Über den Le Luisin zur Dents du Midi Haute Cime


Publiziert von cardamine , 24. Juli 2021 um 00:11.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum:18 Juli 2021
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2400 m
Abstieg: 2800 m
Strecke:26 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Les Marécottes (télécabine) - La Creusaz
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Van d'en Haut, Bushaltestelle am Campingplatz

Ziel dieser Tour war der höchste Gipfel der Dents du Midi, mit einer Schartenhöhe von 1796 m einer der 8 ultraprominenten Berge der Schweiz. Als Stützpunkt für die Besteigung bieten sich die Auberge de Salanfe oder die Cabane de Susanfe an. Die Auberge de Salanfe mit Blick auf den gleichnamigen See ist zweifelsohne der attraktivere Übernachtungsort. Beim Zustieg kann man darüber hinaus noch einen grossartigen Aussichtsberg, den Luisin mitnehmen.

Die Schwierigkeit der Haute Cime wird meiner Meinung nach unterschätzt, eine Bewertung mit T3 scheint mir aufgrund des über 40° steilen Gipfelhangs viel zu niedrig. Der auf der Topokarte als gestrichelte Linie dargestellte Weg existiert im oberen Bereich nicht mehr, die Wegspur verläuft jetzt weiter westlich im Hang. Eine Autobahn, wie es die Linie impliziert, ist aber nicht vorhanden. Vermutlich ist der Weg gegen Ende der Saison besser gespurt, bei den von uns angetroffenen Verhältnissen stufe ich die Schwierigkeit als T4+ ein.

Tag 1: Les Marécottes - Le Luisin - Cabane de Salanfe (T4 II)
Mit der Gondel geht es von Les Marécottes in die Feriensiedlung La Creusaz auf 1777 m Höhe. Ganz ohne Anstrengung bekommt man dort einen erstklassigen Blick auf das Mont Blanc-Massiv geschenkt. Über den Fahrweg gelangt man zum Beginn des blau-weiss markierten Alpinwegs. Unschwierig, aber steil geht es durch die Lawinenverbauungen zum Südostgrat des Luisin, auf der Topokarte als "Les Fleuriers" bezeichnet. Der Weg verläuft leider nicht auf, sondern unterhalb des Grates. Ein paar ausgesetzte felsige Passagen wurden gut mit einem dicken weissem Seil gesichert. Nach einer Lawinenauslöseanlage wird es endlich spannend: In bestem Fels wird die Südwand des Luisin erklettert, die dicken weissen Seile braucht man für den Aufstieg eigentlich gar nicht. Der Gipfel bietet einen tollen Ausblick auf das Ziel des nächsten Tages und theoretisch auch das Mont Blanc-Massiv, wären da nicht die Quellwolken... das Quellen will leider nicht enden und um 18 Uhr sollen wir bei der Auberge de Salanfe sein, also machen wir uns an den Abstieg zum Col d'Emaney, nun auf einem Bergwanderweg (T3). In der Combe de Col liegt noch viel Schnee, sodass man gut absurfen kann. Entlang des Seeufers geht es dann zur Auberge.

Tag 2: Cabane de Salanfe - Dents du Midi Haute Cime (T4+) - Van d'en Haut (T2)
In der Hoffnung, den angekündigten Quellwolken zu entgehen, starten wir weit vor den anderen Hüttenbesuchern und kommen so in den Genuss des im Morgenlicht rötlich leuchtenden Tour Salière - ein magischer Anblick. Wir wählen den Sommerweg zum Col de Susanfe. Früh in der Saison gibt es auf diesem Weg gefährliche Altschneefelder, weshalb es noch einen südlich verlaufenden Winterweg gibt, der die Steilstufe vor dem Pass umgeht. In der Tat treffen wir in den Rinnen noch auf zwei heikle Altschneefelder, die am Morgen zum Glück noch stabil waren. Auch die Ketten wurden an diesen Stellen noch nicht montiert. Dem Hüttenwanderer ist von diesem Weg zurzeit sicher noch abzuraten.

