Romanik und Hugos am Haardtrand


Publiziert von Nik Brückner , 10. Mai 2024 um 13:26. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum: 9 Mai 2024
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 200 m
Abstieg: 200 m
Strecke:8,5 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:In Bad Dürkheim

Die Waldelfe und ich müssen derzeit marienkäferchenbedingt kleine Wanderungen machen. Das hält uns aber nicht davon ab, besondere Wanderungen zu machen. Diese hier verbindet zwei Meisterwerke der Romanik am Haardtrand - dem Ostrand des Pfälzerwalds.


Mit Carl Palmer im Player fuhren wir hinüber nach Bad Dürkheim und durch die Stadt bis hinauf zur Klosterruine Limburg (260m), wo unsere Kurztour auf dem dortigen Parkplatz startete (früh kommen, der Parkplatz ist gern voll).

Das Kloster Limburg ist eine ehemalige Benediktinerabtei, die vom 11. Jahrhundert bis zur Reformation bestand. Sie zählt zu den größten und bedeutendsten Denkmälern der frühsalischen Baukunst.

An der Stelle des Klosters befand sich einst eine keltische Höhensiedlung. Im 9. Jahrhundert legten dann die Salier hier eine Burg an, von der aus sie das Isenachtal kontrollierten (die militärische Funktion dieser Burg übernahm später die unweit errichtete Hardenburg). Ab 1025 wurde die Limburg dann zum Hauskloster der Salier umgebaut. Als erster Baumeister ist der Benediktiner Gumbert überliefert, der 1035 auch für kurze Zeit als dritter Abt amtierte, und dessen Grabplatte erhalten ist.


Eine erste Weihe (dreier Altäre in der Krypta) in Anwesenheit Kaiser Konrads II. ist für 1035 überliefert, die Weihe der gesamten Kirche erfolgte 1042. Bis 1056 wurden hier die Reichskleinodien aufbewahrt, später machten sie auch auf der Burg Trifels bei Annweiler Station.

Unter Abt Einhard II., der ab 1060 auch Bischof von Speyer war, wurde Limburg dem Bistum Speyer unterstellt, und Einhard ließ den Klosterschatz nach Speyer abtransportieren. Als das Kloster 1120 wieder unabhängig wurde, wurden seine materiellen Verluste aber nicht zurückerstattet. Auch später hatte das Kloster immer wieder unter Verlusten zu leiden. 1206 oder 1237 wurden die Grafen von Leiningen als Nachfolger der ausgestorbenen Salier Schutzvögte des Klosters. Sie nutzten diese Stellung, um in den 1220er Jahren auf Klosterbesitz ihre Hardenburg zu errichten. 1364 und 1376 wurde das Kloster dann in den leiningischen Fehden stark beschädigt. 1470/71 kam es im Zuge einer Erbauseinandersetzung im Haus Leiningen zu einem Krieg, in dem Leiningische Truppen das Kloster plünderten. Doch der Pfälzische Kurfürst trug den Sieg davon, und die Leininger mussten ihm die Vogtei über das Kloster abtreten. Das führte zu ständigen Auseinandersetzungen zwischen den Leiningern und dem Kloster, die ihren Höhepunkt 1504 erreichten, als Graf Emich IX. das Kloster niederbrannte.

Kloster Limburg wurde nur teilweise wieder aufgebaut, und 1525 im Bauernkrieg erneut zerstört. Damals lebten kaum mehr als 10 Mönche auf dem Berg, deshalb wurde im Anschluss nur noch der Chor der Klosterkirche wiederhergestellt, der für den Gottesdienst ausreichte. Dabei wurden die gotischen Fenster eingebaut, die Mauerhöhe reduziert, und ein Gewölbe eingefügt. Das Kirchenschiff aber blieb Ruine. Der Verfall setzte sich im Zuge der Reformation fort, als Kurfürst Ottheinrich 1556 den römisch-katholischen Gottesdienst verbot, und die Aufnahme neuer Mönche untersagte.

Im Zuge des Dreißigjährigen Kriegs versuchte die katholische Seite, das Klosters wieder an sich zu bringen, und 1621 konnte ein neuer Abt ernannt werden. Weil aber die lutherischen Schweden in der Folge die Oberhand gewannen, wurde er wieder vertrieben. Erst 1645 wurde der Abt vom bischöflichen Generalvikar in Speyer wieder eingesetzt, allerdings fiel die Abtei im Zuge des Westfälischen Friedens erneut an die Kurpfalz, und der Abt wurde erneut vertrieben. Die Anlage wurde danach als Steinbruch genutzt.

