Wilder Kasten (2543 m), Ellbognerspitze (2553 m) - unterwegs in allgäuer Einsamkeit


Publiziert von gero , 11. August 2014 um 17:42.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:10 August 2014
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1690 m
Abstieg: 1690 m
Strecke:Hinterellenbogen - Oberellenbogen - Sattelebene - Wilder Kasten - Peischelkar - Ellbognerspitze - Sattelebene - Steeg - Hinterellenbogen (14,8 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Variante 1) gebührenfreier P an der Lechstraße mittig zwischen Steeg und Hinterellbogen (ca 1110 m) Variante 2) von Steeg hinauf nach Ebene und weiter nach Oberellbogen an den östlichen Rand (ca. 1350 m), dort 3 kleine P (gut 200 Hm weniger gegenüber Variante 1)
Kartennummer:Freytag & Berndt WK 351 (Lechtaler - Allgäuer Alpen)

Wieder ein unerwarteter Schönwettertag - und nochmals eine prächtige Rundtour im südlichen Allgäu. Los geht es bei aufkommender Morgendämmerung am P zwischen Steeg und Hinterellenbogen (ca. 1110 m); von Anfang an weist die Beschilderung hinauf nach Oberellenbogen (sowie zum Wilden Kasten und zur Ellbognerspitze): zunächst durch Hinterellenbogen die Asphaltstraße über 3 Kehren hinauf, kurz vor dem obersten Haus des Ortes bin ich überrascht: der Wegweiser führt weg von der Straße hinein in die Wiese! Aber das ist richtig, nur zu: lauter rote Pfosten führen steil mitten durch die üppige Wiese hinauf nach Oberellenbogen (1325 m, knapp 1 Std.). Hier trifft man auf die kleine Asphaltstraße, die von Steeg via Ebene heraufkommt und die wenigen Gehöfte von Oberellenbogen mit dem Rest der Welt verbindet.

Nun immer der Beschilderung Richtung Sattelebene, Wilder Kasten und Ellbognerspitze folgen - auch in Oberellenbogen wird man nochmal quer durch des Bauern beste Wiese geleitet (man lernt ja als braver Bürger, daß man eben NICHT mitten durch Wiesen zu latschen hat, und als bekanntlich gesetzestreuem Menschen fällt es mir anfangs auch schwer, gegen dieses Grundprinzip ordentlichen Benehmens zu verstoßen - aber hier ist die Sache klar, vielleicht haben sich Gemeinde und Eigentümer bei der Ausweisung der Wanderwege auf einen Konsens geeinigt).

Am oberen Rand von Oberellenbogen am Waldrand entlang nach links (westlich), es folgt eine Forststraße und dann nach kurzer Zeit geht es von dieser ab, steil durch dichten Wald hinauf zur Sattelebene (1859 m, gut 2 Std. seit Abmarsch). Die Sattelebene ist ein lauschiger Wiesenplatz am oberen Waldrand, mit einer "Ebene"im Sinne dieses Wortes hat der Platz nichts zu tun: steil setzt hier der Südgrat der Ellbognerspitze an. 2 Jagdhütten stehen hier, dazu eine einladende Bank mit Tisch: auf dem Rückweg werde ich hier eine wohlverdiente Rast einlegen.

Nach einem Aufschwung von etwa 80 Hm kommt man an einer weiteren Hütte vorbei; hier teilt sich der Weg: nach links gehts auf gut markiertem Steig zur Ellbognerspitze (mein späterer Abstieg), nach rechts zunächst pfadlos Richtung Wilder Kasten. Genau dies ist mein erstes Tagesziel. Der folgende Wiesenhang wird in gleichbleibender Höhe (etwa 1900 m) gequert in Richtung auf die steinige Klamm eines kleinen Baches, welche die weiten Rasenhänge wie eine Furche durchschneidet. Dort drüben ist dann auch kurzzeitig ein Steig vorhanden, der sich nach Querung des Bachbettes sofort wieder im Wiesen- und Latschengelände verliert. Ab dort sucht sich jeder selbst seinen Weg - es geht immer aufwärts über steile, jedoch unschwierige Wiesen; Zielpunkt ist der Ansatz des Südgrates des Wilden Kasten, er ist schon schon seit Sattelebene unverwechselbar zu erkennen. Ich bin absolut allein auf dieser Welt - um mich herum nur Gemsen und Alpenrosen, welch eine Idylle an diesem frühen Morgen!

