Goldrausch am Walensee...


Publiziert von lorenzo , 1. November 2024 um 22:02.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:30 Oktober 2024
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Alvier Gruppe   SG 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 2305 m
Abstieg: 2305 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Tscherlach, Dorf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Kurhaus Sennis
Kartennummer:LK 1135 Buchs; M. Hunziker, Clubführer Säntis-Churfirsten, SAC 1999

Seit den Berichten von Alpin_Rise und Delta von ihrer Überschreitung von Gamsberg und Sichelchamm - was nun auch schon wieder bald 20 Jahre her ist - stand diese Tour, Referenz und Goldstandard für grosszügiges Alpinwandern weit herum, zuoberst auf meiner Wunschliste, lag aber für mich leider nicht gerade um die Ecke oder am Weg, so dass ich sie Jahr für Jahr vor mich her schob. Bis sie kürzlich durch die Schilderung eines Bekannten einer schönen Wanderung von Sennis über Nideri und Höchst zum Voralpsee wieder aus dem Dornröschenschlaf geweckt wurde. Ich studierte auch die Berichte von 3614adrian und von bergamotte, las im Führer nach, wählte als Ausgangspunkt Tscherlach, und fand im Fahrplan günstige öV-Verbindungen mit dem seit einigen Jahren zwischen Bern und Chur pendelnden Interregio Aare Linth. Bei einem ersten Versuch hatte es in der Nacht unerwartet geregnet und das Einstiegsband war unten noch nass, so dass ich zauderte und mutlos wieder abzog. Ich war wohl auch zu weit rechts nahe der Wand eingestiegen, denn auf dem Rückweg erklärte mir ein einheimischer Bergbauer vom Tal, der mit seiner Familie bei einem Aussichtsbänkli am Bräteln war, und die Goldloch-Route vor 20 Jahren letztmals begangen hatte, während sein Sohn diesen Sommer dort hochgestiegen ist, links sei es einfacher. Weiter riet er mir von einem Abstieg über den Faulen Gang ab, denn allein das Gelände unterhalb auf Grossplangg, das er vom Zaunen für seine Jungtiere her kenne, sei schon ausserordentlich steil.

Bei einem zweiten Versuch 10 Tage später war der nahrhafte Zustieg über Verachta zwar nicht kürzer geworden, dafür hatten einige goldene Oktobertage eines verfrühten Martinisommers Gras und Felsen abgetrocknet, und links und in der Mitte war das Einstiegsband tatsächlich einfacher und sogar mit Genuss zu begehen. Das abschüssige Felsband und das abweisende Felsenfenster blieben jedoch auch mir nicht erspart, und dann folgten in der S-Flanke noch ein paar delikate Stellen, bevor der erlösende Gipfelsteinmann des Gamslers vor meiner Nase auftauchte. Elegant und vermutlich fauler als über den faulen Gang gelangte ich durch die N-Flanke wieder hinunter, und unter der durch "phantastische Kühnheit" geprägten W-Kante erreichte ich mühelos den Schiffberg. Der Abstieg über seinen sehr steilen W-Grat erwies sich bei diesen trockenen Verhältnissen und den gut ausgetretenen Wildwechseln indes als reinster Steilgrasgenuss. Da Gras und Felsen N-seitig doch noch feucht waren, zog ich für die Traversierung von der E zur W Schifflochlücke den N Umgehungsbändern den Gang über den Grat vor, der an allen 3 Gendarmen herausfordernde Kletterpassagen bot. Nun konnte es nur noch einfacher werden, und das wurde es auch. Der Aufstieg zum Sichelkamm sparte nicht mit packenden Aussichten zum Voralpsee und zum Alpstein, und beim Abstieg über den wunderbaren Chnorren zogen mich immer wieder die Churfirsten über dem Walensee in ihren Bann. Durch raschelndes Herbstlaub kehrte ich ins Tal zurück, wo mir das anmutige Chilchli von Tscherlach, hinter dem die Churfirsten in der Abendsonne verglühten, beim Warten auf den Bus nach Walenstadt Gesellschaft leistete.

Gamsberg
Aufstieg S-Flanke (Goldloch-Route): von der Bushaltestelle Tscherlach (ca. 445m) auf der Dorfstrasse zu P. 451, und zuerst gelben, dann weiss-roten Markierungen (wr) folgend über Verachta (1233m), Bruch (1301m) und Büchel (1491m) zur Brücke über den Sagenbach (ca. 1400m). E von diesem auf einem Fahrweg bis vor P. 1455, dann auf Pfadspuren über Weide und Geröll zum Einstieg bei ca. 1700m, 2h 30min-3h, T3. Nach NW über den Sagenbach (ggf. Altschnee) zum Beginn der oberen felsigen von 2 markanten Rampen (die untere ist grasbewachsen). Über zuunterst mit Kies bedeckten Fels links haltend zu einem Riss, diesem entlang hinauf, dann über abwärtsgeschichtete Platten (II) und Gras hoch zum Goldloch, an diesem vorbei, und auf eine mit Legföhren bewachsene 1. Rippe. Ansteigende Querung auf steilem Gras zu einem kurzen abdrängenden Felsband, und auf diesem ausgesetzt (II) hinunter in einen Graben (alter Hk mit Schlinge). Durch eine lange plattige Kaminrinne (1 Bh) zu einem von unten sichtbaren Felsenfenster in einer 2. Rippe, durch dieses hindurch (III) und von der anderen Seite einfach auf die 2. Rippe. Über diese auf steilem Gras und plattigen Schrofen (I-II), weiter oben ein zackiges Felsgrätchen passierend (Zacken z.T. E umgehbar) zum Gipfel (2385m), 1h 30min-2h, T6+. Ev. Abstecher über den coupierten WSW-Grat (Pfadspur, Stellen I) zum W-Gipfel (ca. 2365m) und zurück, 15min, T5. Insgesamt 4h 15min-5h 15min.

