Oberreintalschrofen (2521 m) - vom Teufelskopf zur Scharnitzspitze
Drei gewaltige Ketten ziehen vom Zugspitzpatt gen Osten, dazwischen tief eingeschnittene Täler. Wir befinden uns im Wetterstein. Die hellen Kalkfelsen der scharfen Grate bilden einen wunderbaren Kontrast zum tiefen Blau des Himmels und zu den Bergblumen aller Farben. Wer möchte hier nicht unterwegs sein?!? In diesem sehr wilden Kalkgebirge gibt es zwar einige erschlossene Gipfel, der Großteil aber liegt abseits des allgemeinen Interesses. Ein Platz für Individualisten!
Die hier vorgestellte Tour führt im Wettersteinkamm - dem südlichsten der drei Kämme - vom Teufelskopf bis zur Scharnitzspitze. Sie befindet sich hart an der Grenze dessen, was irgendwie und nur mit viel Fantasie unter dem Begriff "Wanderung" verstanden werden kann - und zwar auch nur dann, wenn man sich nach dem Abstieg von der Scharnitzspitze aus der Östlichen Wangscharte abseilt. Sonst wartet nämlich ein Vierer, der abgeklettert werden will... Also Seil, Klettergurt und Abseilgerät in den Rucksack und auf geht's!
Start in Leutasch-Puitbach (man kann zwar noch deutlich weiter an den Berg heranfahren, hat aber dann Schwierigkeiten, einen halbwegs legalen, kostenfreien Parkplatz zu finden). Ein Radl erleichtert die Tour nicht unerheblich also strampelt man im Talgrund nach Leutasch-Klamm, wo die Versorgungsstraße zur Wangalm abzweigt. Auf ihr durchgehend recht steil (ein kurzes Erholungsstück) bergan, bis kurz vor der Alm die Straße weiter aufsteilt und grober wird. Dort Radldepot und zu Fuß hinauf zur Wangalm.
Ein breiter Wanderweg führt ohne Schwierigkeiten hinauf ins Scharnitztal. An einer Verzweigung wählt man den linken Weg und erreicht bald den Telfer Leger. Dort zweigt man vom Weg ab und folgt dem begrünten Kamm hinauf zum Gipfelaufbau des Teufelskopfs. Wo der Rücken die Felsen erreicht, beginnt eine markante Rinne, die steil hinauf zieht; sie vermittelt den Aufstieg und ist gut gangbar (meist I; eine Stelle II, fest, nicht ausgesetzt). Dann geht's über die darüber liegenden Schutthänge unschwierig hinauf zum Gipfel (Steinmann).
Vom Gipfel absteigend hält man sich nahe der Schlucht, die zur Oberreintalscharte herauf zieht. Hinunter, bis eine steile Rinne den Abstieg in die Schlucht erlaubt (alternativ etwas weiter unten unangenehme Querung). Die Schlucht wird durchschritten und man erreicht einen kleinen begrünten Fleck. Von ihm ausgehend folgt ein Quergang durch die steile, schrofige Flanke bis zu einem kleinen Schuttfeld, in das eine Rinne mündet. Auf der anderen Seite des Schuttfelds folgt ein begrünter Rücken - er wird nicht betreten. Man folgt der ins Schuttfeld mündenden Rinne zunächst etwas links haltend hinauf. Die Rinne wird steiler und plattiger (bis II). Durch sie aufwärts (laut AV-Führer besser an deren linker Begrenzung), bis sie sich im steilen Schrofengelände verliert. Rechtshaltend wird zu einer kleinen Einschartung gequert, die durch zwei kecke Felszacken gekennzeichnet ist. Von dort durch eine Rinne zum Gipfel, der durch eine Holzstange gekennzeichnet ist (Gipfelbuch, das
kardirk im November heraufgetragen hat - danke! Seit seinem Besuch kein Eintrag mehr im Buch zu finden).
Die Aussicht ist dem mächtigen Berg angemessen; nur im Osten und Westen behindern die Dreitorspitzen beziehungsweise der Hinterreintalschrofen die Sicht). Am Grat geht's weiter nach Osten - anfangs ziemlich eben, dann immer steiler. Das Felsgelände geht immer mehr in Schrofen über und ziemlich steil geht's - brüchig und schuttig - hinunter in die breite Westliche Wangscharte (hier keine einfache Abstiegsmöglichkeit!). Man fragt sich hier beim Rückblick zum Oberreintalschrofen ehrfürchtig, wie zum Geier diese steile Flanke nur ohne größere Schwierigkeiten (diese Aussage ist natürlich relativ!) überwunden werden konnte - mehr Schein als Sein also. Auch der Blick zum nächsten Ziel, der Scharnitzspitze, lässt zunächst Böses vermuten...
