Säntis 2501 m - Über den Ostgrat


Publiziert von Ivo66 , 6. August 2011 um 19:35.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 6 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AR   CH-SG   CH-AI 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:Wasserauen - Seealpsee - Mesmer - Wagenlücke - Ostgrat - Säntis - Girenspitz - Blau Schnee - Mesmer - Seealpsee - Wasserauen
Kartennummer:1:25'000 Säntis

Die Überschreitung des oft ausgesetzten Säntis-Ostgrat ist wohl die schönste Variante, den König des Alpsteins zu erreichen. Die Route ist weder markiert noch ausgeschildert. Auch findet der Ostgrat im SAC-Clubführer Säntis-Churfirsten keine Erwähnung und selbst auf hikr.org., wo der Säntis zur Zeit mit 127 Einträgen zu Buche steht, habe ich die Route nicht gefunden. Da half der gute Tip von Alpsteinspezialist Maveric weiter. Vielen Dank für die Instruktionen!

Der Ostgrat ist die Verbindung zwischen der Wagenlücke und dem Säntis. Die Gratüberschreitung mit zwischendurch etwas Kletterei verläuft sehr aussichtsreich in der mittleren Alpsteinkette, ist aber an mehreren Stellen ziemlich luftig. Die Felsqualität ist hingegen sehr gut, dafür waren meine Knie umso weicher... Man bleibt meistens auf dem im ersten Teil meist schmalen Grat und weicht nur selten unwesentlich in die Südflanke aus, wobei dann der scharfe Grat den Händen guten Halt bietet. Wer mit einer grossen Portion Schwindelfreiheit ausgerüstet ist und über eine ebenso gute Trittsicherheit verfügt, wird von dieser Route begeistert sein. Der Ostgrat scheint wenig begangen zu werden, wir waren heute ganz alleine unterwegs.

Hat man die ersten ausgesetzten Stellen - die sich vielleicht über 100 m Länge hinziehen - überwunden, verläuft ein grösserer Teil des Grats in gutem Gehgelände. Der Grat steigt in der ersten Hälfte nur wenig an und wird erst im letzten Abschnitt steil. Dort sind einige Passagen gar mit sehr stabilen Drahtseilen ausgerüstet. Nicht ohne Stolz habe ich sie nicht benützt; die Kletterschwierigkeit erreicht dann an einer Stelle ein III-, wobei das Drahtseil natürlich moralische Unterstützung bietet. Es sind hervorragende Tritte und Griffe vorhanden, doch prüfe man sie auf ihre Festigkeit. Man erreicht zuoberst direkt die Terrasse des alten Säntishotels, wo man unter den verwunderten Blicken der Gäste empfangen wird.

Wie auf allen Säntistouren gilt auch hier: "Der Weg ist das Ziel", denn der Gipfel ist ein Touristenmagnet und entsprechend überlaufen. Wir nahmen sogleich den Abstieg über den Blau Schnee in Angriff, um in einem kurzen Abstecher noch den Girenspitz zu besuchen, offiziell den zweithöchsten Gipfel des Alpsteingebirges. Der kurze sehr einfache Aufstieg lohnt sich, um einmal einen Einblick in die Chammhaldenroute zu gewinnen.


Routenbeschreibung:

Wasserauen - Seealpsee - Mesmer (T2)

Auf dem geteerten Fahrsträsschen erreicht man den idyllischen Seealpsee. Man wandert weiter geradeaus über die Seealp. In der Folge wird der Bergweg etwas ruppiger und erreicht in einigen Kehren das Gasthaus Mesmer (gut markiert und ausgeschildert).

Mesmer - Wagenlücke (T3)

Am Gasthaus vorbei führt ein Bergweg (ebenfalls markiert und ausgeschildert) zunächst durch das Tälchen der Fälalp, später durch eine Art Kamin (einige drahtseilgesicherte Stellen und Eisentritte) und zuletzt auf guten Spuren über Geröll zur Wagenlücke hinauf.

