Fählenschafberg, Schafbergturm und VIII. Kreuzberg - eine nicht alltägliche Alpsteinrundtour


Publiziert von Ivo66 , 8. September 2012 um 18:38.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 8 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1830 m
Abstieg: 1830 m
Strecke:Pfannenstil (Brülisau) - Plattenbödeli - Fählenalp - Mörderwegli - Schafbergsattel - Fählenschafberg - Schafbergturm - Löchlibettersattel - Zwinglipass - Ruchbüel - Chreialpfirst - Mutschensattel - Mutschen - VIII. Kreuzberg - Roslenalp - Saxer Lücke - Bollenwees - Plattenbödeli - Pfannenstil
Kartennummer:1:25'000 Sänits

Einleitung
Für einmal war ich heute alleine unterwegs; Lena musste sich einer grösseren zahnchirurgischen Behandlung unterziehen, weshalb ich mir eine Alpsteintour ganz nach meinem Geschmack zusammenschmiedete; das Leben ist manchmal ungerecht, aber Lena hat sich für mich gefreut, dass ich mir den heutigen Traum verwirklichen konnte.

Mein heutiges Hauptziel war die Besteigung des VIII. Kreuzbergs, die ich mit einem eher ungewöhnlichen Zustieg kombinieren wollte. So kam ich auf die Idee, vom Fählensee aus das legendäre Mörderwegli zu begehen und weiter über den Fälenschafberg noch einen Teil der mittleren Alpsteinkette zu traversieren. Landschaftlich gigantisch ist diese Ecke und zugleich wohl eine der einsamsten im Alpstein.

Der VIII. Kreuzberg - auf der südlichen Alpsteinkette gelegen - bietet eine tolle Kletterei in einer ebenfalls atemberaubenden Umgebung. Dazwischen liegt der breite Bergkamm des Chreialpfirsts, der wohl offensten Landschaft im Alpstein. Die Rundtour sollte also etwas vom abwechslungsreichsten sein, was man sich im Alpstein ausmalen kann und entsprechend begeistert kehrte ich von der heutigen Bergtour zurück.

Die Tour
Um 05.45 Uhr startete ich am Parkplatz Pfannenstil und wanderte im Stockdunkeln durch das Brüeltobel hinauf. Auf der Alp Sämtis war dann bereits der Tag angebrochen und bald leuchteten die ersten Sonnenstrahlen an den höheren Berggipfeln. Bis ich selbst die ersten Sonnenstrahlen geniessen konnte, musste ich entlang dem Mörderwegli noch etwas aufsteigen, bis es auf einen Schlag sommerlich warm wurde. Nach 2 Stunden 50 Minuten Gehzeit stand ich einsam und verlassen auf dem Gipfel des Fälenschafbergs; was für ein Erlebnis!

Den Schafbergturm bestieg ich ebenfalls noch in Form eines kurzen Abstechers und anschliessend folgte die Traverse der Löchlibetter. Diese Etappe hatte ich vom letzten Jahr her etwas einfacher in Erinnerung; offenbar macht es halt schon einen Unterschied, ob Maveric dabei ist oder nicht. Es liegt sehr viel loses Gestein in den abschüssigen Flanken.

Gigantisch präsentierten sich die riesigen Karrenfelder zwischen dem Löchlibettersattel und dem Zwinglipass, am Fusse des Altmanns. Drei Schneehühner wunderten sich über meine Anwesenheit. Hier begegnete ich heute erstmals zwei Bergwanderern, die etwas vom Weg abgekommen waren mit dem Ziel "Altmannsattel". Bald stand ich am Zwinglipass - zum ersten Mal in meinem Leben. 

Die Überschreitung des Chreialpfirsts ist immer wieder ein schönes Erlebnis, selten ist man im Alpstein in derart offenem Gelände unterwegs. Auch der kurze Abstecher zum Mutschen ist immer lohnend, wenn man am Mutschensattel steht.