Der Anstieg erfolgt über ihren Westgrat. Ab jetzt macht die Kletterei mehr Spaß, denn die Felsqualität ist nun deutlich besser. Auf dem Grat zu einem Aufschwung hinauf, der direkt erstiegen wird (III-). Weiter zum nächsten Hindernis, das linkshaltend umgangen wird. Über eine Rinne zurück zum Grat und auf der anderen Seite ausgesetzt um das nächste Hindernis herum. Wieder zurück zum Grat. Kurz vor dem Gipfel erfordert ein letzes Hindernis ein Ausweichen nach rechts. Über eine plattige Rinne (III-) zurück zum Grat und wenige Meter hinauf zum Gipfel (Gipfelbuchkasten, aber kein Gipfelbuch).
Von der Scharnitzspitze geht's nach Osten durch eine steile Rinne hinab. Man hält sich im Anschluss rechts und erreicht bald - wenige Meter ansteigend - wieder den Grat. Am Grat geht's nun - durch eine griff- und trittarme, plattige Rinne nach links ausweichend und über ein kleingriffiges Felswandl zurück zum Grat querend - in gutem Fels hinunter zur sehr geräumigen Östlichen Wangscharte (einige Stellen bis III-).
Ein Abseilhaken kennzeichnet den Beginn der Abseilpiste. Durch eine Schlucht seilt man sich zum nächsten Standplatz ab (Haken bereits zu erkennen). Dort ziemlich gerade hinunter zum nächsten Stand. Nach erneutem Abseilen erreicht man das Schuttfeld, das von den Felsen herunter zieht. Geschafft!
Der Abstieg erfolgt günstigerweise linkerhand über den begrünten Rücken (deutlicher Steig) zum Scharnitzjoch und von dort nach rechts auf dem markierten Wanderweg zurück über's Scharnitztal zur Wangalm und zum Radldepot.
Locker geht's mit den Radln bergab; Kraft braucht man nur noch in den Fingern und zwar zum Bremsen am recht steilen Fahrweg (Vorsicht, Gegenverkehr!). Die Rückfahrt im Talgrund auf der geteerten Straße ist ein Hochgenuss.
Schwierigkeiten:
Nur zur Wangalm: L (alternativ zu Fuß: T1).
Aufstieg zum Teufelskopf: T4, II (nur eine Stelle; fest und nicht ausgesetzt).
Durch die Südwestflanke und den Westgrat zum Oberreintalschrofen: T6, II (unangenehm steiles, ausgesetztes und brüchiges Schrofengelände).
Über Oberreintalschrofen-Ostgrat zur Westlichen Wangscharte: T5-, I+ (im unteren Bereich steile Schrofen).
Scharnitzspitze-Westgrat: T5+, III- (fester Fels, das Klettern macht Spaß).
Abstieg über Ostgrat zur Östlichen Wangscharte: T5+, III- (fester Fels, dieselbe "Preisklasse" wie der Westgrat).
Rückweg von der Östlichen Wangscharte zur Wangalm: ca. 60 m abseilen, dann T3.
Fazit:
Eine gigantische 5*-Tour im Wettersteingebirge. Besonders die kontrastreiche Landschaft ist erwähnenswert - sanfte Blumenwiesen neben himmelsstrebenden Wänden! Teufelskopf und Oberreintalschrofen sind ziemlich brüchig, die Überschreitung der Scharnitzspitze erfolgt in bestem Fels. Eine Tour für sicheres Wetter - man sollte sich hier definitiv nicht von einem Gewitter überraschen lassen. Ein Helm ist obligatorisch.
Mit auf Tour: Bäda und Uwe.