Wagenlücke - Ostgrat - Säntis (T5)

Von der Wagenlücke folgten wir noch ca. 100 m dem Säntisweg und verliessen diesen nach rechts (zum Teil Wegspuren) recht einfach hinauf auf den Grat. Man erkennt die einfachste Aufstiegsmöglichkeit auf den Grat sofort.

Auf dem Grat angelangt, geht es ziemlich bald zur Sache. Der Grat ist meist so schmal, dass sich sowieso keine Wegfindungsschwierigkeiten ergeben. Er wird zum Teil sehr ausgesetzt, es ist aber immer ein Durchkommen möglich und die Schwierigkeiten überschreiten in den heiklen Passagen den Klettergrad I nirgends. Nach einigen luftigen Stellen kann man auf gutem Gehgelände wieder etwas durchatmen.

Der Grat wird nun breiter, steigt aber steiler an. Man ist oft frei in der Routenwahl und erkennt bald einmal weiter oben die drahtseilgesicherten Stellen. Die schwierigste Stelle erreicht eine III-, mit Benützung des Drahtseils und eines Eisenstifts ist sie aber problemlos zu bewältigen und z. B. einfacher und auch kürzer (ca. 3 m) als die Schlüsselstelle an der Stauberenchanzlen.

Kurz vor Erreichen der Hotelterrasse gilt es, durch eine fast senkrechte, gut gestufte Rinne hochzuklettern (ca. 4 m). Auch diese Stelle (II) ist mit einem Drahtseil entschärft worden.

Anschliessend geht man über die Hotelterrasse und auf gut gepflasterten Wegen hinauf zum Säntisgipfel.

Abstieg über die Himmelsleiter (T3)

Nach dem Stollen (Ausgang rechts neben dem Souvenirshop) steigt man über die durchwegs gesicherte Himmelsleiter - eine Art recht steile Rinne durch Karrenfelder - hinab zum Sattel vor dem Girenspitz.

Aufstieg zum Girenspitz (T2)

Problemlos, weder steil noch ausgesetzt erreicht man zum Teil auf Pfadspuren den Gipfel. Diese Route ist übrigens im SAC-Clubführer sage und schreibe mit "L" bewertet.

Abstieg über den Blau Schnee zum Mesmer (T3)

Der Weg zunächst steil durch die Lücke, später über Schnee und Geröll und dann auf gutem Pfad ist sehr gut markiert. Ein Wegweiser weist dann auf den Pfad hin, der zum Mesmer hinunterführt. Vom Mesmer sind wir auf der Anstiegsroute wieder abgestiegen.


Tourengänger: Ivo66, Lena


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Kommentare (13)


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lefpoenk hat gesagt: Aufstieg über das Bösegg
Gesendet am 6. August 2011 um 19:56
Ciao Ivo und Lena

Ihr scheint die Aufstiegsvariante über das Bösegg genommen zu haben. Diese Route wird in älteren Säntisführern (z. B. Ausgabe 1968) erwähnt. Ich habe diese Variante noch auf meiner Projektliste.

Super Bericht und tolle Bilder!

Ich wünsche euch weiterhin gute Touren.

Beste Grüsse
Lefpönk

Ivo66 hat gesagt: RE:Aufstieg über das Bösegg
Gesendet am 6. August 2011 um 21:19
Hallo Lefpönk

Vielen Dank. Ich dachte mir noch, dass diese Route in älteren Führern noch enthalten sein wird. Warum man sie nicht in der neuen Ausgabe nicht mehr aufführt? Keine Ahnung. Ich kann mir keinen schöneren Aufstieg zum Säntis vorstellen. Du kannst Dich auf etwas freuen.

Auch Dir weiterhin gute Touren.

Beste Grüsse, Ivo

alpstein hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 6. August 2011 um 20:02
Hallo Ivo und Lena.