Vom Col de Susanfe zieht sich eine deutliche Spur den Schutthang der Haute Cime hoch, was wohl viele verleitet, sich beim Übergang zwischen den zwei Hütten an diesem Berg zu versuchen. Eine erste bröslige Kraxelstufe trennt aber schnell den Wanderer vom Bergsteiger. Über den Südgrat geht es auf einer steilen Schotterspur zum Col des Paresseux, ein kleines Plateau 200 m unterhalb des Gipfels. Dort die Enttäuschung: Der Gipfel ist komplett von dunklen Wolken umgeben, der Weiterweg nicht sichtbar. Die Hoffnung stirbt zuletzt, vielleicht steigt die Wolke ja noch... die Spur und Steinmänner führen nun auf die westliche Seite des Hangs. An der Stelle, wo laut der Topokarte ein Weg sein sollte, suchen wir vergeblich. Das Gelände ist nun noch steiler als zuvor schon, kommt man von der Spur ab, fängt das Geröll an zu rutschen. Ca. 50 m unterhalb des Gipfels versperrt ein Altschneewulst den Weg. Unsere Vorgänger müssen auch hier umgekehrt sein, denn im Schnee gibt es keinerlei Spuren. Links von uns verläuft die Felsrippe, die sich zum Gipfel zieht, doch an darüber kraxeln ist nicht zu denken, der Fels ist klatschnass. Das Geröll unter dem Weg ist mit matschigem Schnee bedeckt und auch nicht einladend... also zurück. Toni entdeckt etwas weiter unten eine Rutschspur, die er für einen Weg nach oben hält. Für jeden Schritt nach oben rutscht er zwei zurück. Mir fehlen die Kraft und die Motivation für diesen Kampf gegen das Geröll, ohnehin habe ich schon beschlossen, bei gutem Wetter wiederzukommen. Auf einen Ultra geht man schliesslich wegen der Aussicht. Ich kehre zum Col des Paresseux zurück, keine 10 Minuten später schreibt mir Toni, er hat das Gipfelkreuz gefunden. War wohl also doch nicht so schwer...

Beim Abstieg, fast schon wieder am Col de Susanfe, kommen uns dann noch zahlreiche Gruppen entgegen, die meisten davon mit Turnschuhen und teilweise sogar ohne Rucksack! Die deutliche Spur zu Beginn oder die Linie auf der Topokarte verleiten wohl dazu, diesen Berg zu unterschätzen.

Für den Abstieg wählen wir nun den Winterweg, auch hier gibt es noch Altschneefelder, aber der Hang ist deutlich flacher und die Felder eignen sich gut zum absurfen. Am Abzweig zum Sommerweg folgen wir dem Pfad, der bis zu einem Aussichtspunkt oberhalb des Westufers des Lac de Susanfe (P.2034) führt und steigen dann weglos zum Seeuferweg ab. Nach einer Glacépause bei der Cabane de Susanfe wandern wir hinab nach Van d'en Haut. Beim Campingplatz befindet sich die Bushaltestelle, von wo praktischerweise ein Kleinbus direkt nach Les Marécottes verkehrt.

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine


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Kommentare (2)


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Wanderer82 hat gesagt:
Gesendet am 24. Juli 2021 um 00:30
Ich als Kletterbanause, der auch schon bei einzelnen Ier-Stellen die Segel streichen musste, habe den Luisin ohne das geringste Knieschlottern bezwungen. Die IIer-Bewertung scheint mir (wenigstens mit den Seilen) doch etwas übertrieben, wenn ich das mit anderen Touren vergleiche, wo ich umkehren musste, die aber auch als maximal IIer ausgewiesen waren.

cardamine hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Juli 2021 um 01:07
Wir haben die Seile nicht benutzt und daher ist es meiner Meinung nach Fels II, ansonsten wäre eher eine Klettersteigbewertung angebracht.


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