Alpine Pfade über dem Gottschlägbach - Unbekanntes am Karlsruher Grat


Publiziert von Nik Brückner , 6. März 2023 um 13:31.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum: 4 März 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 1050 m
Strecke:16 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:Im Tal

Jeder kennt inzwischen den Karlsruher Grat. Vielfach beschrieben, noch viel mehrfach besucht, nicht nur hier und nicht nur von uns. Und natürlich kennen auch alle die übliche Runde:  Wanderparkplatz Edelfrauengrabwasserfälle im Steinbruch - Edelfrauengrab - Herrenschrofen - Eichhaldenfirst und dann entweder links zum Brennte Schrofen oder rechts nach Allerheiligen. Sollte man auch kennen, ist in der Allerheiligenvariante sicherlich die schönste in der Gegend (allen, die zum ersten Mal in der Gegend sind, empfehle ich deshalb diese Tour, nicht die hier beschriebene).

Das hat aber auch zur Folge, dass viele Wege rund um den Karlsruher Grat nicht oder kaum bekannt und noch viel seltener beschrieben sind. Diese Wege haben mich neugierig gemacht und vergangenes Wochenende neugierig nach Ottenhöfen gebracht. Ich wollte mal wieder den Karlsruher Grat gehen, aber eben anders als sonst.


Und so dübelte ich mal wieder nach Ottenhöfen. Diesmal im Player: "Diffraction" von Priam. Eins machte ich dort allerdings wie immer: Ich startete meine Tour am Wanderparkplatz Edelfrauengrabwasserfälle im Steinbruch Ottenhöfen (377 m).

Ich lief dieses Mal allerdings nicht am Bach entlang ins Tal hinein, sondern nahm einen alten Weg, der seinen Beginn zwischen Steinbruch und Parkplatz hat. Dort stieg ich die Stufen einer Hangabstützung aus Beton hinauf, und wanderte nun im Hang, auf der Nordseite des Tals, Richtung Osten.

Der Weg passiert das ehemalige Gasthaus, und führt dann oberhalb der Schlucht im Hang weiter. Tiefblicke garantiert. An einer ersten Gabelung nahm ich den linken Weg (der rechte führt hinunter in den Talgrund). An einer weiteren Gabelung nahm ich erneut den linken Weg (der rechte führt wieder hinunter in den Talgrund). Ich gelangte auf einen breiteren Weg, der aus Richtung Steinbruch herunterkommt, diesem folgte ich nun, bis ich keine andere Wahl mehr hatte, und endgültig auf dem Talgrund anlangte.

Nur etwa 150 Meter weiter teilt sich aber auch der Talweg. Die Wanderroute führt noch geradeaus weiter, ich wollte dagegen den steilen Weg links hinauf mal erkunden. Also wanderte ich - nun ja - steil links hinauf.

Es ist steil, dann steiler, weiter oben steigt man im Schotter (oder links davon) auf, dann verschmälert sich die Rinne zu Steigspuren, die zwischen Bäumen und Büschen zu jenem Wanderweg hinaufführen, der den üblichen Anstieg aus dem Gottschlägbachtal darstellt.

An der großen Schritthöhe ist leicht zu erkennen, dass die Spuren von Absteigenden für Absteigende angelegt wurden. Im Aufstieg ist das ziemlich mühevoll und wenig vergnüglich.

Also lieber weiter auf dem Wanderweg. Es geht nach links, zum Aussichtspunkt Herrenschrofen (635 m). Dort hat man, wie der Name schon sagt, eine kleine Aussicht.

Wer sich die rechte Flanke des Herrenschrofens mal ansieht, entdeckt dort einen ziemlichen Spalt. Hoffentlich bricht da mal nicht irgendwann etwas ab.

