Sieben-Ruinen Runde im Neckartal


Publiziert von Nik Brückner , 1. Dezember 2014 um 20:17.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum:25 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:15,5km

Sieben Ruinen auf einer einzigen Tour? Das geht! Im Neckartal, zwischen Neckarsteinach und Neckargemünd. Allein N'steinach ist als Vierburgenstadt bekannt.


Schnelle Anfahrt, mit "Moving Pictures" von Rush gibg's ins Neackartal. Losgez direkt in Zentrum von N'steinach. Das ist ein nett's Örtl, in dem man sich ruhig mal umsehen sollte. Zum Beispiel in der heute evangelischen Kirche:

Der spätgotische Bau wurde 1483 durch Blicker XIV. Landschad von Steinach errichtet und 1777/78 erweitert. In der Kirche sind zahlreiche Epitaphien der Landschad von Steinach erhalten. Das älteste zeigt Ulrich V. Landschad von Steinach († 1369) und gilt als eines der frühesten figürlichen Grabmäler am Oberrhein. Der Ritter ist farbig und in voller Rüstung dargestellt. Zu sehen sind auch das Grabmal für Hennel Landschad († 1377) und seine Gemahlin Mia von Sickingen sowie das Grabmal für Blicker XIV. Landschad von Steinach und seine Ehefrau Mia von Helmstatt.

Aus der Kirche hinaus, rechts und zwei mal links, dann hinauf auf den schmalen Bergsporn, auf dem die vier N'steinacher Burgen sitzen.

Die Burgen wurden zwischen 1100 und 1230 von den Landschad von Steinach teils als Wormser bzw. Speyrer Lehen, teils als Allodialbesitz erbaut und befanden sich im späten Mittelalter meist im Besitz ständig wechselnder Adelsfamilien. Im 16. Jahrhundert gelangten sie wieder alle in den Besitz der Landschad, nach deren Aussterben 1653 in den Besitz einer Linie derer von Metternich, nach deren Aussterben 1753 in die Hand der Bistümer Worms und Speyer und im Zuge der Mediatisierung 1803 an das Land Hessen, das die Burgen in der Folge teils an Privat verkaufte.

Vorderburg

Die Vorderburg, auch Landschadenburg, ist die drittälteste der vier Burgen in Neckarsteinach. Um 1200 wurde sie von Ulrich I. von Steinach, Sohn des Minnesängers Bligger II. von Steinach, erbaut. Nach vielen Besitzerwechseln kam die Vorderburg 1803 an das Land Hessen, das sie an Privat verkaufte. Seit 1925 ist sie im Besitz der Familie Warsberg-Dorth.

Der Bergfried und der dreistöckige Palas sind noch weitgehend original erhalten. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts umschloss die kleine Burg eine Ringmauer, die im 14. Jahrhundert mit den Befestigungen N'steinachs verbunden wurde. Die Burg war bis nach dem Dreißigjährigen Krieg gut erhalten und verfiel erst danach. 1815 wurden die nördlichen Wirtschaftsgebäude angebaut. Seit 1825 ist die Burg bewohnbar und von einem Park umgeben. Heute ist sie Sitz der Warsbergschen Forstverwaltung.


Nur ein paar Meter westlich vom verschlossenen Tor steht die Mittelburg.

Mittelburg

Die Mittelburg ist die zweitälteste der vier Burgen. Sie wurde vermutlich um 1165 von Conrad I. von Steinach, dem jüngsten Sohn des Minnesängers Bligger II. von Steinach, erbaut. Nach vielen Besitzerwechseln fiel die Burg 1803 ebenfalls an das Land Hessen. Zusammen mit der Vorderburg kam die Mittelburg 1925 an die Familie Warsberg-Dorth.

Die zunächst nur aus einem mächtigen Bergfried und einer kleinen Kernburg bestehende Anlage wurde ständig ausgebaut und im 16. Jh., vermutlich durch die Landschad von Steinach, nach dem Vorbild des Heidelberger Schlosses zu einem Renaissanceschloss mit Säulengalerie und Bogenhalle umgestaltet. Dabei verschwand auch ein Großteil der alten Ringmauer und der Zugbrückenzugang an der Ostseite. Um 1830 fand eine romantische Gotisierung der Burg statt. Aus dieser Zeit stammen die zusätzlichen Türmchen und das große Treppenhaus. Die Burg wird gegenwärtig bewohnt und kann nicht besichtigt werden.


Von hier aus auf einem guten Weg in wenigen Minuten auf dem Bergrücken zur dritten Ruine. Die Hinterburg und die Burg Schadeck sind frei zugänglich und können besichtigt werden.

