Bündner Haute-Route mit Snowboard


Publiziert von tricky , 11. März 2012 um 17:24.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum: 4 März 2012
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Keschhütte 
Zeitbedarf: 6 Tage
Aufstieg: 4825 m
Abstieg: 6722 m
Strecke:St.Moritz - Piz Nair - Jenatschhütte - Spinas - Bergün - Piz Darlux - Es-cha Hütte - Piz Kesch - Keschhütte - Grialetsch Pass - Grialetschhütte - Radünser Rothorn - Teufi
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit ÖV nach St. Moritz - Station Schulhausplatz - Piz Nair
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit Bus ab Teufi nach Dischmatal - Davos
Unterkunftmöglichkeiten:Jenatschhütte 081/833 29 29
Bergün Kurhaus 081/407 22 22
Es-cha Hütte 081/854 17 55
Keschhütte 081/407 11 34
Grialetschhütte 081/416 34 36
Kartennummer:Garmin Rastermap 25

Sonntag, 4. März - St.Moritz - Jenatschhütte.
Aufstieg: 709hm. Abfahrt: 1068m. Dauer: 3:40h. 8.6km.
Eine Woche Ferien - und was nun?  Nach einiger Recherche in Richtung Klettergarten im  Süden Europas, entschied ich mich mit Franzi doch für die Alpen und Schnee. Die Idee und der Wunsch kam schnell von Franzi für ein kleines Abenteuer in Graubünden. Mehrere Routen miteinander kombinieren und auch am Abend und Morgen die Berge geniessen zu können, eine Tour von Hütte zu Hütte war das Ziel und wir entschieden uns für die Bündner Haute Route.
Mit der Räthischen Bahn ging es dann am Sonntag morgen, 4. März,  in Richtung St. Moritz und weiter mit dem Bus zur Station Schulhausplatz. In einem sehr edlen Skigeschäft wurden Franzi noch die Bindungen auf die Tourenschuhe eingestellt (für ohne Geld - vielen dank). Mit diversen englisch sprechenden Touristen ging es hinauf mittels Zahnradbahn und Gondel für stolze 34.- CHF auf den Piz Nair. Ab da beginnt unsere 6-tägige Haute-Route-Tour. Wir lassen den High Society Chic hinter uns und fahren ab 13:10 Uhr auf der Piste Richtung Pass Suvretta ab bis ins Tal. Dort werden die Schneeschuhe / Ski angeschnallt und wir beginnen den Aufstieg. Die Spur ist recht steil, aber der Schnee ist griffig und die 300hm zum Sattel Suvretta gelingen gut. Oben angekommen auf 2966m werden die Ski abgefellt und die Ohren steif angelegt. Die ersten paar Meter geht es leider zu Fuss über Steine. Hinab im diffusem Licht und die letzten 322hm hinauf zur Jenatschhütte.

Montag, 5. März - Jenatschhütte - Bergün.
Aufstieg: 195hm. Abfahrt: 1067m. Dauer: 5:30h. 13.6km.
Der Plan war eigentlich über den Piz Laviner nach Bergün zu gehen. Jedoch fiel über Nacht ungefähr 30cm Neuschnee. Und am morgen schneite es immer noch stark und die Sicht ging gegen Null. Aber gut gestärkt mit feinem Frühstück und Kaffee begannen wir trotzdem mit dem Aufstieg. Die erste steile Querung durch Felsbänder war recht schwierig und wir rutschten immer wieder aus. Auch die Sicht wurde nicht besser und die steilere Schlüsselstelle kommt erst noch. So entschieden wir ins Tal abzufahren, weil noch weitere von solchen steilen Querungen in dem tiefen Neuschnee bevorstanden hätten. Die Alternative führte uns durch das sehr flache Bevertal. Wir kämpften uns tapfer - besonders die Snowboarder unter uns - bis nach Spinas. In dem feinen "Gasthaus Spinas" stärkten wir uns ein wenig und stiegen dann in die Rhätische Bahn nach Bergün. Dort hatten wir für eine Nacht im Kurhotel reserviert - ein sehr schönes Jugendstilhotel.

