Eine Wasserfallstudie im Oberbaselbiet
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Im Oberbaselbiet finde ich immer wieder Ecken die ich kaum kenne und Überraschendes zu bieten haben. Vor allem den Tafeljura habe ich wegen vermeintlich "langweiliger" Topographie - Im Prinzip sind es sanftwellige 500-600m hohe, durch enge Erosionstäler unterteilte, Hochflächen mit wenigen markanten "Gipfeln" die man ansteuern könnte - oft links liegen gelassen und habe eher die vermeintlich spannendere erste Kettenjurakette an der Grenze zum Solothurnischen angepeilt.
Hatte ich bisher auch eher "Gipfel" und Burgruinen avisiert, galt mein Interesse diesmal in erster Linie den Wasserfällen, die ich ja im Rahmen eines grösseren Projektes auch gerne systematisch erfassen würde. Eine (Online)recherche zeigt dass dies auch nötig erscheint. Sind die Informationen doch recht spärlich und zum Teil verwirrend. So wird praktisch jeder grössere Fall "Giessen" genannt, oft mit dem Zusatz der Ortschaft in der er sich befindet. Aber auch da sind sich nicht alle einig, so wird der bekannte Kilchberger Giessen auch oft als Zeglinger Giessen bezeichnet (vor allem in Zeglingen!) etc.
Begleitet von einem ukrainischen und einem kurdischen Bekannten, starten wir die Tour von der Station Sommerau des "Läufelfingerli" aus. Durch das Tal des Chrintelbaches gelangen wir bei frühlingshaftem Wetter in den romantischen Stierengraben, an dessen Ende einen die beindruckende Arena des "Rünenberger Giessen" erwartet. (Oder "Rümlinger Giessen" wie er, vor allem in Rümlingen, auch genannt wird). Kurz davor kommt man schon an einem kleineren, knapp 3 Meter hohen Wasserfall vorbei, den ich meinen Gästen in feierlicher Begeisterung als höchster Wasserfall der Nordwestschweiz und Höhepunkt unserer Wanderung vorstelle, was mit einem höflich-betretenen Nicken quittiert wird. Ein paar Schritte weiter dann... wow... von einer geschätzt etwa 18 Meter hohen klassisch halbkreisförmigen Klippe stürzt sich der Chrintelbach in ein Becken. Staunend stehen wir vor dem Schauspiel während ich eine Einführung in ukrainische und kurdische Schimpfwörter bekomme ("Mudak" heisst wohl soviel wie "blödes Ars..." auf Ukrainisch?). Meistens malt man sich ja die Dinge schöner aus als sie tatsächlich sind, hier wie bei allen anderen heutigen Wasserfällen war das Gegenteil der Fall, und der Bach hat noch relativ wenig Wasser geführt, bei Hochwasser ist das der Rünenberger Niagara :) (T1)
Ca. 200 Meter vor dem Wasserfall ist auf den Felsen nördlich des Grabens ein Erdwerk, die Wallburg Rünenberg, verzeichnet, aber mir ist kein einladender Zustieg von Unten aufgefallen.