Hinterburg

Die Hinterburg (auch Alt-Schadeck) ist älteste der vier Burgen und die Stammburg der Edelfreien von Steinach. Um 1100 wurde mit dem Bau der Burg begonnen. 1142–1165 wird Bligger von Steinach als Burgherr urkundlich erwähnt. Sein Sohn, der Minnesänger Bligger II. von Steinach, baute sie zu einer umfangreichen Anlage aus. Nach dem Aussterben der älteren Linie von Steinach wurde die Burg verpfändet. Um 1344 soll sie verfallen gewesen sein. Sie verfiel daraufhin noch mehrfach und wurde ebenso oft wieder aufgebaut. 1803 kam der gesamte Besitz im Rahmen der Mediatisierung an das Land Hessen, das sie nach einem kurzen Zwischenspiel auch heute wieder besitzt.

Die fünfeckige Burganlage ist gegen den Berg mit einer Schildmauer und einem über 20 Meter hohen Bergfried gesichert. Von der Schildmauer ausgehend umschließt eine 3 Meter dicke Ringmauer die Anlage. Der ältere Palas besitzt noch heute gotische Fenster. Ein zweiter, neuerer Palas wurde vermutlich im 14. Jahrhundert errichtet. Ein Detail ist interessant: Der Brunnen im Burghof hat in 18 Metern Tiefe eine begehbare Abzweigung in Richtung Mittelburg. Die kann zwar leider nicht besichtigt werden, eine ähnlich Anlage auf dem gegenüberliegenden Dilsberg dagegen schon. Dazu später mehr.


Hinter der Burg geht es in den Wald hinein, dort gleich halblinks hinauf und ein ein paar Minuten zur Ruine Schadeck.

Schadeck (auch: Schwalbennest)

Auch diese Ruine ist frei zugänglich. Früher erfolgte der Zugang über einen Serpentinenweg aus dem Tal, erst später gelangte man über den in den Fels geschlagenen Halsgraben hinein. Schadeck ist die jüngste der vier N'steinacher Burgen. Sie wurde vermutlich von Ulrich II. von Steinach errichtet. Die Erbauer mussten dazu ein großes Stück aus der Felsenwand herausbrechen, um genügend Baufläche zu erhalten.

Anders als die anderen drei Burgen verfügt Schadeck statt eines Bergfriedes über eine zweiflügelige Schildmauer, deren Kante gegen das Felsmassiv zeigt. Auf der Schildmauer verläuft noch heute ein Wehrgang. Bei Umbauarbeiten im 15. Jahrhundert erhielt er an seinen beiden Enden jeweils einen Turm (der achteckige Aufsatz auf dem nördlichen Turm stammt allerdings aus dem 19. Jahrhundert). Von der Schadeck bietet sich ein schöner Blick auf die Neckarschleife und die gegenüberliegende Bergfeste Dilsberg.


Von Burg Schadeck aus geht's nun ein paar Meter im Wald hinauf und dann auf gutem Weg weiter nach Südwesten (Markierung: 3). Etwa 350 Meter weiter führt ein schmaler Pfad schräg links in den Hang hinunter. Diesem folgt man durch viele Felsen, die hier im Wald verstreut liegen. An einer Gabelung hält man sich links weiter bergab. Dort stößt der Pfad auf den Weg V. Dem V folgend geht es nun aus dem Wald hinaus, noch ein paar Meter zwischen Bäumen hindurch, und dann nach rechts, über Streuobstwiesen in Richtung Kleingemünd. Folgt man dem V, was auf den Wiesen nicht ganz einfach ist, kommt man in der Nähe einiger Supermärkte an der B37 heraus. Hier quert man, weiter dem V folgend, die Bundesstraße und wandert hinunter Richtung Neckar. Noch in der Siedlung nach links, dann heißt es Ausschau halten nach der Eisenbahnbrücke. Auf dieser, oder besser gesagt unter ihr, überquert man den Fluss. Auf der anderen Seite steht man am N'gemünder Banof.

Und hier steht schon die nächste Ruine an: Zur Burgruine Reichenstein, die sich auf einem Hügel mitten in N'gemünd befindet, kommt man am besten, indem man durch den Banof hindurchläuft, drüben hinaus und hinauf zur Straße. Rechter Hand befindet sich das Karlstor.

1771 wurden die N'gemünder Stadttore abgetragen. An Stelle des Obertors wurde 1788 zu Ehren des Kurfürsten Karl Theodor nach Plänen des Architekten Friedrich Christoph Dyckerhoff das Karlstor errichtet.

Hier ist die Burg Reichenstein ausgeschildert, und man folgt einfach den Wegweisern bis zur Ruine.