Dienstag, 6. März - Bergün - Es-cha Hütte.
Aufstieg: 1167hm. Abfahrt: 1135m. Dauer: 7:20h. 11km.
Nach einer warmen Nacht und hervorragendem Z'morge im Hotel, gingen wir in Richtung Lift. Nach 3 Fahrten für 24.-CHF und nettem Liftpersonal erreichten wir den Piz Darlux (2642m) und stiegen bei herrlichem Sonnenschein und Ruhe über den Grat Richtung Tschimas da Tisch (2872m). Die Aussicht war phantastisch. Das obligatorische Gipfelfoto wurde gemacht und die Felle und Schneeschuhe abgezogen. Die unverspurte Abfahrt im Pulverschnee lies unsere Herzen höher schlagen. Mit breitem Grinsen auf 2094m angekommen, stärkten wir uns ein wenig und begannen mit dem nächsten Aufstieg von 777hm Richtung Süden, im Tal hinauf. Das Spuren im federleichten Neuschnee ging gut und wir zogen unsere Spur nach Osten ins Murtel d'As-cha bis zur Fuorcla Pischa. Der letzte Hangteil war um die 45 Grad steil und recht schwierig zum aufsteigen für Ski. Mit den Schneeschuhen ging es um einiges besser. Vom Sattel aus wäre es nicht mehr weit bis auf den Piz Blaisun (3200m), aber wir haben zu lange gefrühstückt und wären in Zeitnot gekommen. Deshalb sind wir weiter Richtung Osten bis zur Es-cha Hütte. Die vielen flachen Stellen dorthin waren noch etwas mühsam, aber eine Gruppe von Gemsen, die wir entdeckten, entschädigten uns für die Anstrengung. Noch ein letzter Aufstieg bis auf 2594m und unser Tagesziel war erreicht. Es gab kaum weitere Gäste, der Ofen war warm, die Hütte sehr gemütlich und das Risotto schon bereit und sehr lecker. Ein toller, pulverreicher Sonnentag lies uns glücklich einschlafen und Kraft tanken für den nächsten Tag.

Mittwoch, 7. März - Es-cha Hütte - Keschhütte.
Aufstieg: 952hm. Abfahrt: 885m. Dauer: 9:10h. 8.8km.
Guten morgen Sonnenschein. Frühstück um 6.30 Uhr, noch etwas verschlafen in die Skikleidung und los. Unser erstes Ziel ist die Porta d' Es-cha auf 3008m. Der vom Hüttenwart empfohlene Aufstieg, via Tisch gelingt gut und die Aussicht ist atemberaubend. Nun die kleine Kletterpassage hinauf zur Porta d' Es-cha. Es liegt viel Schnee in der Rinne und der Fuss rutscht trotz den Spuren von den drei Vorspurern immer wieder weg. Auch der Abstieg zum Gletscher war rutschig. Es gibt aber Sicherungsmöglichkeiten, die wir auch nutzen. Der Aufstieg zum Skidepot über den verschneiten Gletscher ist einfach und flach, aber der Weg zieht sich. Beim Skidepot auf etwa 3300m ging es los mit leichtem Gepäck, Seil, Alpinpickel und Steigeisen auf den Piz Kesch auf 3417m. Zwei Gruppen sind umgekehrt und kamen uns bei ihrem Abstieg entgegen. Die Spuren mussten nach dem Schneefall der vergangenen Tage wieder neu gelegt werden. Die Passagen mit der Möglichkeit sich am Stein zu halten, waren recht gut zu meistern, ab und zu dauerte es etwas um einen festen Tritt zu finden. Der Aufstieg ist wirklich steil und man muss 100% konzentriert sein. Einige Querungen empfanden wir noch als schwierig. Meine Steigeisen auf den Snowboardboots hielten nicht so fest wie auf den Skischuhen bei Franzi. In der Mitte der Strecke lösten sie sich und ich musste im Steilhang die Dinger nochmals festziehen. Wir gingen den Aufstieg ohne Seil, aber es ist sicher nicht von Nachteil zu hintersichern. Der Gipfel und die Weitsicht waren der Wahnsinn.
Zum Abstieg nutzten wir 2 Bolts, die wir vorfanden und sonst Steinvorsprünge zum Abseilen mit unserem 60m Halbseil. Nicht alle Steine sind über alle Zweifel erhaben. Es muss immer wieder überprüft werden ob die Sicherung auch hält. Ein Ausrutscher wäre fatal.
Die Pulverschwünge im eher flachen Gelände zur Keschhütte war die letzte Belohnung im Schnee. Bei der Hütte sind wir 18:00 Uhr angekommen und 30 min später gab es schon das Nachtessen mit reichlich Spaghetti und feiner Apfel-Fenchelsuppe. Die Hütte war wie alle vorhergehenden fast leer. Nur die 3er Gruppe bestehend aus 2 Wahlberlinern und ihrem Bergführer aus dem Montafon waren auch da. Wir hatten eine ähnliche Routenwahl schon die vorherigen Tage und sind so zu einer etwas grösseren bunt gemischten Gruppe geworden. Auch sie waren schon auf der Jenatschhütte und wir wechselten uns die Tage ab mit Spuren und besprachen zusammen die beste Routenwahl. Leider sind auf der Kesch-Hütte die Wasserleitung eingefroren, aber nichts kann uns heute die Laune vermiesen.

Donnerstag, 8. März - Keschhütte
Nebel und leichter Schneefall. Deshalb verschieben wir die Tour zur Grialetsch-Hütte und auf den Piz Grialetsch auf morgen und entspannen, reflektieren die vergangenen Tage und geniessen die Abgeschiedenheit. Einmal um die Hütte gelaufen, bestärkt noch unsere Entscheidung. Es windet stark, Schnee fiel und man sah praktisch nichts. Das heisst frisch gebacken Kuchen essen, eine Tasse Kaffee trinken und den Hüttentigern den Bauch streicheln. Auch führte uns Hüttenwart Reto durch sein Domizil und erzählte über Bauzeit und Technik der 2001 erbauten Hütte.