Links vom Wasserfall führt ein schön angelegter Steig auf die Fläche ob dem Fall mit einer idyllischen Grillstelle. Nach der Brücke fordert ein Schild nachdrücklich auf auf dem Wanderweg zu bleiben - was wir ja auch vorhatten - aber nun zwang uns kindlicher Trotz dem Bachverlauf weiter zu folgen. Durch ein Privatgrundstück mit ausdrücklichem Betretungsverbot (Der Kurde hat das Schild kaum wahrgenommen, der etwas nervöse Ukrainer fragt ob die Leute hier warnen bevor sie schiessen... da kommen die unterschiedlichen Sozialisationen zum Vorschein!) kommen wir zum Strässchen das den Bach überquert. Diesem folgen wir nordöstlich bis Punkt 576 nach dem Schiessstand. Dort östlich (der einzige Wegabschnitt heute der kurz die 600 Meter Marke überschreitet) bis Kilchberg, das in der Tat eine auffällige Kilche hat. Der Wanderweg führt steil runter ins Eital, und dann frecherweise der engen Autostrasse ohne Trottoir (und teilweise ohne jegliche Ausweichmöglichkeit während Hobbyrennfahrer in Oldtimern an einem vorbeirasen) entlang zum nahen "Kilchberger Giessen", dem wohl bekanntesten Wasserfall des Baselbietes. Ein Bilderbuchwasserfall, aus ca. 10m Höhe stürzt der recht wasserführende Eibach in ein Becken, dass im Sommer sicherlich zum Bade einlädt. (T1)
Von Osten stürzt in zweiter, unscheinbarerer aber noch höherer Wasserfall herunter, rechts über diesem fällt mir eine Wegspur auf. Da anscheinend die Autostrasse durch das Eital effektiv der offizielle Wanderweg ist (?!?) und es keinen anderen Weg durch das recht sumpfige Eital gibt, versuchen wir eine andere Variante. Wir gehen die Strasse einige Meter zurück bis ein Holzsteg den Eibach überquert, und versuchen den von unten gesehenen, nicht verzeichneten Pfad (kurz über den Fällen etwas exponiert). Dieser verläuft schnell im Nichts, eine Spur scheint steil aufwärts weiter den Klippen entlangzuführen, aber mir scheint dies zu uneinsichtig, so kämpfen wir uns ostwärts knapp 200m dem wilden Graben des Seitenbächleins entlang bis wir in der Nähe einer Hütte den Wald verlassen. (T2-T3)
Auf der Hochfläche laufen wir querfeld bis Wensligen. Dort bei der ARA in die "Bettistiegi" wo man bald linkerhand einen weiteren Wasserfall, die Wasserflue (respektive den Wasserfluefall?) über die Kante stürzen sieht. An der bekannten "Bruederloch" Höhle vorbei gelangt man über den schönen Pfad und einer nicht verzeichneten Abzweigung nach links direkt bis runter zum versteckten Wasserfall, über dessen Höhe man erstaunt ist. Dort befindet sich auch die vergitterte "Bärenhöhle" Obwohl mir mit seinen etwa 30-35m kein Höherer im Baselbiet gewahr ist, ist er recht unbekannt. Von der knapp 250 Meter entfernten Strasse aus ist nur der oberste Teil ersichtlich, und auch dies nur wenn man sich achtet.
Durch ein Biotop und das Schussfeld des Schiessplatzes (der Ukrainer wird wieder etwas nervös) kommen wir zur Strasse, die wir etwa 200 Meter benützen müssen, bis rechts wieder ein Wanderweg in den Wald hoch abbiegt. Dieser traversiert den doch recht steilen Hang des "Burgholde" Richtung Tecknau. Unsere etwas magere Höhenmeterbilanz heute polieren wir durch einen Abstecher zur Ödenburg auf, wo der Ukrainer doch allen Ernstes einen Wodka auspackt ("Chipfelschnaaps... ist schweizerr Tradition, nicht?...") und von dort dann bestens gelaunt runter nach Tecknau. (T2)
Da dort die S-Bahn gerade abgefahren ist, laufen wir auch noch die etwa 5 Kilometer bis zum Bahnhof Gelterkinden auf dem Wanderweg. Das muss man, erst recht nüchtern, wohl nicht unbedingt gemacht haben, aber zumindest habe ich mal den recht schönen, intakten Dorfkern von Gelterkinden gesehen.
Wanderung gemacht mit Vladimir und Özkhan. Von den 5,5h waren knapp 1,5h Pause.
Fazit: Der Basler Tafeljura hat die schönsten Wasserfälle des Baselbiets. Während es im Kettenjura oft stromschnellenartig über mehrere Stufen geht, erlauben die ungeschichteten harten Kalksteinplatten die Enstehung klassischer Bilderbuchfälle, wo man auch hinter den Fall gelangen gang.