Nun folgte die Krönung der heutigen Tour, die Besteigung des VIII. Kreuzbergs, die im aktuellen SAC-Clubführer als "sehr leichte Kletterei, die nur landschaftlich etwas bietet" angepriesen wird und mit dem Schwierigkeitsgrad L, I deutlich unterbewertet ist (kein Witz: das steht in dieser Fachliteratur tatsächlich Wort für Wort so geschrieben). Ich hatte grossen Spass am VIII. Kreuzberg. Die Kletterei ist anspruchsvoll und verlangt die eine oder andere akrobatische Einlage, der Fels ist aber hervorragend und die Schwierigkeiten liegen - mit Ausnahme des mittleren Abschnitts fast konstant deutlich über dem I. Schwierigkeitsgrad (Details unten unter "Routenbeschreibung").

Das Gipfelbuch auf dem VIII. Kreuzberg ist nicht in bestem Zustand, kein Wunder: Die Blechhülle stand auf dem Kopf..., dass es dennoch nicht völlig durchnässt ist, hat mich angesichts dieses Umstands überrascht. Der Gipfel wird vorwiegend von Kletterern aufgesucht.

Fazit:
Ein gelungener Tag im Alpstein. Ab und zu mal im Alleingang unterwegs zu sein, macht auch mir Spass. Es hat allerdings den (subjektiven) Nachteil, dass ich dazu neige, so schnell wie möglich unterwegs zu sein und so nicht immer alle Schönheiten der Natur mitbekomme. Ausserdem ist es (objektiv) schade, diese einzigartigen Bergerlebnisse mit niemandem teilen zu können; es soll also eine Ausnahme bleiben.

Routenbeschreibung:

Bollenwees - Schafbergsattel (via "Mörderwegli") T4

Nach dem Berggasthaus Bollenwees wandert man dem nördlichen Seeufer des Fählensees entlang (markierter Bergweg) und erreicht die Hütten der Fählenalp. Man folgt noch gut 800 m dem Wanderweg und verlässt ihn dann in Richtung Norden gegen eine deutlich sichtbare Schlucht in den Felswänden. Durch dieselbe - man findet bald einmal Wegspuren - steigt man hoch. Bald trifft man auf eine Traverse, welche noch mit alten, verbogenen Eisenstangen "gesichert" sind; Zeugen früherer Alpbewirtschaftung. Nach der letzten Eisenstange biegt die Pfadspur scharf nach links ab (nicht weiter geradeaus folgen, es hat zwar ebenfalls Wegspuren, wohl für einen Teil der Kletterrouten).

Meist sind deutliche Wegspuren vorhanden, auch im jetzt recht hohen Gras, so dass der Aufstieg mit etwas Aufmerksamkeit recht gut zu finden ist. Der Pfad führt steil die Bergflanke hoch in einigem Zickzack. Gegen oben traversiert er weit nach rechts; ich verliess hier den Pfad und stieg durch die grosse Geröllhalde zu den Felsen der Freiheittürme hinauf.

Hart entlang der Felswände quert man nach Westen, wo man die Rinne entdeckt, die weiter hoch zum Schafbergsattel führt. Durch die Rinne selbst (viel loses Gestein) steigt man ohne Schwierigkeiten hoch und steigt oben gegen links aus dieser wieder aus.

Zuletzt geht es über steile, aber gut gestufte Rasenhänge ziemlich in der Falllinie hoch zum Schafbergsattel.

Schafbergsattel - Fälenschafberg (T4+)

Dem Grat entlang (zuerst über eine Erhebung) - teilweise etwas ausgesetzt folgt man ohne Wegfindungsschwierigkeiten bis zum Gipfelaufbau des Fälenschafbergs. Diesen besteigt man, in dem man den felsigen Aufbau links umgeht und in der Folge über den sehr steilen Rasenhang in der Flanke - aber auf guten Tritten - aufsteigt und den Grat zwischen dem unbedeutenden Vorgipfel (re) und dem Hauptgipfel (li) erreicht. Die beste Aufstiegsroute macht einen Bogen zunächst nach links und in der Folge nach rechts. Der kurze Grat zum Gipfel ist schmal, aber unschwierig zu begehen.

Fälenschafberg - Schafbergturm (zuerst T4+, Schlussaufstieg T5)

Vom Fälenschafberg steigt man vom schmalen Grat zum Vorgipfel direkt nach Westen ab, in steilem aber gut gestuften Schrofengelände. Man erreicht in der Folge den Grat, der zum Gipfelaufbau des Schafbergturms führt. Dort angelangt steigt man zunächst über steile Schrofen, und später über den gut gestuften, mässig steilen Grashang hoch und quert die Flanke des Schafbergturms und nimmt in der Folge einen kurzen Abstieg in flacheres Gelände in Kauf.

