2 x Piz Boè (3.152 m) mal ein etwas anderer Bericht
|
||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Lange habe ich mir überlegt, ob ich diesen Bericht in dieser Form schreiben soll. Selbst meine Mutter war anfangs dagegen. Ursprünglich sollte dieser Bericht sogar der erste sein, den ich hier einstellen wollte, ich habe mich dann aber schlichtweg nicht getraut. Was sollen die Leser denken, wenn sie einen derartigen Bericht von einem Neuling lesen. Nun nach vielen Überlegungen raffe ich mich heute doch auf und stelle ihn jetzt ein. Ich hoffe nur, dass die Leser den Bericht nicht in der Luft zerreisen.
Bericht erster Teil:
Heute wollen wir auf den Piz Boè, meines Erachtens der leichteste Dreitausender in den Dolomiten.
Wir fahren früh in Pozza di Fassa los hoch zum Pordoipass (2.230 m). Um 7 Uhr starten wir an der Passhöhe in Richtung Pordoischarte. Über Wiesenflächen geht es rasch zu der gewaltigen Reiße, die von der Pordoischarte herunterführt. Über lang gezogene Serpentinen steigen wir hoch. Die Sonne brennt ganz schön herunter und so erreichen wir erst nach 2 Stunden die Pordoischarte (2.840 m).
Der Weiterweg gestaltet sich dann ein wenig harmloser. Unter den 3 Sass de Forcas entlang führt der Weg jetzt über mehrere Altschneefelder zum Südrücken des Piz Boè, von einem Südgrat kann man m.E. nicht sprechen, obwohl der Führer so schreibt. Über Geröll und einige Felsstufen erreichen wir in einer Stunde den Gipfel des Piz Boè mit 3.152 m. Leider sind schon Zig-Andere da, sodass es hier oben doch eng wird. Den Gipfel schmückt kein reines Kreuz, sondern ein Schmiedeeiserner Altar mit Kerzenhalter und ein kleines Kreuz. Dieser Altar soll bei meiner zweiten Begehung noch eine Rolle spielen.
Über den Nordrücken steigen wir wieder ab in Richtung Boèhütte. Der Steig führt über mehrere seilversicherte Steilstufen. Die Sicherungen sind sehr gut und ohne Problem zu meistern. Nach einer 3/4 Std. ist die Boèhütte (2.871m) erreicht. Der Tiefblick ins Val de Mezdi (Mittagstal) ist schon gewaltig. Nach einer Pause geht es jetzt wieder zurück unter der Westflanke des Piz Boè zur Pordoischarte. Mehrere Schneefelder können ohne Schwierigkeit gut gespurt begangen werden. Nach einer guten Stunde sind wir wieder an der Pordoischarte. Jetzt beginnt der Abstieg über die lange Reiße hinunter zum Pordoipass. Den größten Teil fahren wir über das feinkörnige Geröll ab, es ist ein Vergnügen wenn die Steine so gut gleiten.
In einer Stunde sind wir wieder am Auto.
Fazit: eine normale Bergtour bei gutem Wetter
Bergsteiger: Monika und Karl
Bericht 2. Teil:
Hierzu muss ich ein wenig ausholen. Zwei Tage nach unserer ersten Piz Boè-Besteigung sind wir den Bindelweg gegangen siehe Bericht hier.
Hier trafen wir einen gut aussehenden Südtiroler aus Bozen an der Bindelweghütte. Da ich seinen Namen nicht mehr weiß nenne ich ihn „Peter“. Peter war 45 Jahre alt und wir kamen rasch ins Gespräch. Er fragte uns, ob wir noch mal auf den Piz Boè gehen würden, aber nicht bei Tag, sondern in der Nacht, sodass wir zu Sonnenaufgang am Gipfel wären. Ich gab zu bedenken, dass ich eine Nachtwanderung bisher noch nie gemacht hätte, vor allem mit dem Aufstieg vom Pordoipass. Er meinte: wir fahren am Abend mit der letzten Seilbahn hoch zum Sass Pordoi und dann steigen wir ab zur Pordoischarte und übernachten auf der Hütte. Im Morgengrauen steigen wir dann los zum Gipfel. Gesagt getan und so trafen wir uns am nächsten Abend um 5 Uhr an der Seilbahnstation. Wir fuhren mit der letzten Seilbahn hoch auf den Gipfel und gingen die paar Meter hinunter zur Rif. Forc. Pordoi. Ich wunderte mich dass er neben einem großen Rucksack auch noch eine große Tasche mit sich führte.
