Hochhus Südgrat oder "Vom Hochhus ohne Lift ins Spital"
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Das Hochhus ist ein berüchtigter Berg. Letztes Jahr stürzte in der steilen, legföhrendurchwachsenen Südflanke ein hoffnungsvoller Mithikr ab, der oft im unwegsamen Steilgelände des Rheintals unterwegs war... Nachdem
Munggaloch letztes Wochenende vergebens den Einstieg in die Kletterroute in der Südwand gesucht hatte, fragte ich trotz seinem Zitat "Von meiner Projekt-Liste ist das Hochhus gestrichen" an, ob er nochmals für einen Versuch zu haben wäre: gefragt, geplant, getan!
Meine zweite Hochhus-Begehung zusammen mit
Munggaloch endete beinahe in einem üblen Fiasko. Nur dank viel Glück im Unglück schreibe ich jetzt mit einem etwas ramponierten Bein den Tourenbericht über unsere Begehung der Süd(west)kante am Hochhus.
Hochhus again oder meine erste Bergtour, die im Spital endete
Der Bericht von
Munggaloch, vielen Dank für die Unterstützung und den "Lift" ins Spital!
Frohen Mutes starten wir bei der Talstation der Stauberenbahn und buckeln die Kletterausrüstung via der idyllischen Alp Alpeel und über steile Schrofenhänge - ohne grosse Legföhrenpassagen - an den Einstieg, welchen wir nach gemütlichen zweieinhalb Stunden erreichen, ca. T5, einfachste Linie erfordert etwas Gespür. Einstieg mit einer ausgeblichenen Bandschlinge markiert auf einem Band etwa 40m rechts bzw. nördöstlich der Kante.
1. Sl 3+ von der Bandschlinge über wasserzerfressenen, etwas gemüsigen Fels zum ersten BH, leicht weiter zum zweiten und längere Linksquerung auf dem einfachen Band.
2. Sl 4+ ziemlich steil an schönem Fels links haltend zur Kante, dieser folgend bis zum Stand auf einem Absatz. Für mich die anspruchsvollste Sl der Route, eher 5- oder 5.
3. Sl 4+ zuerst in fantasievollen Zügen links der Kante zum ersten BH, dann in einfachem Gelände bis sich die Kante wieder aufsteilt. Nun in optisch gutem - leider nicht überall solidem, siehe Text unten - Fels zum Stand.
4. Sl 4+ hier hält sich die Route etwas rechts der Kante in plattigem Gelände, am Schluss wieder auf die Kante hinauf.
5. Sl 5 spannend einem Pfeiler folgend, diesen bald rechts verlassend und in leichterem Gelände zum Stand.
6. Sl 4 etwas inhomogen an der einen oder anderen Legföhre vorbei, dazwischen immer wieder schöne Kletterstellen im typischen, rauen Schrattenkalk. Dort wo die Kante abflacht, Stand (gut 50 m!)
Alle Längen im Vorstieg. Mit den Bewertungen bin ich grosso modo einverstanden, obwohl mich die Schlüsselseillänge z.b. nicht schwieriger als die zweite dünkte.
Nun in netter Kraxelei, den Legföhren manchmal ausgesetzt nach Norden ausweichend zum Gipfel, erstaunlich wenig Kampf mit den grünen Biestern, dank gezielt abgeschnittenen Ästen, T5.
Vom Gipfel bzw. unmittelbar nördlich darunter seilt man an solid sanierten Abseilstellen in 1 x 25m, 1x20m und 1x 15m (oder 1x 40m und 1x 15m) bis zum Hochhusfuss unmittelbar über dem Wanderweg Stauberen - Saxer Lücke ab. Von dort am bequemsten in einer halben Stunde zur Stauberen Bahn zum wohlverdienten Bier oder...
