Nadelgrat von der Bordierhütte aus
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Was macht man in trüben Wintermonaten am flachen Niederrhein? Nun ja, man träumt von schönem, klaren Wetter, von angenehm warmen Temperaturen und dann von den Bergen, von hohen Bergen in der Schweiz. Damit das besser gelingt, setzt man sich an den PC und surft im Internet, vor allem bei hikr.org, liest Berichte, schaut sich Bilder an. So lernte ich Eugen kennen. Da er viel und gut fotografiert, habe ich mir erst einmal die Bilder von den Bergen angesehen. Als ich dann seine Berichte gelesen habe dachte ich mir: "Was für ein Freak! Alles von Naters aus zu Fuß!" Dabei sah er ganz "normal" aus: er trug sein Haar nicht schulterlang, hatte keinen Dreitagebart, besonders jung war er auch nicht und von Beruf war er ....Lehrer! Das passt doch irgendwie nicht zusammen, oder doch?
Spontan beschloss ich Kontakt aufzunehmen und die Antwort kam promt: Klar könnten wir etwas zusammen unternehmen, ich soll mich kurz vorher noch eimal bei ihm melden.
Der Urlaub nahte, es wurde gemailt und das Ziel festgesetzt: Nadelgrat! Wow, was für eine Tour!
Tags zuvor holte ich Bergsachen und Seil in Naters ab und hatte so Gelegenheit, Eugen in natura kennen zu lernen. Mein Eindruck, den ich aus den Mails bekommen hatte, bestätigte sich voll und ganz: sympatisch, bescheiden, ohne viel Aufsehen um sich und seine Person zu machen. Wir unterhielten uns eine Weile und dann kam natürlich die Frage:"Na, bist du gut drauf und hast du eine gute Kondition?" Vollkommen berechtigt die Frage, aber mir rutschte das Herz schon ein wenig tiefer, denn was versteht einer, der solche Touren macht, unter guter Kondition? Seine hatte ich definitiv nicht. Schön, wenn man dann Kinder dabei hat. Rebecca antwortete mit einem Brustton der Überzeugung:"Klar, das passt schon!" und schon war die Sache beschlossen.
Am 9.8.2011 wanderte ich, nachdem ich Eugens Sachen in Gasenried verstaut hatte, zur Bordierhütte. Ein gut beschilderter Wanderweg führte mich erst durch den Wald, dann über Wiesen und schließlich über den Gletscher in 4 h zur Hütte. Hier hatte sich einiges verändert, seit ich zum letzten Mal da war: der Gletscher war weiter abgeschmolzen, sodass jetzt eine Brücke nötig war, die den Übergang zum letzten Hüttenaufstieg erleichtern soll. Auch hatte man Leitern angebracht und alles mit Seilen gut versichert. Die Hütte war angebaut worden, der Speisesaal verändert und die Hütte verfügte jetzt über neue Toiletten und Waschanlagen.
Nach dem wie immer guten Nachtessen verschwand ich schon bald in den voll belegten Schlafsaal. In dieser Nacht schlief leider nur einer: der Schnarcher! In solchen Momenten denke ich immer, ich bin die einzige, die wach ist. Es wurde 23 Uhr, es wurde 24 Uhr, dann ein wütendes Zischen:"Mensch, kann denn keiner den Schnarcher anschubsen?" Nein, konnte keiner, alle waren wach und ärgerten sich. Es wurde 1 Uhr, es wurde 2 Uhr und schon durfte ich aufstehen. Eugen saß schon da und nach einem gemütlichen Frühstück zogen wir um 3 Uhr los.
