Säulkopf und Säulspitze - zwei kleine Dreitausender in der Venedigergruppe


Publiziert von Nik Brückner , 21. März 2019 um 11:21.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum: 1 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 550 m
Strecke:10km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Wallhorn auf der Mautstraße zum Parkplatz Bodenalm.
Unterkunftmöglichkeiten:Bonn-Matreier Hütte

2010 war ich mit meinem Vater und meinem Onkel in der Venedigergruppe unterwegs. Wir wollten auf dem Venediger-Höhenweg wandern, aber weil es noch recht viel Schnee hatte, gelang uns das nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Die Galtenscharte offenbarte sich als entscheidendes Nadelöhr - Überraschung -, sie war damals noch nicht passierbar.

Ab der Bonn-Matreier Hütte war dann aber alles begehbar, und so begannen wir unseren Neustart dort. Und ich konnte mich immer wieder mal absetzen, um eine "hohe Variante" des Höhenwegs zu gehen, oder, wie in diesem Fall, einzelne Gipfel am Wegesrand mitzunehmen.


Parkung war am Parkplatz Bodenalm, einem Parkplatz oberhalb von Wallhorn. Hier führt eine Mautstraße hinauf, man kann unten bezahlen, oder oben am Parkplatz, also Bargeld mitnehmen!
Am Besten, man hört beim Rauffahren was Kraftvolles, damals zum Beispiel "Holon : Hiberno" von The Hirsch Effekt, damit das Auto es hinauf schaffftf. Es ist steil!

Vom Parkplatz aus erreicht man die man die Bonn-Matreier Hütte in knapp 2½ Stunden.



Vom Parkplatz Bodenalm (1688m) aus folgt man dem beschilderten Pfad, der aus der letzten Linkskurve ostwärts führt. Es geht in den Wald hinein. Nach etwa 500 Metern überquert man einen Bachlauf, und steigt auf Serpentinen hinauf zu einer Weggabelung. Hier hält man sich rechts. Am Waldrand folgt gleich die nächste Weggabelung, und man nimmt den oberen Weg, der nun, etwa 130 Höhenmeter überwindend, über weite, freie Weideflächen zur Nilljochhütte (1975m) auf dem Eselrücken führt.

Von hier aus wanderten wir auf dem breiten Fahrweg ins Große Nilltal hinein, dessen weite Weidehänge in voller bunter Blumenpracht standen. Eine herrliche, grandiose Landschaft - und darüber thront die faszinierende Säulspitze. Eine klammartige Engstelle wird auf deren linker Seite passiert, dann führt der Weg weiter hinauf zur Stuhleralm (2272m).

Auf etwa 2300 Metern Höhe endet der breite Weg, und man wechselt auf einen schmalen Steig. Dieser wendet sich bald nach links, auf einen grünen Felsabsatz in der Flanke des Eselrückens. Von hier aus steigt man in einem weiten Rechtsbogen in der weiten Karmulde des oberen Nilltals hinauf zu einem grünen Rücken am Fuß der Säulspitze, wo man auf den Venediger-Höhenweg stößt. Auf ihm wandert man nun ostwärts durch das Blockfeld des Göffgenbodens die letzten 100, 120 Höhenmeter hinauf zur Bonn-Matreier Hütte (2745m), die auf der Hohen Ader am Strichwandkamm steht.

Parkplatz Bodenalm - Bonn-Matreier Hütte: T2, 2,5h


Hier sollte der Bergtag schon zuende sein? Nun, der Hüttenwirt hatte eine ziemlich spannende Saisonaushilfe, aber selbst sie hätte mich nicht davon abhalten können, nochmal loszuziehen. Also was geht hier?

Der Hüttenwirt schlug vor, Säulkopf und Säulspitze zu besteigen. Er wisse zwar nicht, ob man zum Gipfel käme, aber das würde ich dann schon sehen: Wenn das Sicherungsseil in der Scharte vor dem Säulkopf schneefrei sei, würde es gehen, ansonsten solle ich umkehren. Mein Vater und mein Onkel verzichteten, ich nahm schweren Herzens Abschied von der Dame (nicht ohne den Hintergedanken, sie durch einen schnellen Anstieg zu beeindrucken), tröstete mich damit, dass ich sie am Nachmittag wiedersehen würde, und machte mich auf den Weg.


Der Normalanstieg auf die markante Säulspitze führt über den höheren Säulkopf, der nördlich "hinter" ihr im Hauptkamm steht. Er führt zunächst nordwärts in ein Schotterkar. Davon bekam ich aber wenig mit, denn bald lief ich über große Altschneefelder - nicht wirklich undankbar, denn der Schnee war fest, und allemal einfacher zu begehen als Geröll. An einem Moränenrücken auf etwa 2800 Metern Höhe hält man sich rechts und leicht absteigend zu einem kleinen See (2778m) im Göffgenboden, den ich nicht sehen konnte, da er bei meiner Begehung unterm Schnee versteckt war. Ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt in seiner Nähe war! Stattdessen wanderte ich einfach weiter hinauf ins steile Rauhkar, das von Säulspitze, Säulkopf und Rauhkopf eingefasst wird, mich links haltend, wie es mir der Hüttenwirt beschrieben hatte.