Etwa 4 Std. nach Abmarsch stehe ich am Ansatzpunkt des Südgrates des Wilden Kasten (ca. 2300 m) - Zweifel kommen auf: DA soll man hinaufkommen? Es ist wirklich ein wilder Kasten, der sich hier aufbäumt: Blöcke, Schutt, Abbrüche .... irgendwie ein chaotisches, abweisendes Gelände. Ich konsultiere nochmals den AV-Führer, aber hier steht es ausdrücklich: ohne Schwierigkeiten in 45 Minuten zum Gipfel, allen Schwierigkeiten des Geländes kann man ausweichen. Also los - und tatsächlich: immer, wenn sich ein zweifelhafter Absatz, eine brüchige Rinne, unschönes Gelände in den Weg stellen, findet sich eine gangbare Umgehung des Hindernisses. Eine detaillierte Beschreibung erübrigt sich; den vielen kleinen Steinmännern folgend, erreiche ich nach weiteren 40 Minuten des Gipfel des Wilden Kasten (2543 m). Hier und da, gerade am letzen Gipfelaufschwung, muß man dem I. Grad gewachsen sein und ein bißchen kraxeln, das Gelände ist hochalpin, aber nie heikel oder gar wirklich schwierig. Trittsicherheit wie üblich selbstverständlich. Seit Abmarsch benötigte ich 5 Std.

Das Gipfelbuch dieses einsamen Berges stammt von 1993, ist also 21 Jahre alt (aber sehr gut erhalten!) und bei weitem noch nicht voll. Die meisten Bergsteiger kommen von der Ellbognerspitze herüber, die mein nächstes Ziel ist. Deshalb ruft mich schon nach kurzem Verweilen der Weiterweg, das Wetter ist wie immer in diesem Sommer schwülwarm und wird möglicherweise später umschlagen (ein Trugschluß - es wurde immer besser, aber das weiß man erst hinterher!). Man steigt wieder bis zum Fußpunkt des Kasten-Südgrates ab und quert dann das ganze Peischelkar auf gleichbleibender Höhe von etwa 2250m zunächst auf Wiesen, später auf einer breiten Geröllreiße unterhalb der Ellbognerspitze. Hier gibt es ansatzweise einen Steig, der erstaunlich unschwierig, zuletzt ansteigend, auf den Südgrat der Ellbognerspitze hinaufführt (ca. 2350 m). Und hier wird nun wieder ein offizieller Steig mit zahlreichen Markierungen erreicht. Die Querung des Peischelkares ist mit "nur" 30 Minuten zu veranschlagen - weniger, als man schätzt. Nach einer weiteren halben Stunde stehe ich droben auf der Ellbognerspitze (2553 m) - seit Abmarsch in Hinterellenbogen bin ich insgesamt 6 Std. unterwegs.

Der beständige leichte Föhn sorgt für prächtiges Wetter, ich faulenze fast eine Std. auf dem Gipfel herum und genieße die prächtige Aussicht - vor allem hinüber zum Hohen_Licht, auf dem ich vor 4 Tagen stand; es baut sich als breite Geröllpyramide nördlich gegenüber auf, und man merkt deutlich, daß es 100 m höher ist als die Ellbognerspitze.

Absteigend geht es dann den unschwierigen Südkamm hinunter bis Sattelebene (1859 m); auf dem oben erwähnten Brotzeitbankerl lasse ich es mir gut gehen und steige dann einen ostseitigen Alternativsteig nach Oberellenbogen / Steeg. Dieser ostseitige Steig ist genauso steil wie mein westseitiger Aufstieg, liegt jedoch größtenteils in der Sonne und ist für meinen Geschmack deutlich lieblicher als der westseitige Waldsteig. Über Ebene erreiche ich Steeg und nach einem zugegebenermaßen eintönigen 15-minütigen Hatscher auf der vielbefahrenen Lechtalstraße den Ausgangspunkt meiner Bergtour, den P neben der Straße.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 21677.gpx Wilder Kasten und Ellbognerspitze aus dem Lechtal

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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt: sehr apart ;-)
Gesendet am 16. Januar 2015 um 21:12
die Gegend kennen wir ja ein bisschen - drum merk' ich mir diese Tour gern; Danke Georg!

lg Felix


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