Experiment Diedamskopf Nordostgrat, Teil II


Publiziert von Nik Brückner , 20. Juli 2017 um 14:48.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:16 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 450 m
Abstieg: 450 m
Strecke:4km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der Seilbahn auf den Diedamskopf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit der Seilbahn von dem Diedamskopf
Unterkunftmöglichkeiten:Zahlreiche im Tal

Vor etwa einem halben Jahr, am 31. Oktober 2016, stiegen Yuki und ich in unser Experiment Diedamskopf Nordostgrat ein. Ein schöner Grat von fern, und er sieht recht begehbar aus. Infos hatten wir keine, auch an Bildern mangelte es, denn der Grat ist wirklich abgelegen. Ich hatte die Idee zu dieser Tour durch ein Foto in einem Tourenbericht von quacamozza, dort war der Grat zu sehen.

Wir kamen weit, damals, aber nicht ganz durch. An einem markanten Tortenstück direkt am Grat brachen wir ab. Der Grat wird in der Folge unübersichtlicher und brüchiger, und da wir nicht wussten, wie es oben zum Gipfel rausgehen würde, uns ein frisch ausgebrochenes Stück weiter unten im Kopf herumging und wir ständig gegen die Sonne klettern mussten, haben wir schließlich abgebrochen.


Nun fuhr ich einen Tag nach dem Prog-Festival auf dem Loreleyfelsen kurz entschlossen in die Alpen. Mit dabei: "Incremental Changes, Pt. 1" vom Gerald Peter Project. Vier schöne Tage! Die konnte ich einfach nicht verstreichen lassen. Aber was machen? Es war schon mitten am Tag, als ich die Berge sah, es musste also kurz sein, am Besten mit nem Aufzug, aber bitte wenigstens geil. Und so kam mir etwa bei Leutkirch die Idee, auf den Diedam raufzubaumeln, und mir den Nordostgrat mal von oben anzusehen. Nur mal kucken, sozusagen. Ob's überhaupt weitergegangen wär.

Erste Überraschung: Der Nordostgrat stößt weiter östlich auf den Ostgrat als ich gedacht hatte. Zweite Überraschung: Yuki und ich waren weiter gekommen, als wir damals wissen konnten, eben weil der Nordostgrat weiter östlich auf den Ostgrat stößt als gedacht: Eine halbe Stunde noch, und wir wären oben gewesen. Dritte Überraschung: Auch der Rest schien begehbar. Und die vierte und letzte Überraschung: Richtung Osten, noch vor dem Diedamssattel, befindet sich ein Durchlass durch die nach Norden ansonsten senkrechten Felsmauern des Ostgrats: eine Grasrippe, auf der ich nordwärts, Richtung Oberfellealpe, absteigen konnte.

Gedacht, getan. Ich näherte mich diesem Durchlass auf dem gratnahen Pfad, der von zahlreichen Wanderern bevölkert war. An einem Aussichtskanzele vorbei stieg ich hinunter bis zu einer Wanne, von der aus es dann in steilem Gras und Kraut hinunterging. Sobald das Gelände schräg nach links, also hinüber zum Grat, begehbar ist, schrägte ich hinauf zu "unserem" Tortenstück, dass schon von hier aus gut sichtbar ist.

Es wäre aber auch kein Problem, von hier aus zu dem Weg hinunter zu gelangen, der von der Hütte der Oberfellealpe aus in den Osthang des Nordostgrats hinaufzieht, auf diesem anzusteigen, um weiter nördlich den Grat zu gewinnen, und ihn vollständig zu überschreiten. Ist deutlich kürzer (aber auch weniger schön) als der Anmarsch vom Schönenbachvorsäß.

Bergbahn Diedamskopf Bergstation - Tortenstück am Nordostgrat: Wanderwege, dann weglos, T4, 1:15 (mit Auschecken)


Ich stieg nun vom Tortenstück aus auf dem Grat hinauf. Zunächst geht es über einen Fels-Gras-Mix zu einem Hörnle, das schnell erklettert ist. Oben steht man dann auf Gras, und wandert weiter zu einer schräg geschichteten Mauer hinüber. Links drüben sieht man das Aussichtskanzele, auf dem mit großer Wahrscheinlichkeit Zuschauer stehen. Also aufpassen! Nicht dass man uncool aussieht...