... humpelnd ab ins Spital Grabs, aus dem Bier wurde leider nix. In der 3. Seillänge passiert's: eine solid wirkende, leider nur schlecht verwachsene, kühlschrankgrosse Platte löste sich bei Belastung und verabschiedet sich Richtung Rheintal. Dummerweise mit einem kurzen Umweg an meinem Bein vorbei... Erst der Schreck, dann ein kurzer Check: Seil wie durch ein Wunder unversehrt, Sicherungsmann unverletzt ausserhalb der Falllinie, Kopf, Hände, Oberkörper ganz, nur die Hosenbeine sind ziemlich zerfetzt und einiges an Blut an Fels und Hosenrest... darunter ein auf den ersten Blick ziemlich übel aussehendes, etwa 10 cm grosses Loch in der Wade, die Haut hängt herunter. Optionen: herunterklettern zum letzten Stand oder hoch zum nächsten, schneller und sicherer ist hoch. Über die frische Ausbruchsstelle zum Stand,
Munggaloch nachgesichert. Jetzt die Entscheidung: ausfliegen oder per Pedes über den Gipfel in die Stauberen? Ich entscheide mich nach einer ersten notdürftigen Verarztung für die Klettervariante; das Bein funktioniert noch und die Wunde blutet nicht mehr stark, zudem ist das Spital in Sicht- und die Bergbahn in Reichweite. Zügig klettern wir gen Gipfel, durch die Legföhren zum Steinmann und seilen nach einer kurzen Konsultation des Gipfelbuches - ein trauriges Lesen - die drei Längen hinab zum Stauberenweg.
Zum Glück fährt auf Stauberen gleich eine Bahn runter, zweieinhalb Stunden nach dem Unfall liege ich auf einem Schragen im Notfall Spital Grabs. Anamnese: aha, Hochhus, ist da nicht letztes Jahr jemand abgestürzt? In dem Moment bin ich erstmals richtig froh, dass ich mir keine weiteren Blessuren oder Schlimmeres zugezogen habe... Eine halbe Stunde später kümmert sich ein Assistenzarzt um mich, zieht kurz den Oberarzt zum Rate - gut Glück sei der Muskel praktisch intakt. Der nette, erst etwas ratlose Assistenzarzt macht sich zu Werke und eine gute halbe Stunde später ist die zerfetzte Haut mit 6 Stichen wieder annähernd dort, wo sie in etwa war und man hofft nun auf gute Heilung...
EDIT: erst nach einem guten Monat war die Wunde den Verhältnissen entsprechend sauber verheilt und kleine Bergausflüge wieder schmerzlos möglich, nach drei Monaten ist abgesehen von einer gröberen Narbe nichts Weiteres zurückgeblieben - dankbar wieder voll auf Touren! Nach etwa einem Jahr kehrt auch die Sensibilität in der Narbe teilweise zurück und abgesehen davon ist von den Unfallfolgen nichts mehr zu spüren - Glück gehabt!
Zur Bewertung: ein ZSCH war das schon...
Fazit: der Südgrat bzw. die Südwestkante am Hochhus ist eine schöne, exklusive Klettertour in wilder Umgebung. Mit 1200 Hm ist der Zustieg nicht jedermanns Sache, dazu ab Alpeel weglos und mühsam. Dafür entschädigen die 6 langen, gut abgesicherten Seillängen (wir benötigten kein weiteres Sicherungsmaterial) in rauem Schrattenkalk für die Mühen - die Route ist jedoch mit einem geschätzten Dutzend Begehungen alles andere als abgeklettert bzw. ausgeräumt, eine gute Portion alpine Erfahrung und Vorsicht gehört hier dazu!
Für das Topo und die Zustiegsskizze wende man sich an den Erstbegeher
longo. Die Route ist im Kletterführer Alpstein nicht aufgeführt, was ich aus Wildschutzgründen - da keine weiteren Routen in der Umgebung existieren - für gerechtfertigt halte.