Im 19. Jahrhundert kaufte die Stadt Dürkheim die Ruine, und ließ auf dem Berg einen romantischen Landschaftsgarten anlegen, in den die Klosteranlage einbezogen war. Im Zuge dessen wurden auch erste Erhaltungsmaßnahmen ergriffen.


Rundgang

Die Kirche ist von beachtlichen Ausmaßen: Ohne Vorhalle 73 Meter lang, und mit Querhaus 38 Meter breit; Vierung, Querhausarme und Chor beschreiben im Grundriss jeweils ein Quadrat von 12 Metern Seitenlänge. Und sie ist vergleichsweise gut erhalten: Die Umfassungsmauern stehen noch bis zur Höhe der Mauerkrone. Die Kirche ist eine dreischiffige romanische Säulen­basilika mit quadratischem Chor. Unter dem Chor liegt die rekonstruierte Krypta. Sie bezieht Mauerwerk mit ein, das aus der älteren, salischen Burg stammt.

Die Langhausarkaden und die darüber liegenden Wände sind eingestürzt. Allerdings hat man einige der Säulen wieder aufgerichtet, und weitere Stellen, an denen Säulen standen, durch Bäume markiert. Das trägt heute ungemein zur Atmosphäre der Ruine bei.

Wie der Westteil der romanischen Anlage ausgesehen haben mag, ist heute nicht mehr bekannt: Es gibt aber eine Reihe von Rekonstruktionsvorschlägen: Einige nehmen eine Dreiturmfassade, andere eine Doppelturmfassade an. Und Georg Dehio hat eine Vorhalle mit Paradies vermutet.

Der romanische Südwestturm stürzte im 13. Jahrhundert ein. Der heutige Turm ist ein Wiederaufbau des 14. Jahrhunderts in gotischen Formen. Der Turm ist zu besichtigen. Im dritten Obergeschoss befindet sich ein Relief, eine Stiftergruppe mit Kaiser Konrad II. und einem Modell der Klosterkirche.

Auch von den anderen ehemaligen Klostergebäuden ist einiges erhalten: die gotischen Reste des Kreuzgangs, des Kapitelsaals und des Winterrefektoriums stehen noch, außerdem das Sommerrefektorium im Stil der Renaissance, und unter der modernen Betondecke ein historisches Kellergewölbe.



Sagen und Geschichten

Die Klosterruine ist von mehreren Sagen umwoben. Eine davon rankt sich um den Teufelsstein, einen ca. 2,5 Meter hohen Monolithen auf der anderen Talseite: „Als das Kloster Limburg errichtet wurde, missbrauchten die Mönche den Teufel als Bauhelfer. Sie hatten ihm weisgemacht, ein Wirtshaus bauen zu wollen, und ihn auf diese Weise bewogen, die riesigen Steinquader aufeinanderzutürmen. Erst als nach Fertigstellung der Anlage die Glocken zur feierlichen Weihe der Basilika riefen, bemerkte der Teufel den Betrug. Voller Grimm wollte er auf dem gegenüberliegenden Berg den gewaltigen Felsblock ergreifen und auf das neue Kloster schleudern. Doch Gott beschützte die Mönche, der Stein wurde weich wie Butter. Da setzte sich der Teufel darauf, und sein Hintern, seine Füße und sein Schwanz hinterließen Abdrücke, die noch bis zum heutigen Tag sichtbar sind...“

Einer anderen Erzählung zufolge soll Kaiser Konrad II. persönlich an ein und demselben Tag sowohl den Grundstein des Klosters wie auch den des Kaiserdoms zu Speyer gelegt haben. Und tatsächlich besteht ein Zusammenhang zwischen den beiden Gebäuden: Die Eckabschlüsse von Querhaus und Chor der Limburger Kirche sind mit Ornamenten verziert, die sich in der Krypta des Speyerer Doms wiederfinden.

Aber es gibt auch andere Geschichten rund um das Kloster. Eine davon stammt von niemand geringerem als von James Fenimore Cooper, dem Autor des „Lederstrumpf“. Der bereiste 1831 die Pfalz, und beschrieb in seiner Novelle „The Heidenmauer“ (auf deutsch „Die Heidenmauer oder Die Benediktiner“ die Zerstörung des Klosters Limburg.


