Die Überschreitung des oft ausgesetzten Säntis-Ostgrat ist wohl die schönste Variante, den König des Alpsteins zu erreichen. Die Route ist weder markiert noch ausgeschildert. Auch findet der Ostgrat im SAC-Clubführer Säntis-Churfirsten keine Erwähnung und selbst auf hikr.org., wo der Säntis zur Zeit mit 127 Einträgen zu Buche steht, habe ich die Route nicht gefunden. Da half der gute Tip von Alpsteinspezialist
Maveric weiter. Vielen Dank für die Instruktionen!
Der Ostgrat ist die Verbindung zwischen der Wagenlücke und dem Säntis. Die Gratüberschreitung mit zwischendurch etwas Kletterei verläuft sehr aussichtsreich in der mittleren Alpsteinkette, ist aber an mehreren Stellen ziemlich luftig. Die Felsqualität ist hingegen sehr gut, dafür waren meine Knie umso weicher... Man bleibt meistens auf dem im ersten Teil meist schmalen Grat und weicht nur selten unwesentlich in die Südflanke aus, wobei dann der scharfe Grat den Händen guten Halt bietet. Wer mit einer grossen Portion Schwindelfreiheit ausgerüstet ist und über eine ebenso gute Trittsicherheit verfügt, wird von dieser Route begeistert sein. Der Ostgrat scheint wenig begangen zu werden, wir waren heute ganz alleine unterwegs.
Hat man die ersten ausgesetzten Stellen - die sich vielleicht über 100 m Länge hinziehen - überwunden, verläuft ein grösserer Teil des Grats in gutem Gehgelände. Der Grat steigt in der ersten Hälfte nur wenig an und wird erst im letzten Abschnitt steil. Dort sind einige Passagen gar mit sehr stabilen Drahtseilen ausgerüstet. Nicht ohne Stolz habe ich sie nicht benützt; die Kletterschwierigkeit erreicht dann an einer Stelle ein III-, wobei das Drahtseil natürlich moralische Unterstützung bietet. Es sind hervorragende Tritte und Griffe vorhanden, doch prüfe man sie auf ihre Festigkeit. Man erreicht zuoberst direkt die Terrasse des alten Säntishotels, wo man unter den verwunderten Blicken der Gäste empfangen wird.
Wie auf allen Säntistouren gilt auch hier: "Der Weg ist das Ziel", denn der Gipfel ist ein Touristenmagnet und entsprechend überlaufen. Wir nahmen sogleich den Abstieg über den Blau Schnee in Angriff, um in einem kurzen Abstecher noch den Girenspitz zu besuchen, offiziell den zweithöchsten Gipfel des Alpsteingebirges. Der kurze sehr einfache Aufstieg lohnt sich, um einmal einen Einblick in die Chammhaldenroute zu gewinnen.
Routenbeschreibung:
Wasserauen - Seealpsee - Mesmer (T2)
Auf dem geteerten Fahrsträsschen erreicht man den idyllischen Seealpsee. Man wandert weiter geradeaus über die Seealp. In der Folge wird der Bergweg etwas ruppiger und erreicht in einigen Kehren das Gasthaus Mesmer (gut markiert und ausgeschildert).
Mesmer - Wagenlücke (T3)
Am Gasthaus vorbei führt ein Bergweg (ebenfalls markiert und ausgeschildert) zunächst durch das Tälchen der Fälalp, später durch eine Art Kamin (einige drahtseilgesicherte Stellen und Eisentritte) und zuletzt auf guten Spuren über Geröll zur Wagenlücke hinauf.
Wagenlücke - Ostgrat - Säntis (T5)
Von der Wagenlücke folgten wir noch ca. 100 m dem Säntisweg und verliessen diesen nach rechts (zum Teil Wegspuren) recht einfach hinauf auf den Grat. Man erkennt die einfachste Aufstiegsmöglichkeit auf den Grat sofort.
Auf dem Grat angelangt, geht es ziemlich bald zur Sache. Der Grat ist meist so schmal, dass sich sowieso keine Wegfindungsschwierigkeiten ergeben. Er wird zum Teil sehr ausgesetzt, es ist aber immer ein Durchkommen möglich und die Schwierigkeiten überschreiten in den heiklen Passagen den Klettergrad I nirgends. Nach einigen luftigen Stellen kann man auf gutem Gehgelände wieder etwas durchatmen.
Der Grat wird nun breiter, steigt aber steiler an. Man ist oft frei in der Routenwahl und erkennt bald einmal weiter oben die drahtseilgesicherten Stellen. Die schwierigste Stelle erreicht eine III-, mit Benützung des Drahtseils und eines Eisenstifts ist sie aber problemlos zu bewältigen und z. B. einfacher und auch kürzer (ca. 3 m) als die Schlüsselstelle an der Stauberenchanzlen.
Kurz vor Erreichen der Hotelterrasse gilt es, durch eine fast senkrechte, gut gestufte Rinne hochzuklettern (ca. 4 m). Auch diese Stelle (II) ist mit einem Drahtseil entschärft worden.
Anschliessend geht man über die Hotelterrasse und auf gut gepflasterten Wegen hinauf zum Säntisgipfel.
Abstieg über die Himmelsleiter (T3)
Nach dem Stollen (Ausgang rechts neben dem Souvenirshop) steigt man über die durchwegs gesicherte Himmelsleiter - eine Art recht steile Rinne durch Karrenfelder - hinab zum Sattel vor dem Girenspitz.
Aufstieg zum Girenspitz (T2)
Problemlos, weder steil noch ausgesetzt erreicht man zum Teil auf Pfadspuren den Gipfel. Diese Route ist übrigens im SAC-Clubführer sage und schreibe mit "L" bewertet.
Abstieg über den Blau Schnee zum Mesmer (T3)
Der Weg zunächst steil durch die Lücke, später über Schnee und Geröll und dann auf gutem Pfad ist sehr gut markiert. Ein Wegweiser weist dann auf den Pfad hin, der zum Mesmer hinunterführt. Vom Mesmer sind wir auf der Anstiegsroute wieder abgestiegen.
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