Lange saßen wir noch am Abend vor der Hütte. Wir sprachen über Gott und die Welt, aber auf den morgigen Tag angesprochen, wich er nur aus und meinte, wir würden uns bestimmt freuen, mehr sagte er nicht.
Der nächste Morgen:
Wir, Monika, Peter und ich stehen um 2 Uhr auf. Nach einem kurzen Frühstück starten wir um kurz vor 3 Uhr im Scheine unserer Taschenlampen bzw. Stirnlampen, Peter mit dem großen Rucksack und ich mit seiner Tasche auf dem Rucksack. Er sagt immer noch nicht was er vor hat. Rasch gelangen wir über die Altschneefelder zum Südrücken des Piz Boè. Der Strahl der Lampen huscht über die Felsen. Um kurz vor 4 Uhr sind wir am Gipfel des Piz Boè. Peter bittet mich um seine Tasche, die er sofort auspackt. Heraus kommt ein Altartuch die Albe und ein Messgewand. Ich wundere mich nur kurz und dann gibt sich Peter zu erkennen. er ist Pfarrer in Bozen, er hat ein paar Tage Urlaub und will hier oben auf dem Piz Boè eine Messe lesen.
Die restlichen Gerätschaften sind auch rasch ausgepackt und so beginnt die „Heilige Messe“ kurz nach 4 Uhr. Der Horizont über dem Monte Cristallo färbt sich schon rot. Jetzt stelle ich zu meinem Entsetzen fest, dass der Foto unten im Auto liegt – da liegt er gut.
Die kurze Predigt überschreibt Peter mit den Worten:
„Es führen viele Wege zu Gott, einer führt über die Berge“.
Pünktlich zur Wandlung, etwa um 1/2 5 Uhr steigt die Sonne über dem Cristallomassiv auf. Peter hält inne und wir singen gemeinsam das Te Deum. Anschließend sitzen wir schweigend noch eine halbe Stunde nur da und saugen das Schauspiel buchstäblich in uns hinein. Es ist herzergreifend, vollkommene Stille um uns, nur die aufgehende Sonne im Osten, die die Wolken über uns nahezu blutrot leuchten lässt. Die Kerzen auf dem Altar flackern ruhig. Diese Augenblicke werde ich mein ganzes Leben nie mehr vergessen. Man müsste Dichter sein, um diese Stimmung richtig in Worte zu fassen. Selbst heute noch, da ich den Bericht nach fast 44 JAHREN schreibe, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Wir genießen die Stimmung der Stunde und dann feiern wir die Messe zu Ende.
Der Schluss ist rasch erzählt:
Verwundert über den Lichtschein auf dem Gipfel sind 3 Bergsteiger, darunter ein Bergwachtler aufgestiegen von der Pordoihütte. Sie sind angekommen als wir gerade mit dem Einräumen fertig sind. Sie meinten, dass sie so eine Bergmesse gerne auch miterlebt hätten.
Wir steigen wieder über den Aufstiegsweg ab, gehen aber nicht direkt zur Rif. Forc. Pordoi sondern klappern noch die 3 Gipfel der Sass de Forcas ab, dies sind die östl. Sass de Forcas (2.886 m), die mittl. Sass de Forcas (2.918 m) und die westl. Sass de Forcas (2.840 m). Die Überschreitung bereitet keine Schwierigkeit in T 2+ Gelände
Anschließend gehen wir zurück Hütte und feiern noch ein wenig unsere traumhafte, unvergessliche Tour mit Peter.
Um 1 Uhr steigen wir wieder über die große Reiße zurück zum Pordoipass und fahren überglücklich heim.
Fazit: Unbeschreiblich, das kann man nicht mit Worten beschreiben, man muss es selbst erlebt haben.
Ich habe noch mehrere Bergmessen miterlebt, aber diese auf dem Piz Boè übertrifft alles was ich jemals erlebt habe.