Die Reichsburg Reichenstein ist wohl Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet worden. Sie diente dem Schutz des Reichsterritoriums gegenüber dem Wittelsbacher Territorium rings um Heidelberg. Die Burg wird nur von 1292 bis 1355 urkundlich erwähnt, danach hat sie vermutlich gegenüber der nahen Bergfeste Dilsberg rasch an Bedeutung eingebüßt. Spätestens ab dem 15. Jahrhundert verfiel sie und wurde in der Folge fast vollständig abgetragen.

Der Burghügel erfuhr zudem im 19. und 20. Jahrhundert mehrere tiefgreifende Veränderungen:  Viele Teile des heute sichtbaren Mauerwerks wurden erst im 19. Jahrhundert als Stützmauern für dort befindliche Gärten errichtet, zahlreiche Bau- und Restaurierungsmaßnahmen, die Terrassierung des Geländes in den 1930er Jahren und zuletzt die Sprengung eines Teils des Burgplateaus zum Bau eines Wasserspeichers 1989 sorgten für eine nachhaltige Veränderung des Burggeländes. So sind nur sehr wenige der heute sichtbaren Mauerreste tatsächlich Überreste der Burg. Lediglich im Süden der Anlage hat sich originales Mauerwerk erhalten, das als Schildmauer zum Bergrücken hin gedeutet wird. Von den Innenbauten der Burg ist nichts erhalten.


Nach der Besichtigung geht es wieder zurück zum Banof. Nun über die Schienen und ost- sowie stadtauswärts, an einem Schulzentrum vorbei die Straße in ein Wohnviertel hinauf. Hier stößt man auf die Markierung des Neckarsteigs, der man folgt. Es geht hinauf in den Wald zu einem Aussichtspavillon an einer Geländekante. Von hier aus hat man eine nette Sicht hinüber zum Dilsberg. Nun ein paar Meter auf dem Aufstiegsweg zurück, dann südsüdöstlich (im Abstieg links) im Hang auf unmarkiertem Weg den Berg hinauf.

Die von uns benutzte Karte stimmt an dieser Stelle nicht. Man bleibt einfach auf dem schmalen Pfad, bis er nach einigen Serpentinen weit oben an einem breiten Weg endet. Nun folgt man dem breiten Weg in einer langen Linkskurve hinunter zu einem Schutzhüttl an einer großen Wegspinne. Am Hüttl folgt man dem auf der Spitze stehenden weißen Dreieck bergauf.  Nach rechts zweigen immer wieder Wege ab, aber wir halten uns weiter an das weiße Dreieck. Erst an der Stelle, wo dieser Weg spitz nach rechts biegt, folgen wir. Auch hier stimmt die Karte nicht: Eine ganze Reihe von Wegen, die parallel nach links (Südosten) führen, existieren nicht. Die einzige Ausnahme bildet der Grenzweg. Diesen lassen wir aber links liegen und folgen weiter dem breiten Weg, der an genau der Stelle, an der von links der Grenzweg kommt, ein wenig nach rechts knickt. Es geht nun leicht bergab. Wenn man schon glaubt, falsch zu sein, knickt der Weg endlich nach links (Südosten), und es nun direkt auf einen römischen Guzof zu. Den ersten Weg, der wieder nach links zweigt, ignoriert man, der führt nördlich an der Ruine vorbei. Erst weiter unten, in der Nähe des Nonnenbrunnens, geht es nach links, und dann steht man auch endlich an der Villa Rustica.

1969 wurde hier im Wald zufällig ein römischer Kastenbrunnen entdeckt. Das führte zu einer planmäßigen Geländebegehung ein Jahr später, bei der man auf die Überreste eines römischen Guzofes stieß. In den Jahren 1972 bis 1974 wurde die Villa archäologisch untersucht. Im Anschluss wurden die Mauern des Hauptgebäudes konserviert und der anfangs entdeckte Brunnen rekonstruiert. Weitere wissenschaftliche Grabungen wurden in den Jahren 1978, 1980 und 1981 vorgenommen.

Die Ausgrabungstätigkeiten förderten den Baukomplex einer Villa Rustica zutage, die von einer Umfassungsmauer von etwa 110/120 Metern Länge und 88 Metern Breite eingefasst war und damit eine Fläche von annähernd einem Hektar bedeckte. Anhand des Fundmaterials wurde die Villa Rustica um 130 datiert. Wohl in der Zeit der Alamanneneinfälle um 259/260 dürfte sie aufgegeben worden sein.

