Wilder Kasten (2544 m) - drei Allgäuer Gipfel in einem Zug


Publiziert von 83_Stefan , 16. August 2011 um 00:48.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:13 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Durch's Lechtal nach Steeg und auf einem schmalen Bergsträßchen nach Oberellenbogen. Dort nur wenige Parkmöglichkeiten am Rand der schmalen Straße.

Die Berge südlich des Hohen Lichts erhalten selten Besuch. Der nahe Heilbronner Höhenweg zieht die Besucher einfach mehr in seinen Bann. Sei's drum, der Individualist freut sich. Will man dort mehrere Gipfel an einem Tag besuchen, wird man wohl einen großen Höhenunterschied in Kauf nehmen müssen, denn die Gratüberschreitungen von Gipfel zu Gipfel sind für Otto Normal einfach nicht drin. Sie bewegen sich meist in den Schwierigkeitsgraden III und IV und sind gefährlich brüchig.
Mit Oberellenbogen bei Steeg im Lechtal ist ein günstig hoch gelegener Ausgangspunkt vorhanden. Die mit markiertem Weg versehene Ellbognerspitze ist uns zu gewöhnlich, also bieten sich ihre östlichen Nachbarn an: Peischelspitze, Wilder Kasten und Wildmahdspitze. Allesamt raue, markante Gesellen und damit für uns wie geschaffen.
Start am Mobilfunkmast in Oberellenbogen und der Teerstraße nach oben folgen. Nach einem letzten Haus zweigt nach links der Steig durch die Wiese ab und führt an einer Hütte vorbei in den Wald hinein. Er leitet nach Nordwesten auf einem Rücken hinauf. Dort wird's zackig steil und man kommt ordentlich ins Schwitzen, bis die Sattelebene, ein kleiner Weidefleck, erreicht wird. Dem Steig noch etwas folgend, kommt man zu einer neuen Blockhütte, wo ein Wegweiser auf die rechte Seite des Rückens in Richtung Wilder Kasten weist. Nach kurzer Zeit verlaufen sich die kläglichen Steigspuren vollständig, aber die Querung der bald folgenden Reiße ist bereits gut zu sehen. Danach folgt man den Steigspuren noch etwas durch die Latschen, um dann weglos auf einem Rücken nach oben ins Peischelkar zu gelangen. Durch den Karboden in leichtem Auf und Ab auf den bereits lange sichtbaren Gipfelkörper der Peischelspitze zu. Westlich des Gipfelaufbaus (also unmittelbar links davon) bietet sich eine Scharte zum Aufstieg an: Über gut gangbaren Schutt und später über Felsen (bis I+) wird der Grat erreicht, der in wenigen Minuten hoch zum Gipfel leitet (einem Aufschwung kann gut in die Nordwestflanke ausgewichen werden). Am Gipfel ein Steinmann, leider kein Gipfelbuch.
Entweder den Aufstiegsweg zurück ins Kar oder auf dem Grat in Richtung Wilder Kasten abwärts bis kurz vor die Einsattelung direkt nach dem Gipfelaufbau. Dort bietet sich eine günstige Abstiegsgelegenheit ins Kar: Über Felsen (bis I+) und später durch Schutt geht's unproblematisch nach unten. Wieder im Kar hält man auf den kleinen See und den sich dahinter befindlichen Rücken zu, der zum Gipfelkörper des Wilden Kastens führt. Der Rücken schnürt sich zu einem Grat zusammen und leitet in Richtung Gipfel hinauf. Die beste Route ist vorgegeben: Am Gipfelaufbau weisen alte rote Markierungen und Steinmänner den Weg. Immer in Gratnähe, im Zweifel nach links ausweichend, wird so der Gipfel erklettert (bis I+). Hier wartet ein Kreuz und ein Gipfelbuch, unter anderem mit einem Eintrag von ADI und trainman.
Zurück geht's auf dem Anstiegsweg, bis der breite Rücken wieder erreicht ist. Dort sieht man einen schwachen Gamssteig, der das südöstlich unter dem Wilden Kasten gelegene Kar quert. Auf ihm zum jenseits des Kars gelegenen Rücken hinüberqueren. Die Spuren sind zwar nur schwach ausgeprägt, aber ohne größeren Latschenkampf wird der Rücken erreicht. Hier überblickt man gut den weiteren Anstiegsweg zur Wildmahdspitze: Südöstlich vom Gipfelkörper zieht eine Schuttreisse herunter. Diese gilt es zu erreichen. Dort trifft man auf die mittlerweile offiziell markierte Route. Spuren sind fast nie zu erkennen und die Markierungen sind oft ungünstig angebracht, aber der Routenverlauf ist klar: Es geht den Schuttstrom nach oben und dann quert man auf dem markanten Geröllband den Gipfelaufbau bis zu dessen Westseite. Durch Felsgelände (bis I+, eine Stelle knapp unter dem Gipfel ist mittels Sicherung entschärft) geht es hinauf zum höchsten Punkt der Wildmahdspitze, das Kreuz ist um einige Meter in Richtung Lechtal versetzt. Die Wildmahdspitze ist einer der am seltensten besuchten Allgäuer Berge - bei unserer Besteigung am 13. August haben wir den erst siebten Eintrag des Jahres 2011 im Gipfelbuch hinterlassen. Ein äußerst lohnender Berg für den Individualisten.
Man folgt der Anstiegsroute über die Schuttreisse ins Hintere Wildmahdkar hinab. Der offiziell markierte, aber nur schwer aufzufindende Weg führt am grasigen Rücken und später westlich davon hinunter und verläuft sich irgendwann vollständig im Wiesenhang. Dort konnten wir auch keine Markierungspfosten mehr erkennen und sind direkt über die Grashänge durch teils hüfttiefes Gestrüpp im Steilhang zum breiten Fahrweg abgestiegen. Auf ihm südwestwärts, bis ein gut ausgetretener Steig (Wegweiser) nach Oberellenbogen abzweigt, der zurück zum Ausgangspunkt führt.

Schwierigkeiten:
Peischelspitze: T4+, I+ (AV-Führer: II).
Wilder Kasten: T4+, I+.
Wildmahdspitze: T4+, I+.

Fazit:
Aussichtsreiche Gipfel, sehr einsam. Eine äußerst abwechslungsreiche Rundtour, nicht übermäßig schwierig. In der neuesten AV-Karte ist sowohl auf den Wilden Kasten, wie auch auf die Wildmahdspitze ein durchgängiger Weg eingezeichnet. Das ist irreführend, denn der Weg zum Wilden Kasten ist auf weiten Strecken nicht markiert und nur sehr schwach ausgetreten, zur Wildmahdspitze ist er zwar (schlecht) markiert, verläuft sich aber im Wiesengelände. Also eine nahezu weglose Tour, die Orientierung ist allerdings einfach. 5*-Tour!

Mit auf Tour: Bäda.

Kategorie: Allgäuer Alpen, 5*-Tour, 2500er, T4.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (2)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 16. August 2011 um 09:07
Hallo, Stefan!

Klassetour, Klasse Bilder! Ich kenn's ja vom Frühjahr...

VLG, ADI

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. August 2011 um 22:47
Hi ADI! Vielen Dank! heute habe ich schon wieder einen Gipfelbucheintrag von dir gefunden, nämlich auf der Ruederkarspitze. Nur am Sonntag auf der Viererspitze hab ich vergeblich gesucht. Beste Grüße nach "MONACO" ;-) !


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