Vom Julierpass über sechs Pässe nach Klosters Platz gewandert


Publiziert von Flylu , 13. Dezember 2015 um 13:33.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum: 1 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Piz Linard-Gruppe   Fless-Gruppe 
Zeitbedarf: 5 Tage
Aufstieg: 5400 m
Abstieg: 5950 m
Strecke:90 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ich wurde mit dem Auto zum Julierpass/ La Veduta gefahren
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bahnhof Kloster Platz. Ich bin dann mit der Rhb bis nach Landquart gefahren. Dort wurde ich mit dem Auto wieder abgeholt

Als ich im 2013 vom Geschäft eine Auszeit nehmen konnte habe ich mir für die Monate August und September drei Hüttentouren zusammen gestellt. Die eine ging ins Wallis die andere nach Graubünden und die letzte ins Berneroberland. Die letztere konnte ich dann wegen dem schlechten Wetter nicht mehr machen. In diesem Bericht beschreibe ich die Bündner Tour, die ich mit Fly vom 1. September bis 5. September gemacht habe. Die Tour vom Wallis ist hier  http://www.hikr.org/tour/post102727.html zu finden. Auf diesem Wege möchte ich mich auch bei Bruno herzlich Bedanken, da er mich bei beiden Touren zum Startpunkt gefahren beziehungsweise vom Zielort abgeholt hat.

Erster Tag:

Route: La Veduta-Fuorcla d’Agnel-Chamanna Jenatsch.
            ca. 8,3 km mit 894 HM auf und 484 HM ab. Zeit 4:10. T3

Ab der grossen Wandertafel bei La Veduta ging ich auf dem Wanderweg ins Val d’Agnel hoch bis zur Fuorgla d’Agnel. Der Weg ist gut markiert und auch bestens zu gehen. Auf der anderen Seite des Passes wechselt die Landschaft abrupt. Die auf der Südseite eher etwas öde wirkte ist auf der Nordseite farbig und interessant. Leider war das Wetter bewölkt und mit einer zügigen Bise ziemlich kühl. Der Weg zur Jenatsch Hütte war gut zu meistern. Dort angekommen wollte ich mich zuerst in der warmen Hüttenenstube aufwärmen, da ich durchfroren war. Beim Empfang durch die Freundin des Hüttenwartes merkte ich sofort dass die Chemie zwischen mir und ihr nicht stimmte. Resolut musste ich ihr mit Fly in den Keller folgen, Sie wollte ihn dort nach unten verbannen, als Grund gab sie an schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht  zu haben und Hunde dürfen nicht in die Hütte weil sie die Türen zerkratzt  oder das Holz verbissen hätten, übrigens sei es in den SAC Hütten im Graubünden Hunde in der Hütte nicht erlaubt, was mich dann kurz erschreckte und das schon am ersten Tag. Ich versuchte ihr aber zu erklären dass Fly das Hüttenleben gewohnt sei und dass er noch nie etwas zerstört oder sonst was angestellt habe, dass ich sie aber auch verstehe. Sie erlaubte dann dass er sich nur im Schuhraum aufhalten dürfe dass er aber nicht in die innen Räume kann und dass er über die Nacht in den Keller müsse. Als Fly im Schuhraum war konnte sie sich dann überzeugen das er friedlich unter der Bank schläft und von ihm nichts zu hören war, so durfte er welch ein Wunder die Nacht über bleiben. In der Nacht hatte es dann auch noch angefangen zu Regnen. Was für ein Start zu meiner Tour.

Zweiter Tag:

Route: Cna Jenatsch-Val Bever-Station Spinas- mit der RhB nach Bergün-Val Tuors-Chants -
            Salect-Chamanna digl Kesch.
            ca. 24 km mit 1565 HM auf und 1155 HM ab. Zeit (nur geh Zeit) 7h. T3

