Chamanna Jenatsch, 2652m

Heute war eine Solo-Tour angesagt. Der Jenatsch-Hütte wollte ich schon lange mal einen Besuch abstatten. Ich weiss, diese Hütte wird v.a. im Winter starkt frequentiert, da sie im Kessel eines Skitouren-Eldorado's liegt. Ich meine jedoch, dass es sich durchaus auch im Sommer lohnt, die Hütte zu besuchen.

Die erstmögliche Busverbindung brachte mich von St. Moritz nach La Veduta, etwas unterhalb der Julier-Passhöhe gelegen und bekannter Ausgangspunkt für Wanderungen und Skitouren.
Um 9 Uhr konnte ich starten, vorerst noch mehrheitlich im Nebel bzw. starker Bewölkung. Die Feuchtigkeit war auf die Regenfälle der letzten Nacht zurückzuführen.

Hinein ins Val d'Agnel und erst mal bis zur Verzweigung bei P.2537. Während es langsam aufklarte, steuerte ich langsam auf die Fuorcla d'Agnel zu, welche ich schliesslich kurz vor 11 Uhr erreichte. Kurze Zeit später holte mich ein weiterer Bergwanderer ein, welcher ebenfalls von La Veduta gestartet war. Nach einer kurzen Pause machte ich mich an den Abstieg.

Der Bergweg führt mangels Gletscher an der östlichen Moräne entlang zum See hinunter. Während die farbigen Gesteine am Tschima da Flix zu bestaunen waren, erschreckte der kümmerliche Rest des Vadret d'Agnel doch eher ...

Nach einem kleinen Gegenanstieg erreichte ich die Jenatschhütte (2652m) kurz nach 12 Uhr; genau richtig zum Mittagessen ... ;-). Die Hüttencrew war etwas erstaunt, dass ca. 6 Personen, welche unabhängig voneinander unterwegs waren, fast zeitgleich eintrafen.
Nach einer herzhaften Rösti machte ich mich an den langen Abstieg durch das Val Bever. Bis zur Alp Suvretta (2145m) bin ich alleine unterwegs und kann die Landschaft voll geniessen.

Ab der Alp gelangt man auf eine Fahrstrasse, womit auch die Ruhe vorbei ist. Ich wusste natürlich, dass hier die Biker unterwegs waren, welche auf dem Piz Nair oder vom Suvrettapass aus gestartet waren. Dass jedoch fast alle Biker total rücksichtslos unterwegs waren, war doch ärgerlich. Obwohl überall Benimm-Tafeln aufgestellt sind, schert sich offensichtlich niemand darum - Hauptsache, man kann mit Vollgas das Val Bever hinunterbolzen.

Aufgrund des Bach-Rauschens und dem Gegenwind konnte ich nicht hören, wenn sich ein Biker von hinten näherte - und erschrak dann, wenn dieser auf gleicher Höhe erschien und mit hohem Tempo nahe an mir  vorbeiraste ... Dies blieb nun leider eine ganze Weile so; die Blechlawine blieb konstant und rücksichtslos (von wegen bemerkbar machen mit Klingeln o.ä.).
Erst weit unten (bei P.1967) gab's eine kurze Erholung mittels Wanderweg, bevor man wieder auf die Fahrstrasse wechseln muss. 

Bei Spinas (1812m) angelangt, gibt es ein Restaurant mit schöner Gartenterrasse - leider voll mit Bikern, weshalb ich gleich weiter ging. Auf dem Wanderweg nördlich des Flusses Beverin war ich dann wieder alleine unterwegs, wo ich auf einer Bank nochmals in Ruhe rasten konnte.
Schliesslich erreichte ich um ca. 16.50 Uhr den Bahnhof Bever; jetzt ziemlich müde und kaputt ...
5 Minuten später fuhr bereits der Zug ein, welcher mich zurück zum Feriendomizil brachte.

Fazit:
eine herrliche und lange Tour, welche durch verschiedene Landschaften führt. Einziger Wermutstropfen sind die vielen Biker im Val Bever, welche mehrheitlich rücksichtslos unterwegs sind. Es handelt sich hierbei offensichtlich um (ebenfalls mehrheitlich) ausländische Touristen, welche vermutlich das erste Mal auf einem Bike sitzen ...
Wenn ich also nochmals das Val Bever besuchen sollte, dann nur noch per Bike; zu Fuss macht das so keinen Spass.

Zeiten:
- La Veduta - Jenatschhütte: ca. 3 Std.
- Jenatschhütte - Bever: ca. 3 Std.