Wir beschlossen über das Galenjoch zum Dürrenhorn aufzusteigen. Mit uns war noch eine andere Seilschaft unterwegs. Dazu geht man zuerst wieder zum Gletscher runter und steigt auf der gegenüberliegenden Seite auf einem Band auf. Der Einstieg ist gut markiert mit Steinmännchen und "Katzenaugen". War man erst nordwestlich unterwegs, wendet man sich nach kurzer Zeit nach links (S), geht über einen Bergrücken und dann steiler werdend zum Galenjoch. Gut, dass ich mich hier nicht um die Wegfindung kümmern musste. Ich war zu der Zeit voll und ganz damit beschäftigt, mich im Schein der Stirnlampe durch Geröll und losen Steinen hinter meinem Partner nach oben zu kämpfen. Dabei wurden wir von der anderen Seilschaft überholt, die diese Schwierigkeiten offensichtlich nicht hatte.
Ab dem Galenjoch (3304m), dass wir nach ca. 2 h erreichten, ging es leichter, aber es fehlten bis zum ersten Gipfel über 4000 m auch noch fast 700 hm! Um 8.50 Uhr kamen wir endlich am Gipfel des Dürrenhorn (4034m) an. Nach einer kurzen Trink- und Fotopause machten wir uns weiter auf den Weg, der noch ein weiter war. Wegen Eugens geschickter Seilführung kamen wir gut voran und schon vor dem Dürrenhorn hatten wir die andere Seilschaft überholt. Weiter ging es zum Hohbärghorn(4219m), dass wir gegen 11 Uhr erreichten. Hier das übliche Prozedere: Trinken, etwas essen, Fotos, weitergehen. Unten auf dem Übergang zum Stecknadelhorn trafen wir eine andere Seilschaft, Vater mit Tochter, die den Nadelgrat von der Mischabelhütte gemacht hatten, jetzt noch mal schnell aufs Hohbärghorn wollten, um dann zur Domhütte abzusteigen. Sie versicherten uns, dass die Verhältnisse perfekt seien und schon trennten sich unsere Wege. Nach eineinhalb Stunden hatten wir den nächsten Gipfel, das Stecknadelhorn (4241m) erreicht. Hier machten wir eine ausgiebige Mittagspause und genossen an einer windgeschützten Stelle das Panorama. Über einen ausgesetzten Firngrat ging es dann weiter Richtung Nadelhorn (4327m). Im Quergang unter dem Gipfel war Gott sei Dank eine gute Spur ohne Blankeis, sodass wir hier ohne Probleme weiter kamen. Das Gipfelkreuz in Sichtweite motivierte mich zum letzten 4000-er an diesem Tag. Am Kreuz angekommen wollte ich allerdings nicht noch einmal kurz ab- und wieder aufsteigen, um zu dem vermeindlich höheren Punkt, man spricht hier von wenigen Zentimentern(!), zu gelangen. Ich fand, dass das Kreuz hoch genug sei. Der kalte Wind, der uns den ganzen Tag schon begleitet hatte, wurde auf dem letzten Gipfel besonders unangenehm und so zogen wir sofort weiter. Auf dem 'Weg zum Windjoch meinte Eugen dann, ich könne jetzt auch mal etwas an Tempo zulegen. Ich hatte mich schon auf ein gemütliches Latschen gefreut, und jetzt so was! Ich tat mein Bestes und versuchte dann Eugen zu überreden vor dem Ulrichshorn links abzubiegen um sich den letzten Gipfel zu ersparen. Aber nein, es ging nicht und so kam der 6. Gipfel des Tages noch dazu. Der Abstieg zur Hütte ist unproblematisch, aber lang. Obwohl wir noch so spät unterwegs waren, war der Schnee recht fest, was wahrscheinlich daran lag, dass trotz des wunderschönen Wetters ein sehr kalter Wind blies.
Nach einem Bier auf der Bordierhütte zog es uns dann wieder Richtung Gasenried. Der Abstieg war leider nicht kürzer geworden als der Aufstieg und ab Alpja (2089m) hatte ich keine Lust mehr bergab zu gehen. Alternativ hätte ich mich jetzt hinsetzen und die Nacht hier verbringen können, doch ich entschied mich für die komfortablere Variante der Übernachtung im Chalet. Also noch einmal 400 hm runter nach Gasenried, wo uns dann der beste Ehemann mit dem Auto abholte.