Bergsteiger: Peter, Monika und Karl
Alle meine Dolomitentouren auf Hikr
Ciampedie – Santnerpass 11.07.1967
Bindelweg 20.08.1967
Piz Boe 18.+22.07.1967
Rotwand 16.08.1968
West-Steig Kesselkogel 19.08.1968
Pößnecker Klettersteig Piz Selva 20.08.1968
Marmolada di Penia 22.08.1968
Plattkofel 28.08.1968
Via ferr.G. LapelloTofana di Rozes 18.08.1971
Tour 51 <--- Tour 52 ---> Tour 53 (Tournummern nach Einstellungsdatum der Touren)
Bericht erster Teil:
Heute wollen wir auf den Piz Boè, meines Erachtens der leichteste Dreitausender in den Dolomiten.
Wir fahren früh in Pozza di Fassa los hoch zum Pordoipass (2.230 m). Um 7 Uhr starten wir an der Passhöhe in Richtung Pordoischarte. Über Wiesenflächen geht es rasch zu der gewaltigen Reiße, die von der Pordoischarte herunterführt. Über lang gezogene Serpentinen steigen wir hoch. Die Sonne brennt ganz schön herunter und so erreichen wir erst nach 2 Stunden die Pordoischarte (2.840 m).
Der Weiterweg gestaltet sich dann ein wenig harmloser. Unter den 3 Sass de Forcas entlang führt der Weg jetzt über mehrere Altschneefelder zum Südrücken des Piz Boè, von einem Südgrat kann man m.E. nicht sprechen, obwohl der Führer so schreibt. Über Geröll und einige Felsstufen erreichen wir in einer Stunde den Gipfel des Piz Boè mit 3.152 m. Leider sind schon Zig-Andere da, sodass es hier oben doch eng wird. Den Gipfel schmückt kein reines Kreuz, sondern ein Schmiedeeiserner Altar mit Kerzenhalter und ein kleines Kreuz. Dieser Altar soll bei meiner zweiten Begehung noch eine Rolle spielen.
Über den Nordrücken steigen wir wieder ab in Richtung Boèhütte. Der Steig führt über mehrere seilversicherte Steilstufen. Die Sicherungen sind sehr gut und ohne Problem zu meistern. Nach einer 3/4 Std. ist die Boèhütte (2.871m) erreicht. Der Tiefblick ins Val de Mezdi (Mittagstal) ist schon gewaltig. Nach einer Pause geht es jetzt wieder zurück unter der Westflanke des Piz Boè zur Pordoischarte. Mehrere Schneefelder können ohne Schwierigkeit gut gespurt begangen werden. Nach einer guten Stunde sind wir wieder an der Pordoischarte. Jetzt beginnt der Abstieg über die lange Reiße hinunter zum Pordoipass. Den größten Teil fahren wir über das feinkörnige Geröll ab, es ist ein Vergnügen wenn die Steine so gut gleiten.
In einer Stunde sind wir wieder am Auto.
Fazit: eine normale Bergtour bei gutem Wetter
Bergsteiger: Monika und Karl
Bericht 2. Teil:
Hierzu muss ich ein wenig ausholen. Zwei Tage nach unserer ersten Piz Boè-Besteigung sind wir den Bindelweg gegangen siehe Bericht hier.
Hier trafen wir einen gut aussehenden Südtiroler aus Bozen an der Bindelweghütte. Da ich seinen Namen nicht mehr weiß nenne ich ihn „Peter“. Peter war 45 Jahre alt und wir kamen rasch ins Gespräch. Er fragte uns, ob wir noch mal auf den Piz Boè gehen würden, aber nicht bei Tag, sondern in der Nacht, sodass wir zu Sonnenaufgang am Gipfel wären. Ich gab zu bedenken, dass ich eine Nachtwanderung bisher noch nie gemacht hätte, vor allem mit dem Aufstieg vom Pordoipass. Er meinte: wir fahren am Abend mit der letzten Seilbahn hoch zum Sass Pordoi und dann steigen wir ab zur Pordoischarte und übernachten auf der Hütte. Im Morgengrauen steigen wir dann los zum Gipfel. Gesagt getan und so trafen wir uns am nächsten Abend um 5 Uhr an der Seilbahnstation. Wir fuhren mit der letzten Seilbahn hoch auf den Gipfel und gingen die paar Meter hinunter zur Rif. Forc. Pordoi. Ich wunderte mich dass er neben einem großen Rucksack auch noch eine große Tasche mit sich führte.
Lange saßen wir noch am Abend vor der Hütte. Wir sprachen über Gott und die Welt, aber auf den morgigen Tag angesprochen, wich er nur aus und meinte, wir würden uns bestimmt freuen, mehr sagte er nicht.