Anmerkungen:
Von unten konnte ich eine Treppe aus Krampen erkennen, die hinauf in Richtung Östliche Wangscharte führt. Möglichweise ist durch sie ein Zugang zur Scharte (beziehungsweise ein Abstieg ohne Abseilen) möglich. Über ihren Zustand habe ich keine Informationen, ebenso wenig darüber, ob sie durchgängig hinauf führt. Selbst bei Benutzung der Treppe und einer durchgängigen Gangbarkeit dürfte der Anstieg allerdings nicht ganz trivial sein.
kardirk hat hier den Anstieg von Westen zum Oberreintalschrofen bereits beschrieben.
algi hat hier über den Übergang Oberreintalschrofen - Scharnitzspitze berichtet.
Kategorien: Wettersteingebirge, bike and hike, 5*-Tour, 2500er, T6.
Die hier vorgestellte Tour führt im Wettersteinkamm - dem südlichsten der drei Kämme - vom Teufelskopf bis zur Scharnitzspitze. Sie befindet sich hart an der Grenze dessen, was irgendwie und nur mit viel Fantasie unter dem Begriff "Wanderung" verstanden werden kann - und zwar auch nur dann, wenn man sich nach dem Abstieg von der Scharnitzspitze aus der Östlichen Wangscharte abseilt. Sonst wartet nämlich ein Vierer, der abgeklettert werden will... Also Seil, Klettergurt und Abseilgerät in den Rucksack und auf geht's!
Start in Leutasch-Puitbach (man kann zwar noch deutlich weiter an den Berg heranfahren, hat aber dann Schwierigkeiten, einen halbwegs legalen, kostenfreien Parkplatz zu finden). Ein Radl erleichtert die Tour nicht unerheblich also strampelt man im Talgrund nach Leutasch-Klamm, wo die Versorgungsstraße zur Wangalm abzweigt. Auf ihr durchgehend recht steil (ein kurzes Erholungsstück) bergan, bis kurz vor der Alm die Straße weiter aufsteilt und grober wird. Dort Radldepot und zu Fuß hinauf zur Wangalm.
Ein breiter Wanderweg führt ohne Schwierigkeiten hinauf ins Scharnitztal. An einer Verzweigung wählt man den linken Weg und erreicht bald den Telfer Leger. Dort zweigt man vom Weg ab und folgt dem begrünten Kamm hinauf zum Gipfelaufbau des Teufelskopfs. Wo der Rücken die Felsen erreicht, beginnt eine markante Rinne, die steil hinauf zieht; sie vermittelt den Aufstieg und ist gut gangbar (meist I; eine Stelle II, fest, nicht ausgesetzt). Dann geht's über die darüber liegenden Schutthänge unschwierig hinauf zum Gipfel (Steinmann).
Vom Gipfel absteigend hält man sich nahe der Schlucht, die zur Oberreintalscharte herauf zieht. Hinunter, bis eine steile Rinne den Abstieg in die Schlucht erlaubt (alternativ etwas weiter unten unangenehme Querung). Die Schlucht wird durchschritten und man erreicht einen kleinen begrünten Fleck. Von ihm ausgehend folgt ein Quergang durch die steile, schrofige Flanke bis zu einem kleinen Schuttfeld, in das eine Rinne mündet. Auf der anderen Seite des Schuttfelds folgt ein begrünter Rücken - er wird nicht betreten. Man folgt der ins Schuttfeld mündenden Rinne zunächst etwas links haltend hinauf. Die Rinne wird steiler und plattiger (bis II). Durch sie aufwärts (laut AV-Führer besser an deren linker Begrenzung), bis sie sich im steilen Schrofengelände verliert. Rechtshaltend wird zu einer kleinen Einschartung gequert, die durch zwei kecke Felszacken gekennzeichnet ist. Von dort durch eine Rinne zum Gipfel, der durch eine Holzstange gekennzeichnet ist (Gipfelbuch, das

Die Aussicht ist dem mächtigen Berg angemessen; nur im Osten und Westen behindern die Dreitorspitzen beziehungsweise der Hinterreintalschrofen die Sicht). Am Grat geht's weiter nach Osten - anfangs ziemlich eben, dann immer steiler. Das Felsgelände geht immer mehr in Schrofen über und ziemlich steil geht's - brüchig und schuttig - hinunter in die breite Westliche Wangscharte (hier keine einfache Abstiegsmöglichkeit!). Man fragt sich hier beim Rückblick zum Oberreintalschrofen ehrfürchtig, wie zum Geier diese steile Flanke nur ohne größere Schwierigkeiten (diese Aussage ist natürlich relativ!) überwunden werden konnte - mehr Schein als Sein also. Auch der Blick zum nächsten Ziel, der Scharnitzspitze, lässt zunächst Böses vermuten...