Fazit: eine lange, traumhafte (oder sollte ich sagen eine traumhaft lange) Tour bei gutem Wetter und guten Verhältnissen. Die Kletterstellen waren alle zu dieser Zeit gut machbar: nicht schwer, aber oft recht ausgesetzt. Ein besonderer Dank geht von dieser Stelle an Eugen, der diese Tour mit mir gewagt und mich sicher und umsichtig die Berge hinauf und auch wieder hinunter geführt hat!
Spontan beschloss ich Kontakt aufzunehmen und die Antwort kam promt: Klar könnten wir etwas zusammen unternehmen, ich soll mich kurz vorher noch eimal bei ihm melden.
Der Urlaub nahte, es wurde gemailt und das Ziel festgesetzt: Nadelgrat! Wow, was für eine Tour!
Tags zuvor holte ich Bergsachen und Seil in Naters ab und hatte so Gelegenheit, Eugen in natura kennen zu lernen. Mein Eindruck, den ich aus den Mails bekommen hatte, bestätigte sich voll und ganz: sympatisch, bescheiden, ohne viel Aufsehen um sich und seine Person zu machen. Wir unterhielten uns eine Weile und dann kam natürlich die Frage:"Na, bist du gut drauf und hast du eine gute Kondition?" Vollkommen berechtigt die Frage, aber mir rutschte das Herz schon ein wenig tiefer, denn was versteht einer, der solche Touren macht, unter guter Kondition? Seine hatte ich definitiv nicht. Schön, wenn man dann Kinder dabei hat. Rebecca antwortete mit einem Brustton der Überzeugung:"Klar, das passt schon!" und schon war die Sache beschlossen.
Am 9.8.2011 wanderte ich, nachdem ich Eugens Sachen in Gasenried verstaut hatte, zur Bordierhütte. Ein gut beschilderter Wanderweg führte mich erst durch den Wald, dann über Wiesen und schließlich über den Gletscher in 4 h zur Hütte. Hier hatte sich einiges verändert, seit ich zum letzten Mal da war: der Gletscher war weiter abgeschmolzen, sodass jetzt eine Brücke nötig war, die den Übergang zum letzten Hüttenaufstieg erleichtern soll. Auch hatte man Leitern angebracht und alles mit Seilen gut versichert. Die Hütte war angebaut worden, der Speisesaal verändert und die Hütte verfügte jetzt über neue Toiletten und Waschanlagen.
Nach dem wie immer guten Nachtessen verschwand ich schon bald in den voll belegten Schlafsaal. In dieser Nacht schlief leider nur einer: der Schnarcher! In solchen Momenten denke ich immer, ich bin die einzige, die wach ist. Es wurde 23 Uhr, es wurde 24 Uhr, dann ein wütendes Zischen:"Mensch, kann denn keiner den Schnarcher anschubsen?" Nein, konnte keiner, alle waren wach und ärgerten sich. Es wurde 1 Uhr, es wurde 2 Uhr und schon durfte ich aufstehen. Eugen saß schon da und nach einem gemütlichen Frühstück zogen wir um 3 Uhr los.
Wir beschlossen über das Galenjoch zum Dürrenhorn aufzusteigen. Mit uns war noch eine andere Seilschaft unterwegs. Dazu geht man zuerst wieder zum Gletscher runter und steigt auf der gegenüberliegenden Seite auf einem Band auf. Der Einstieg ist gut markiert mit Steinmännchen und "Katzenaugen". War man erst nordwestlich unterwegs, wendet man sich nach kurzer Zeit nach links (S), geht über einen Bergrücken und dann steiler werdend zum Galenjoch. Gut, dass ich mich hier nicht um die Wegfindung kümmern musste. Ich war zu der Zeit voll und ganz damit beschäftigt, mich im Schein der Stirnlampe durch Geröll und losen Steinen hinter meinem Partner nach oben zu kämpfen. Dabei wurden wir von der anderen Seilschaft überholt, die diese Schwierigkeiten offensichtlich nicht hatte.