Jetzt wird's schwierig: Von der Villa Rustica ein paar Meter nach Osten, bis ein breiter Waldweg quert. Diesem folgt man nach links (Nordosten), bergauf. An der nächsten Wegkreuzung halbrechts und nun immer am Hang entlang. Abzweige nach links (bergauf) werden in der Folge ignoriert. Bei der nächsten Möglichkeit, nach rechts abzusteigen (Pt. 279), haben wir das gemacht, und haben hundert Meter weiter unten eine nicht mehr ganz deutliche Abzweigung nach links genommen, die uns nun wie mit dem Lineal gezogen nach Nordosten führte. Wenn dieser Weg auf den nächsten stößt, der vom Tal heraufkommt, ein paar Meter rechts hinunter und gleich wieder links (nordwärts), am Hang entlang bergab. Leider ist dieser Weg am Ende ziemlich zugewachsen, also vielleicht sucht man sich an dieser Stelle eine Alternative. Die Karte ist nach meinem Eindruck für diese Ecke sehr verlässlich.

Hat man sich durchs Gebüsch geschlagen, kommt man oberhalb einer Haarnadelkurve auf den Weg mit dem roten Kreuz (bis zum folgenden Waldrand identisch mit dem Neckarsteig). Auf diesem nach rechts hinunter zur Haarnadelkurve und dann nordwärts aus dem Wald heraus.

Hier steht man oberhalb der Lochmühle, die man auf einem Abzweig nach rechts hinunter erreicht. Von der Lochmühle aus geht es, dem Roten Kreuz folgend, steil hinauf zur K 4200, die man quert, und kurz danach rechts hinauf nach Dilsberg, einer Höhenfestung auf einem Bergsporn hoch über dem Neckar. Den alten Ort und die Burg sollte man unbedingt besichtigen.

Dilsberg ist eine hochmittelalterliche Bergfeste, aus der sich nach und nach der Ort Dilsberg entwickelt hat. Ein Vorgängerbau der heutigen Bergfeste wurde zwischen 1150 und 1200 angelegt. Um 1300 ging die Burg in das Eigentum der Kurpfalz über, unter deren Regie die Burg ab den 1330er Jahren umfangreich umgebaut wurde. Besser so, denn im Dreißigjährigen Krieg zählte der Dilsberg zu den am heftigsten umkämpften Festungen. 1622 wurde die Anlage vom Feldherrn Tilly besetzt. 1633 eroberten schließlich die Schweden die Festung. Trotz der gewaltsamen Besitzerwechsel wurde die Anlage selbst dabei nicht zerstört. Nach mehreren Umnutzungen und Restaurierungen wird die Anlage heute touristisch genutzt.

Erhalten ist heute noch ein Kellergewölbe des Palas, ein sechseckiger Treppenturm und ein Teil der 16 Meter hohen Ringmauer, die früher die ganze Hauptburg umgab.
Von den äußeren Verteidigungsanlagen sind die Stadtmauer und ein Stadttor erhalten.

Wer am Kassenhäuschen der Burg fragt, bekommt den Schlüssel zu einem Stollen, der vom Berghang zum Brunnenloch führt.

Der unter Ausnutzung der Fugen im Gestein angelegte Burgstollen wurde vermutlich als Belüftungsstollen gebaut, um die Brunnenbohrer vor Giftgasen zu schützen. Dabei kamen die Bergleute mehrfach von der Richtung ab, deshalb ist der Verlauf des Stollens unregelmäßig. Nachdem er seinen Zweck erfüllt hatte, wurde der Stollen zugeschüttet. Es bildete sich danach die Sage vom unterirdischen Gang... An der Wiederentdeckung des Stollens war dann Mark Twain nicht unbeteiligt: In seiner Reiseerzählung "A Tramp abroad" erwähnte er die Sage, was den Deutsch-Amerikaner Fritz von Briesen um das Jahr 1900 dazu veranlasste, aus New York anzureisen, um den Stollen zu suchen. Er ließ sich in den Brunnen abseilen und fand ihn tatsächlich wieder. Mit seiner finanziellen Hilfe wurden Brunnen und Stollen daraufhin von Schutt befreit und zugänglich gemacht.

Zurück an der Stadtmauer folgt man dem Roten Quadrat nordwärts aus dem Ort heraus. Es geht nun einen felsigen Hang steil hinunter zu einer Staustufe. Hier wird der Neckar ein zweites Mal gequert. Am anderen Ufer entlang (nicht: des anderen Ufers entlang) wandert man zurück nach N'steinach. Schon von der Staustufe aus sind Ortskern und drei der vier N'steinacher Burgen zu sehen. Einfach am Fluss entlang in den Ort.

Tourengänger: Nik Brückner


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