Kurz: Das Kloster sollte man sich unbedingt ansehen. Es ist eines der größten und bedeutendsten Denkmäler der salischen Baukunst in Deutschland.


Wir verließen schließlich die eine Kirchenruine und machten uns auf den Weg zur anderen: Der Seebacher Klosterkirche. Dazu liefen wir in südwestlicher Richtung über den Bergrücken, bis sich der markierte Pfad zur Zufahrtsstraße hinuntersenkt. Dieser folgten wir ein kurzes Stück, passierten dabei einen kleinen Parkplatz (231 m) und nahmen nach der Linkskurve den hübschen Wanderweg, der zwischen Straße (unten) und Ort (oben) nach Westen Richtung Dürkheimer Innenstadt führt. Abzweige ignorierten wir, solange es ging; erst ganz am Ende wanderten wir hinauf in die Wohnsiedlung, zur Karl-Räder Allee. Hier bogen wir rechts ab und wanderten die Straße "Auf dem Köppel" stracks hinunter zur ehemaligen Klosterkirche St. Laurentius in Seebach (196 m)

St. Laurentius ist die romanische Konventskirche eines von Siegfried von Seebach gestifteten und 1136 erstmals urkundlich erwähnten Benediktinerinnenklosters. Die Kirche wurde um 1200 als dreischiffige Pfeilerbasilika mit Flachdecke erbaut.

1210 erhob man das Kloster zur Abtei. Als im Zuge der Belagerung von Dürkheim durch Kurfürst Friedrich von der Pfalz 1471 das Langhaus erheblich beschädigt wurde, erreichtete man es in den Jahren 1482–1488 im gotischen Stil neu.

Seine letzte Blüte erlebte das Kloster dann um 1500 unter der Äbtissin Richmunde von der Horst († 1520). Nach der Einführung der Reformation wurde es 1591 aufgehoben. Das Klostergesinde bildete schließlich den Kern des Dorfes Seebach.

Nach 1609 wurden Chor und Vierung durch Zwischenwände von den maroden Querhausarmen und vom Langhaus getrennt. Die so entstandene kleine Restkirche diente fortan der reformierten Gemeinde Seebach als Gotteshaus. Schließlich verfielen Langhaus und Querhaus und die Bevölkerung nutzte sie als Steinbruch.

Von 1870 bis 1887 wurde der Bau gründlich renoviert. Im Zuge dieser Arbeiten errichtete man im Inneren eine Empore aus weißem Sandstein. 1965 schließlich entstand eine Sakristei an der südlichen Chorwand.


Von der historischen Klosterkirche, die auf einem lateinischen Kreuz als Grundriss errichtet worden war, haben sich die Vierung mit dem achteckigen Vierungsturm und der flach abschließende Chor erhalten. Die Außenwände zeigen dabei Stilverwandtschaft mit den Ostteilen des Wormser Domes, in Lisenen, Rundbogenfriesen und den mehrfach gestuften Fenstern zeigen sich aber auch einige Seebacher Charakteristika.

Der heutige Haupteingang befindet sich auf der Westseite, am ehemaligen Übergang von der Vierung zum Langhaus. Das Langhaus selbst ist abgegangen. Die Gewölbe von Chor und Vierung sind gotisch erneuert. Pfeiler und Eckdienste besitzen Polsterkapitelle.

Seitlich der Vierung stehen nur noch Ruinen der ehemaligen Querausarme. Die Ruine des nördlichen Querhauses dient heute als Begräbnisstätte in Gestalt einer Kolumbariums. Hier sind noch die Westwand mit einem Rundbogenfries und dem romanischem Portal erhalten, sowie eine kleine Rundbogenpforte mit romanischem Tympanon in der Nordwand. Außerdem sind hier noch zwei mittelalterliche Grabplatten in die Wände eingelassen. Unter dem Boden tritt nach Osten hin eine gefasste Quelle aus.

In der Ruine des südlichen Querausarms befinden sich Gedenktafeln für die Toten beider Weltkriege.



Ein kurzes Stück noch durch die Häuser nach Osten, dann verließen wir Seebach in südlicher Richtung. Der Dammweg dreht links in den Wald hinauf. Wir verließen ihn an ein paar Treppenstufen und schlugen uns danach, einem schmalen, zugewachsenen Pfad folgend, durch den Wald. Oben angekommen, nahmen wir den Dürkheimer Weg zum (ehemaligen?) Gasthaus Mundhardter Hof (233 m).