Freitag, 9. März - Keschhütte - Grialetschhütte.
Aufstieg: 1059hm. Abfahrt: 1053m. Dauer: 6:10h. 13.4km.
Nach einem Tag Ruhe, aufgrund des schlechten Wetters starteten bei Sonnenschein entlang des flachen Val dal Tschüvel, wie immer mühsam für Snowboarder, aber die grandiosen Berge entschädigen doch für so einiges. Nach ungefähr 6 km beginnen wir mit dem steilen Aufstieg von ca 550hm über den Vallorgia. Der Grat des Piz Grialetsch türmt sich monumental vor uns auf. Wir sehen riesige Wächten auf dem Grat und wissen um die starken Schneefälle und Winde der letzten Tage. Trotzdem klettern wir über tiefen, pulvrigen Schnee und Steine auf den Grat und können so einen Blick auf die „Gehseite“ des Grates werfen. Nach kurzem Beratschlagen kehren wir um und beginnen mit dem Aufstieg zum Pass auf 2967m. Die Grialetsch Hütte auf 2542m ist noch eine kurze, pulverreiche Abfahrt und einen kleinen Aufstieg entfernt. Die Hütte ist zwar recht kalt aber es gibt sogar einige Gäste.

Samstag, 10. März - Grialetschhütte - Davos.
Aufstieg: 743hm. Abfahrt: 1514m. Dauer: 5:15h. 13.6km.
Wir starten von der Hütte auf 2542m Richtung Radüner Rothorn und queren das flache Tal Richtung Rothorn Furgga. Der Südaufstieg ist sehr steil und sollte möglichst früh angegangen werden. Auf dem Pass angekommen, müssen für die letzten Höhenmeter die Ski auf den Rücken geschnallt werden. Die drei Steinmänner auf dem Gipfel leisten uns Gesellschaft und wir wissen um den letzten Tag und Gipfel unseres kleinen Abenteuers. Leider war Franzi etwas erkältet und wir entschieden uns am letzten Tag nur auf diesen Gipfel zu gehen, sonst wäre die Tour gut kombinierbar mit dem Schwarzhorn. Nun gibt es eine kleine, leichtere Kletterpassage hinunter auf der anderen Seite des Rothorns. Von dort aus folgt eine kurze Abfahrt (Vorsicht Steine!) und dann der Aufstieg zum Pass Schwarzhornfurgga zwischen Rothorn und Schwarzhorn auf 2880m. Ab hier erfolgt unsere letzte lange Abfahrt. Die Hänge sind recht steil und Route sollte sorgfältig gewählt werden.
Im Tal angekommen stossen wir uns Richtung Teufi. Der flache Weg ist gespurt und wir kommen gut vorwärts. In Teufi angekommen warten wir bei einer heissen Schoggi, Apfelmost, Speck, Ei und Rösti auf den Bus, der uns nach Davos bringen wird. Viele Freerider warten auch und wir sind nach 6Tagen Schnee, Hütten- und Tourenschuhen, Marschtee und absoluter Ruhe wieder zurück in der Zivilisation. Ja, die Freude auf heisses Wasser und Wärme ist gross, aber wir wissen ganz genau diese Tourenwoche mit allen Anstrengungen, flachen Ärgernissen und grossen Gipfelfreuden als wunderbares Team zu schätzen.

Fazit: Eine herrliche Möglichkeit die Bündner Bergwelt kennen zu lernen. Die Planung erfordert aber Zeit und Erfahrung im alpinen Bereich. Ein Bergführer kann da von nutzen sein. Mit dem Snowboard gibt es immer wieder Laufstrecken, die man lieben muss.

Tourengänger: tricky, charlie
Communities: ÖV Touren


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Geodaten
 9918.gpx St.Moritz - Jenatsch
 9919.gpx Jenatsch - Bergün
 9920.gpx Bergün - Es-cha
 9921.gpx Es-cha - Kesch
 9922.gpx Kesch - Grialetsch
 9923.gpx Grialetsch - Davos

Galerie


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Kommentare (3)


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Bombo hat gesagt:
Gesendet am 11. März 2012 um 18:19
Gratuliere Euch zu dieser tollen Tourenwoche - eine fantastische Routenwahl habt Ihr gewählt! Ich erlaube mir, Euren Link in meine "Pendings" zu kopieren :-)

Ride on - Gruess Bombo

heluka hat gesagt: Sehr schöne Fotos
Gesendet am 11. März 2012 um 19:18
Tolle Action-Fotos, sehr schöne Landschaftsaufnahmen und stimmungsvolle Bilder. Gratulation!

johnny68 hat gesagt: Super Tour und super Fotos
Gesendet am 11. März 2012 um 19:44
Hallo tricky
Gratuliere zu dieser Tour und zu den super Fotos!
Gruss
Johnny


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