Dents du Midi – der Weg zeigt Zähne
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rojosuiza darf länger im Bett bleiben; was er dadurch an Zeit verspielt, wird er nachher wieder einholen. Er wird nämlich den Bus nehmen können, der ihn von Les Marécottes nach Van en Haut bringt – das sind glatte zwei Stunden Wanderzeit und 300 Höhenmeter weniger. Dumm nur, dass der Bus nicht kommt. Dafür bekommt rojosuiza einen wunderschönen Einzug auf dem Wanderweg ins Vallon de Van, auf einem grüner Teppich.
Van en Haut ist lieblich, lauter Alphütten, die Ferienhäuser geworden sind, und alle geschmückt und beflaggt und mit Gartenmöbeln versehen, als ob es lauter Kneipen wären – und rojosuiza hat Durst! – aber alles ist Privat und eine Kneipe gibt es nicht. Die ‚buvette’ beim romantischen Camping ist auch zu. – Aber oben bei der Staumauer, da gibt es was zu trinken, verspricht ein Schild.
Die Mauer wird revidiert, der Untergrund verfestigt und verdichtet. Viele Bauarbeiter sind im Bergrestaurant. Dazu die Wanderer und die neue Art der Bergläufer. Nichts tragen sie mit ausser dünnes, hochmodernes Gewebe am Körper. Schöne lange Beine haben die jungen Knaben; es sind Rennpferde und rojosuiza ist eine alte Mähre…
In einem Graben beim Restaurant findet rojosuiza schöne Blümchen; jeden Tag findet er etwas Neues; oder es ist etwas Altes, was er längst wieder vergessen hat. Mühsam schleppt er sich das letzte Stück zum Col de Susanfe hinauf. Hier gilt es zu entscheiden, hinab zur Cabane de Susanfe –in der Hütte einkehren und auf der Terrasse die Aussicht geniessen, bevor man absteigt nach Champéry - oder noch 800 Hm hinauf, via den Col des Paresseux zur Haute Cime, dem höchste Gipfel der Dents du Midi. Was gibt die Entscheidung? – Die Tatsache, dass rojosuiza das letzte Mal an dieser Stelle, ermüdet vom Weg von Le Trétien, via den Col d'Emaney, zum Col de Susanfe entschieden hat, direkt abzusteigen? Oder doch die Tatsache, dass er eine Mutter mit ihrem Buben beschwingt absteigen sieht, und er davon ausgehen muss, dass sie vom Gipfel kommen? rojosuiza steigt hinan. Zwei Jünglingen begegnet er noch, die ihm weismachen, dass sie, wegen einer vergessenen Jacke, den Gipfel gleich zum zweiten Mal an diesem Tag gemacht haben. Es wird kalt und neblig. Die Jacke muss angezogen werden, die Mütze, die Handschuhe. Der Weg, der unten einfach zu finden ist, wird undeutlich. rojosuiza passiert den Col des Paresseux, und sieht dort nichts weiter, nur dass der Weg fast flach verläuft. Er arbeitet sich durch Bänder von Schotter und Fels nach oben. Wo ist der Gipfel? – Na ja, oben wird er wohl sein, aber zu sehen ist so gut wie nichts mehr. Kurz öffnet sich eine Lücke in Nebel und rojosuiza erkennt das Gipfelkreuz. Jetzt hat er die Richtung im Visier, und bald ist er oben. Sicht 10-25 Meter, Aussicht null. Aber oben ist man, auf der Haute Cime! die man so weit ins Land hinein sieht, wenn man an den Ufern des Genfersees sich befindet.