Nochmal etwa 250 Meter weiter westlich beginnt dann der Karlsruher Grat. Vermeintlich. Denn was hier beginnt, ist nur die (hübsch als "Kletterpartie" beschilderte) Kletterpartie. Der Grat selbst setzt natürlich schon weiter westlich an. Dort wollte ich als nächstes hin. Also bog ich an dem großen Schild am Beginn der Kletterpartie nach Westen ab, in die einzige nicht beschilderte Richtung. Ein hübscher Pfad folgt hier dem Gratrücken, es geht in einen Sattel hinunter. Folgt man weiter dem ab hier nun weglosen Grat, gelangt man wieder in felsigeres Gelände, er endet dann am Zaun des großen Steinbruchs. Das Gleiche gilt auch für einen Weg, der vom Sattel in der Südflanke nach Westen führt. Muss hier früher mal schön gewesen sein, bevor der Steinbruch den Bergrücken zerstörte. Weiter kommt man nur auf der Nordseite des Rückens. Dort wanderte ich auf einem dritten, weiterhin nicht beschilderten Weg hinunter bis zu einem breiten Weg, der von Ottenhöfen aus direkt, ohne den Umweg übers Edelfrauengrab, zum Karlsruher Grat hinaufführt. Auf diesem wandte ich mich nach rechts, und bei der nächsten Möglichkeit wieder rechts, auf einen schmalen, nun beschilderten Pfad, der mich zurück zum Beginn der Kletterpartie brachte. Wunderschönes Wort!

Oben folgte ich nun dem Schild "Kletterpartie" über den gesamten Felsabschnitt des Karlsruher Grats.

Der Karlsruher Grat ist ein ungefähr 700 Meter langer, passagenweise recht scharfer Felsgrat. Die Felsen bestehen aus Quarzporphyr, der vor rund 290 Millionen Jahren durch Erkaltung der Magma-Füllung einer vier Kilometer langen und ca. 750 Meter breiten Gesteinsspalte entstanden ist. Erosion trug die weicheren Gesteine ab, während der härtere und widerstandsfähigere Porphyr als Grat herausgebildet wurde.

Über diesen Grat führt heute eine alpine Route, die auf alten, leider nicht mehr vorhandenen Schildern als "Kletterpartie" bezeichnet wurde. Ziemlich treffend: Die Route führt den Grat entlang über die rauen Porphyrfelsen. Der abschnittsweise anspruchsvolle Grat ist an einigen Stellen recht ausgesetzt und absturzgefährlich, aber – im Gegensatz zu richtigen Klettersteigen – nicht mit Drahtseilen oder Tritthilfen versehen. Weshalb er auch kein Klettersteig ist, auch wenn man das oft liest.
Eine Tourenbeschreibung zu sämtlichen Schwarzwälder Klettersteigen findet sich hier.

Die genaue Route kann frei gewählt werden, auch eine gratnahe Umgehung ist möglich. Auf dem Grat selbst sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sowie gutes Schuhwerk gefragt. Auch sollte man die Route bei Nässe meiden.

Die Kletterei nimmt je nach Können etwa eine halbe bis eine Stunde in Anspruch. Die Schlüsselstelle bildet dabei ein kleines Wandl, das Kletterfertigkeiten im unteren zweiten Grad abverlangt. Die Wanderschwierigkeiten übersteigen direkt auf dem Grat T4- nicht, wer allerdings die Route hier und da ein wenig aufwürzt, kann leicht in T6-Gelände geraten.

Ein aufschlussreiches Video vom Karlsruher Grat gibt's hier. Wem das nicht gefällt: Für Ungeübte bietet sich ein schmaler Waldpfad auf der Nordseite des Grates zur, je nach Laune und Können, vollständigen oder teilweisen Umgehung der Kletterpassagen an.

Der Name "Karlsruher Grat" ist im Übrigen nicht ursprünglich. Früher trug die gesamte Gratschneide (wegen der Eichen, die hier stehen und wegen ihrer Ähnlichkeit mit einem Dachfirst) den Namen "Eichhaldenfirst". Dieser Name ist heute auf einen quer verlaufenden Felsriegel zusammengeschnurrt. Als der Grat Anfang des 20. Jahrhunderts zum Anziehungspunkt für Kletterer aus dem Karlsruher Raum wurde, und erste Todesfälle gemeldet werden mussten, benannte die Gemeinde ihn 1926 zu Ehren der verunglückten Karlsruher um.


Am Eichhaldenfirst verließ ich den Grat kurz, weil mich die nordseitige Umgehung interessierte. Hübsch, aber am Grat oben ist es auch hübsch. Kann man machen, muss man aber nicht.

Schön ist die Sicht von hier aus. Im Südosten ragt der gemütliche Melkereikopf empor, im Süden der Kriesbaumkopf, und dann sind, schon jenseits des Rheintals, die Vogesen zu sehen - oder zu erahnen, je nach Sichtbedingungen: Hartmannsweilerkopf, Grand Ballon, Hohneck, Tanet, Altenkraehkopf, Champ du Feu und die Donons.