Meine zweite Hochhus-Begehung zusammen mit

Hochhus again oder meine erste Bergtour, die im Spital endete
Der Bericht von

Frohen Mutes starten wir bei der Talstation der Stauberenbahn und buckeln die Kletterausrüstung via der idyllischen Alp Alpeel und über steile Schrofenhänge - ohne grosse Legföhrenpassagen - an den Einstieg, welchen wir nach gemütlichen zweieinhalb Stunden erreichen, ca. T5, einfachste Linie erfordert etwas Gespür. Einstieg mit einer ausgeblichenen Bandschlinge markiert auf einem Band etwa 40m rechts bzw. nördöstlich der Kante.
1. Sl 3+ von der Bandschlinge über wasserzerfressenen, etwas gemüsigen Fels zum ersten BH, leicht weiter zum zweiten und längere Linksquerung auf dem einfachen Band.
2. Sl 4+ ziemlich steil an schönem Fels links haltend zur Kante, dieser folgend bis zum Stand auf einem Absatz. Für mich die anspruchsvollste Sl der Route, eher 5- oder 5.
3. Sl 4+ zuerst in fantasievollen Zügen links der Kante zum ersten BH, dann in einfachem Gelände bis sich die Kante wieder aufsteilt. Nun in optisch gutem - leider nicht überall solidem, siehe Text unten - Fels zum Stand.
4. Sl 4+ hier hält sich die Route etwas rechts der Kante in plattigem Gelände, am Schluss wieder auf die Kante hinauf.
5. Sl 5 spannend einem Pfeiler folgend, diesen bald rechts verlassend und in leichterem Gelände zum Stand.
6. Sl 4 etwas inhomogen an der einen oder anderen Legföhre vorbei, dazwischen immer wieder schöne Kletterstellen im typischen, rauen Schrattenkalk. Dort wo die Kante abflacht, Stand (gut 50 m!)
Alle Längen im Vorstieg. Mit den Bewertungen bin ich grosso modo einverstanden, obwohl mich die Schlüsselseillänge z.b. nicht schwieriger als die zweite dünkte.
Nun in netter Kraxelei, den Legföhren manchmal ausgesetzt nach Norden ausweichend zum Gipfel, erstaunlich wenig Kampf mit den grünen Biestern, dank gezielt abgeschnittenen Ästen, T5.
Vom Gipfel bzw. unmittelbar nördlich darunter seilt man an solid sanierten Abseilstellen in 1 x 25m, 1x20m und 1x 15m (oder 1x 40m und 1x 15m) bis zum Hochhusfuss unmittelbar über dem Wanderweg Stauberen - Saxer Lücke ab. Von dort am bequemsten in einer halben Stunde zur Stauberen Bahn zum wohlverdienten Bier oder...
... humpelnd ab ins Spital Grabs, aus dem Bier wurde leider nix. In der 3. Seillänge passiert's: eine solid wirkende, leider nur schlecht verwachsene, kühlschrankgrosse Platte löste sich bei Belastung und verabschiedet sich Richtung Rheintal. Dummerweise mit einem kurzen Umweg an meinem Bein vorbei... Erst der Schreck, dann ein kurzer Check: Seil wie durch ein Wunder unversehrt, Sicherungsmann unverletzt ausserhalb der Falllinie, Kopf, Hände, Oberkörper ganz, nur die Hosenbeine sind ziemlich zerfetzt und einiges an Blut an Fels und Hosenrest... darunter ein auf den ersten Blick ziemlich übel aussehendes, etwa 10 cm grosses Loch in der Wade, die Haut hängt herunter. Optionen: herunterklettern zum letzten Stand oder hoch zum nächsten, schneller und sicherer ist hoch. Über die frische Ausbruchsstelle zum Stand,

Zum Glück fährt auf Stauberen gleich eine Bahn runter, zweieinhalb Stunden nach dem Unfall liege ich auf einem Schragen im Notfall Spital Grabs. Anamnese: aha, Hochhus, ist da nicht letztes Jahr jemand abgestürzt? In dem Moment bin ich erstmals richtig froh, dass ich mir keine weiteren Blessuren oder Schlimmeres zugezogen habe... Eine halbe Stunde später kümmert sich ein Assistenzarzt um mich, zieht kurz den Oberarzt zum Rate - gut Glück sei der Muskel praktisch intakt. Der nette, erst etwas ratlose Assistenzarzt macht sich zu Werke und eine gute halbe Stunde später ist die zerfetzte Haut mit 6 Stichen wieder annähernd dort, wo sie in etwa war und man hofft nun auf gute Heilung...
EDIT: erst nach einem guten Monat war die Wunde den Verhältnissen entsprechend sauber verheilt und kleine Bergausflüge wieder schmerzlos möglich, nach drei Monaten ist abgesehen von einer gröberen Narbe nichts Weiteres zurückgeblieben - dankbar wieder voll auf Touren! Nach etwa einem Jahr kehrt auch die Sensibilität in der Narbe teilweise zurück und abgesehen davon ist von den Unfallfolgen nichts mehr zu spüren - Glück gehabt!
Zur Bewertung: ein ZSCH war das schon...
Fazit: der Südgrat bzw. die Südwestkante am Hochhus ist eine schöne, exklusive Klettertour in wilder Umgebung. Mit 1200 Hm ist der Zustieg nicht jedermanns Sache, dazu ab Alpeel weglos und mühsam. Dafür entschädigen die 6 langen, gut abgesicherten Seillängen (wir benötigten kein weiteres Sicherungsmaterial) in rauem Schrattenkalk für die Mühen - die Route ist jedoch mit einem geschätzten Dutzend Begehungen alles andere als abgeklettert bzw. ausgeräumt, eine gute Portion alpine Erfahrung und Vorsicht gehört hier dazu!
Für das Topo und die Zustiegsskizze wende man sich an den Erstbegeher

Tourengänger:
Alpin_Rise,
MunggaLoch


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