Der Anstieg erfolgt über ihren Westgrat. Ab jetzt macht die Kletterei mehr Spaß, denn die Felsqualität ist nun deutlich besser. Auf dem Grat zu einem Aufschwung hinauf, der direkt erstiegen wird (III-). Weiter zum nächsten Hindernis, das linkshaltend umgangen wird. Über eine Rinne zurück zum Grat und auf der anderen Seite ausgesetzt um das nächste Hindernis herum. Wieder zurück zum Grat. Kurz vor dem Gipfel erfordert ein letzes Hindernis ein Ausweichen nach rechts. Über eine plattige Rinne (III-) zurück zum Grat und wenige Meter hinauf zum Gipfel (Gipfelbuchkasten, aber kein Gipfelbuch).
Von der Scharnitzspitze geht's nach Osten durch eine steile Rinne hinab. Man hält sich im Anschluss rechts und erreicht bald - wenige Meter ansteigend - wieder den Grat. Am Grat geht's nun - durch eine griff- und trittarme, plattige Rinne nach links ausweichend und über ein kleingriffiges Felswandl zurück zum Grat querend - in gutem Fels hinunter zur sehr geräumigen Östlichen Wangscharte (einige Stellen bis III-).
Ein Abseilhaken kennzeichnet den Beginn der Abseilpiste. Durch eine Schlucht seilt man sich zum nächsten Standplatz ab (Haken bereits zu erkennen). Dort ziemlich gerade hinunter zum nächsten Stand. Nach erneutem Abseilen erreicht man das Schuttfeld, das von den Felsen herunter zieht. Geschafft!
Der Abstieg erfolgt günstigerweise linkerhand über den begrünten Rücken (deutlicher Steig) zum Scharnitzjoch und von dort nach rechts auf dem markierten Wanderweg zurück über's Scharnitztal zur Wangalm und zum Radldepot.
Locker geht's mit den Radln bergab; Kraft braucht man nur noch in den Fingern und zwar zum Bremsen am recht steilen Fahrweg (Vorsicht, Gegenverkehr!). Die Rückfahrt im Talgrund auf der geteerten Straße ist ein Hochgenuss.
Schwierigkeiten:
Nur zur Wangalm: L (alternativ zu Fuß: T1).
Aufstieg zum Teufelskopf: T4, II (nur eine Stelle; fest und nicht ausgesetzt).
Durch die Südwestflanke und den Westgrat zum Oberreintalschrofen: T6, II (unangenehm steiles, ausgesetztes und brüchiges Schrofengelände).
Über Oberreintalschrofen-Ostgrat zur Westlichen Wangscharte: T5-, I+ (im unteren Bereich steile Schrofen).
Scharnitzspitze-Westgrat: T5+, III- (fester Fels, das Klettern macht Spaß).
Abstieg über Ostgrat zur Östlichen Wangscharte: T5+, III- (fester Fels, dieselbe "Preisklasse" wie der Westgrat).
Rückweg von der Östlichen Wangscharte zur Wangalm: ca. 60 m abseilen, dann T3.
Fazit:
Eine gigantische 5*-Tour im Wettersteingebirge. Besonders die kontrastreiche Landschaft ist erwähnenswert - sanfte Blumenwiesen neben himmelsstrebenden Wänden! Teufelskopf und Oberreintalschrofen sind ziemlich brüchig, die Überschreitung der Scharnitzspitze erfolgt in bestem Fels. Eine Tour für sicheres Wetter - man sollte sich hier definitiv nicht von einem Gewitter überraschen lassen. Ein Helm ist obligatorisch.
Mit auf Tour: Bäda und Uwe.
Anmerkungen:
Von unten konnte ich eine Treppe aus Krampen erkennen, die hinauf in Richtung Östliche Wangscharte führt. Möglichweise ist durch sie ein Zugang zur Scharte (beziehungsweise ein Abstieg ohne Abseilen) möglich. Über ihren Zustand habe ich keine Informationen, ebenso wenig darüber, ob sie durchgängig hinauf führt. Selbst bei Benutzung der Treppe und einer durchgängigen Gangbarkeit dürfte der Anstieg allerdings nicht ganz trivial sein.


Kategorien: Wettersteingebirge, bike and hike, 5*-Tour, 2500er, T6.
Tourengänger:
83_Stefan

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