Es ist spät. Der Weg nach Champéry ist lang. Es geht genau 2200 Hm hinunter. Rasch jetzt. Zügig steigt rojosuiza ab. Beim Col des Paresseux eine Aufhellung: das stehen sie ja wohl, die Paresseux, ein paar Steinsäulen auf dem sonst ebenen Pass./ Wer faul ist, muss ewig rasten, das Los aller Paresseux! Keine Zeit für eine Rast für, nicht einmal für ein Foto. Geschwind hinab zum Col de Susanfe. Im Eilschritt zur Hütte. Nein, kein Getränk, weiter, bevor es Nacht wird…
Diese Route hat nämlich eine Schlüsselstelle. Sie liegt nicht hoch oben am Berg, sie ist weit unten, unterhalb der Hütte. Es ist der Pas d'Encel, lieber nicht darin von der Nacht ereilt werden. Hier braucht es nicht nur die Füsse, sondern beide Hände, es braucht Konzentration und Vorsicht. Schwer hängen Ketten an fast allen Stellen. Tief hinab geht es unter einem, in den Abgrund. Die Passage hängt förmlich in der Luft. Die Kennzeichnung des Bergweges ist weiss-rot-weiss. Sie verdient weiss-blau-weiss. Wer hat, um Gottes Willen erwogen, hier einen Weg anzulegen? Wer hat diesen Weg nur gemacht? – Es ist die einzige mögliche Linienführug, zugegeben, aber wenn man sich das Gelände ohne diesen bestehenden Weg vorstellen kann, kann man nur schliessen, dass es hier keinen Weg hindurch geben kann. Der Wanderweg auf die Dents du Midi, hier zeigt er Zähne. – Wie viele werden hier beim Aufstieg von Champéry wohl umkehren, abgeschreckt von der schröcklichen Luftigkeit der Passage?
rojosuiza rennt fast. Will er es den jugendlichen Bergläufern gleichtun? – Das nicht, aber so weit wie möglich weg von dieser Ausgesetztheit, bevor das letzte Licht geht. Im Tal der Hütte von Susanfe ist es schon recht dunkel, blickt man zurück, aber hier ist man westexponiert und das Tageslicht schwindet hier zuletzt. rojosuiza trifft auf die Buvette und Cabane de Bonavau, ein paar freundlich erleuchtete Fenster im Dunkel. Der Ort fühlt sich ganz seltsam angenehm an. Aber rojosuiza hat sich schon entschieden: er steigt heute noch ab nach Champéry und gewinnt von da aus sein Feriendomizil. Und so geschieht es.
Das Fahren in einer Bergbahn in der Nacht und in unbekanntem Gelände ist ein verwirrendes Spiel: überall, auf jeder Höhe Lichter, die sich wie um einen drehen! Um ein Uhr in der Früh ist rojosuiza in Brig, um zwei Uhr in seinem Bett!
Grossartige Planung, grandiose Tour!
Van en Haut ist lieblich, lauter Alphütten, die Ferienhäuser geworden sind, und alle geschmückt und beflaggt und mit Gartenmöbeln versehen, als ob es lauter Kneipen wären – und rojosuiza hat Durst! – aber alles ist Privat und eine Kneipe gibt es nicht. Die ‚buvette’ beim romantischen Camping ist auch zu. – Aber oben bei der Staumauer, da gibt es was zu trinken, verspricht ein Schild.
Die Mauer wird revidiert, der Untergrund verfestigt und verdichtet. Viele Bauarbeiter sind im Bergrestaurant. Dazu die Wanderer und die neue Art der Bergläufer. Nichts tragen sie mit ausser dünnes, hochmodernes Gewebe am Körper. Schöne lange Beine haben die jungen Knaben; es sind Rennpferde und rojosuiza ist eine alte Mähre…
In einem Graben beim Restaurant findet rojosuiza schöne Blümchen; jeden Tag findet er etwas Neues; oder es ist etwas Altes, was er längst wieder vergessen hat. Mühsam schleppt er sich das letzte Stück zum Col de Susanfe hinauf. Hier gilt es zu entscheiden, hinab zur Cabane de Susanfe –in der Hütte einkehren und auf der Terrasse die Aussicht geniessen, bevor man absteigt nach Champéry - oder noch 800 Hm hinauf, via den Col des Paresseux zur Haute Cime, dem höchste Gipfel der Dents du Midi. Was gibt die Entscheidung? – Die Tatsache, dass rojosuiza das letzte Mal an dieser Stelle, ermüdet vom Weg von Le Trétien, via den Col d'Emaney, zum Col de Susanfe entschieden hat, direkt abzusteigen? Oder doch die Tatsache, dass er eine Mutter mit ihrem Buben beschwingt absteigen sieht, und er davon ausgehen muss, dass sie vom Gipfel kommen? rojosuiza steigt hinan. Zwei Jünglingen begegnet er noch, die ihm weismachen, dass sie, wegen einer vergessenen Jacke, den Gipfel gleich zum zweiten Mal an diesem Tag gemacht haben. Es wird kalt und neblig. Die Jacke muss angezogen werden, die Mütze, die Handschuhe. Der Weg, der unten einfach zu finden ist, wird undeutlich. rojosuiza passiert den Col des Paresseux, und sieht dort nichts weiter, nur dass der Weg fast flach verläuft. Er arbeitet sich durch Bänder von Schotter und Fels nach oben. Wo ist der Gipfel? – Na ja, oben wird er wohl sein, aber zu sehen ist so gut wie nichts mehr. Kurz öffnet sich eine Lücke in Nebel und rojosuiza erkennt das Gipfelkreuz. Jetzt hat er die Richtung im Visier, und bald ist er oben. Sicht 10-25 Meter, Aussicht null. Aber oben ist man, auf der Haute Cime! die man so weit ins Land hinein sieht, wenn man an den Ufern des Genfersees sich befindet.