Abstieg N-Flanke: vom Gipfel (2385m) über den ENE-Grat (Pfadspur, Stellen I) in den Sattel ca. 2330m W vom E-Gipfel. Nach W auf abschüssigen Schrofen einer guten Pfadspur folgend schräg durch die N-Flanke hinunter, und zuletzt zwischen 2 Felsrippen steil hinab (I) ins Geröllkar. N ausholend die von den Wissen Frauen herkommende Rippe bei ca. 2140m queren, und nach SSW auf Geröll und Gras zum Sterenbergsattel (ca. 2160m), 30-45min, T5.

Schiffberg
Aufstieg E-Grat: vom Sterenbergsattel (ca. 2160m) N entlang der felsigen unteren Grathälfte auf Gras hinauf und über den oberen kurzen Gras- und Schrofenkamm ausgesetzt zum Gipfel (2195m), 15min, T4.

Abstieg W-Grat: vom Gipfel (2195m) auf steilem Gras (grösstenteils Wildwechsel mit guten Gamstritten, Felsen z.T. locker) zuerst nach W, dann nach NW hinunter auf eine Grasrippe, nach SW hinab zum Daumen, N an diesem vorbei, wieder nach NW zum Grat, und diesem folgend weiter hinab, und zuletzt nach SW leichte Felsen querend (I) zur E Schifflochlücke (ca. 2095m), 15min, T6.

Schiffloch
Traversierung E-W-Schifflochlücke: von der E Schifflochlücke (ca. 2095m) über eine felsdurchsetzte Graskuppe  einfach vor den 1. Gendarm, der direkt erklettert wird (3m, III, z.T. brüchig). Weiter über den Grat auf Gras und Schrofen zum 2. Gendarm, von dem über steile Schrofen und Fels abgeklettert wird (5m, II, brüchig). Über einen plattigen Aufschwung (II) und Gras zum 3. Gendarm (ca. 2115m) , von dem ein steiler Schrofengrat zur W Schifflochlücke (ca. 2105m) führt, 15-30min, T6.

Sichelchamm
Aufstieg E-Flanke-NE-Grat: von der W Schifflochlücke (ca. 2105m) zunächst über die E-Flanke auf steilem Gras zu einer Schulter, und über diese unter einen Schrofen- und Felsriegel hoch, bis auf einem Grasband zwischen Felsen hindurch schräg hinauf nach NW zum NE-Grat gequert werden kann. Auf diesem über Gras (Pfadspur) und leichte Felsen (I), dabei an einem Felskopf vorbei und einige Aufschwünge passierend, zum Gipfel (2268m), 30min, T5.

Abstieg SSW-Grat (Chnorren)-S-Rücken: vom Gipfel (2268m) über den coupierten Chnorren (Pfadspur), dessen oberes Drittel felsig (Stellen I), das mittlere grasig (2 Gendarmen können überklettert, II, oder E umgangen werden), das untere wiederum felsig (I) und überwachsen ist, zu P. 2043. Nun nach SE über mit Grasstreifen durchsetzte Platten hinunter zum S-Rücken, und über diesen auf einem guten Pfad (ab 1655m eingezeichnet) z.T. durch Legföhren und Stauden und zuunterst durch Wald über Falggelen hinab zum Wegweiser am Bergweg (1507m), 1h, T4. Von hier auf der Zustiegsroute zurück, 1h-1h 30min, T3. Insgesamt 2h-2h 30min.

Total 8-10h.

Verhältnisse: bei leichter Bise wolkenlos und mild, Nebelmeer über dem Rheintal und dem Bodensee sowie über der Linthebene und dem Zürichsee bis ca. 800-1000m. Wege, Gras und Fels weitgehend trocken, in der Rinne des Sagenbachs vor dem Einstieg in die Goldloch-Route mit Schotter bedeckter aufgeweichter Altschneekegel, in der Gamsberg N-Flanke z.T. feucht und Rauhreif, dort zudem kleine harte Schneereste.

Material: Leichhelm und -gurt, und für alle Fälle altes Eisgerät, 30m 6mm Reepschnur, 1 Schlinge, 1 Express (nicht gebraucht) zu üblicher Alpinwanderausrüstung.

Fahrplan: 7.30 Start, 9.15 Brücke über den Sagenbach, 9.45 Einstieg Goldloch-Route, 11.30 Gamsberg, 12.30 Schiffberg, 13.30 Sichelchamm, 14.45 Abzweigung Chnorren, 16 Uhr retour.

Tourengänger: lorenzo


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