Legföhrenüberführung nach Winterthur


Publiziert von Henrik , 8. Oktober 2012 um 17:45. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum:27 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-ZH 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 5 m
Abstieg: 5 m
Strecke:Region Töss
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:Ein Einheimischer

Extremwanderung direkt vor der Haustür....

Hierzu braucht es fürwahr die Elite des Alpinwanderns, um den Herausforderungen gewachsen zu sein. In Tobi als ausgewiesenem T6-Fachmann, ossi als Lokalmatador sowie Henrik als Trainer und Mental Coach waren drei herausragende Persönlichkeiten gefunden, die Aufgabe zu bewältigen.

Tour (T5+mit Möbelhandicap M5): Start direkt vor der Wohnungstür. Zuerst wenige Schritte geradeaus, dann in Abstiegsrichtung rechtshaltend über sehr gut gestuftes Gelände bis zum Grund eines Hohlraumes, von wo aus man recht einfach ins Freie tritt. Nun scharf links haltend einer senkrechten Wand entlang und nach wenigen Metern wieder nach links: Als Orientierung dient die ganze Zeit die senkrechte Wand, die nur wenige Tritte bietet und von der bisher keine direkte Besteigungen bekannt sind.

Während man also links dieser steil aufstrebenden Mauer folgt, wird auf der andern Seite der Blick frei auf viel grün. Die Kontraste erfreuen das Auge, der Blick bleibt im satten grün der Vegetation haften. 

Nach einer Weile -das Gelände wird zwischenzeitlich plötzlich offen- tritt man wieder ein in eine ziemlich schmale Wegpassage (die Route ist hier eindeutig). Während am Anfang der Untergrund hart und fest ist, bedecken später runde, unangenehme Geröllkiesel den Boden; der Anspruch an die BegeherInnen sollte in diesem Teil der Wanderung nicht unterschätzt werden. Sobald sich das Gelände wieder öffnet, steigt man rechtshaltend über eine abschüssige, ungestufte und weglose Grashalde ab bis zu deren Grund. Man peilt hier zwei freistehende Bäume an, die bald erreicht werden, behält die Richtung bei und ersteigt etwas später wiederum eine steile Grashalde.

Im letzten Abschnitt überwindet man erstmal ein Hindernis (ein Zeugnis vergangener alpwirtschaftlicher Nutzung, hier wurden früher ossis gesömmert) und überwindet eine ausgepägte Plattenzone, die dank der geringen Steilheit gleichermassen gut im Auf- sowie im Abstieg bewältigt werden kann. Nach wenigen Metern in gut gestuftem Gelände erreicht man schliesslich die Küche.


...noch ein paar ergänzende Worte zum Unterfangen in Winti: statt Einzeln hinzureisen nach Winterthur-Töss, begab ich mich ziemlich zeitig am Donnerstagmorgen zuerst nach Luzern – mit dem IR ab Gleis 8 in Basel. Erst in Olten füllte sich der Zug. Ganz entgegen meiner Gewohnheit mich der Landschaft  zwischen Olten und Luzern nicht hinzugeben, weil ich glaube, sie zu kennen (...), genügte ein Blick aus dem Fenster nach Sursee, dies sofort zu tun! Der Sempachersee, an dem die Linie der SBB vorbeiführt, erschien mir wie die gefrorene Oberfläche eines Fjordes, an dessen gegenüberliegenden Uferkante die Lichter der Dörfer wie die Kabinenbeleuchtung eines Kreuzfahrt-Schiffes funkelten – Norwegen im Suhrental durchschoss es mich! Wohl ein Gedanke, der mich beflügelte, da ich aktuell zwei Monate Ferien habe, und eine diesbezügliche Entscheidung noch nicht gefallen ist. Der Zug rumpelt Luzern entgegen und vollführt bei Rothenburg eine halbe Pirouette – übrigens, für nicht Bahnfahrer, der Blick den Reisende bei jedem Wetter hier kurz vor Luzern erleben dürfen, ist ein anmutiger, ein erster Eindruck von der Mächtigkeit der Bergwelt, die ihn erwarten wird, nähert er sich dieser ab hier gezwungenermassen, bei jeder Weiterfahrt.
 
... Pendlerströme sind das auffällige Merkmal, als ich den IR verlasse – mir bleibt noch eine halbe Stunde, die ich für ein paar Beobachtungen nutze, den Bahnhof Luzern frühmorgens kennenzulernen. Während die einen notwendigerweise sich zu beeilen haben, kann ich als Zaungast mich der Weile hingeben und gerate so ggf. ins Gehege mit eben jenen, die das nicht können. Noch etwas zur Farbe: Schwarz herrscht vor. Noch etwas zum Dunst: es wird geraucht. Noch etwas zu den Gesichtern: ernst und sich selbst zugewendet. Noch etwas zu den Geräuschen: Klingeltöne allenthalben.
 