Ab dem Galenjoch (3304m), dass wir nach ca. 2 h erreichten, ging es leichter, aber es fehlten bis zum ersten Gipfel über 4000 m auch noch fast 700 hm! Um 8.50 Uhr kamen wir endlich am Gipfel des Dürrenhorn (4034m) an. Nach einer kurzen Trink- und Fotopause machten wir uns weiter auf den Weg, der noch ein weiter war. Wegen Eugens geschickter Seilführung kamen wir gut voran und schon vor dem Dürrenhorn hatten wir die andere Seilschaft überholt. Weiter ging es zum Hohbärghorn(4219m), dass wir gegen 11 Uhr erreichten. Hier das übliche Prozedere: Trinken, etwas essen, Fotos, weitergehen. Unten auf dem Übergang zum Stecknadelhorn trafen wir eine andere Seilschaft, Vater mit Tochter, die den Nadelgrat von der Mischabelhütte gemacht hatten, jetzt noch mal schnell aufs Hohbärghorn wollten, um dann zur Domhütte abzusteigen. Sie versicherten uns, dass die Verhältnisse perfekt seien und schon trennten sich unsere Wege. Nach eineinhalb Stunden hatten wir den nächsten Gipfel, das Stecknadelhorn (4241m) erreicht. Hier machten wir eine ausgiebige Mittagspause und genossen an einer windgeschützten Stelle das Panorama. Über einen ausgesetzten Firngrat ging es dann weiter Richtung Nadelhorn (4327m). Im Quergang unter dem Gipfel war Gott sei Dank eine gute Spur ohne Blankeis, sodass wir hier ohne Probleme weiter kamen. Das Gipfelkreuz in Sichtweite motivierte mich zum letzten 4000-er an diesem Tag. Am Kreuz angekommen wollte ich allerdings nicht noch einmal kurz ab- und wieder aufsteigen, um zu dem vermeindlich höheren Punkt, man spricht hier von wenigen Zentimentern(!), zu gelangen. Ich fand, dass das Kreuz hoch genug sei. Der kalte Wind, der uns den ganzen Tag schon begleitet hatte, wurde auf dem letzten Gipfel besonders unangenehm und so zogen wir sofort weiter. Auf dem 'Weg zum Windjoch meinte Eugen dann, ich könne jetzt auch mal etwas an Tempo zulegen. Ich hatte mich schon auf ein gemütliches Latschen gefreut, und jetzt so was! Ich tat mein Bestes und versuchte dann Eugen zu überreden vor dem Ulrichshorn links abzubiegen um sich den letzten Gipfel zu ersparen. Aber nein, es ging nicht und so kam der 6. Gipfel des Tages noch dazu. Der Abstieg zur Hütte ist unproblematisch, aber lang. Obwohl wir noch so spät unterwegs waren, war der Schnee recht fest, was wahrscheinlich daran lag, dass trotz des wunderschönen Wetters ein sehr kalter Wind blies.
Nach einem Bier auf der Bordierhütte zog es uns dann wieder Richtung Gasenried. Der Abstieg war leider nicht kürzer geworden als der Aufstieg und ab Alpja (2089m) hatte ich keine Lust mehr bergab zu gehen. Alternativ hätte ich mich jetzt hinsetzen und die Nacht hier verbringen können, doch ich entschied mich für die komfortablere Variante der Übernachtung im Chalet. Also noch einmal 400 hm runter nach Gasenried, wo uns dann der beste Ehemann mit dem Auto abholte.
Fazit: eine lange, traumhafte (oder sollte ich sagen eine traumhaft lange) Tour bei gutem Wetter und guten Verhältnissen. Die Kletterstellen waren alle zu dieser Zeit gut machbar: nicht schwer, aber oft recht ausgesetzt. Ein besonderer Dank geht von dieser Stelle an Eugen, der diese Tour mit mir gewagt und mich sicher und umsichtig die Berge hinauf und auch wieder hinunter geführt hat!
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