Der Routenverlauf (ich habe kein GPS):
https://s.geo.admin.ch/875fbfc946
PS: Ich erstelle gerade - analog zu meiner "Kulturgüterkarte", eine Karte mit bemerkenswerten Wasserfällen (blau) und einigen Höhlen (schwarz) im TNW Gebiet. Wenn jemandem noch ein Geheimtipp einfällt der darauf fehlt soll mir dies bitte mitteilen, oder selbst in die editierbare Karte eintragen (in roter Schrift bitte damit ich es sehe).
https://s.geo.admin.ch/8764cb6c8e
Nachtrag: Nur Fälle (besser dargestellt), die mit Fragezeichen sind zu überprüfen
https://s.geo.admin.ch/876a87f6c4
Hatte ich bisher auch eher "Gipfel" und Burgruinen avisiert, galt mein Interesse diesmal in erster Linie den Wasserfällen, die ich ja im Rahmen eines grösseren Projektes auch gerne systematisch erfassen würde. Eine (Online)recherche zeigt dass dies auch nötig erscheint. Sind die Informationen doch recht spärlich und zum Teil verwirrend. So wird praktisch jeder grössere Fall "Giessen" genannt, oft mit dem Zusatz der Ortschaft in der er sich befindet. Aber auch da sind sich nicht alle einig, so wird der bekannte Kilchberger Giessen auch oft als Zeglinger Giessen bezeichnet (vor allem in Zeglingen!) etc.
Begleitet von einem ukrainischen und einem kurdischen Bekannten, starten wir die Tour von der Station Sommerau des "Läufelfingerli" aus. Durch das Tal des Chrintelbaches gelangen wir bei frühlingshaftem Wetter in den romantischen Stierengraben, an dessen Ende einen die beindruckende Arena des "Rünenberger Giessen" erwartet. (Oder "Rümlinger Giessen" wie er, vor allem in Rümlingen, auch genannt wird). Kurz davor kommt man schon an einem kleineren, knapp 3 Meter hohen Wasserfall vorbei, den ich meinen Gästen in feierlicher Begeisterung als höchster Wasserfall der Nordwestschweiz und Höhepunkt unserer Wanderung vorstelle, was mit einem höflich-betretenen Nicken quittiert wird. Ein paar Schritte weiter dann... wow... von einer geschätzt etwa 18 Meter hohen klassisch halbkreisförmigen Klippe stürzt sich der Chrintelbach in ein Becken. Staunend stehen wir vor dem Schauspiel während ich eine Einführung in ukrainische und kurdische Schimpfwörter bekomme ("Mudak" heisst wohl soviel wie "blödes Ars..." auf Ukrainisch?). Meistens malt man sich ja die Dinge schöner aus als sie tatsächlich sind, hier wie bei allen anderen heutigen Wasserfällen war das Gegenteil der Fall, und der Bach hat noch relativ wenig Wasser geführt, bei Hochwasser ist das der Rünenberger Niagara :) (T1)
Ca. 200 Meter vor dem Wasserfall ist auf den Felsen nördlich des Grabens ein Erdwerk, die Wallburg Rünenberg, verzeichnet, aber mir ist kein einladender Zustieg von Unten aufgefallen.
Links vom Wasserfall führt ein schön angelegter Steig auf die Fläche ob dem Fall mit einer idyllischen Grillstelle. Nach der Brücke fordert ein Schild nachdrücklich auf auf dem Wanderweg zu bleiben - was wir ja auch vorhatten - aber nun zwang uns kindlicher Trotz dem Bachverlauf weiter zu folgen. Durch ein Privatgrundstück mit ausdrücklichem Betretungsverbot (Der Kurde hat das Schild kaum wahrgenommen, der etwas nervöse Ukrainer fragt ob die Leute hier warnen bevor sie schiessen... da kommen die unterschiedlichen Sozialisationen zum Vorschein!) kommen wir zum Strässchen das den Bach überquert. Diesem folgen wir nordöstlich bis Punkt 576 nach dem Schiessstand. Dort östlich (der einzige Wegabschnitt heute der kurz die 600 Meter Marke überschreitet) bis Kilchberg, das in der Tat eine auffällige Kilche hat. Der Wanderweg führt steil runter ins Eital, und dann frecherweise der engen Autostrasse ohne Trottoir (und teilweise ohne jegliche Ausweichmöglichkeit während Hobbyrennfahrer in Oldtimern an einem vorbeirasen) entlang zum nahen "Kilchberger Giessen", dem wohl bekanntesten Wasserfall des Baselbietes. Ein Bilderbuchwasserfall, aus ca. 10m Höhe stürzt der recht wasserführende Eibach in ein Becken, dass im Sommer sicherlich zum Bade einlädt. (T1)