... an Geleise 6 steht der IR 2316, als Doppelstöcker. Seine Auslastung kann im Netz sogar nachgeschaut werden bzw. Hinweise dazu: Reisehinweis IR 2316 - dieser Zug ist zwischen Luzern und Zürich HB sehr gut ausgelastet. Seine Partnerzüge, die im Abstand von zehn Minuten zwischen 7 und halb acht nach Zürich geführt werden, sind alle immer sehr belegt. Da Tobi noch nicht aufgetaucht ist, werde ich ein wenig nervös und schreibe ein SMS: der Bus habe sich noch nicht in Bewegung gesetzt! Eine halbe Minute verheisst die Bahnhofsuhr, da taucht der Monschtertüreler auf. Wir nehmen zuerst Platz im „Oberstübli“ des Doppelstöckers, weichen später aus und finden etwas mehr Raum im Parterre – im Business-Part.
 
... in Zürich sind den Pendlern nachgefolgt die Wanderstockströme, die mit den Daypacks auf ihren Schultern. Da ist manchmal etwas Vorsicht nötig, um nicht physisch ein Auge zu verlieren. Mit dem „Flugzug“ fahren wir via UNIQUE nach Winterthur. Dort ist rasches Umsteigen erforderlich. Mit dem THURBO eine Station weiter und wir sind am Ziel: im Legföhrenparadies W’-Töss.
 
... wir werden erwartet: Rosmarie und ossi sowie eine kleine junge Crew von Freunden der beiden. Auf dem Gipfeltisch: Kleingebäck und Flüssiges. 

... nach 17 Uhr brechen wir auf zur Heimreise und geraten vollends in die Business-Welle. Im ICN finden wir das ausgelagerte Office wieder, sozusagen die Fortsetzung der Business-Time. Auf den Knien das Laptop, neben sich das Smartphone und der Schlüsselbund mit 20 und mehr Schlüsseln – die einzigen Blickkontakte sind die unruhigen Wechselblicke zwischen diesen beiden digitalen Oberflächen. Hinzu gesellen sich aus etwelchen Plätzen und Richtungen Gesprächsfetzen, manchmal störend laut und aber, das goutieren wir lobend anerkennend, begeben sich die Angerufenen in die Einstiegszonen des Waggons, mehr als früher! Die Landschaft könnte man durchaus durch einen Tunnel ersetzen und Zwischenhalte auslassen. Es gibt aber auch jene, die sich abschotten mit Headsets und gleichzeitig ggf. das Tablet umarmend. So erreichen wir unsere Umgebung beobachtend Zürich HB, wo die letzten Einzelplätze noch ergattert werden – wir beschliessen zusammen bis Olten zu fahren.
 
... draussen neigt sich der Tag mit einem gleissenden Sonnenuntergang zu Ende. Die vorbeihuschende Landschaft inspiriert für weitere Wanderungen, im „Wohlener-Loch“ erkennen wir in der Ferne den wuchtigen Pilatus, der markant von der Sonne beleuchtet wird.
 
... in Olten ist nach 19 Uhr bereits Ruhe eingekehrt – so findet sich eine Zeitinsel, in der ich am Gleis 3 meinen Gedanken nachhänge und die letzten Sonnenstrahlen über der Aare die historische Bahnhofshalle treffen, der Ort, an dem die Bahn ihren Anfang nahm. Eine, die uns beide, Tobi und mich, nähergebracht hat. Sie ist das Vehikel für unsere Unternehmungen.
 
... der neuen Biwakschachtel des Legföhrenspezialisten ossi attestieren wir eine gelungene Entscheidung. Eine Perle mit Geschmack. Und bedanken möchten wir uns auch für die Gipfelrast (von der Nachbarin zusammengestellt und gekocht) – wir sind reichlich genährt und aufmerksam bedient worden.  

Tourengänger: Henrik , ossi, Ossimobil, Tobi


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Kommentare (3)


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silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 8. Oktober 2012 um 20:24
Mal was anderes. Spitzebericht und Fotodokumentation!

WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 9. Oktober 2012 um 20:10
Für einen Moment hast du es geschafft, das ich mit offenem Mund staunte. Henrik und T5+.. neue Jahreszeit = neuer Henrik?? Dann aber mußte ich doch ziemlich schmunzeln!! Sehr witzig, junger Mann! Und merci vielmals dafür!!
LG WoPo

CarpeDiem hat gesagt: Auch ich...
Gesendet am 10. Oktober 2012 um 21:18
...staunte nicht schlecht als ich das T5+ sah. Complimenti Henrik. Sehr originell beschrieben.

LG, Anne-Catherine


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