Der nächste Morgen:
Wir, Monika, Peter und ich stehen um 2 Uhr auf. Nach einem kurzen Frühstück starten wir um kurz vor 3 Uhr im Scheine unserer Taschenlampen bzw. Stirnlampen, Peter mit dem großen Rucksack und ich mit seiner Tasche auf dem Rucksack. Er sagt immer noch nicht was er vor hat. Rasch gelangen wir über die Altschneefelder zum Südrücken des Piz Boè. Der Strahl der Lampen huscht über die Felsen. Um kurz vor 4 Uhr sind wir am Gipfel des Piz Boè. Peter bittet mich um seine Tasche, die er sofort auspackt. Heraus kommt ein Altartuch die Albe und ein Messgewand. Ich wundere mich nur kurz und dann gibt sich Peter zu erkennen. er ist Pfarrer in Bozen, er hat ein paar Tage Urlaub und will hier oben auf dem Piz Boè eine Messe lesen.
Die restlichen Gerätschaften sind auch rasch ausgepackt und so beginnt die „Heilige Messe“ kurz nach 4 Uhr. Der Horizont über dem Monte Cristallo färbt sich schon rot. Jetzt stelle ich zu meinem Entsetzen fest, dass der Foto unten im Auto liegt – da liegt er gut.
Die kurze Predigt überschreibt Peter mit den Worten:
„Es führen viele Wege zu Gott, einer führt über die Berge“.
Pünktlich zur Wandlung, etwa um 1/2 5 Uhr steigt die Sonne über dem Cristallomassiv auf. Peter hält inne und wir singen gemeinsam das Te Deum. Anschließend sitzen wir schweigend noch eine halbe Stunde nur da und saugen das Schauspiel buchstäblich in uns hinein. Es ist herzergreifend, vollkommene Stille um uns, nur die aufgehende Sonne im Osten, die die Wolken über uns nahezu blutrot leuchten lässt. Die Kerzen auf dem Altar flackern ruhig. Diese Augenblicke werde ich mein ganzes Leben nie mehr vergessen. Man müsste Dichter sein, um diese Stimmung richtig in Worte zu fassen. Selbst heute noch, da ich den Bericht nach fast 44 JAHREN schreibe, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Wir genießen die Stimmung der Stunde und dann feiern wir die Messe zu Ende.
Der Schluss ist rasch erzählt:
Verwundert über den Lichtschein auf dem Gipfel sind 3 Bergsteiger, darunter ein Bergwachtler aufgestiegen von der Pordoihütte. Sie sind angekommen als wir gerade mit dem Einräumen fertig sind. Sie meinten, dass sie so eine Bergmesse gerne auch miterlebt hätten.
Wir steigen wieder über den Aufstiegsweg ab, gehen aber nicht direkt zur Rif. Forc. Pordoi sondern klappern noch die 3 Gipfel der Sass de Forcas ab, dies sind die östl. Sass de Forcas (2.886 m), die mittl. Sass de Forcas (2.918 m) und die westl. Sass de Forcas (2.840 m). Die Überschreitung bereitet keine Schwierigkeit in T 2+ Gelände
Anschließend gehen wir zurück Hütte und feiern noch ein wenig unsere traumhafte, unvergessliche Tour mit Peter.
Um 1 Uhr steigen wir wieder über die große Reiße zurück zum Pordoipass und fahren überglücklich heim.
Fazit: Unbeschreiblich, das kann man nicht mit Worten beschreiben, man muss es selbst erlebt haben.
Ich habe noch mehrere Bergmessen miterlebt, aber diese auf dem Piz Boè übertrifft alles was ich jemals erlebt habe.
Bergsteiger: Peter, Monika und Karl
Alle meine Dolomitentouren auf Hikr
Ciampedie – Santnerpass 11.07.1967
Bindelweg 20.08.1967
Piz Boe 18.+22.07.1967
Rotwand 16.08.1968
West-Steig Kesselkogel 19.08.1968
Pößnecker Klettersteig Piz Selva 20.08.1968
Marmolada di Penia 22.08.1968
Plattkofel 28.08.1968
Via ferr.G. LapelloTofana di Rozes 18.08.1971
Tour 51 <--- Tour 52 ---> Tour 53 (Tournummern nach Einstellungsdatum der Touren)
Tourengänger:
Gemse

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (4)