Man steigt etwas nach Süden ab, wo sich in der Folge rasch zwei Rinnen am Schafbergturm öffnen. Nicht die erste Rinne nehmen, sondern die zweite! Durch diese steigt man hoch - Achtung viel loses Gestein!. Eine ganz kurze Kletterstelle II bereitet kaum Probleme - grundsätzlich ist man in dieser relativ breiten Rinne in der Routenwahl frei.

Hat man die Rinne durchstiegen erreicht man über einfaches Schrofengelände den Gipfel.

Traversierung der Löchlibetter unter den Fälentürmen (zu Beginn T4, später T5-)

Nach dem Abstieg vom Schafbergturm traversiert man vor den Fälentürmen in die etwas abschüssige Flanke der Löchlibetter (Nordwestflanke). Man erkennt deutlich einen Pfad, dem man leicht absteigend folgt. In der Folge benutzt man Wildwechsel durch die Flanke, die leichter zu traversieren ist, als es den Anschein macht, da das Gelände recht griffig ist.

Später steigt man auf, bis direkt unter die Felswand, der man folgt - meist in gut begehbarem Gelände. Es gilt in der Folge eine recht schuttige Passage, die etwas Konzentration erfordert, im Aufstieg zu bewältigen (viel loses Material). Bald erreicht man den Grat, schon ganz nahe des Gipfelaufbaus des Altmanns, im Bereich des Löchlibettersattels.

 Löchlibettersattel - Zwinglipass (T4)

Durch unübersichtliche Karrenfelder querte ich ohne grossen Höhenverlust oder -gewinn, bis ich zuletzt steil über Grashalden absteigend den Zwinglipass erreichte. Eine klare Routenwahl ist nicht auszumachen.

Zwinglipass - Mutschensattel (T2)

Auf dem Wanderweg (ich hängte noch den Abstecher zum Ruchbüel, Steinmann, an)

Mutschensattel - Mutschen (T3)

Kurzer Aufstieg über Schrofen und auf Wegspuren zum hübschen Gipfel mit toller Aussicht über das Rheintal.

VIII. Kreuzberg (T5+, II, eine Stelle II+)

Vom Mutschensattel folgt man kurz dem Wanderweg Richtung Roslenalp / Saxer Lücke, verlässt diesen aber bald, um nur wenig Höhenverlust in Kauf nehmen zu müssen, und begibt sich zum markanten Grasgrat vor den Kreuzbergen VII und VIII. Kurz vor einem felsigen Aufschwung steigt man sehr steil über Grashalden (zum Teil Trittspuren) auf die Rheintaler Seite ab, wo man in die markante Felsschlucht eindringt, die zur Scharte zwischen Kreuzberg VII und VIII hinaufführt.

Bald gabelt sich die Felsschlucht, wobei man den rechten Ast zum Aufstieg benutzt und schon kurz danach vor der Schlüsselstelle steht: Rechterhand ein gut 4 Meter hohes, ziemlich glattes Wändchen mit dennoch einigen Tritten und Griffen. Ist der Fels trocken, lässt sich die Stelle mit etwas Geschick gut bewältigen (II+). Gleich anschliessend steht man vor dem nächsten Hindernis: Einer etwa 2 m hohen Felswand, welche man etwas weiter rechts durch einen Riss überwindet (II). 

Nun steigt man teilweise in Gehgelände, teilweise in leichter Kletterei (I) durch die breite Rinne auf, in welcher eine Steilstelle dank guten Griffen und Tritten überwindet wird (II). Kurz darauf hat man die Scharte zwischen Kreuzberg VII und VIII erreicht.

Von der Scharte wendet man sich über ein kurzes Grätchen dem VIII. Kreuzberg zu, traversiert (ganz kurz ziemlich ausgesetzt) zum markanten, ziemlich engen Schlusskamin, der steil zum Gipfel hinaufführt. Zwei Stellen II sind auch hier zu bewältigen. 

Im Abstieg habe ich alle II-er Stellen rückwärts bewältigt, ebenso die Schlüsselstelle beim Einstieg unten.

Tourengänger: Ivo66


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