Hinten im Kar hält man sich links, wo Wegspuren in zunehmend steiler werdenden Kehren über einen Schutthang aufwärts führen. Ich stieg ich einfach mehr oder weniger direkt den Schneehang hinauf, der den Schutt bedeckte. Zuletzt geht es durch eine steile Rinne in eine Scharte (3115m) östlich meiner beiden Gipfelziele.

Aus dieser Scharte steigt man links an einigen Drahtseilversicherungen auf dem Ostgrat zum Gipfel. Die Seile waren frei - redete ich mir ein - und so - ähem - folgte ich dem Rat des Hüttenwirts, und stieg die letzten Meter hinauf auf den Säulkopf (3209m).

Bonn-Matreier Hütte - Säulkopf: T4/L, 1h


Höchster Punkt des Tages! Und mein erster Dreitausender heute. Auf dem Gipfel hat man ein grandioses 360°-Gipfelpano: Los geht's mit dem nahen Eicham, dahinter der Venediger, weiter weg im Norden Wilder Kaiser mit Scheffauer, Ellmauer Halt und Ackerlspitze, Watzmann, Großes Wiesbachhorn, Großglockner, Ankogel. Dann die Schobergruppe, näher die die Villgratener Berge im Süden, mit Regenstein, Hochgrabe, Kugelwand, davor die Gipfel des wunderbaren langen Kamms östlich des Lasörlings. Man kann sogar in die Dolos schauen: die Sextener Sonnenuhr mit Zehner, Elfer, Zwölfer und Einser, die drei Zinnen, Antelao und Sorapiss, Monte Cristallo, die Tofanen, die Fanesgruppe mit dem Heiligkreuzkofel, Piz Boe, Rosengarten und Latemar sind zu sehen. Näher der Lasörling, direkt gegenüber, auf der anderen Talseite. Wieder weiter weg der Rosengarten, und natürlich Königspitze, Zebru und Ortler. Und im Westen stehen die Gipfel an der Alpenkönigroute, und die Sajatkrone.

Aber der eigentlich markante Gipfel ist die Säulspitze, ein dem Säulkopf südlich vorgelagertes Felshorn. Der Berg ist ein beliebtes Kletterziel, aber vom Säulkopf aus auch für den Normalbergsteiger zu erreichen. Und so machte ich mich auf den Weg.


Die südlich des Säulkopfes befindliche Säulspitze ist mit diesem durch einen kurzen Nord-Süd-Grat verbunden. Die Orientierung ist nicht schwierig: Man klettert meist auf dem Grat, und dort, wo das nicht geht, etwas rechts davon. Bissl brüchig, leider. Da die Säulspitze gut 70 Meter niedriger ist als der Säulkopf, geht es erst einmal südwärts auf dem Grat hinunter in eine Scharte direkt vor dem Gipfel der Säulspitze. Aus dieser Scharte geht es dann über feste, blockige Stufen hinauf zum Gipfel. Problematische Stellen werden, wie gesagt, rechts (westseitig) umgangen, dann ist's nicht schwieriger als I. Und nach einer knappen halben Stunde stand ich auf der Säulspitze (3137m).

Ich hielt mich hier nur kurz auf, weil das Abendessen in der von hier oben aus winzig erscheinenden Hütte winkte, und machte mich auf den Rückweg zum Säulkopf (3209m).

Säulkopf - Säulspitze - Säulkopf: T4, I, 1h


Und von dem stieg ich auf meiner Anstiegsroute wieder ab. Danke an den Typen, der die Route so toll gespurt hat...! Ich bin aber meistens abgefahren, wo's halt ging.

Säulkopf - Bonn-Matreier Hütte: T4/L, 40Min.


Auf der Bonn-Matreier Hütte (2745m) angekommen, freute ich mich über die Komplimente der ziemlich spannenden Saisonaushilfe (Vater und Onkel haben auch was gesagt, aber das hab ich vergessen) - und auf das Abendessen.

Es wurde noch ein langer, sehr netter Abend. Immerhin war es noch früh in der Saison, und in der Venedigergruppe war nicht viel los. Ich sollte öfter mal im Frühjahr kommen!

Am nächsten Tag ging's dann weiter auf dem Venediger-Höhenweg, nicht ohne eine Überschreitung von Tulpspitze und Kreuzspitze einzubauen.

Tourengänger: Nik Brückner


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