Der Schneefall vor guter einer Woche zwingt mich, meine ursprünglich geplante Tour abzusagen und eine stattdessen etwas weniger anspruchsvolle und vor allem tiefer gelegene anzugehen. Als ich früh morgens in Wasserauen aus dem Zug steige, spüre ich den vom Wetterbericht angesagten Föhn umgehend: der Wind ist sehr stark und es ist bereits so warm, dass ich problemlos mit Kurzarm-Look starten kann.
Der Weg hinauf zur Bogartenlücke ist steil, aber denoch gut zu gehen. Dabei sind zwei Waldstücke zu durchqueren. Diese könnten Schatten spenden. "Könnten", weil der Aufstieg um diese Uhrzeit natürlich komplett im Schatten liegt.
Die Bogartenlücke ist schon von relativ weit unten - mit dem imposanten Bogartenmannli markiert - gut zu erkennen und so habe ich das erste Zwischenziel stets im Auge.
Oben angekommen gehts so steil runter wie es vorher raufging. Nach ein paar Metern könnte man rechts auf die alpine Route zur Marwees abbiegen. Ich habe heute jedoch eine andere Tour geplant, aber vielleicht ist dies etwas für die Zukunft? Auf jeden Fall wohl sonniger und aussichtsreicher als meine heutige Tour bis und mit Zwinglipass. Vielleicht kann mich ein anderer Hikr über die zu erwartetenden Schwierigkeiten informieren?
Unten angekommen geht es sogleich in einem Waldstück hoch zur Bollenwees. Mein Weg führt mich weiter, dem Fälensee entlang, zur Fälenalp. Bis hierhin ist es mehr oder weniger flach. Der nachfolgende Weg beginnt mit einer moderaten Steigung, wird dann aber bis zu Häderen wieder steiler. Weiter geht es Richtung Zwinglipass. Kurz davor mache ich zwei neue Bekanntschaften: zum ersten mit dem vor gut einer Woche gefallenen Schnee und zum zweiten mit der Sonne. Ich durfte zwar bei der Bogartenlücke und auf einem kurzen Teilstück beim Fälensee mal ein paar Strahlen geniessen; ansonsten ist das heute aber bisher eine reine Schattenwanderung.
Ich erreiche den Zwinglipass, wo sich mir ein wunderbarer Blick auf den verschneiten Altmann und die Churfirsten bietet.
Ich biege links ab Richtung Chreialpfirst. Der Schnee ist jetzt deutlich häufiger und ich muss immer wieder Schneefeldchen durchqueren. Da aber schon einige Wanderer "vorgespurt" haben, ist es trotzdem einfach, den Weg zu finden.
So erreiche ich schon bald danach den Mutschensattel. Letztes Mal habe ich es verpasst, den Mutschen zu besteigen. Dies hole ich heute nach. Nach nur ein paar Höhenmetter ist es geschafft und ein grandioser Blick ins Rheintal zeigt sich. Zudem ist die Aussicht Richtung Churfirsten und Kreuzberge von hier aus noch beeindruckender. Der Mutschen ist der Grund, weshalb ich die Tour mit T3 bewerte: vor allem der Gipfel ist doch ziemlich ausgesetzt. Der Rest der Tour wäre wohl höchstens ein T2.
Nach der wohlverdienten Mittagsrast auf dem Mutschensattel nehme ich den Abstieg hinunter zur Roslenalp und Saxer Lücke in Angriff. Dieser ist vor allem im oberen Teil eine reine Rutschpartie. Das Schmelzwasser hat die Erde zu Schmierseife gemacht. Dementsprechend vorsichtig und langsam muss ich mich fortbewegen.
Immer im Auge natürlich die beeindruckenden Kreuzberge: ich höre Stimmen von Kletterern, aber leider kann ich sie nicht entdecken. Sind das vielleicht auch Hikr?
Nach der Saxer Lücke geht es wieder steil hinauf und dann beginnt der mir bereits bekannte Höhenweg über Stauberen hinauf zum Hohen Kasten. Nichtsdestotrotz ist der immer wieder mögliche Tiefblick ins Rheintal und die Aussicht auf die gegenüberliegende Bergkette (u. a. mit Dreifaltigkeit und natürlich auch Bogartenlücke) umwerfend. Die Zeit vergeht daher wie im Fluge.
Eigentlich will ich den Abstieg vom Hohen Kasten knieschonend mit der Bahn zurücklegen. Als ich den Aussichtsberg auf Höhe Sämtisersee in näherem Blickfeld habe und ich während längerer Zeit keine Bahngondeln erkennen kann, schwant mir Böses. Wahrscheinlich können diese aufgrund des Föhnsturms nicht fahren. Trotzdem nehme ich den Aufstieg zum Hohen Kasten in Angriff; man ist ja nicht alle Tage hier.
Oben bewarheitet sich meine Befürchtung. Ich geniesse also noch den umwerfenden Rundblick und die heute ausgezeichnete Fernsicht und nehme den Abstieg in Angriff. Diesen bringe ich vor allem im unteren Teil im Eiltempo hinter mich, da es mit dem Postauto knapp wird. Schlussendlich bin ich dann aber drei Minuten vor diesem in Brülisau.
Alles in allem eine wunderbare Tour im Alpstein (am Anfang etwas viel im Schatten), welche keine grossen Schwierigkeiten bietet und höchstens von der Länge her etwas anspruchsvoll ist.
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