieg. Kein gemeinsames Weizen! Ich gönne mir statt dessen Kaffee mit Apfelstrudel.
 
St. Anton ist zwar IC- und Railjet-Station, doch verkehren in Richtung Vorarlberg keinerlei Regionalzüge. Es gibt daher im Schnitt nur alle zwei Stunden eine Verbindung. Konkret in diesem Fall um 19 Uhr, dann wieder um 21 Uhr und noch eine um 23 Uhr. Also zumindest keine Gefahr, in St. Anton zu stranden.
 
Schön wäre es gewesen, auf der Hütte noch eine längere Rast einzulegen und den Zug um 21 Uhr zu nehmen. Doch auf unbekannten Wegen wollte ich nicht in die um halb 8 einsetzende Dunkelheit geraten, trotz Lampe im Rucksack.
 
Die andere Unbekannte war, wie lange würde ich brauchen? Vermutlich um die 2 ½ Stunden plus Zuschlag für Unvorgesehenes. Aufbruch von der Hütte (leider) schon nach einer halben Stunde um 16h20.
 
Immer in nordöstlicher Richtung oberhalb der Rosanna, zu Beginn mit dem einen oder anderen unvermuteten Gegenanstieg. Der gelegentliche Rückblick zeigt einen völlig veränderten Patteriol, jetzt ein steil aufragendes Horn.
 
Nach einer halben Stunde kommt mir eine Gruppe entgegen. milan ist überrascht, mich zu treffen. Nach der Begrüßung erklärt er mir den Grund ihrer Verspätung, eine Fußkranke unter der bergunerfahrenen Gruppe von Jugendlichen. Wir bereden ein paar Dinge, dann muß ich leider schon wieder weiter. Doch die nächste gemeinsame Tour ist bekräftigt.
 
Etwa auf halber Strecke zwischen Hütte und St. Anton wird ein Stausee, der Verwallsee, passiert. Das Licht ist mittlerweile kaum mehr ausreichend zum Fotografieren, zumindest für meine lichtschwache Pocket-Kamera.
 
Ab hier gibt es nicht mehr nur den einen, nicht zu verfehlenden Weg, sondern eine Vielzahl. Die manchmal auf den ersten Blick etwas irritierende Wegweisung bezweckt offensichtlich, die Wanderer von Fahrstrassen fernzuhalten. Und was jetzt (breite) Wanderwege sind, sind im Winter vermutlich LL-Loipen.
 
Im vorletzten Abschnitt kann wer mag den beschilderten Weg durch die Rosanna-Schlucht nehmen (T2). Streckenweise über Stufen, gelegentlich auch ausgesetzt aber gut versichert geht es zum Grund der Schlucht. Unten wieder ein breiter Weg, es geht an einer gedeckten Holzbrücke vorbei, zuletzt werden noch zwei große Betonröhren unterquert. Sie gehören offensichtlich zum Arlberg-Autotunnel. Danach noch eine weitere Unterführung unter der Arlberg-Paßstraße und das Zentrum von St. Anton ist erreicht.
 
Entspannung! Es ist erst 18h30, noch eine ganze halbe Stunde bis zur Abfahrt des Zuges. Ich schlendere gemütlich durch den Ort, dann zum etwas abseits gelegenen neuen Bahnhof.
 
Der Railjet aus Wien mit Ziel Zürich ist pünktlich. In Feldkirch muß ich ihn allerdings verlassen, denn ich will ja zurück an den Bodensee.
 
Und erfreulich: am Tag danach kein Muskelkater! Fast ebenso unerwartet wie die Schönheit dieser Tour, auch wenn sie nicht auf einen Gipfel geführt hat.

Für Mountainbiker in jedem Fall zu empfehlen. Für Wanderer wohl nur dann, wenn nicht allzu viele Mountainbiker meiner Empfehlung Folge leisten. ;-)
 

Tourengänger: dulac
Communities: ÖV Touren


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