Am Ende des Grats gelangt man im Wald zu einer kleinen Einsattelung, wo eine Infotafel steht. Hier wandern die meisten gegenüber am Rücken weiter hinauf, oder zweigen links Richtung Bosensteiner Eck/Brennte Schrofen ab. Kaum jemand kennt aber den kleinen Serpentinensteig, der hier rechts hinunter ins Gottschlägbachtal führt: den Xaver-Winkler-Steig. Der interessierte mich, der Einstieg war schnell gefunden, und der Abstieg schnell geschafft: Ein wunderbarer kleiner Steig, der Alpengefühle aufkommen ließ. Nach rechts eröffnen sich immer wieder schöne Blicke auf den Sockel des Kralsruher Grats.

Im unteren Teil verläuft sich der Steig ein wenig. Man kommt entweder an dem kleinen unbenannten Kiosk heraus, oder 50, 60 Meter weiter hinten im Tal.

Ich wanderte nun das Tal hinter, bis der Weg unterhalb einer kleinen Hütte eine enge Rechtskurve macht. Hier zweigte ich links ab, passierte das Hüttchen und einen Felsendurchlass direkt dahinter. Da führt ein breiter Weg bis zu einem Geröllfeld, wo er endet. Gleich nach dem Felsendurchlass schon, aber jenseits des Bachlaufs, zweigt rechts ein immens steiler Weg ab, der Schlicker-Steig. In wenigen, ziemlich steilen Serpentinen führt dieser wieder hinauf auf den Bergrücken. Nicht so schön wie der Xaver-Winkler-Steig, dafür nochmal ne Nummer steiler. Man erreicht die Höhe östlich des Sattels mit der Infotafel, also zwischen dem Karlsruher Grat und der Allerheiligenstraße (K5370)

Eigentlich wusste ich hier bereits, was ich wissen wollte. Aber bissl wandern wollte ich schon auch noch. Also ging's nach links (Westen), über den Rücken bis zu dem Sattel mit der Infotafel, wo ich mich nach rechts wandte, Richtung Bosensteiner Eck (820 m).

Dort stößt man auf die Kernhofstraße, der ich nun folgte. Bald kam ich aus dem Wald heraus, genoss die Blicke hinüber zur Hornisgrinde, und blieb dort, wo die Straße nach rechts, zum Wanderheim Achern abbiegt, auf dem Rücken, wo ein schöner, wurzelig-felseliger Pfad hinunter zum Brennte Schrofen (758 m) führt. Kein Berg, sondern ein Aussichtsfels hoch über Ottenhöfen.

Die genoss ich kurz, dann wanderte ich an der Schutzhütte (766 m) vorbei nach Osten weiter, aber nicht wieder auf dem Bergrücken, sondern auf einem hübschen Weg in dessen Nordflanke. Ich passierte erneut das Wanderheim Achern, unterhalb diesmal, dann ging's hinunter zum kleinen Almpfadhüttle (762 m), einer Verpflegungsstation am Fuchsmichelhof. Gleich darauf passierte ich die Wendelinkapelle (772 m), und nur 200 Meter weiter zweigte ich links ab, hinunter zu einem weiteren Hof und an diesem links vorbei. Markierungen führen hier, an Abzweigungen stets links, hinunter zum Scherzenfelsen (697 m), einer langgezogenen Granitkante, die erneut einen Ausblick bietet, diesmal nach Norden, hinunter nach Seebach und hinauf zur Hornisgrinde.

Ich erkundete noch die Felsen unterhalb, wo zwischen Geröll noch ein paar kleine Felstürme herumstehen, dann nahm ich meine Wanderung wieder auf. Es ging nun nach Westen weiter. Auf moosigen Pfaden, teils über geebenete Felsplatten wanderte ich unterhalb des Fuchsmichelhofs vorbei, stieß bald auf einen Weg, der von dort oben herunterkommt, und nahm etwa 300 Meter weiter einen Abzweig nach links, der mich hinauf zu einem breiten Waldweg brachte. Hier ging's nun weiter Richtung Westen, bis zu einem kleinen Fernsehturm (688 m), der auf dem gleichen Bergrücken steht, auf dem sich siebzig Höhenmeter weiter oben auch der Brennte Schrofen befindet.

Ich wandte mich hier auch kurz nach links, den Bergrücken hinauf, ging aber nicht zurück zum Brennte Schrofen, sondern zweigte schon nach etwa 120 Metern rechts ab, wo ein Weg zunächst in den Hang und bald dort rechts hinunterführt. Er erreicht die Bosenstein-Schotterstraße, tangiert eine ihrer Kurven, und führt weiter ins Tal hinunter.