Gratulation zur ersten (dokumentierten) HIKR-Erstbegehung über den Säntis-Ostgrat. Eindrückliche Fotos, die nun wohl weitere Hikr animieren werden diese Route zu begehen. Von ihrer Existenz habe ich letztes Jahr von einem Berggänger oben auf der Gasthausterrasse erfahren. Darüber gefunden habe ich bisher allerdings im WWW rein gar nichts.

Herzliche Grüße
Hanspeter



Ivo66 hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 7. August 2011 um 07:52
Danke Hanspeter

Dass ich mal eine hikr-Erstdokumentation über eine etwas in Vergessenheit geratene Sänitsroute erstellen darf, hätte ich mir nie träumen lassen. Mir ist es allerdings ein Rätsel, weshalb diese attraktive Route selten begangen wird.

Herzliche Grüsse

Ivo

laponia41 hat gesagt: Es ist eher selten,
Gesendet am 6. August 2011 um 20:16
dass ich den Wunsch habe, jünger zu sein. Nochmals einen solchen Grat hochsteigen wäre aber wunderschön! Gratulation zur Tour und den eindrücklichen Fotos!

Herzliche Grüsse
Peter

Ivo66 hat gesagt: RE:Es ist eher selten,
Gesendet am 7. August 2011 um 07:54
Lieber Peter

Das ist ein besonders schönes Kompliment, welches mich berührt. Vielen Dank. Ich wünsche Dir, dass Du noch lange die herrliche Natur geniessen darfst. Deine Fotos sind ja immer wahre Highlights.

Herzliche Grüsse, Ivo

goppa hat gesagt: Gratuliere
Gesendet am 7. August 2011 um 13:42
zu euren faszinierenden Bildern und der beeindruckenden Tour. Ich hab' natürlich auch recherchiert, sie ist auch im Säntisführer 10. Aufl. aus 1976 beim Anstieg von der Meglisalp, als Variante über das Bösegg "für berggewohnte Gänger" beschrieben.
Grüße aus dem Ländle
Toni

Ivo66 hat gesagt: RE:Gratuliere
Gesendet am 7. August 2011 um 16:39
Auch Dir vielen Dank, lieber Toni. Die guten alten Führer enthalten immer wieder gute Informationen. Und es stimmt, für den Ostgrat muss man schon ein "berggewohnter Gänger" sein...

Herzliche Grüsse

Ivo und Lena

bulbiferum hat gesagt:
Gesendet am 7. August 2011 um 16:52
Sieht toll aus diese Tour. Ich getraue mich das fast nicht zu sagen, aber im Säntisgebiet waren wir noch nie unterwegs. Wir werden das bald einmal ändern. Helene studiert auf der Karte bereits deine Route;-)

Lg Markus

Ivo66 hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. August 2011 um 18:13
...da könnt Ihr Euch auf jeden Fall auf etwas Besonderes freuen. Der Alpstein bietet auf einer relativ kleinen Fläche unzählige Tourenmöglichkeiten in einer einmalig schönen Berglandschaft.

Gruss Ivo

MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 8. August 2011 um 08:22
Ooohh..das macht ja richtig gluschtig...jetzt müssen sich dann MaeNi wirklich mal gen Säntis aufmachen...

Herzliche Grüsse
Marcel und Nicole

Ivo66 hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. August 2011 um 18:42
Das freut mich, dass der Bericht Euch für eine Säntisbesteigung animiert hat. Obwohl der Gipfel selbst wegen der Seilbahn völlig überlaufen ist und mehrere Restaurants, Souvenirshop etc. enthält, ist eine Besteigung immer wieder etwas Schönes - der Weg ist das Ziel.

Viel Spass dann!

Herzliche Grüsse, Ivo

MaeNi hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. August 2011 um 11:35
Weg ist das Ziel..gilt auch für den Pilatus, dessen Gipfel ja auch übererschlossen ist...

LG


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