Wir durchquerten die kleine Ansiedlung und verließen sie auf einem schmalen Pfad Richtung Westen. Man passiert ein Ziegengehege, dann geht's hinauf zum Straus-Platz (263 m).

Das ist ein Aussichtspunkt, der nach dem verdienten Betriebs- und Kanalingenieur Abraham Straus (1830-1889) benannt ist. Sein Vermögen floss nach seinem Tod in eine Stiftung, die "alte, kranke, würdige und bedrüftige Menschen" unterstützte. In Erinnerung an ihn legte der DVVD 1890 diesen Platz an, der zuletzt 2006 neu hergerichtet wurde.


Wir wandten uns nun nach Süden, hielten uns an der nächsten Gabelung rechts, und wanderten weiter zu einem weiteren Aussichtspunkt, von dem aus man einen schönen Blick hinüber zum Eckkopf hat. Dann ging's auf einen breiten Weg, dem wir nach Westen folgten, bis die nächsten Stufen halbrechts auf den Bergrücken hinauf führen.

Dort hat man nun die Wahl, man kann auf verschiedenen Wegen weiter nach Westen wandern. Wir nahmen den schmalen, nördlichsten Pfad. Kurz vor dem Ebersberg kommen alle wieder zusammen. Da wir diesen erst vor ein paar Monaten bestiegen hatten, entschieden wir uns nun dagegen und umrundeten ihn lieber auf seiner Westseite auf einem hübschen Pfad. Dieser neigt sich zuletzt hinunter auf die Hammeltalstraße, unterhalb derer wir wieder auf unseren Hinweg stießen. diesem folgten wir nun zurück zur Klosterruine Limburg an der Haardt (260 m).

...wo wir es uns richtig gutgehen ließen! Im ehemaligen Kreuzgang befindet sich nämlich einer der im Pfälzer Wald äußerst dünn gesäten schönen Biergärten. Einer der wenigen, die sogar bayerischen Ansprüchen genügen. Die Atmosphäre hier im ehemaligen gotischen Kreuzgang ist unvergleichlich - und es gibt dankenswerterweise mal nicht nur Saumagen und die Sieben Schnitzel - eine Seltenheit im wanderkulinarisch eher unterentwickelten Pfälzerwald.


Fazit:

Herrliche kleine 5*-Kulturrunde mit der Einkehr im Kreuzgang des Klosters als End- (und sicherlich auch Höhe-)punkt.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (10)


Kommentar hinzufügen

Schubi hat gesagt:
Gesendet am 10. Mai 2024 um 16:30
Sehr informativ, Nik. Endlich lern ich mal die Romanik von der Romantik zu unterscheiden.

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Mai 2024 um 16:56
....weil es da so romantisch ist! Verstehe! ;o}

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Mai 2024 um 17:08
Genau. Jetzt machst noch a Tour mit karolingischem Bauwerk und dann check ich den Unterschied zur Romanik auch ... wasst scho, neulich am Ölberg ...

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Mai 2024 um 17:15
Tät schon gehen! Bei Lorsch zum Beispiel oder bei Michelstadt.

WolfgangM hat gesagt: "marienkäferchenbedingt"
Gesendet am 11. Mai 2024 um 10:03
Was meint ihr mit "marienkäferchenbedingt"? Geht ihr wie die Marienkäfer auf Blattlaus-Jagd?

Nik Brückner hat gesagt: RE:"marienkäferchenbedingt"
Gesendet am 11. Mai 2024 um 10:49
Nicht wirklich! Wir rücken eine Generation nach hinten. ;o}

georgb hat gesagt: Marienkäferchen
Gesendet am 11. Mai 2024 um 16:53
Sagt man das so? Gratuliere Nik!

Nik Brückner hat gesagt: RE:Marienkäferchen
Gesendet am 11. Mai 2024 um 16:55
Hihi! Wir halt. Warum einfach, wenn es auch umständlich geht! :oD Vielen Dank, Georg! Wir freuen uns schon sehr darauf

WolfgangM hat gesagt: RE:"marienkäferchenbedingt"
Gesendet am 11. Mai 2024 um 19:02
Ich gratuliere!

Nik Brückner hat gesagt: RE:"marienkäferchenbedingt"
Gesendet am 12. Mai 2024 um 00:40
Vielen Dank, Wolfgang!


Kommentar hinzufügen»