Noch bevor man erneut auf die Bosensteinstraße stößt, zweigt rechts ein Waldweg ab. den nahm ich, und auf diesem wanderte ich wieder zurück zum Bergrücken, den ich dieses Mal ein Stück unterhalb des Fernsehturms erreichte. Ich wanderte über den Rücken hinüber, ignorierte eine Aufstiegsmöglichkeit zum Fernsehturm, und wanderte nordwärts bergab. Dieser Weg macht bald eine Linkskurve, führt dann nach Westen und hinunter zu einer Keuzung. Hier ging es nun endgültig nach links, weg vom Bergrücken und zurück zur Bosensteinstraße.

Ich folgte ihr ein kleines Stück bergauf, dann zweigte ich rechts ab, passierte ein hübsches Wiesental und überschritt den Flautzbach, der darin hinunterfließt. Das Sträßchen endet bei ein paar Häusern, die rechts unterhalb im Hang stehen. Hier blieb ich geradeaus, und wanderte auf einem zunehmend (abnehmend?) schmaleren Weg hinauf zur Oberkante des Steinbruchs.

An dessen Oberkante ging's nun weiter, immer dem  Bergrücken folgend, nach Nordwesten. Auf der anderen Seite des Steinbruchs angekommen, musste ich nun irgendwie links hinunter, um wieder zu meinem Auto zu kommen. Hier im Wald verlaufen allerdings zahllose Wege und Weglein. Das Gewirr ist kaum zu durchschauen. Als erstes hat man die Wahl, links abzuzweigen, oder noch ein Stück dem Rücken zu folgen, und dann den nächsten Linksabzweig zu nehmen. Ich tat letzteres, im Grunde ist es aber egal, weil beide Möglichkeiten ein Stück weiter unter wieder zusammenkommen. Wandert man nach dieser Wiedervereinigung nun weiter bergab, macht der Weg zunächst eine scharfe Links- und bald darauf eine scharfe Rechtskurve (in der man zusätzlich auch noch geradeaus weitergehen kann). Also links, dann wieder rechts. In der nächsten scharfen Rechtskurve verließ ich den Weg und trat auf eine kleine Lichtung hinaus. Hier führt ein Pfad hinunter zu einer Hütte, wo man wieder auf einen etwas breiteren Weg gelangt. Hier nach rechts in einen Tobel, und kurz davor auf einen kleinen Pfad scharf links hinunter. Dieser Pfad schlälngelt sich nun endgültig hinunter zu den Häusern im Gottschlägbachtal.

Puh - nicht ganz einfach! Aber man findet sich schon zurecht. Hauptsache man erwischt diesen letzten Pfad, er ist der einzige, der in der Nähe des Steinbruchs ins Gottschlägbachtal hinunter und nicht nach Ottenhöfen hinüberführt.

Man gelangt schließlich aufs Gelände des Steinbruchs, durch das man in wenigen Minuten linkswärts zum Wanderparkplatz Edelfrauengrabwasserfälle (377 m) zurückkommt.


Fazit

Der Karlsruher Grat mal ganz anders. Auch schön, aber nicht annähernd so schön wie die Runde mit dem Edelfrauengrab und Allerheiligen. Highlight ist und bleibt der Grat selbst, daneben sind der Herrenschrofen, der Brennte Schrofen und der Scherzenfelsen Besuche wert. Eine wirklich schöne Entdeckung ist der sehr lohnende (das Wort "lohnenswert" gibt es nicht, es ergibt auch keinen Sinn) Xaver-Winkler-Steig. Den kann ich nur empfehlen.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (4)


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georgb hat gesagt:
Gesendet am 6. März 2023 um 13:57
Sehr lobenswert deine Anmerkung zu lohnenswert ;-)

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. März 2023 um 14:00
Der Georg! Hast treffsicher das Wichtigste in dem ganzen Text entdeckt! ;o}

Herzlichs Grußerl!

Schubi hat gesagt:
Gesendet am 7. März 2023 um 10:33
Sehr hübsche Runde, Nik. Werd später im Jahr mal sehen, ob sie sich auch VERLOHNT ;o)

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. März 2023 um 10:49
Du musst halt Aufwand und Nutzen gegeneinander abwägen. Man nennt das (Aaaaaaachtung!):
Lohnkosten.


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