Am nächsten Morgen war es bewölkt und die letzten Regentropfen waren gefallen. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg und folgten dem Wanderweg hinab ins Val Bever. Ein schönes und wildes Tal mit den Herbstfarben war es besonders reizend. Ab Tegia d‘Val kam ich auf die Fahrstrasse die nach Spinas führt. Im Restaurant bei Spinas kehrte ich ein und wartete bis der Zug kam, der uns nach Bergün transportierte. Um 12 Uhr waren Fly und ich in Bergün angekommen. Ich telefonierte dem Alpentaxi, ob es uns nach Chants fahren könne. Eine freundliche männliche Stimme mit urigem Bündnerdialekt sagte mir dann dass er frühestens um 13 Uhr kommen könne. Ich entschloss deshalb den Weg bis nach Chants zu Fuss zu gehen. In Chants angekommen haben Fly und ich in einem Restaurant zuerst etwas getrunken und einen kleinen Snack zu uns genommen. Anschliessend sind wir auf dem Wanderweg der zuerst durch den Wald ging und später auf eine offene schöne Ebene hinauf zur Chamanna digl Kesch führte. Eine zweite Variante die aber länger ist, würde auf der Fahrstrasse bis zur Chamanna digl Kesch hinauf führen. Das Wetter war heute wechselhaft aber zum Glück blieb es trocken. Gegen 16Uhr 30 kamen wir bei der Hütte an. Ein freundlicher und aufgestellter Hüttenwart hat uns herzlich empfangen. Er machte ohne ein grosses Drama zumachen (nicht wie auf der Jenatschhütte) den Vorschlag ich könnte mit Fly im Kinderspielzimmer auf der Matratze übernachten, was ich dann dankend angenommen habe (Hoffnung kam auf). Auf dieser Hütte habe ich mich wohl gefühlt, auch die Gastgeber waren eine andere Liga als auf der letzten Hütte. Nach dem feinen Nachtessen kam der Hüttenwart ganz aufgeregt und sagte wir sollen nach draussen gehen. Dort wurden wir mit einem wunderschönen Sonnenuntergang belohnt. Das highlight dieses Tages als Belohnung für den langen Hüttenweg.

Dritter Tag:

Route: Cna digl Kesch-Val dal Tschüvel-Scalettapass-Gletschtälli-Fuorcla da Grialetsch-            Chamanna da Grialetsch.
            ca.13,4 km 871 HM auf und 959 HM ab. Zeit 5h. T3

Als ich um 6 Uhr morgens erwachte ging ich nach draussen und fotografierte die Morgenstimmung. Der Himmel war sternenklar, kein Wölkchen aber es war kühl und so blieb ich nicht lange draussen. Später als ich mich fürs Frühstück bereit machte, machte Fly keinen Wank, keine Regung einfach nichts. Ich machte mir Sorgen. Er schaute mich nur mit seinen treuen Kuller Augen an als ob er mir sagen wollte heute gehe ich keinen Meter! Als ich nach dem Frühstück zurück kam immer noch keine Regung, nur seine grossen Augen schauten mich an. Ich machte mir jetzt wirklich richtig Sorgen, denn so kannte ich ihn gar nicht. Ich packte meine und seine Sachen zusammen, räumte das Zimmer auf und siehe da Fly weilte wieder unter den Lebenden. Als ob nichts gewesen wäre gingen wir von dannen. Stiegen in das Val dal Tschüvel ab. Bei Pk. 2397 könnte man zum Sertigpass aufsteigen und so nach Davos/Clavadel gehen. Da ich aber zur Chamanna da Grialetsch wollte stieg ich zur Alp Funtauna ab um dort zum Scalettapass aufzusteigen. Die Route führte auf dem markierten Wanderweg der gut zu gehen war weiter. Nach einer Rast auf dem Pass gings wieder hinab, überquerten das Gletschertälli und ging anschliessend wieder steil hinauf bis zum Fuorcla da Grialetsch. Oben angekommen empfing mich eine grossartige Bergwelt, aber auch hier sind die Gletscher auf dem Rückzug. Zur Hütte war es jetzt nicht mehr weit und so waren wir um 15 Uhr auf der Hütte bei herrlichem warmem Wetter angekommen. Als wir das Gepäck deponiert hatten gab es für Fly Trockenfleisch und für mich einen feinen Rüeblichueche inkl. einem Kafi mit „Gügs“ und Nidel. Später zeigte mir der Hüttenwart die Scheune für Fly wo er übernachten sollte. Tags über durfte er sich in der Hütte aufhalten. Die Hütte ist eher klein, aber zum Vergleich zu den vor Tagen hatte es hier die meisten Gäste. Es war auch eine gemütliche Hütte, mit einem netten Hüttenteam.

Vierter Tag:

Route: Cna Grialetsch-Val Grialetsch-Alp d’Immez-Val Susasca-Susch- mit der RhB nach
            Lavin-Chamanna dal Linard.
            ca. 19 km 1085 HM auf und 1300 HM ab Zeit 5:30. T3

Bei herrlichem Wetter heisst es nun wieder Abschied nehmen. Auf dem Wanderweg gings zum Val Grialetsch hinaus in Richtung Flüelapassstrasse. Beim Pk. 2039 könnte man zur Passtrasse aufsteigen und bei der Haltestelle Chant Sura mit dem Postauto nach Susch fahren. Wir wollten aber zu Fuss gehen und so nahmen wir den langen Wanderweg der dem Susassa Fluss entlang führt bis zum Pk.1542. Dort führte der Weg ein Stück der Passstrasse entlang um dann weiter unten auf der anderen Seite hinauf zum Wald. Später wurde er dann zur einer Fahrstrasse die nach Susch runter führt. Beim Bahnhof angekommen fuhren wir mit dem Zug der RhB nach Lavin. Die Temperaturen stiegen immer höher und der relativ steile Aufstieg zur Chamanna dal Linard machten Fly jetzt zu schaffen. Er suchte sich Schattenplätze und auch ich hatte langsam zu kämpfen. Kurz vor 16Uhr hatten wir die Hütte erfreulicher weise erreicht. Auch hier wurden wir von einem netten Hüttenwart empfangen. Es sind eigentlich Mitglieder des SAC die sich im Turnus den Dienst teilen. Hier haben wir ebenfalls gut gegessen und der freundliche und aufgestellte Hüttenwart tat sein übriges dazu. Fly durfte in der Hüttenstube schlafen. Es war noch ein Hund auf der Hütte der musste angeleint im Vorraum schlafen, da es die Besitzer so für besser hielten.

