Transpfalz - Tag 3. Felsen und Burgen, oder: Von Hofstätten nach Rodalben


Publiziert von Nik Brückner , 14. Mai 2020 um 16:49.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:24 April 2011
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 650 m
Strecke:25km
Unterkunftmöglichkeiten:Siehe Text

Naja, Transpfalz.... Die gesamte Pfalz ist größer (und auch ein wenig langweiliger) als diese Durchquerung des Pfälzerwalds, die ich vor einigen Jahren unternommen habe. Dabei ging es aber immerhin durch den ganzen Pfälzerwald, in drei Tagen von Bad Dürkheim nach Rodalben. Rodalben deshalb, weil Primasens nun wirklich nicht der attraktivste Zielort ist, und es andererseits auf die paar Meter auch nicht wirklich mehr ankommt. Rodalben passt schon.

Nachdem wir am ersten Tag von Bad Dürkheim nach Esthal und am zweiten Tag
von Esthal nach Hofstätten gewandert waren, führte meine Wanderfreundin Mirja und mich dieser dritte Tag von Hofstätten nach Rodalben. Die Details folgen sogleich. Hier erst noch einmal die Daten für den gesamten Dreitager:

Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 2450 m
Abstieg: 2200 m
Strecke: 78km



Tag 3: Hofstätten - Rodalben

Am letzten Tag unserer Durchquerung des Pfälzerwalds blieben wir dem Blau-Roten Weg zunächst treu: Er führt von Hofstätten (425 m) aus hinüber auf die Mühlenberger Ebene, wo man auf das blaue Plus stößt.

Hier hatten wir ein äußerst seltenes Erlebnis: Rechts von uns, nicht weit vom Weg entfernt, stand eine Gruppe Hirschkühe, die uns eine Zeit lang nicht bemerkte. Wir näherten uns vorsichtig, und zückten die Kameras. In diesem Augenblick wurde die erste auf uns aufmerksam, dann die nächste, dann die dritte - und dann waren sie weg, noch bevor eine(r) von uns auf den Auslöser drücken konnte. Das war das einzige Mal, dass ich Hirsche im Pfäzerwald gesehen habe.

Wir folgten dem Blauen Plus nach rechts, über die Ebene, und wechselten bald auf das Grüne Plus, das, vom Johanniskreuz her kommend, hinunter zur Burg Gräfenstein führt. Es geht dem Höhenrücken von Mühlenberg und Winschertberg entlang, und der hübsche Weg passiert dabei einige schöne Felsen, darunter der markante Jagdfelsen (460 m). Dann führt das Grüne Plus am Wanderparkplatz Burg Gräfenstein (375 m) vorbei hinauf auf den steilen Bergkegel, auf dem die Burg Gräfenstein (437 m) steht.

Die Burg Gräfenstein wurde auf einem 12 Meter hohen, natürlichen Felsplateau errichtet. Erstmals erwähnt wurde sie 1237 in einer Urkunde der Grafen von Leiningen, die zentrale Anlage mit Bergfried und Palas (Oberburg) stammt aber vermutlich bereits aus dem 12. Jahrhundert. 1317 gelangte die Burg in den Besitz der Linie Leiningen-Dagsburg (das heutuige Dabo in den Nordvogesen), die aber schon fünfzig Jahre später große Teile Gräfensteins an Kurfürst Ruprecht I. von der Pfalz verkaufen mussten. Durch Heirat gelangte die Burg aber 1421 wieder an die Leininger, diesmal an die Grafen von Leiningen-Hardenburg. Diese ließen besonders die Unterburg erweitern.

1540 wurde die Burg an den Pfalzgrafen Ruprecht von Pfalz-Veldenz verkauft, der sie als seinen neuen Wohnsitz nutzte. Nach seinem Tod 1544 wechselten die Eigentümer, bis die Burg samt den dazugehörigen Dörfern ("Gräfensteiner Land") 1570 in badischen Besitz überging.

Eine erste Zerstörung erfolgte 1525 im Bauernkrieg, während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burg dann bei einem Brand zur Ruine, und war danach endgültig unbewohnbar. Im 20 Jahrhundert fanden dann mehrere Sicherungsmaßnahmen an der gut erhaltenen Ruine statt.


