Dent de Ruth & Amelier


Publiziert von Bergmax , 4. September 2021 um 22:30.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Saanenland
Tour Datum:28 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   Gastlosenkette   CH-FR   CH-VD 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:Mittelberg - Grubenberghütte - Dent de Ruth (Normalweg) - Amelier - Grubenberghütte - Mittelberg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto via Abländschen zum Mittelberg(pass). Etwa 300 m nördlich der Passhöhe beschränkte Parkmöglichkeit.
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Felszahn mit 3D-Gipfelkreuz...

Eigentlich hätte es ganz in den Norden der Gastlosen gehen sollen. Nachdem aber im Bereich von Chalet Grat überhaupt keine einigermaßen legale Parkmöglichkeit zu finden war, ging es eben gleich weiter zum Mittelberg. Landschaftlich schön ist es dort überall.

Auf dem kurzen, steilen Kiesweg hoch zur Grubenberghütte (1839 m) stellt sich die Frage, welchen Gipfel ich denn nun eigenlich angehen soll. Zuckerspitz oder Ruth oder Savigny? Den Savigny scheide ich aus, weil er blöder zu erreichen ist als die anderen beiden. Und beim Zuckerspitz ist mir die Route nicht so richtig im Gedächtnis geblieben (hatte zwar mal einen Bericht dazu gelesen, das ist aber schon etwas her). Also auf zum Dent de Ruth. Das ist zwar der schwerste der drei, aber immerhin sollte es auch ohne Karte keine Probleme geben, der Wegspur zu folgen.

Den "Einstieg" im Sattel zwischen Amelier und Dent de Ruth erreiche ich sehr bequen über den markierten Wiesenweg. Dort beginnt ein steiler Pfad, der direkt auf den Felsriegel zuläuft. Stahlketten und wenige Eisentritte helfen über eine steile Rampe hinauf. Wer hier schon Probleme hat, sollte lieber wieder umkehren.
Oben in der Grasflanke wird es nur vorübergehend einfacher, denn Steilheit und Ausgesetztheit nehmen kontinuierlich zu, je näher man den Gipfelfelsen kommt. Weil der Boden schön trocken ist, komme ich trotzdem ganz gut vorwärts. Etwas nervig sind die stacheligen Disteln (oder was das auch immer ist), ständig man muss aufpassen, nicht versehentlich in so ein blödes Stachelding hineinzugreifen. An den "schlimmsten" Stellen gibt es Drahtseile, die ich recht hilfreich finde.
Nach den Drahtseilen wird das Gelände zunehmend schrofig und bald ist die Stelle erreicht, wo man sich für eine von zwei Schluchten entscheiden muss. In beiden sieht man Fixseile. Ich entscheide mich für die rechte. Eine gute Wahl, denn dort kann ich im Wesentlichen ohne große Probleme im Steilschutt hochlaufen. Oben stehe ich in einer kleinen Scharte. Zum Gipfel geht es in leichter Kraxelei nach links. Eigentlich gibt es nur eine einzige richtige Kletterstelle, nämlich einen kaum ausgesetzten etwa fünf Meter hohen Kamin, der sich mit wenigen IIer-Zügen erklettern lässt. Und dann stehe ich auch schon auf dem Gipfelgrat, dem ich über den höchsten Punkt des Dents de Ruth (Triangutationsstelle, 2236 m) zum nahen Gipfelkreuz folge.
Bei dem Kreuz gehen die Querbalken nicht in zwei, sondern in drei Richtungen. Ich dachte erst das sei so, damit es aus allen Richtungen wie ein Kreuz aussieht, aber tatsächlich soll es wohl darauf aufmerksam machen, dass sich hier die Kantone Bern, Waadt und Freiburg treffen.

Ausblick und Tiefblicke sind toll, ganz klar, ich bleibe aber nicht lange, weil immer wieder Wolken hochquellen und ich nicht eingenebelt werden möchte. Auf demselben Weg steige ich wieder bis an die Stelle ab, wo die beiden Schluchten beginnen. Dort versuche ich kurz, noch dem Südgipfel (= Westgipfel) einen Besuch abzustatten. Jedoch empfinde ich den Fels in der anderen Schlucht als so übel brüchig, dass die Motivation gleich weg ist und ich es lieber sein lasse. In Nachhinein hate ich gelesen, dass im SAC-Alpinwanderführer "Freiburg" (2014) dieser Weg als Aufstieg (und Abstieg) zu beiden Gipfel beschrieben wird. Wieso denn das? Ich würde den Schutt in der anderen Rinne diesen schlechten, steilen Felsen eindeutig vorziehen.

Im Abstieg wirkt der Weg durch die Grasflanke noch etwas exponierter als im Aufstieg, lässt sich aber - auch dank der Drahtseile - relativ "angenehm" begehen. Auch die Kraxelei an der untersten Felsstufe macht keine größeren Probleme, einzig den Kletterzug hinab zur obersten Eisenklammer finde ich etwas unangenehm. Vielleicht habe ich auch nur einen guten Tritt übersehen?

Obwohl kaum felsig, macht der Amelier optisch immer was her - entweder als langer Grat oder als schmaler Kegel. Also will ich da auch noch hoch. Für die 60 Höhenmeter am Grat braucht man keine Viertelstunde. Erwähnenswert ist eine kurze Passage direkt vor dem höchsten Punkt, wo sich der Grat schmal zusammenzieht. Wer nicht genügend schwindelfrei ist, könnte dort schon Probleme bekommen. Auf dem höchsten Punkt des Ameliers (2002 m) sitzt man dann mitten zwischen Grashalmen und Blumen und hat eine tolle Sicht zum Dent de Ruth. Auch hier ist mir keine gemütliche Gipfelpause vergönnt, weil ein unangenehm kalter Wind weht und schon wieder dunkle Wolken aufziehen. Also gehe ich lieber zügig zurück in den Sattel und auf dem bekannten Weg hinab zum Mittelbergpass (1633 m).

Schwierigkeiten & Gehzeiten

Mittelberg - Grubenberghütte - Sattel P. 1945: T2, hoch 1 h, runter 45 min
Sattel P. 1945 - Dent de Ruth: T5 / II, 1 h 30 min hoch und runter
(je nach Können ist ein Klettersteigset zu empfehlen, die Route ist aber nicht durchgesichert)
Sattel P. 1945 - Amelier: T3+, 20 min hoch und runter

Fazit - cooler T5-Gipfel mit angenehm kurzem Zustieg

Tourengänger: Bergmax


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