Und wenn man doch mal auspsycht, ist hier die letzte Abstiegsmöglichkeit, links hinunter Richtung Oberfellealpe.

Es wird nun deutlich felsiger. Einen steilen Aufschwung konnte ich links umgehen, dabei kam ich an einem Sicherungshaken vorbei. War ja klar: keine Pioniertat. Danach wieder rechts hinauf auf die Mauer und nun frontal die nächste Felskante hinauf. Vorsicht! Hier wackelt praktisch alles. Einen guten Griff zu finden, ist nicht einfach, am Besten, man belastet gar nichts so richtig. Das macht die Kletterei auch schwieriger, ich weiß, auf den Fotos sieht's nach ner kinderleichten I aus, ist nicht so.

Bald gelangt man wieder auf Gras, und überwindet einen Zacken direkt auf der Kante oder etwas rechts davon. Dann geht es ein letztes Mal in die Felsen. Hat man diese Kante überwunden, ist es eigentlich schon geschafft. Einen letzten Graszacken kann man optional noch mitnehmen, oder man steigt links über die Wiese hinunter zum Wanderweg.

Ich musste natürlich noch auf den Gipfel, ich war erst einmal dort gewesen, damals leider im Nebel, dafür mit der legendären Judith7. Diesmal war die Sicht grandios!

Einen wunderbaren Rundblick hat man hier: Kanisfluh, Üntschenspitze, Heiterberg, Ifen, Gungern und Klipperen, Annalper Stecken, Hochkünzelspitze, Zitterklapfen, Zafernhorn, Glatthorn, alle sind zu sehen.

Diedamskopf Nordostgrat, ab Tortenstück: T6 mit Ier- und IIer-Stellen in brüchigem Fels, 30 Minuten bis zum Gipfel


Tja, das war's! Experiment Diedamskopf Nordostgrat erfolgreich abgeschlossen! Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob nicht jemand nachkommt, der sich nur dadurch groß machen kann, indem er andere klein macht. Die Tour widme ich einstweilen selbstverständlich der lieben Yuki, die, weil das alles so spontan und überraschend ging, nicht mit dabei war. Fühlte sich komisch an, weil's für mein Empfinden irgendwie unser Grat ist. Hier isser nochmal in seiner ganzen Pracht zu sehen, und dieses Bild von Nyn ist ebenfalls aufschlussreich.

Und gegenüber? An dem Grat, der sich vom Ifen aus Richtung Nordwesten zieht? Etwa 20, 30 Meter unterhalb der Kante durchzieht ein schmales, steiles Grassims die Felswand - ob man das wohl begehen könnt?



Ausrüstung:

C-Schuhe, Stecken, Helm. Suber Sach.

...und am nächsten Tag ging's dann in die Alviergruppe.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (2)


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yuki hat gesagt: Suber Sach!
Gesendet am 22. Juli 2017 um 22:31
Servus lieber Nik!

Suber Sach, dass Du den Grat gemacht hast, gratuliere!

Unser erster Teil war wirklich merk-würdig mit der urtümlichen Landschaft, den Hirschen und all dem... Bin gespannt, was wir demnächst mal zusammen gehen?

Ganz herzliche Grüße
Syoko

Nik Brückner hat gesagt: RE:Suber Sach!
Gesendet am 23. Juli 2017 um 19:38
Servus liebe Syoko!

Danke für die Grat-Tour-lation! Also, wenn Du magst, gehen wir die Tour nochmal vollständig. Abgesehen davon bin ich gar nicht gespannt, denn ich weiß, was immer wir zusammen gehen werden, es wird großartig werden! ;o}

Ebenfalls ganz ganz herzliche Grüße,

Nik

...und jetzt ab in den Keller, Schi gwaxlt, Mitt- und Donnerswoch schneit's laut meiner WeVoHeSa 30 Zentimeter auf'm Nebelhorn.


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