Nach 41 Jahren wieder am Pordoijoch: Tour in der faszinierenden Steinwüste der Sella auf 15 Gipfel


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 2. September 2020 um 10:47.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 7 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 14:15
Unterkunftmöglichkeiten:Hütten auf der Sella

Mitte Juni 1979 hatte ich mit meiner Schulklasse in einem Bus die Große Dolomitenfahrt unternommen. Wir waren vom Pordoijoch aus mit der Seilbahn auf den Sass Pordoi gefahren.

Mehr als 41 Jahre später unternahm ich von diesem Pass eine Tour in die faszinierende Steinwüste der Sella, wobei ich 15 Gipfel betrat. Die Bewertung T6 betrifft nur den An- u. Abstieg des Bech de Mesdi.

Abmarsch war gegen 06.40 Uhr. Zunächst stieg ich zur Forcella Pordoi auf, von wo ich einige Minuten nach Ankunft begann, auf markiertem Steig zum Sass Pordoi zu wandern. Nach Rückkehr zum Rifugio Forcella Pordoi nahm ich den Weg Richtung Piz Boè, von wo ich an geeigneter Stelle im brüchigen Gelände u. Geröll zum Westgipfel des Sass de Forca aufstieg, auf dem ein kleines Kreuz steht. Von dort wanderte ostwärts weiter zum etwas höheren Hauptgipfel.
Im Gehgelände ging es weiter über die Punta de Joel zur Scharte unterhalb des Piz Boè, zu dem inzwischen eine Menge von Wanderern unterwegs war. An der Gipfelhütte trank ich einen Cappuccino,  bevor ich auf einem Steig am Grat entlang zum Piz Lech Dlacè weiterging, der die 3000m-Grenze knapp überschreitet. Unterwegs entdeckte ich eine 2961m hohe Erhebung, die ich nach kurzem Abstieg Richtung der ca. 2848m hoch gelegenen Mulde ansteuerte. Da ihr Südgrat mir etwas schroff erschien, querte ich nordwärts darunter bis zu ihrer Nordseite, von wo ich in wenigen Minuten den höchsten Punkt unschwierig erreichte. Danach stieg ich ostwärts weglos Richtung der o.g. Mulde ab u. stieß bald auf einen Steig, der talwärts führt. Bald verließ ich ihn nach links, um unschwierig auf den Neuner zu wandern. Zum Zehner kommt man von dort nicht, da eine vielleicht 50m tiefe Schlucht mit senkrechten Wänden den beide verbindenden Kamm teilt. So drehte ich um, um über die Mulde den steilen Westhang der Pizes dl Valun zu erreichen, über ihn schräg nach links aufsteigend zu einer Rinne aufzusteigen u. durch sie auf das Gipfelplateau mit zwei Erhebungen zu kraxeln (überwiegend Gehgelände, in der Rinne I). Nach Abstieg weiter südlich im Geröllhang steuerte ich einen Steig an, über den ich wieder die Scharte unter dem Piz Lech Dlacè erreichte. Von dort ging es auf dem Steig weiter Richtung Rifugio Boè. Der Steig führt weiter aufwärts, was mir missfiel, da die Hütte doch tiefer liegt. Ich entdeckte dann eine Möglichkeit, weiter unten zur ehemaligen Bamberger Hütte zu queren. Eine kurze Passage am oberen Ende einer Rinne war bestimmt T4+. Viel Zeit im weglosen Gelände dürfte ich gegenüber dem Steig nicht gespart haben.

Die genannte Hütte war Baustelle, eine Einkehr nicht möglich. Von dort nahm ich den Steig über den Zwischenkofel. Dort wo er nordwestwärts weitergeht, behielt ich die nördliche Richtung weiter bei, um im Gehgelände den Zwischenkofel zu erreichen. Von dort ging es westwärts am Kamm weiter, bis ich weglos nordwärts absteigen konnte. Ich suchte eine Möglichkeit, den Bech de Mesdi zu erklimmen. Ich querte zu weit oben in seine Richtung, musste dann wieder ein Stück absteigen (T5-6). Ich entdeckte einen Steinmann u. damit die einfachste Route. Mehrere Steinmänner wiesen den Weg. Dieser Berg ist relativ schwierig zu ersteigen: T6, drei sehr kurze, aber ausgesetzte IIer-Passagen - eine davon wirklich heikel - müssen überwunden werden, um zu seinem Gipfel über den steilen Schlusshang zu gelangen (T4). Ich prüfte das Gestein ausreichend auf Festigkeit, ein Ausbrechen eines Griffes wäre fatal!

Nach unangenehm empfundenden Abstieg über dieselbe Route stieg ich in die Mulde südlich der Cima Pisciadu ab, dessen Gipfel ist über eine markierte Route/Steig mit l-er-Kletterstellen ansteuerte. Beim Abstieg zu später Stunde kam mir noch ein italienisches Paar entgegen, das mich nach der Dauer des Schlussanstiegs fragte.

Von der Mulde unter dem Piz Pisciadu aus stieg ich über den Weg Nr.2 (Dolomiten Höhenweg) zum Kamm westlich des Sass de Mesdi auf, der nordwestwärts zum fast 3000m hohen Sas dai Ciamorces führt, wo er in südwestliche Richtung umbiegt. Dort liegen weitere 5 über 2900m hohe Gipfel, die über den Steig erreicht werden können (einer etwas abseits des Steigs). Inzwischen war es Abend geworden u. ich musste daher auf ihre Überschreitung verzichten u. zurückgehen. An der Freitag abend verlassenen Boèhütte war eine Baracke mit Matratzen offen, aber ich hatte weder einen Schlafsack dabei,  noch einen Kocher oder Kaffee, um mir ein gutes Frühstück machen zu können. Das Abendessen wäre auch bescheiden ausgefallen (kalt), weswegen ich den Rückweg fortsetzte. Von der Hütte ist in Kürze im Gehgelände der Col de Toron zu erreichen. Von dort kann man nicht direkt zum niedrigeren Col Alton weitergehen, weswegen ich dieselbe Route abstieg u. den Col de Toron östlich umging. Nach kurzem Abstieg auf der geneigten Hochfläche stieg ich in ein paar Minuten auf den letzten Gipfel dieses Tages, der die 2900m-Marke nicht mehr erreicht.

Anschließend marschierte ich zum Steig, über den ich zurück zum Rifugio Forcella Pordoi gelangte. Im Geröll abfahrend, verlor ich unterhalb der Scharte schnell an Höhe. Über den Steig ging es dann zurück zum Pordoi-Joch, wo ich kurz nach 21.00 Uhr ankam.



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