Rundgang

Die Burg Gräfenstein ist heute eine der bedeutendsten stauferzeitlichen Burganlagen in Rheinland-Pfalz. Ihre Länge beträgt etwa 80 m, ihre Breite etwa 60 m. Die Oberburg wird beherrscht von dem siebeneckigen Bergfried, der in Deutschland einzigartig ist. Der 17 Meter hohe Turm, der eine schöne Aussicht bietet, kann bestiegen werden.

Der Bergfried wird von einer Mantelmauer geschützt, die die fünfseitige Oberburg begrenzt. Das Zugangstor ist nicht erhalten. Im nördlichen Teil der Oberburg steht noch der stauferzeitliche Palas, dessen Mauerwerk bis zur Traufhöhe erhalten ist. Seine Fenster wurden im Spätmittelalter erneuert, lassen aber die romanischen Bögen noch erkennen. Zu sehen sind auch die Sitznischen, Kamine und der Aborterker in der Außenmauer. Spätmittelalterliche Zutaten der Oberburg sind der Abortturm und ein Treppenturm des 16. Jahrhunderts.

Die Unterburg, die ringförmig um die Oberburg angeordnet ist, geht in Teilen noch auf die späte Stauferzeit zurück. Der nördliche Abschnitt mit dem Zwinger dürfte aus dem 15. Jahrhundert stammen. Zwei kleine Rundtürme mit Schießscharten für Handfeuerwaffen schützten den Zugang an der Nordostseite. Dort sind noch Fahrzeugrillen zu sehen.

Entlang der Ringmauer sind Reste zweigeschossiger Wohngebäude zu erkennen. Es lassen sich sieben Wohneinheiten identifizieren. Zu jedem Obergeschossraum gehörte ein Kamin, flankiert von zwei Spitzbogenfenstern mit seitlichen Sitzen, sowie ein Abort in der Raumecke. Diese Gebäude bezeugen die Anwesenheit einer größeren Burgbesatzung.


Nach der Besichtigung der Burg wanderten wir auf dem Blau-Weißen Weg hinunter ins Tal, passierten dabei die Gräfensteinhütte des PWV (298 m), und langten schließlich in Merzalben (281 m) an. Die Blau-Weiße Markierung führt durch den Ort, und danach ein letztes Mal durch den Wald, hinüber nach Rodalben. Doch noch waren wir nicht am Ziel.

Man gelangt am Wanderparkplatz Hirschbrunnen (265 m) ins Tal der Rodalb, dort, wo ich einige Jahre später meine Wanderung am Felsenwanderweg Rodalben starten sollte. Der Blau-Weiße Weg passiert in der Folge noch einige der 130 Felsen am Felsenwanderweg, darunter der Rappenkopffels (338 m) und der Rappenteichfels (334 m), bevor es schließlich nach Rodalben (256 m) hinuntergeht.


Den Aufstieg ins ästhetisch eher anspruchslose Pirmasens ersparten wir uns, wie gesagt. 25 Kilometer genügten uns für den Abschlusstag. Und so eisten wir erst einmal kräftig ein, genossen die Frühlingssonne, und machten uns dann auf den Weg zum Bahnhof, um von dort aus mit dem Zug nach Bad Dürkheim zurückzukehren.


Gesamtfazit:

Ein schöner, langer Dreitager! Als Durchquerung vielleicht nicht ideal, da würde ich heute, in besserer Kenntnis der Gegend, eine ganz andere Route wählen, aber im Ganzen doch schön, und vor allem gespickt mit Highlights, die diese Wanderung auch zu einer Besichtigungstour machten. Mich hat dieser Transpfalz vor allem zu der Idee inspiriert, das Ganze mal im Winter zu machen, mit Hüttenunterstützung. Aber dazu müsste es im Pfälzerwald mal drei Tage am Stück Schnee haben - und das gibt's wahrlich selten. Aber warten wir's mal ab. Vielleicht ist es ja irgendwann soweit!

Mein Dank geht an Mirja, die viel Spaß an dieser Idee hatte, und drei Tage lang mit mir durch die Pfalz gezogen ist. Schön war's!


Tourengänger: Nik Brückner


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