Von Osten stürzt in zweiter, unscheinbarerer aber noch höherer Wasserfall herunter, rechts über diesem fällt mir eine Wegspur auf. Da anscheinend die Autostrasse durch das Eital effektiv der offizielle Wanderweg ist (?!?) und es keinen anderen Weg durch das recht sumpfige Eital gibt, versuchen wir eine andere Variante. Wir gehen die Strasse einige Meter zurück bis ein Holzsteg den Eibach überquert, und versuchen den von unten gesehenen, nicht verzeichneten Pfad (kurz über den Fällen etwas exponiert). Dieser verläuft schnell im Nichts, eine Spur scheint steil aufwärts weiter den Klippen entlangzuführen, aber mir scheint dies zu uneinsichtig, so kämpfen wir uns ostwärts knapp 200m dem wilden Graben des Seitenbächleins entlang bis wir in der Nähe einer Hütte den Wald verlassen. (T2-T3)
Auf der Hochfläche laufen wir querfeld bis Wensligen. Dort bei der ARA in die "Bettistiegi" wo man bald linkerhand einen weiteren Wasserfall, die Wasserflue (respektive den Wasserfluefall?) über die Kante stürzen sieht. An der bekannten "Bruederloch" Höhle vorbei gelangt man über den schönen Pfad und einer nicht verzeichneten Abzweigung nach links direkt bis runter zum versteckten Wasserfall, über dessen Höhe man erstaunt ist. Dort befindet sich auch die vergitterte "Bärenhöhle" Obwohl mir mit seinen etwa 30-35m kein Höherer im Baselbiet gewahr ist, ist er recht unbekannt. Von der knapp 250 Meter entfernten Strasse aus ist nur der oberste Teil ersichtlich, und auch dies nur wenn man sich achtet.
Durch ein Biotop und das Schussfeld des Schiessplatzes (der Ukrainer wird wieder etwas nervös) kommen wir zur Strasse, die wir etwa 200 Meter benützen müssen, bis rechts wieder ein Wanderweg in den Wald hoch abbiegt. Dieser traversiert den doch recht steilen Hang des "Burgholde" Richtung Tecknau. Unsere etwas magere Höhenmeterbilanz heute polieren wir durch einen Abstecher zur Ödenburg auf, wo der Ukrainer doch allen Ernstes einen Wodka auspackt ("Chipfelschnaaps... ist schweizerr Tradition, nicht?...") und von dort dann bestens gelaunt runter nach Tecknau. (T2)
Da dort die S-Bahn gerade abgefahren ist, laufen wir auch noch die etwa 5 Kilometer bis zum Bahnhof Gelterkinden auf dem Wanderweg. Das muss man, erst recht nüchtern, wohl nicht unbedingt gemacht haben, aber zumindest habe ich mal den recht schönen, intakten Dorfkern von Gelterkinden gesehen.
Wanderung gemacht mit Vladimir und Özkhan. Von den 5,5h waren knapp 1,5h Pause.
Fazit: Der Basler Tafeljura hat die schönsten Wasserfälle des Baselbiets. Während es im Kettenjura oft stromschnellenartig über mehrere Stufen geht, erlauben die ungeschichteten harten Kalksteinplatten die Enstehung klassischer Bilderbuchfälle, wo man auch hinter den Fall gelangen gang.
Der Routenverlauf (ich habe kein GPS):
https://s.geo.admin.ch/875fbfc946
PS: Ich erstelle gerade - analog zu meiner "Kulturgüterkarte", eine Karte mit bemerkenswerten Wasserfällen (blau) und einigen Höhlen (schwarz) im TNW Gebiet. Wenn jemandem noch ein Geheimtipp einfällt der darauf fehlt soll mir dies bitte mitteilen, oder selbst in die editierbare Karte eintragen (in roter Schrift bitte damit ich es sehe).
https://s.geo.admin.ch/8764cb6c8e
Nachtrag: Nur Fälle (besser dargestellt), die mit Fragezeichen sind zu überprüfen
https://s.geo.admin.ch/876a87f6c4
Hike partners:
Alpenner
Communities: Gipfel der Nordwest-Schweiz (AG, BL, BS, JU, SO und BE-Jura), Juragebirge - Massif du Jura
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