Fünfter Tag:

Route:  Cna dal Linard- Fuorcla da Glims-Val Sagliains-Verinapass-Süser Tal-Berghaus
             Vereina-Stuzalp-Monbiel-Klosters Platz.
             ca. 24,7 km 983 HM auf und 2055HM ab. Zeit 8h. T3+.

Nun war der letzte Tag dieser Tour angebrochen und er könnte nicht schöner beginnen. Diese mystischen Morgenstimmung machte es mir nicht leicht Abschied zu nehmen und wieder nach Hause zugehen. Heute steht uns ein langer Tag bevor und so gingen wir kurz vor 7Uhr 30 auf den Weg. Wieder auf dem Wanderweg ging es steil zum Fuorcla da Glims hinauf. Der Weg war zuerst gut zu gehen und zu finden, später musste man den Weg suchen und vor dem Pass musste man ein Geröllfeld überqueren das etwas mit Vorsicht zu begehen war. Auch beim Abstieg vom Pass hatte es Passagen wo man den Weg suchen musste oder es ging über Schneefelder oder steile Stellen. Aber im Ganzen war es keine grosse Herausforderung. Die Hangquerung hinab zum Pk. 2351 war denn wieder problemlos zu machen und der Wanderweg war auch gut zu finden. Ich folgte dem Bach in Richtung Norden bis zum Wegweiser der zum Weg hinauf zum Vereinapass zeigte. Dort hatte ich den Piz Linard von einer sehr eindrücklich anderen Seite vor Augen. Nach dem Pass ging es gemütlich hinab bis man in die Nähe vom Passo da Fless kommt. Dort muss man auf einem Felsband mit Bach absteigen. T3+. Wenn es noch Schnee hat sollte man es mit der nötigen Vorsicht tun. Unten angekommen war der Abstieg bis zum Berghaus Vereina eher eine gemütliche aber lange Wanderung. Um 13 Uhr war ich beim Berghaus Vereina angekommen, wo mein Schwager JP auch schon wartete, er begleitete mich bis zu meinem Endziel. Nach dem Mittagessen gingen wir dem Wanderweg entlang der sich recht Abwechslungsreich gestaltete. Man hätte auch mit dem Alpentaxi zurück fahren können. Aber eben ich möchte zu Fuss gehen und so gingen wir auch. Bei der Stuzegg ging es dann noch einmal recht steil hinab und dann auf gutem Weg bis nach Kloster Platz. Wir hatten das Gefühl das wir das Ziel nicht mehr erreichen würden da uns diese Strecke so unendlich lang vor kam. Um 18 Uhr waren wir, wer hätte das gedacht beim Bahnhof Kloster Platz angekommen. Und um 18Uhr 30 sind Fly und ich mit der RhB nach Landquart gefahren. In Gedanken an all das schöne was ich in diesen Tagen mit meinem treuen Freund Fly erlebte. Bruno wartete schon in Landquart als wir dort ankamen.

Fazit:

Was mir extrem aufgefallen ist sind die unterschiedlichen Mentalitäten zwischen Wallis und Graubünden. Nicht so sehr die der Hüttenwarte, bis auf die eine Ausnahme (ich hoffe ich Steche jetzt nicht in ein Wespennest) die keine Einheimische war, sondern die der Hüttengäste. Bei den Walliser Gästen waren es oft französisch sprechende oder Ausländische Gäste die einfach lockerer und aufgeschlossener waren. Die Bündner Gäste waren ausschliesslich aus der deutschen Schweiz (dazu zähle ich mich auch) waren viel distanzierter und zurückhaltender, da hatte ich eher Mühe wenn überhaupt in Kontakt zu kommen. Auch landschaftlich das pure Gegenteil. Dort wo ich im Wallis unterwegs war ist es eher Hochalpin mit Schnee und Eis und mit vielen Viertausendern. Das Bündnerland eher sanft und „Voralpin“, was aber durchaus auch seinen Reiz hat. So unterschiedlich die beiden Touren waren, so waren beide auf ihrer Art einfach nur schön.
 


Tourengänger: Flylu


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