Blau Schnee und Bösegg-Route am Säntis


Publiziert von Delta Pro , 11. November 2012 um 17:40. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:19 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 560 m

Beim „kleinsten“ Gletscher der Schweiz mit Rundwanderung über den sehenswerten Säntis-Ostgrat
 
Schön ist der Alpstein im Herbst! Und noch besser wenn man Arbeit und Bergtour dort verbinden kann. So haben wir – für mich vielleicht nicht ganz uneigennützig – begonnen, ein paar Messungen am Blau Schnee Gletscherchen zu machen. Neben dem Besuch bei den Messstellen – der mit einer grösseren Überraschung verbunden war – blieb danach noch genügend Zeit für die sehr lohnende Rundtour zur Wagenlücke und über den spannenden Ostgrat zurück auf den Säntis.
 
Es ist schon gegen Mittag, als wir auf dem Säntis eintreffen. Macht nichts, denn die „Arbeit“ sollte schnell getan sein und die Tour ist relativ kurz. Abstieg übers Himmelsleiterli, in dem noch etwas Neuschnee liegt. Der Versuch durch die Scharte direkt auf den Blau Schnee abzuklettern scheitert, da das Fixseil unter einer hohen Wächte liegt. Also über den Wanderweg und durch tiefen Schnee über die kürzlich entgletscherten Bereiche des Blau Schnee unter den Felswänden wieder zurück zum Herzstück des Gletschers. Das Erstaunen ist gross, als neben unseren Messstangen zwei weitere, neue Pegel auf dem Blau Schnee stehen. Seit Beginn der Gletschermessungen in der Schweiz vor 130 Jahren hat sich nie jemand für kleine Gletscher interessiert, und jetzt misst neben uns noch jemand diesen Gletscherfleck!  Und wir haben keine Ahnung wer… Wenn also irgendjemand Infos hat, freuen wir uns sehr drüber.
Der Blau Schnee ist wirklich ein schräger Gletscher. In diesem Jahr ist der Winterschnee den ganzen Sommer über liegen geblieben, der Gletscher konnte also deutliche Massengewinne verzeichnen. Der als solcher erkennbare Teil des Gletschers ist denkbar klein und grosse Bereiche sind unter einer dicken (und schützenden) Schuttschicht versteckt. Das alte Gletschereis unter dem Schutt fliesst aber aktiv, so dass sich deutliche Fliessstrukturen und eine aufgewölbte Stirn zeigen. Eigentlich müsste man also eher von einem Blockgletscher sprechen, doch richtigen Permafrost gibt’s im Alpstein wohl doch nicht.
 
Wir wandern zu den eindrücklich Moränen des Gletschervorstosses von 1850 und queren dort rechts in die felsdurchsetzte Flanke hinaus. Zu unserem Erstaunen weisen frische Trittspuren im Schnee den Weg durch das steile Gelände. So kann man der Höhenkurve folgen (T5-), und schliesslich einfacher auf Wegspuren unter die Wagenlücke queren. Irgendwie hatte ich das Gefühl der Wagenlückenspitz sei auf Hikr schon Dutzende Male beschrieben - getäuscht. So stiegen wir vor Erreichen der Lücke auf deutlichen Trittspuren nach links zum Einstieg. Zuerst gilt es eine rund 10m hohe, senkreckte Stufe zu erklettern (II-III), dann geht es in unseligem Schrofengelände weiter. Wir machten dort kehrt, obwohl es nicht mehr weit zur Gratschneide gewesen wäre. Zwei Tage später klappte es dann mit der Besteigung des Wagenlückenspitzes auf dieser Route.
 
Von der Wagenlücke etwas dem Säntisweg entlang und sobald es geht einfach auf den Ostgrat – von der versicherten Direktvariante von der Lücke, die Ivo66 zwei Tage später beschrieben hat, wussten wir noch nichts. Dann alles entlang dem wunderschönen und langen Grat gegen den Säntis. Die Bösegg-Route wurde erstaunlicherweise erst letztes Jahr erstmals auf Hikr beschrieben und ist meiner Ansicht nach einer der lohendsten Wege auf den Säntis-Gipfel. In einem ersten Abschnitt ist etwas Kraxelei am Grat erforderlich, teils ausgesetzt, aber nirgends schwierig (T5). Dann folgt ein längerer flacher Abschnitt bevor es an die letzten, Fixseil-gesicherten Stufen geht, die zwar recht steil, aber kurz sind.
 
 
 


Tourengänger: Delta, sglider


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Kommentare (3)


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Henrik hat gesagt: Ich lese hikr., weil
Gesendet am 11. November 2012 um 22:58
hier der achthunderste Beitrag von Delta zu verfolgen ist.

Ich lese hikr, weil es so informativ und inspirierend ist.

Ich lese hikr., weil ich dir auch mal danken möchte.

GLG

Henrik

Delta Pro hat gesagt: RE:Ich lese hikr., weil
Gesendet am 12. November 2012 um 09:45
Danke, Henrik, für Deine Worte
Gruss Delta

BaumannEdu hat gesagt:
Gesendet am 12. November 2012 um 09:37
Schön und sehr interessant!


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