Es ist spät. Der Weg nach Champéry ist lang. Es geht genau 2200 Hm hinunter. Rasch jetzt. Zügig steigt rojosuiza ab. Beim Col des Paresseux eine Aufhellung: das stehen sie ja wohl, die Paresseux, ein paar Steinsäulen auf dem sonst ebenen Pass./ Wer faul ist, muss ewig rasten, das Los aller Paresseux! Keine Zeit für eine Rast für, nicht einmal für ein Foto. Geschwind hinab zum Col de Susanfe. Im Eilschritt zur Hütte. Nein, kein Getränk, weiter, bevor es Nacht wird…
Diese Route hat nämlich eine Schlüsselstelle. Sie liegt nicht hoch oben am Berg, sie ist weit unten, unterhalb der Hütte. Es ist der Pas d'Encel, lieber nicht darin von der Nacht ereilt werden. Hier braucht es nicht nur die Füsse, sondern beide Hände, es braucht Konzentration und Vorsicht. Schwer hängen Ketten an fast allen Stellen. Tief hinab geht es unter einem, in den Abgrund. Die Passage hängt förmlich in der Luft. Die Kennzeichnung des Bergweges ist weiss-rot-weiss. Sie verdient weiss-blau-weiss. Wer hat, um Gottes Willen erwogen, hier einen Weg anzulegen? Wer hat diesen Weg nur gemacht? – Es ist die einzige mögliche Linienführug, zugegeben, aber wenn man sich das Gelände ohne diesen bestehenden Weg vorstellen kann, kann man nur schliessen, dass es hier keinen Weg hindurch geben kann. Der Wanderweg auf die Dents du Midi, hier zeigt er Zähne. – Wie viele werden hier beim Aufstieg von Champéry wohl umkehren, abgeschreckt von der schröcklichen Luftigkeit der Passage?
rojosuiza rennt fast. Will er es den jugendlichen Bergläufern gleichtun? – Das nicht, aber so weit wie möglich weg von dieser Ausgesetztheit, bevor das letzte Licht geht. Im Tal der Hütte von Susanfe ist es schon recht dunkel, blickt man zurück, aber hier ist man westexponiert und das Tageslicht schwindet hier zuletzt. rojosuiza trifft auf die Buvette und Cabane de Bonavau, ein paar freundlich erleuchtete Fenster im Dunkel. Der Ort fühlt sich ganz seltsam angenehm an. Aber rojosuiza hat sich schon entschieden: er steigt heute noch ab nach Champéry und gewinnt von da aus sein Feriendomizil. Und so geschieht es.
Das Fahren in einer Bergbahn in der Nacht und in unbekanntem Gelände ist ein verwirrendes Spiel: überall, auf jeder Höhe Lichter, die sich wie um einen drehen! Um ein Uhr in der Früh ist rojosuiza in Brig, um zwei Uhr in seinem Bett!
Grossartige Planung, grandiose Tour!
Tourengänger:
rojosuiza

Communities: Alleingänge/Solo
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